Fragen zu Holzfeuchte

bikemaniac

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Hallo,

1. Wenn man im freien Holz trocknet erreicht man scheins eine Holzfeuchte von 12-15%.

Frage: Aber was passiert wenn man jetzt das Holz in einem Haus für ein Möbelstück oder eine Konstruktion verwendet? Geht dann die Holzfeuchte weiter runter? Und wie lange dauert es?

2. Wenn man Möbelholz im Ofen trocknet versucht man scheins die Holzfeuchte von 6-8% zu erreichen.

Frage: Passen diese 6-8% für ein Haus mit einer releativen Feuchte von sagen wie mal 60%, also alles bleibt stabil? Was passiert wenn die relative Feuchte im Haus zB auf 80% steigt (oder wenn man das Möbelstück in einem feuchten Keller lagert)? Nimmt das Möbelholz dann wieder Feuchte zu sich und alles wird wieder krumm? Was passiert wenn man das Möbelstück nach zB 1 Jahr wieder bei 60% rel Feuchte lagert - geht dann alles wieder in sein Ursprung zurück?

Lucas
 

Gelöscht stwe

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Such mal nach einer Tabelle mit der Holzausgleichsfeuchte. Beispielsweise hier: https://www.dielen-parkett-holzhandel.de/informationen/tipps/ausgleichsfeuchte/

Zu deiner 1. Frage: Angenommen, in dem Raum, in dem das Möbelstück später steht hat es 20°C und 60% Luftfeuchtigkeit. Dann erreicht dein Holz laut Tabelle eine Holzausgleichsfeuchte von 10,8%. Das wird in der Regel einige Wochen dauern.
Weiter gerechnet: Das heißt, die Holzfeuchte geht im Extremfall von 15% auf 10,8%, d.h. 4,2 Prozentpunkte zurück. Damit kannst du jetzt die Schwindmaße berechnen. Angenommen du hast eine Tischplatte aus Buche mit eher liegenden Jahresringen, dann musst du mit einem differentiellen Schwindmaß von ca. 0,4 %/% rechnen (https://www.schroeder-hoffert.de/wp-content/uploads/2018/05/Schwind-Quellverhalten.pdf). D.h. für jedes % Holzfeuchteänderung schwindet die Platte um 0,4% in tangentialer Richtung. Eine 100cm breite Tischplatte würde damit 4,2% * 0,4%/% = 1,68% schwinden, d.h. 1,68cm! Das ist aber natürlich ein Extremfall, dem man durch geeignete Holzauswahl, Verleimregeln etc. entgegentreten kann.

2. 6% sind schon fast zu wenig, auch da hast du in dem oben genannten Raum (20°C, 60% Luftfeuchtigkeit) eine Änderung von 4,2%!. 8-10% Holzfeuchte sind da schon eher ideal, da wird sich nicht mehr viel ändern.
Wenn die relative Luftfeuchtigkeit auf 80% steigt, dann nimmt das Holz nach ein paar Wochen eine Holzausgleichsfeuchte von 16% ein (bei 20°C) Raumtemperatur. Wenn du dann nach einem Jahr das Möbel wieder bei 60% lagerst dann nimmt auch die Holzausgleichsfeuchte ab. Ob dann das Möbel so aussieht wie vorher, kommt stark auf die Konstruktion an und ob diese das Quellen und Schwinden des Holzes auffängt.
 

bikemaniac

ww-ahorn
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Danke für deine Antwort.

Weiterhin: Ein Sägewerksmeister hat mir erzählt, dass es etwa 1 Jahr dauert um 25mm starke frische/grüne Bretter/Dielen zu trocken (luft, kein Ofen). Also 1 Jahr pro 25mm, 2 Jahre pro 50mm usw. Und wenn das Holz erst trocken ist, dann kann das Holz VIEL schneller Feuchtigkeitsschwankungen mitmachen. Du schreibst ja etwas von ein Paar Wochen um von 10% auf 16% zu gehen. Also dauert die Ersttrocknung sehr lange (minimum 1 Jahr) und danach geht alles ziehmlich schnell (also nur für ein Paar Wochen das Holz im Zimmer akklimatisieren lassen). Ist das korrekt?
 

jochen-steini

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Habe im Frühsommer 5m lange Dielen gekauft, Stärke 44 mm, Breit ca. 40-45 cm.
Baum wurde im Frühjahr geschnitten. Dielen aufrecht draußen unter Dach gelagert, wenig Sonne.
Nach dem Kauf habe ich die Dielen weiterhin mit wenig Sonne gelagert unter dem Balkon, kein Regen kommt dort hin.

