Restauration - Dumme Fragen suchen kompetente Antworten

Checkistry

ww-pappel
Registriert
29. Oktober 2008
Beiträge
11
Ort
München
Hallo,

ich brauche noch einmal ein paar Tips von den Profis, damit mein "Erstlingswerk" einen halbwegs professionellen Restaurierungszustand bekommt. Ich würde mich über jede Hilfe sehr freuen:

Machen kann man sicher viel, aber mein Ziel ist eine möglichst professionelle Restauration.


Frage 1:

Wie weit vergoldet ein professioneller Restaurateur die Rückseite eines alten Spiegels?

Ich würde zu dem schwarz-weißen Bereich im Bild (s.u.) vergolden (hier ist ohnehin wie so eine Art Naht) und den Rest in Naturholz belassen.




Frage 2:

Wie geht der erfahrene Restaurateur mit Schadstellen, wie im u.a. Bild, um?
a) Beläßt er sie so nach dem Motto "das genau sind die Zeitzeugen einer Antiquität"? oder
b) kittet er sie aus und wenn ja mit welchem Füllmaterial




Frage 3:

Meinem Vorbesitzer ist offensichtlich der Aufsatz abgebrochen, der dann wohl wieder aufgeklebt und mit einem Holzstück fixiert wurde.

a) Sollte man das im Sinne des festen Halts einfach so belassen? oder
b) auf jedenden Fall dies Holzstück entfernen? Bei Dieser Variante wüßte ich ganz gerne, wie man Kleber/Leim entfernt und wie oder mit was man den Aufsatz wieder so befestigen kann, dass er richtig festen halt hat.



Wenn Ihr sagt, was man abesten macht, wäre es eine sehr große Hilfe, wenn Ihr mir auch verratet wie man es fachmännisch macht, denn genau deshalb wende ich mich an dieses Forum.

Möglicher Weise ist der Spiegel den Aufwand gar nicht wert. Aber als Brennholz finde ich ihn einfach viel zu schade und zu schön.

Ganz herzlichen Dank breits an dieser Stelle an alle "Helfer".

Gruß

Christian
 

edelres

ww-robinie
Registriert
16. November 2003
Beiträge
2.619
Ort
Redwood City, Kalifornien USA
Spiegelrahmen

Hallo Christian,

Hier im Forum werden keine dummnen Fragen gestell, es gibt keine dummen Fragen, hoechstens dumme Antworten diese sind sowieso hier unerwuescht.

Kompliment zu deinen aussagekraeftigen Bildern und fundierten Fragen!

Zur Frage 1: Sollte die Leiste bei aufgehaengtem Spiegel zu sehen sein, streiche ich diese mit einer dunklen Ockerfarbe. Die Meisten Rahmen aus der Zeit, waren nur an der Stuckauflege/Verzierungen vergoldet. Die Seiten waren Ockerfarbig gestrichen um die Verzierungen besser abzuheben.

Zur Frage 2: Ist Ansichtssache, ich selbst treffe meine Entscheidungen von Fall zu Fall. In deinem Fall wurde ich mit gelbem Wachskitt, gibt es von Clou, die Fehlstellen versiegeln. Diese Art von Reparatur ist wenig aufwaendig, jederzeit rueckgaengig zu machen und nur bei genausestem Hinsehen zu finden.

Das "wie" wurde im folgenden Link behandelt. https://www.woodworker.de/forum/wachskitt-t2872.html

Zur Frage 3: Dies sieht fuer mich original aus, soweit der Aufsatz nicht lose ist, wuerde ich nichts unternehmen.

mfg

Ottmar
 

Checkistry

ww-pappel
Registriert
29. Oktober 2008
Beiträge
11
Ort
München
Hallo Otmar,

vielen Danke für Deine aussagekräftigen und sehr hilfreichen Antworten. Klasse!!!

Zu meiner Frage 1

Wenn ich den Aufsatz betrachte scheint mir, dass er rückseitig unter der derzeitigen "Bemalung" keine Vergoldung hat. Auch andere Farben kann ich nicht festellen. Demnach müßte ich hinten nur ablaugen.

