Tipp: Lack verschmiert Schleifpapier - Hobel als Alternative

Komihaxu

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Ihr kennt das Problem - ein Möbelstück soll eine frische Oberfläche bekommen.
Zuerst muss der alte "Lack" runter.
So ging es mir mit unseren Zimmertüren. Ich habe keine Ahnung, was die letzten 50 Jahre da alles draufgeschmiert wurde :emoji_poop: (oder wie oft).

Du greifst erst mal zum Schleifer. 30 Sekunden später hast du keine Handfläche geschafft, da ist das Papier völlig VERKLEBT: :emoji_rage:
1.jpg
Du versuchst es mit gröberem, offenporigerem Papier und testest sogar moderne Netzschleifmittel. Nichts hilft.


Dann erinnerst du dich an die Methode mit Spachtel und Heißluftpistole und testest zwischen 100 und 600 Grad sämtliche Einstellungen. Nach 30 Minuten testen bei 400° bist du begeistert, wie schnell das eklige Zeug runtergeht. :emoji_sunglasses:
Aber kurz danach bemerkst du Kopfschmerzen und plötzlich geht der Rauchmelder an. :emoji_fearful:
Weitermachen im Garten? :emoji_thinking: Nicht bei 0° Aussentemperatur.
Der Dreck ist von der ersten Türseite mit Heissluft größtenteils runter, probieren wir nochmal das Schleifen. Ergebnis? Nach kürzester Zeit ist das Papier wieder zugeschmiert :emoji_rage::emoji_skull:, es sind noch ausreichend Reste auf dem Holz. Du rechnest kurz aus, was ein Paket Schleifpapier kostet und wie viele du für alle Türen brauchen wirst. :emoji_poop:
Dann erschrickst du kurz und denkst über die nächste Methode nach.


Handhobel? Mal probieren:
2.jpg

Geht VIEL BESSER ALS SCHLEIFEN!
:emoji_heart_eyes:Aber der Dreck verschmiert dir sogar Maul und Sohle vom Hobel und du musst ständig wieder abkratzen, damit der Hobel wieder funktioniert (greift nicht und klebt). :emoji_angry:
Nach ca. 2 Stunden ist die erste Türseite picobello. :emoji_cold_sweat: Alter Lack ab mit dem groben Hobel, danach fein verputzt mit dem Doppelhobel. Braucht man fast nicht mehr nachschleifen.:emoji_thumbsup:
Dann rechnest du die Stunden hoch und fragst dich, ob der Chef dir eine Woche Urlaub genehmigt, um deine Türen alle fertig zu bekommen. Vermutlich nicht. :emoji_expressionless:

Was nun? Du gehst im Kopf dein Werkzeugarsenal durch:
Ziehklinge? Nee, nicht für >15 m² Fläche.
Hochdruckreiniger? Furnierte Echtholztür, lieber nicht.
Sandstrahler? Mist, hab ich nicht.
Feilen/Rapseln: Wird nicht funktionieren.
Oberfräse: Nicht für die Fläche geeignet.
Hobelmaschine: Tür ist zu breit.
Elektro-Handhobel: Nimmt zu viel weg, Furnier ist nur 1-3mm stark.
Abbeizer: Viel Chemie, viel Dreck. Und ob er überhaupt funktioniert?

Du gibst erst mal auf und beschließt, einfach neue Türen zu kaufen. Die Frau kommt mit. Wenn neue Tür, dann aber bitte auch neue Zarge. Haben deine alten Türen eigentlich Standardmaße? Natürlich nicht, 60er Jahre Bau. :emoji_frowning2: Weite Preisspannen möglich, aber es ist was realitisches dabei.
Zuhause fällt dir auf, dass du auch die Fliesen beschädigen wirst, wenn die Türzarge raus muss. Du siehst nach, ob du Ersatzfliesen aufgehoben hast. Hast du, aber nicht genug.:emoji_poop:
Also Türen neu, Boden neu. Und wenn du den Boden im Bad neu machst, dann doch gleich das ganze Bad, ist auch schon gut 15 Jahre alt. Blick aufs Bankkonto, Blick auf den Kalender. :emoji_frowning2:
Du beschließt, dich nochmal mit den alten Türen zu beschäftigen...
 