Habe vor 3 Wochen 2 Dielen aufgeschnitten. Mich hat interessiert, wie feucht das Holz ist.
Außen 10% und in der Mitte zwischen 12-14% Restfeuchte. Gemessen mit einem einfachen Holzfeuchtemessgerät.

Habe ich jetzt bei mir im Wintergarten gelagert. Sehr warm und öfter mal Sonne drauf. Feuchte bei 8-10%.
Holz hat sehr, sehr wenig Risse durch die Trocknung bekommen (Esche).

M.E. dauert es nicht so lange mit dem Trocknen.
 

Holzwerker1984

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8-10% ist doch in Ordnung. Wenn es innen nicht deutlich feuchter ist, dann tut sich da nicht mehr viel im Innenraum
Welches Messgerät hast du denn? Und wie hast du gemessen?
 

Johannes

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jochen-steini

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Danke teluke. Merlin habe ich mir angesehen, sind mir aber dann doch zu teuer.
Johannes, hast du eines von Gann bzw. welches kann man von Gann empfehlen?
 

Johannes

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Danke teluke. Merlin habe ich mir angesehen, sind mir aber dann doch zu teuer.
Johannes, hast du eines von Gann bzw. welches kann man von Gann empfehlen?

Hallo,
ja ich habe ein Gerät von Gann, aber ich kann da keine Empfehlung geben, da meins schon ~25Jahre alt ist und nicht mehr angeboten wird.

Es grüßt Johannes
 

Mitglied 59145

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Die günstigsten reichen da, alles von Gann hat bisher funktioniert. Jedenfalls mit Nadeln. Aber günstig ist da relativ.
 

bikemaniac

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Die Geräte mit Nadeln messen wohl nur den kürzesten Weg zwischen den Nadeln, also entlang der Oberfläche und nicht in der mitte von 50mm Stücke. Oder bin ich da falsch dran?
 

teluke

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Auf das Messgerät muss man sich verlassen können.
Ob das nun aber 9% oder 8% anzeigt ist wurst.
Holz, auch aus einer Trocknung ist nie gleichmäßig trocken.
Da kann schon sein dass man an dem einen Stück 7% und an einem anderen aus der anderen Trocknerecke 9%.

Beide Werte können ohne weiteres zusammen verbaut werden.

Ich messe im Verlauf des Trocknens jeden Tag einal an 2-3 Stellen (immer denselben). Da habe ich einen guten Überblick über den Trochnungsverlauf.
Wenn ich dann zufrieden bin und den Trockner abstelle messe ich wochenlang überhaupt nichts, für was auch.
Wer misst misst Mist, wer viel misst misst viel. na lassen wir das.

Viel wichtiger als die exakte Holzfeuchte ist die holzgerechte Konstruktion.
Bevor ich einen Trockner hatte habe ich auch Möbel gebaut. Dazu habe immer lufttrockenes Holz genommen und hatte damit auch keine Probleme.
Mit Trockner gehts halt viel schneller.
 

jochen-steini

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Hat mir natürlich keine Ruhe gelassen, dank @teluke :emoji_wink:
Habe mir von einem Freund (Kaminkehrer) 2 Feuchtemesser besorgt. Beide mit Einschlagspitzen und beide Geräte dieses Jahr geeicht worden.
Ergebnis ist, dass mein derzeit zuhause im Wohnraum gelagertes Holz eine Feuchte von 11-12,5% Restfeuchte anzeigt - mit beiden Geräten.

Etwas enttäuscht habe ich dann in meiner Küche Multiplexplatten gemessen (die Löcher sind mir egal - kommt ja eh weg, da ich eine neue basteln will)
Dann auch noch im Vollholz gemessen. Alles was ich gemessen habe lag in der Küche bei 12-13%.

