Kiste für Lastenrad mit Bootslack oder Öl behandeln?

bauholzstoffel

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Hallo zusammen,
aktuell baue ich aus Birke-Multiplex eine Kiste für ein Lastenrad. Nun frage ich mich, mit was die Oberfläche behandelt werden soll. Das Fahrrad wird in einer Garage geparkt. Allerdings wird damit sicher auch durch Regen gefahren oder für ein paar Stunden im nassen stehen gelassen. Außerdem werden zwei Kinder die Kiste in Beschlag nehmen.
Bootslack wäre eigentlich meine erste Wahl. Vor allem weil es die Oberfläche sehr hart macht. Allerdings gefällt mir die lackierte und glänzende Optik nicht unbedingt. Hartwach-Öl gefällt mir da bedeutend besser, weil es natürlicher aussieht. Aber wie Robust wird mit Hartwachs-Öl die Oberfläche? Gibt es noch andere Alternativen?

Danke schon mal im Voraus.

Gruß,
Stefan
 

seschmi

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Bootslack ist eigentlich überhaupt nicht hart. Das ist ja gerade der Sinn, dass eine gewisse Verformbarkeit da ist, damit er das Arbeiten des Holzes mitmachen kann. Boote werden ja oft feucht...

Wenn Du etwas Hartes willst, würde ich Parkett oder Treppenlack nehmen. Aber meine Präferenz wäre Öl, weil man das leichter wieder auffrischen kann.
 

WinfriedM

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Sehe ich auch so, Bootslack ist ein weich eingestellter Lack. Ein harter Lack hingegen bringt dir nichts, der platzt nur ab und wenn du irgendwo gegenknallst, veformt sich das Holz unter dem Lack, der kann der beste Lack nichts gegen tun.

Deshalb besser ölen, da machen Macken im Holz nichts und du kannst auch jederzeit voll oder partiell nachölen. Ob ein Hartöl oder Hartwachsöl, dass lässt sich gar nicht so leicht beantworten. Osmo Hartwachsöl sollte gut funktionieren oder ein Osmo Außenöl.
 

Macchia

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wenn das normales MPX Birke ist wird das nach dem
10ten Regenguss aufgehen.
Selbst Marine Sperrholz muss klassisch geschützt werden.

Ein zähelastischer Bootslack wäre für diesen Anwendungsfall m.M nach schon
das richtige.

Epifanes oder International habe ich früher verwendet.
Das sind UV beständige 1 Komponenten Lacke
die in mehreren >3 Schichten aufgebaut werden.

Seidenglanz nur als 2K Lack von Epifanes...
 

seschmi

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Birke neigt meiner Erfahrung nach auch extrem zur Schimmelbildung. Beim Drechseln verwendet man ja gerne stockige Birke wegen der schönen Muster, aber wenn man die selbst trocknet, ist es gar nicht so einfach, dafür zu sorgen, dass sie nicht stockig wird. Irgendwie ist das Holz lecker für Pilze.

Siebdruckplatte wäre eine Alternative, oder simple Dreischichtplatte.
 

Dietrich

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Hallo,

es geht ja hierbei um die Zeiten in denen die Kiste draußen ist, und da muß ich als Freund von geöltem Holz im Innenbereich auf jeden Fall zu einem Lack raten oder zu einem schichtbildenden speziellem Öl.
Klar geht auch Siebdruck, für ein Lastenrad im Design einer LKW-Pritsche.
Die alten hölzernen Steuerhäuser der Binnenschiffer werden gerne mit Benar-Blank von Jotun gestrichen.

Gruß Dietrich
 

Behemoth

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Aus eigener Erfahrung mit dem Bau einer Kiste für ein Lasten Rad kann ich einfachen „Pergola-Lack“ aus dem Baumarkt empfehlen. Meine Kiste ist zwar aus 12mm Siebdruck -Platte aber die Ränder müssen natürlich trotzdem geschützt werden. Nach fast zwei Jahren (auch mit Regenfahrten und Abstellen des Rads im Nieselregen) ist keiner der Ränder aufgegangen oder aufgequollen.

Der Lack glänzt auch nicht, sofern das ein Problem sein sollte. Zeig doch mal ein Bild deiner Kiste, solche Projekte interessieren mich sehr

Viel Erfolg und Spaß mit deinem Projekt!
 