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Komihaxu

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Handhobel ging doch ziemlich gut. Was ist eigentlich mit dem ELEKTRO-HANDHOBEL? Nimmt der wirklich so viel weg? Du hast ihn noch nie wirklich benutzt, seit der Nachbar ihn dir vererbt hat.
Du lässt es auf einen Versuch ankommen. Reststück Holz auf die Werkbank und einfach mal drüberhobeln. 2mm einen Schlag, das ist zu viel. :emoji_astonished: Vorne ist ein Drehrad zur Tiefeneinstellung. Runter auf 1mm. Immer noch viel zu viel! Nochmal weiterdrehen. Jetzt greift er überhaupt nicht mehr. :emoji_expressionless:
Irgendwie scheint es bei dem billigen AEG-Hobel keine sinnvolle Einstellung zwischen 0 und 1mm zu geben? Du stellst auf 0 und drückst ein bisschen auf die Maschine. Plötzlich ergibt sich ein minimaler Span. Hoffnung keimt auf. :emoji_slight_smile:
Du überlegst, bei welcher Tür die Frau dich zuletzt erwischt, wenn du es versaust und baust die Tür vom Gästeklo aus. :emoji_innocent:

Erste Versuche mit dem Elektrohobel. Ohne Druck drüberfahren? Da passiert nicht viel. Auf 1mm drehen? Traust du dich nicht, dann ist das Furnier durch. Noch ein Versuch, etwas mehr Druck.
Winzige Brösel fliegen aus dem Auswurfloch, die oberste Schicht ist weggekratzt. Mehr Druck? :emoji_thinking:Egal, wird die Maschine schon aushalten. Das sieht gut aus, der Lack ist fast bis aufs Holz weg. Und es hinterlässt kaum Riefen im Holz!

Du probierst weiter. Längs, quer und diagonal zur Faser. Du merkst, dass du mit der Stärke des Drucks extrem fein steuern kannst, wie viel der Hobel abnimmt. :emoji_heart_eyes: Wenn du nicht drückst, nimmt er garnichts weg, du kannst ihn sogar rückwärts ziehen und wie einen Handhobel hin- und herbewegen. :emoji_thumbsup:Bei sehr starkem Druck würde er die gesamte Schicht auf einmal abnehmen, aber das ist zu riskant. Lieber 3x über die gleiche Stelle drüberfahren.

3.jpg

Als die erste Seite der Klotür fertig ist, hast du den Bogen raus. Die zweite Seite schaffst du in weniger als 20 Minuten, obwohl du da noch nicht mal den Lack mit der Heißluftpistole entfernt hast.
Unten am Hobel klebt auch nur wenig fest, das drehende Messer setzt sich (im Gegensatz zum Handhobel) überhaupt nicht zu. Die Hoffnung steigt, du wirst immer geübter und schneller.:emoji_slight_smile:
Jetzt noch ein letztes Eck, dann ist die erste Türe fertig. 20 Minuten pro Türseite, das ist mehr als akzeptabel, da schaffst du am Wochenende die ganze Etage.

6.jpg 7.jpg 8.jpg

Und dann hast du kurz nicht aufgepasst und bist mit der Hobelsohle zu weit über den Rand gefahren. :emoji_rage::emoji_rage::emoji_rage:

4.jpg

Eine Welle Flüche später suchst du im Holzlager nach einem möglichst ähnlichen Holz, wirst fündig. Bewaffnet mit Oberfräse und Leimflasche wird eine Leiste aufgeleimt und später mit dem Handhobel bündig gemacht. Sieht man fast nicht, oder? Die Frau sieht es doch. :emoji_angry: Du hast Glück, es wird von der Türschwelle verdeckt.
Du darfst mit den nächsten Türen weitermachen. Die Zeit steigt auf 30 Minuten pro Türseite, weil du die Außenkanten jetzt lieber mit dem Handhobel nacharbeitest. :emoji_innocent: Ist aber völlig in Ordnung, du denkst während der Arbeit daran, wie lange das Fliesenlegen gedauert hätte.

