Arbeitsplatte ölen - Arbeitsablauf

20zitronen

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Hallo zusammen,

ich möchte eine Arbeitsplatte für unsere Küche ölen. Material ist Kernesche, das Öl kommt von Armbruster (Haboil).
Die Arbeitsplatten sind in 120 vorgeschliffen. Wie gehe ich jetzt vor?
Meine Vorstellung ist:
1. Platten auf Endmasse zuschneiden
2. schleifen 150 + 180 mit Exzenter, 220 Rutscher
3. anfeuchten, nochmal schleifen 220 per Hand
4. Öl aufbringen nach Herstellerangaben

Hier meine Fragen:
-kann ich das so machen oder sollte ich das besser anders machen?
-muss ich die Platten von beiden Seiten ölen oder genügt die Oberfläche und Kanten? (habe mal irgendwo gelesen, dass sie sich angeblich verziehen, wenn man nur eine Seite ölt)

Danke im Voraus!
 

benben

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Ich würde nur nochmal mit Excenter 120 und 150 schleifen, mir reicht das bei Esche. Anfeuchten mache ich auch nicht, schleife zwischen den Ölungen mit Vlies (P320?).

Von einer Seite reicht, ich mache trotzdem beide, liegt einfach dran das es besser aussieht wenn das Material beim Kunden ankommt. Unterseite ist aber nur einmal und auch nicht so lange eingezogen.

Gruss
Ben
 

carsten

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Hallo

da schließe ich mich Ben an. Korn 220 ist für Esche schon sehr fein, da kann es mitunter zu Flecken kommen das das Öl unterschieldich aufgenommen wird. Anfeuchten ist bei Öl in der Regel nicht relevant, das macht man bei z.B. bei Wasserbeize, da sich durch die Feuchtigkeit dioe Fasern des Holzes aufstellen können und man beim Schleifen leicht wieder die Beize durchschliefen wird. Dieser Effekt ist bei Ölen nicht zu beobachten.
Leider finde ich zu dem Öl keine weiteren Infos wie Verarbeitungshinwise oder Sicherheitsdatenblätter inkl Inhaltsangabe.
 

Komihaxu

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Wenn du kein wasserbasiertes Öl verwendest, kannst du auf das Wässern verzichten.
Falls es doch schief geht - auch kein Problem. Dann lässt du die erste Ölschicht trocknen und schleifst vor dem zweiten Auftrag.

Ich empfehl zum Auftrag einen Küchenschwamm. Erster Auftrag richtig satt, innerhalb der ersten 30 Minuten beobachten, ob das Öl komplett vom Holz weggesaugt wurde, dann sofort nochmal nachlegen. Den Schwamm danach in ein Glas oder eine Metalldose stecken und luftdicht machen, dann kann man den Schwamm auch Tage (teils sogar Wochen) später wiederverwenden.

Das allerwichtigste: Innerhalb weniger als einer Stunde nach dem Ölauftrag mit Küchentuch den Überstand wieder abnehmen!
Einfach mit normalem Zewa drübergehen. Achtung! Selbstentzündungefahr auch Stunden später! Küchentuch danach am besten sofort verbrennen.
 

20zitronen

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Ok Top, dann mache ich es so:
1. Platten auf Endmasse zuschneiden
2. schleifen 120 + 150
3. Öl aufbringen nach Herstellerangaben

Danke für die Anworten!
 

WinfriedM

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Schleif am Ende nochmal mit Hand in Maserrichtung. Beim Rutscher hast du bei Korn 150 oft noch Schleifkringel auf der Oberfläche.

Unterseite braucht nicht zwingend geölt werden, ich würde es trotzdem einmal ölen. Wenn man Feuchtigkeit an den Kanten runterläuft, zieht nicht so viel ins Holz ein.
 

Dusi

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Ich habe mal bei Heiko Rech einen Kurs gemacht zur Oberflächenbehandlung und da sind wir so vorgegangen bei Hartholz:

Schleifen ab 120 bis 360 oder 400. Dazwischen immer Schleifstaub absaugen oder mit einem Staubbindetuch abwischen. Dann satt Öl auftragen (gerne mit einem Schwamm) und 20min anziehen lassen. Mit Küchentüchern oder Lappen überschüssiges Öl sorgfältig (!!!) abnehmen. Meine Erfahrung ist, dass Öl teilweise aus den Poren nochmal aufsteigt in den ersten Stunden, so dass ich die ersten paar Stunden alle 30-60min nochmal nachwische an den sichtbaren stellen. Das wars schon. Benutzt haben wir das Natural Öl.

In dieser Art habe ich viele Werkstücke behandelt und ich halte es für ein Mythos, dass man zu fein schleifen kann bzw. dass dann der Ölauftrag ungleichmäßig werden kann. Warum auch, zumindest nicht, wenn man den feinen Steifstaub abgesaugt hat.

Wenn es besonders samtig werden soll, nehme ich nach ein bis zwei Tagen nochmal ein grünes Schleifvlies und gebe ein paar Tropfen Polieröl auf die Oberfläche und fahre die Oberfläche mit dem Exzenter ab.
 

