Hallo,
also wenn keiner den Anfang macht, dann mach ich das einmal.
Also aus der Sicht des Ausbilders:
Das wichtigste wäre für mich natürlich, dass der Azubi/die Azubine Interesse am Beruf hat (Das ist ja nicht immer der Fall). Er sollte selbst zu diesem Entschluss der Ausbildungswahl gekommen sein. Nicht durch Eltern, Freunde oder dergleichen gedrängt oder beeinflusst worden sein.
Er muss in jedem Fall einen guten Umgangston, gute Manieren und selbstständiges Arbeiten vorweisen. Nichts ist schlimmer als ein unhöflicher Mitarbeiter, der noch dazu nichts macht.
Handwerkliches Geschick und technisches Verständnis wären natürlich von Vorteil, aber dafür ist ja auch der Betrieb da. Deshalb ist mir das Engagement wichtiger, als die bereits vorhandenen Fähigkeiten.
Kritikfähigkeit habe ich auch schon oft an Ausbildern vermisst, deshalb kann ich dies nur beschränkt von einem Azubi verlangen. Der Ton macht hier die Musik.
Ich selbst bilde nicht aus, da ich keine Schreinerei habe. Aber ich kann sagen, was ich mir selbst gewünscht hätte als Azubi.
Und zwar einen freundlichen Ton! Das Betriebsklima ist der absolut wichtigste Punkt meiner Meinung nach! Wer schon am Feierabend an den nächsten Morgen denkt und keine Lust hat, wieder in die Arbeit zu gehen, weil Cheffe oder Gesellen sich gegenseitig oder eben mich anpflaumen, wird man auch nicht sonderlich gut arbeiten.
Auch Situationen, in denen etwas schief geht, sollten nicht ausarten. In wildes Beschimpfen oder derartiges übergehen. Verständnis, auch wenn mir klar ist, unter welchem Druck ein selbstständiger Schreiner (oder Chef allgemein) steht, so hab ich meine Mitarbeiter dennoch mit Respekt zu behandeln. Der ein oder andere Chef nimmt es gerne persönlich, wenn jemand etwas verhaut. Ohne zu sehen, dass man es nicht mit Absicht gemacht hat.
Wer nicht arbeitet kann auch keine Fehler machen! Sollte man also lieber nicht arbeiten?!
Ordnung in der Werkstatt halte ich auch für einen wichtigen Punkt. Dinge sollten ihren Platz haben. Es sollte feste Regeln geben, an denen sich der Azubi orientieren kann.
Klare Anweisungen! Wer hat nicht schonmal was versemmelt, weil er etwas nicht verstanden und trotzdem gemacht hat, um nicht den Chef in Rage zu bringen, indem man nochmal nachfragt.
Ich denke das sind auch alles Punkte, mit denen Azubis geworben werden können. Allerdings sehen sie das erst in einem Praktikum oder ähnlichem.
Manch ein Azubi braucht Zuckerbrot und Peitsche, manche nur Zuckerbrot oder nur die Peitsche. Man sollte sich die Zeit nehmen um den Kerl oder die Dame kennenzulernen um auch zu sehen, wie sie arbeiten und wie sie ticken. Azubis haben auch ein Privatleben, gerade in der Phase auch mit vielen Problemen. Dass sie morgens nicht nur für die Arbeit aufstehen und vielleicht noch andere Dinge im Kopf haben, die sie beschäftigen, sollte einem klar sein.
Ist zwar schon ne Zeit her, aber aus der Sicht des Azubis:
Mein Vater war schon Schreinermeister. Im Hinterkopf hatte ich es immer. Mich hat es einfach fasziniert, dass er einfach alles machen konnte, was er wollte
Was die Ausbildung angeht muss ich vorher sagen, dass ich ein sehr guter Schüler war. Ein sehr schlechter Schüler, hat sicherlich genau die Gegenteilige Meinung.
Ich fand die Berufsschule viel zu lasch. Da fallen Stunden aus. Eine Folie wird nach der anderen aufgelegt und muss abgeschrieben werden,....
Allerdings sehe ich auch die Sicht, der Berufsschullehrer. Beim Verhalten der Berufsschüler, die sie heutzutage vor sich haben, wäre ich vermutlich auch mit der Zeit abgestumpft und antriebslos geworden.
Was den Betrieb angeht, so hatte ich eher das Negativbeispiel aus meinen obigen Zeilen erlebt.
Die Lehrgänge fand ich eigentlich super. Zum einen lag die Aufmerksamkeit endlich mal auf den Azubis und Spaß hat es auch gemacht. Gerade die Maschinenkurse finde ich extrem wichtig um die Arbeitssicherheit überhaupt zu gewährleisten. Oberflächenkurse halte ich für sehr praktisch, da ja nicht alle Azubis in ihrer Lehrwerkstatt zum Lackieren kommen.
Werbung habe ich für die Berufswahl nicht gebraucht. Die Schreinerkampagne, Tag des Schreiners,... halte ich allerdings für sehr gute dezente Werbung.
So, das sind meine Gedanken dazu. Werden sicherlich Kritik der ausbildenen, selbstständigen Schreiner hervorrufen. Im Sinne von "den Lehrling mit Samthandschuhen anfassen?! So ein Quatsch!" aber wie gesagt, das kommt immer auf die Person des Lehrlings an.
Ich denke, dass du noch keine anderen Antworten bekommen hast, liegt an der Ausführlichkeit deiner Frage
Schöne Grüße
Manuel