5.jpg

Jetzt werden noch die Fälze mit dem Simshobel verputzt, das geht viel schneller als befürchtet und mit frisch geschärftem Eisen sind die Fälze in unter 10 Minuten pro Tür bei minimaler Spanabnahme saubergehobelt. :emoji_sunglasses:

9.jpg

Dann noch Schleifen mit Korn 80 (der Festool Rotex ist mit seiner Zwangsrotation Gold wert!), dann noch Exzenter mit 120 und 150.

Dann wird noch Leinölfirnis mit dem Schwamm aufgetragen und fertig ist die Tür. Sogar die Frau ist zufrieden.
Dann fällt dir auf, dass so eine Tür auch noch eine Zarge hat...
 
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Dusi

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Es fehlt nur ein Bild einer schön renovierten Tür... Ich habe mich köstlich amüsiert...
 

zündapp

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Achtung, Hörensagen: Ich habe gehört, manche sagen, das richtige Werkzeug hierfür wäre eine Lackfräse. Andere wiederum behaupten, das Ding könne man ausleihen.

Alle Angaben ohne Gewähr, selbst nie ausprobiert. Ich setze lieber meine Schleifbänder zu....

Gruß,

Wolfgang
 

pedder

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Ich habe zwar eine Lackfräse, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es damit in der Zeit besser hinbekäme. Zumal auch dort sich gern was festsetzt. Und ein E-Hobel ist ja sowohl in der Anschaffung als auch im Unterhalt günstiger.

Mit einem E-Hobel habe ich sowas zuletzt vor 20 Jahren gemacht. Balken in einem alten Bauernhaus von x Schichten verschiedener Farbe (Lack Wandfarbe, Latex ... ) befreit. Drecksarbeit. Aber man hat die Nägel gut gefunden.

Was passiert jetzt mit den Türen? Wieder Lack drauf? Wieder transparent?
 

xeenon

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Geil, wirklich Geil geschrieben. Ich würde mich auch auf eine Fortsetzung freuen und gerne das Endergebnis sehen.
 

Komihaxu

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:emoji_grin::emoji_grin::emoji_grin: herrlich, ich hoffe Fortsetzung folgt.
Wäre ein "Prequel" auch in Ordnung?

Vielleicht sollte ich erzählen, wie das Ganze angefangen hat.

Stell dir vor, deine Frau will das Schlafzimmer neu gestrichen haben. Kein Problem denkst du, Fenster und Türen abgeklebt, Rolle zur Hand und in 2 Tagen ist das alles schick.

Nun hat aber der Vorbesitzer mittels einer überdimensionieren Druckluft-Lackpistole einen (Rauh-?)Putz auf die Wand gespritzt. Wer weiß für welche Schlachthöfe oder Bunkeranlagen das Zeug gedacht war, jedenfalls endete unfreiwilliger Kontakt mit diesem Zeug in blutigen Schrammen. In Retrospektive fällt dir ein, dass dieser brutal harte Putz vielleicht das einzige gewesen wäre, mit dem man den Lack von den Türen abbekommen hätte. :emoji_thinking: Dies allerdings nur unter der Vorraussetzung, dass man es von der Wand und an die Klettscheibe des Schleifers bekommen hätte.

In die Deckenfarbe hingegen waren Styroporkügelchen eingebettet, ziemlich weich. Also sehr weich. So weich, dass sie bei jeglicher Berührung abgefallen sind. :emoji_expressionless: Aber bitteschön, wann fummelt man schon am Deckenputz rum? Nie. Ausser da soll neue Farbe drüber. Dann ist das eher schlecht. :emoji_persevere: Die Dinger akkumulieren sich nämlich wunderbar auf der farbgetränkten Rolle und bilden eine regelrechte Sperrschicht, mit der sich die Decke gegen Kontakt mit der farbgetränkten Rolle wehrt.