Macchia

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zu #9

Siebdruckplatten sind meist wasserfeste Ausführungen (Fahrzeugbau)

Eine Birke MPX (welche ja schon gekauft ist und verarbeitet) braucht da einen besseren Schutz
als eine Dünn- od. Dickschicht Lasur oder ein Spezialöl.
Hier sind in erster Linie natürlich die Kanten betroffen, die Fläche selbst könnte das
eine Zeit lang vertragen.
Doch ist die Kante mal leicht aufgegangen, geht es ab dann immer schneller.
Da auch meist die Verbindungen an den Kanten liegen (Verleimt, Schrauben etc.) ist
damit auch die Stabilität weg.

Das Ausgangsmaterial war in diesem Fall eine eher ungünstige Wahl...
Man könnte natürlich die MPX-Kanten mit einer aufgeleimten Echtholzkante mittels D4 Leim schützen.
 

bauholzstoffel

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Vielen Dank für die vielen Antworten. Das Holz hat die Kennzeichnung BFU100. Sollte sich also nur durch die fehlende Phenolharzbeschichtung von Siebdruckplatten unterscheiden, oder? Verleimt wurde der Rest mit D3 Leim. Wäre hier D4 Leim notwendig gewesen?

So wie ich euch bisher verstanden habe, kommt entweder Bootslack oder ein spezielles Öl für den Außenbereich infrage. Persönlich tendiere ich zum Öl. Ist das Öl grundsätzlich weniger witterungsbeständig wie Bootslack? Was ist von der Verarbeitung her einfacher?

@Behemoth Bilder anbei. Die Seiten werden noch verleimt und verschraubt. Habe erst überlegt ob ich Dübel verwende, aber ich denke, dass Schrauben noch mal etwas mehr Stabilität geben. Die Front- und Rückwand ist von unten verschraubt.
 

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IngoS

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Hallo,

nun ist es in diesem Fall zu spät, aber für andere, die ähnliches vor haben.
Geschickter sind solche Konstruktionen mit Steckverbindungen, die dann z.B. durch Gurte zusammen gehalten werden. Das lässt sich im Bedarfsfall leicht raumsparend zerlegen.

Gruß

Ingo
 

Macchia

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Wäre hier D4 Leim notwendig gewesen?
besser wäre es gewesen.
Gut ist aber schon mal, dass deine Platten doch wetterfest sind.

Trotzdem würde ich den Kanten besondere Aufmerksamkeit schenken.
Aluprofil geht natürlich auch wenn kein Wasser unterwandert oder mit Epoxy versiegeln.
(wobei Epoxy auch nicht 100% dicht ist)
Ist das Öl grundsätzlich weniger witterungsbeständig wie Bootslack? Was ist von der Verarbeitung her einfacher?
Grundsätzlich ist der Bootslack resistenter, ist aber aufwändiger aufzubringen (mehrere Schichten)
verläuft aber sehr gut und ergibt sehr ansehnliche Oberflächen.
Öl läßt sich sehr rasch auftragen, sollte aber immer mal wieder nachgeölt werden vor allem wenn
das Rad öfter/länger in der Sonne steht. (würde sagen alle 6 Monate)
Etwas Feuchtigkeit wird durchkommen, vor allem da wo das Wasser stehen kann....
und da ist die Birke bestimmt etwas empfindlicher...
habe aber mit Birke im Außenbereich keine Erfahrung... Buche geht gar nicht.

Der Lack hält schätze ich 5-6 Jahre (bei meiner ehemaligen Segelyacht max. 2-3 Jahre bei 5 Schichten) und noch bevor er
ganz spröde wird muss er gründlich angeschliffen, und 2 mal nachlackiert werden.
Bummelt man zu lange, kann man bei 0 anfangen plus komplett abschleifen.
 

WinfriedM

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So wie ich euch bisher verstanden habe, kommt entweder Bootslack oder ein spezielles Öl für den Außenbereich infrage. Persönlich tendiere ich zum Öl. Ist das Öl grundsätzlich weniger witterungsbeständig wie Bootslack? Was ist von der Verarbeitung her einfacher?