Das ginge konform mit Deiner Info, daß in jener Zeit nur die Stuckgelege vergoldet wurden.

Zu Frage 2:
Kitten mit Clou geht in Ordnung, aber wenn es um Kanten (Vertikal- und Horizontal-Holzleisten) geht? Die lasse ich wohl besser...

Danke nocheinmal

Gruß

Christian
 

edelres

ww-robinie
Registriert
16. November 2003
Beiträge
2.619
Ort
Redwood City, Kalifornien USA
Kontrast Kontrastfarbe

Hallo Christian,

Dass du etwas Ablaugen willst, kann ich nicht verstehen, andererseits besteht dafuer kein von mir ersichtlicher Grund.

Die Zweifarbigkeit bei Rahmen, egal ob vergoldete Schnitzereien oder Stuckverzierungen, wurde angewendet, dass sich der Rahmen/Verzierungen von der Wand loest. Es entsteht der Eindruck, dass der Rahmen staerker erscheint und die Andersfarbigkeit lenkt den Blick auf die Vergoldung usw zurueck. In Museen und Bildergallerien laesst sich der Effekt beobachten, auch an neuen industriell gefertigten Rahmen ohne Vergoldung. In Museen und Gallerien, wird die Farbe so gewaehlt, dass ein Kontrast zur Wand entsteht, oder die Wand wird im Kontrast zum Rahmen getuencht.

Beim Auskitten mit Wachskitt, gehe ich folgendermassen vor, ich haenge den Rahmen, dass das Licht von schraeg hinten kommt. Ich stelle mich ca 2 m vom Rahmen entfernt auf und kitte nur die deutlich sichtbaren Fehlstellen aus. Den Fortgang der Arbeiten, betracht ich laufend. Hier ist weniger besser. Andererseits stellen die Spruenge den Istzustand bezueglich Alter fest und sollten keinesfalls uebertuencht sondern harmonisch in den Gesamteindruck integriert werden. Manchmal verstaerke ich den Kontrast der Spruenge indem ich diese dunkler faerbe.

Ich gehe nach Gefuehl und harmonischen Eindruck, das laesst sich werder Messen noch Wiegen oder genau Beschreiben.

mfg

Ottmar
 

Checkistry

ww-pappel
Registriert
29. Oktober 2008
Beiträge
11
Ort
München
Hallo Ottmar,

Danke noch einmal. Ich hoffe, meine eMail zu Deinem Thema hat Dich erreicht.

Das Ablaugen habe ich aus folgenden Gründen vor:

  • Frontseitig ist die Stuckauflage teils gebrochen und muß ausgebessert werden. Also muß ich ohnehin mit Farbe ran.
  • Wenn ich mit neuer Farbe ran gehe, möchte ich vorher die alte weg haben, damit die Farbschichten nicht zu dick werden.
  • Die gegewärtige Farbe ist teils so dick aufgetragen, dass man die Ornamente nur noch schlecht ausmachen kann.
  • Die gegenwärtige Farbe ist so dick auftragen, dass sich Nasen und Riefen gebildet haben (siehe Bild bei meiner Frage 2)
  • teilweise sind sowohl alte als auch "neue" Farbe abgeplatzt.
  • Die jetzige Farbe wirkt zwar noch auf dem Foto, aber nicht mehr in natura. Sie ist vergleichsweise grau und matt.
  • Ich habe eine Gold-Farbe gefunden, von der ich mir ein besseres Ergebnis erhoffe.

Zuletzt kann ich wie gesagt rückseitig keine alte "Ursprungsfarbe" festellen. Diese, die man an der Stuckauflage frontseitig erkennen kann, ist deutlich glänziger und gelber, als die darüber gestrichene Farbe. Nachdem Du geschrieben hast, dass früher die Spiegel teils gar nicht rückseitig bemalt waren, vermute ich, dass genau das auch auf meinen Spiegel zutrifft. Somit muß (sollte) die jetzt vorhandene (übergestrichene) Farbe hinten weg.

Eine Zusammestellung mit weiteren aussagekräftigen Bildern, die auch die Vorderseite mit ihren Beschädigungen zeigt, habe ich in diesem Thread bereits hinterlegt.
 
Oben Unten