Der erste Testanstrich der Decke war schnell verworfen, die Kügelchen müssen erst runter. Dem Rotex-Schleifer haben sie nichts entgegenzusetzen, sie fallen ja fast schon von selbst ab. :emoji_stuck_out_tongue_winking_eye: Deshalb landet davon auch wenig im Absaugschlauch. Aber hey, wozu gibts Kehrbesen? :emoji_wink:

Der Putz an den Wänden ist das Gegenteil. Du setzt den Schleifer an und wunderst dich, warum garnichts weggeht. Nach abschalten der Maschine stellst du fest: stimmt nicht, da geht sehr wohl was ab. Aber nicht der Putz an der Wand, sondern die Körnung auf dem Papier. :emoji_astonished: Scheinbar gibt es Wandputze, die härter sind als das Siliziumcarbid auf dem Papier. Also lassen wir das, führt ja zu nichts.

Ein Bekannter hat so eine Renovierungsfräse mit Hartmetallrädern. :emoji_imp: Die geht. Und zwar so gut, dass du direkt mal ein Loch in die Wand gefräst hast. Nicht aufregen, dabei war eine Entdeckung zu machen: auch die Wand ist mit Gipskarton beplankt! :emoji_blush: Die Renovierungsfräse wird eingepackt und weicht Hammer und Meißel. Innerhalb von nichteinmal 3 Stunden reorganisierst du die Anordnung der Gipskartonplatten von der Wand in Richtung Raummitte. Und dann Richtung Bauschuttdeponie.
Die Gipskarton-Decke verschonst du. Ein schwerer Fehler, wie sich im nachhinein herausstellt.

Nun gut, das Wandputz-Problem ist gelöst. Da kleben jetzt nur noch ein paar Gips-Kleckse auf der Wand, die vorher die Gipskartonplatten gehalten haben. Kein Problem, die sind gleich beseitigt, Hammer und Meißel liegen noch bereit. Was du nicht bedacht hast, aber eigentlich von früheren Bauvorhaben noch hättest wissen können: der oberste Wahlspruch bei Bau dieses Hauses war vermutlich "Wasser und Sand gibt auch `ne Wand!". Bereits der dritte zarte Schlag auf den Meißel führt dazu, dass ein 3/4 Quadratmeter Grundputz sich in den freien Fall begibt. :emoji_astonished: Nicht aufregen, kann man wieder anputzen! Schauen wir mal, wie der Rest vom Raum so aussieht. Da nimmt man einen Schraubenzieher und macht den Klopftest. Wenns "Ping" macht, ist alles fest. Wenns ein hohles "Tock" macht, könnts lose sein. In deinem Fall ist so eine hochwissenschaftliche Analyse der Adhäsionskräfte zwischen Putz und Wand nicht nötig, in 2/3 führt der Klopftest dazu, dass der Unterputz sich von der Wand löst und der Schwerkraft folgt. Du ahnst jetzt, dass die Gipskartonplatten nicht nur deshalb vorgesetzt wurden, weil die Wand total krumm ist. :emoji_thinking: Kein Grund sich aufzuregen, um den Grundputz von der Wand zu bekommen, wirst du diesmal keine Hilti brauchen. Eine Nagelfeile genügt völlig.