Der größte Unterschied besteht hier in der Durchlässigkeit für Wasser. Ein Standardöl, wie Tungöl oder Leinölfirnis, lässt Wasser sehr gut durch. Gegenüber unbehandelt gibts zwar einen großen Unterschied, aber langsam zieht Wasser trotzdem ein. Da kann nach 1-2 h schon einiges an Wasser eingezogen sein. Ein Lack hingegen kann als nahezu dicht bezeichnet werden. Da bleiben die Tropfen auf der Oberfläche, nichts geht ins Holz, insofern du es nicht wochenlang ins Wasser legst. ABER: Eine Lackschicht kann schnell beschädigt werden und dann zieht es dort nahezu ungehindert ins Holz. Das wiederum lässt das Holz dort quellen und lässt Lack weiter reißen.

Osmo Hartwachsöl oder auch deren Außenöle sind so ein Zwischending zwischen Öl und Lack. Wenn man die in mehreren Schichten aufträgt, entsteht da auch eine Schicht, die so gut wie keine Feuchtigkeit mehr durchlässt.

Fazit: Von einem normalen Öl, was kaum schichtbildend ist, würde ich abraten. Ein schichtbildendes Produkt wie Osmo Hartwachsöl kann ich mir gut vorstellen. Lack ebenso. Was schlussendlich die bessere Wahl ist, da bin ich mir gerade auch nicht so sicher.

Kritisch sind vor allem die Kanten. Im Außenbereich hab ich Kanten von Siebdruckplatten zuerst mit Epoxy getränkt. So hält das jetzt freibewittert schon 10 Jahre problemlos.
 

bauholzstoffel

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Wie unterscheidet sich Hartwachsöl von Terrassenöl von z.B Osmo? Auf der Webseite von Osmo ist das Hartwachsöl nur für Verwendung innen angegeben.
 

bello

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Ich habe seit einigen Jahren einige weiß lackierte Kästen aus MPX im Aussenbereich, wobei die bewitterten Kanten unproblematischer sind als die Flächen. Die Flächen mussten schon einmal nachgearbeitet werden, da das Furnier leichte Risse hatte,
Daher kann ich mir vorstellen, dass weicher Bootslack eine gut Wahl wäre. Ich hatte auch mal gesehen, dass ein Hersteller einen matten anbietet. Da müsstest Du mal suchen.
Ich habe Gerüstdielen mit Clou Yachtlack behandelt, die wirken nach zweimaligem Auftrag recht matt. Jansen Bootslack wirkt dagegen sehr speckig.

Beispiel Clou:

DSC04320.JPG
 

Behemoth

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@bauholzstoffel
Danke für die Bilder, sieht recht schick aus (wenn man auf den rohen Holz Look steht). Das zweite Bild wird die Kiste für die Kinder-Beförderung sein, nehme ich an? Leimst du da auch die komplette Kiste? Wie wird dann zwischen der reinen Transportkiste und der Kinder-Kiste gewechselt? Wie machst du das und darf ich fragen um welches Rad es sich handelt? Habe wie bereits beschrieben auch so eine Kiste gebaut allerdings ohne Schrauben und Dübel oder gar Leim. Boden, Front und Rückwand sind am Rad befestigt mit Edelstahl-Schlossschrauben. Die Seiten werden nur eingehängt und anschließend mit einem umlaufenden Spanngurt gesichert.

Das lässt eine gewisse Flexibilität bei der Beladung

Bei Bedarf stelle ich gerne ein Bild ein.

*EDIT:* jetzt habe ich die Bilder nochmal richtig angeschaut und festgestellt, dass die Kiste auf den ersten Bild auf der Seite steht. Also, vergiss bitte meinen Kommentar zu den vermeintlich zwei Kisten
 
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bauholzstoffel

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Die Variante mit zusammen gesteckten Kisten habe ich auch schon gesehen und gefällt mir ziemlich gut. Hatte ich aber bisher einfach nicht in Betracht gezogen. Vllt. beim nächsten Mal.
Werde es zunächst mal mit Osmo Hartwachsöl probieren. Davon hab ich noch etwas da.

Noch mal danke für die vielen Antworten. Ist wirklich klasse, wie hier fundiert und ausführlich geantwortet wird!
 
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