Wenn das seit 2 Jahrzehnten "gelagerte" Holz in der Küche eine solch hohe Restfeuchte hat, frage ich mich wozu die Trocknung auf 8-10%??
Die entzogene Feuchte wird dem Holz langsam wieder hinzugefügt und das Holz dehnt sich aus.

Ich vermute auch, dass das Holz in den Möbeln (z.B. Wohnzimmer) auch nicht unter 10% Restfeuchte liegt. Muss ich mal noch messen an einem uralten Kiefernschrank.

Wie von teluke geschrieben denke ich, ist die holzgerechte Konstruktion das a und o und weniger die exakte Holzfeuchte.

P.S. das große Gerät kostet über 600€ und das kleine Handgerät ca. 230 € - also nichts billiges. Da die Geräte geeicht sind, gehe ich davon aus, dass die Werte stimmen.
 

brubu

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P.S. das große Gerät kostet über 600€ und das kleine Handgerät ca. 230 € - also nichts billiges. Da die Geräte geeicht sind, gehe ich davon aus, dass die Werte stimmen.
Hallo
Vorsicht, wie alt sind die Geräte? Wurde einmal mit einer Darrprobe verglichen? Unser gutes altes Gann zeigte zu feucht an, bis ich wegen zu feuchtem Holz bei einem Lieferanten für Hobelware reklamierte. Dann kam der Aussendienst mit seinem teuren Gerät und die Differenzen wurden sichtbar.
Gann hat dies bestätigt und das Gerät repariert für etwa 1/3 des Neupreises.

Fazit für mich: Immer wieder mit Darrproben oder anderen (neueren) Geräten abgleichen egal wie teuer die Geräte sind. Alternative: Dem Hersteller regelmässig zur Eichung/Prüfung senden.
Gruss brubu
 

Holzwerker1984

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Bei Gann gibt es einen Kalibrierwiderstand. Mit dem kann man überprüfen, ob das Gerät noch korrekt anzeigt.
Auch fast leere Batterien und kleine Beschädigungen an Kabeln führen häufig zu Messfehlern.
Weiterhin sollte man darauf achten quer zur Faser zu messen, nicht längs und keine krummen Spitzen verwenden.
 

jochen-steini

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@brubu ich hatte ja geschrieben, dass beide Geräte in 2022 frisch geeicht wurden. Insofern glaube ich schon, dass beide Geräte richtig anzeigen. Die Test habe ich auch mit beiden Geräten gemacht. Und ja, ich habe quer zur Faser gemessen.
 

elchimore

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@jochen-steini gilt die Eichung über das gesamte Spektrum oder nur für einen bestimmten Bereich? Wenn die im für Brennholz relevanten Bereich geeicht sind, heißt das noch lange nicht, dass sie alle feuchtigkeiten korrekt anzeigen........
Grüssle Micha
 

brubu

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@brubu ich hatte ja geschrieben, dass beide Geräte in 2022 frisch geeicht wurden. Insofern glaube ich schon, dass beide Geräte richtig anzeigen. Die Test habe ich auch mit beiden Geräten gemacht. Und ja, ich habe quer zur Faser gemessen.
Sorry habe ich übersehen. Das Stihl Gerät, wer auch immer der Hersteller ist, macht nicht den besten Eindruck weil keine brauchbare Beschreibung existiert oder ich die jedenfalls nicht finde. Gute Geräte haben eine Holzsorteneinstellung und eine Temperaturkompensation und auch dann gibt es
Abweichungen. Wenn deine Esche wirklich so trocken ist hast du Glück. Esche trocknet nicht leicht. 8- max. 10% Endfeuchte für Möbel sind nicht zu tief. Im Winter ist das Holz in geheizten Räumen wesentlich trockener ab 5-6%, da sind die 8- max. 10% ein guter Mittelwert Sommer/Winter. Es gibt wesentlich weniger Probleme wenn das Holz gut getrocknet ist, weil es wenn die Luftfeuchtigkeit zunimmt nicht sofort die Holzfeuchtigkeit wieder
nach oben anpasst. Dazu braucht es etwa 1,5% Holzfeuchtedifferenz bei normaler Raumtemperatur.
Gruss brubu
 
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