WinfriedM

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In dieser Art habe ich viele Werkstücke behandelt und ich halte es für ein Mythos, dass man zu fein schleifen kann bzw. dass dann der Ölauftrag ungleichmäßig werden kann. Warum auch, zumindest nicht, wenn man den feinen Steifstaub abgesaugt hat.

Bei farblosem Öl hab ich da auch nie irgendwelche Probleme gehabt. Da kann man so fein schleifen wie man will. Die Frage ist da eher, wie fein macht überhaupt Sinn? Je feiner, um so empfindlicher ist die Oberfläche auch, da sieht man dann jeden kleinsten Kratzer.
 

WinfriedM

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Wird mit dem Rutscher das Schleifbild eigentlich gleichmäßiger als mit dem Exzenter oder nicht?

Exzenter wird gleichmäßiger, weil durch die zusätzliche Rotation weniger deutlich Schleifkringel entstehen. Wenn man vergleicht, muss man natürlich auch die Schleifkreisdurchmesser betrachten. Je kleiner, um so feiner.
 

Rookie77

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Ich lese hier mal mit, weil ich in dem Thema noch nicht so bewandert bin und deshalb derzeit alles mögliche teste, um eine für mich optimale Lösung zu finden.

Vor allem das Thema mit dem Feinschliff finde ich spannend, da es da wohl unterschiedliche Meinungen gibt.

Ich habe auch mal an der Kinderwerkbank meiner Tochter die Buche Leimholzplatte zum Schluss mit einem 2000er Blatt abgeschliffen und danach geölt und muss sagen, dass ich noch nie so eine Oberfläche gesehen habe. Sie war spiegelglatt und man konnte sich fast darin sehen (jetzt bildlich gesprochen). Danach habe ich Hartwachsöl mit dem Schwamm aufgetragen und nach 20 Minuten mit der Bosch Rotex (GET) und einem Poliervlies ins Holz massiert. Den letzten Schritt habe ich je eine Woche später wiederholt, bis ich drei Schichten aufgetragen hatte.

Ob das jetzt aber wirklich eine gute Idee war, weiß ich nicht. Bisher trotzt die Oberfläche aber versehentlich umgeschütteten Flüssigkeiten und sieht weiterhin gut aus. Natürlich wird die Kinderwerkbank nicht so belastet wie eine große Version, aber Macken hat sie auch schon (man muss ja schließlich immer überall kräftig mit dem Hammer draufhauen :emoji_wink:).

Trotzdem würde mich interessieren, ob die Behandlung vergebene Liebesmüh war oder ob das auch funktionieren kann.
 

Dusi

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Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich auch Hartholz bis 400 schleife (Nadelholz bis 180 oder maximal 240). Ich finde, dass man noch einen Unterschied bemerkt bis dahin. Bezüglich der Schichten weiß ich jetzt nicht so genau. Ich nutze das Natural Möbel Hartöl. Das ist wohl recht dünnflüssig und dringt eher in das Holz ein. Man hat mir gesagt, dass mehrere "Schichten" damit keinen Sinn machen, weil wenn man es dick aufgetragen hat das Holz komplett vollgesogen ist und nichts mehr aufnimmt. Damit ist der Schutz vollumfänglich nach einem Auftrag gegeben. Finde ich gut, da man sich damit weitere Arbeiten spart... und mir gefällt die Oberfläche so... insbesondere wenn man es wie beschrieben dann ein paar Tage später nochmal aufpoliert.
 

WinfriedM

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Trotzdem würde mich interessieren, ob die Behandlung vergebene Liebesmüh war oder ob das auch funktionieren kann.

Je feiner du schleifst, um so mehr Glanz bekommst du auf die Oberfläche, insofern du kein Öl verwendest, was Mattierungsmittel enthält. Das kann je nach Objekt schon gut aussehen. Was die Belastbarkeit angeht, da hab ich durch feines Schleifen aber keine Verbesserungen festgestellt. Im Gegenteil, je feiner der Schliff, um so mehr fallen Kratzer auf. Außerdem wird eine glänzende Fläche schnell fleckig, sobald man mal ein feuchtes Glas draufstellt. Denn überall, wo Wasser eindringt, quilt das Holz auf, wird es dann wieder trocken, ist dort der Glanz weg. Macht also matte Flecken. Deshalb finde ich es besser, bei Tischen und Arbeitsplatten keine "Glanzobjekte" draus zu machen.

Ein zweites Mal Ölen ist fast immer sinnvoll, weil das Öl ja etwas nachsackt und so die Oberfläche noch nicht optimal gesättigt ist. Viele Holzöle sperren aber so gut, dass dann auch gut ist. Bei Leinölfirnis hingegen hab ich es auf Buche schon erlebt, dass ich 5 mal nachölen musste, bis die Oberfläche wirklich nichts mehr aufgenommen hat.

Bei der Feinheit des Schliffes gehts auch um Kratzerentfernung. Bei Buche Hirnholz sehe ich bei Korn 240 Handschliff immer noch Kratzer. Die verschwinden erst ab Korn 320.

Nebenher: Maschinenschliff und Handschliff verhalten sich sehr unterschiedlich. Durch die schnelle Bewegung der Maschine ist das Ergebnis deutlich feiner. Andererseits schleift ein Exzenter oder Rutscher auch immer quer zur Faser, was in Sachen sichtbare Kratzer wieder ungünstig ist.
 
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