Ach so, die Eimer mit der Wandfarbe. Stimmt, da war was. Die werden erst mal bisschen weiter weg gestellt, jetzt muss erst mal ein Verputzer gefunden werden... :emoji_confused:
 

Komihaxu

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Auf der Baustelle war erst mal Stillstand. So schnell war kein Verputzer zu finden. Du hast überlegt, ob du es selber mal (wieder) probierst, aber ein kurzer Blick auf die Innenwand im Keller lässt dich diese Option schlagartig vergessen. Im Vorgespräch empfiehlt der Verputzer, die Gipskartonplatten an der Decke abzunehmen. Auf deiner Arbeit ist aber gerade Land unter und du entscheidest dich, dem Rat nicht zu folgen - die Decke soll dranbleiben und nur überstrichen werden. :emoji_relieved:

Du wirst die Zeit trotzdem nutzen und gleich mal die Elektroleitungen erneuern. Die sind zwar noch keine 20 Jahre alt, aber der Elektriker war doch ein kleiner Pfuscher. Quer verlegte Leitungen werden nach Installationsregeln verlegt, die Leitung im Türstock kommt raus (obwohl zu dem Zeitpunkt die Sache mit den Türen noch garnicht abzusehen war.)
Dass du beim Schlitzfräsen doch noch kurz die ganze Wohnung stromlos gemacht hast, weil du eine Leitung durchfräst hast, die in einem alten Bergmann-Rohr im Ziegel liegt und die eigentlich in diesem Raum nichts zu suchen hätte (sondern eigentlich im Nebenraum ihr Start- und Zielgebiet hat:emoji_open_mouth:), regt dich kaum noch auf. Naja, ein bisschen vielleicht. Also nur so, dass du froh bist, dass die damals ausführende Elektroflachkraft deines Wissens bereits unter der Erde liegt. Ansonsten hättest du an diesem Tag eigenhändig dafür gesorgt. *hust*


3 Wochen später waren die Verputzer zweimal da, haben sauber gearbeitet und waren gar nicht so teuer wie befürchtet. Die ursprüngliche Finanzplanung beschränkte sich nur auf 2 Eimer weiße Farbe, aber nach der Entsorungsrechnung für die Gipskartonplatten wars dann auch schon egal.
Die vormals rohen Wände haben jetzt eine frische Schicht Kalkputz bekommen und sind sogar etwas gerader als vorher.

Jetzt merkst du, warum dir empfohlen wurde, auch die Decke mit zu machen. Der alte Putz und die Gipskartonplatten hatten eine Stärke von 5-6 cm. Der neue Putz ist nur 3 cm stark. Das bedeutet, du hast jetzt eine mit 2cm etwas starke "Schattenfuge". Noch dazu ungleichmäßig.

Bei einem halben cm hättest du noch mit Acryl arbeiten können, das bekäme man schon hingepfuscht. :emoji_smiling_imp: Nicht bei 2cm. :emoji_cry:
Du stehst am Samstag mit deiner Frau im Baumarkt vor dem Regal mit den Stuckleisten. Dein Frau ist dagegen. Es folgen ein paar Tage Baustellenpause, du kannst die ganze Schei..e nicht mehr sehen.

An einem Sonntagmorgen steht du mit der Kaffeetasse in der Hand wieder im Raum und blickst verzweifelt auf die "Schattenfuge" an der Decke. Wie viel Aufwand wäre es, die Decke doch neu zu machen? Ist über 10 Jahre her, dass du eine Gipskartondecke abgerissen hast. Du wirst es mal ausprobieren. Nur ein kurzer Test, das Brecheisen liegt da noch rum. Noch im Schlafanzug setzt du es an einer Stelle an, wo du sowieso beim Hantieren mit der Leiter aus Versehen ein "kleines" Loch gestanzt hast. Die erste 2m-Platte löst sich mit überschaubarem Kraftaufwand und fällt vergleichsweise mühelos zu Boden. Fast wäre sie dir in deine Kaffeetasse gefallen, die du am Boden abgestellt hast! :emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:
Ob die nächste auch so gut abgeht? Du probierst es noch 2 oder 3 mal. Nachdem du eher versehentlich den größten Teil der Decke heruntergerissen hast stellst du fest, dass du noch immer den Schlafanzug trägst. Stimmt nicht, deine Frau stellt das fest. Du wirst dich auf der Stelle umziehen, auch die Schlappen zählen nicht als Sicherheitsschuhe. Nein, auch nicht, obwohl sie vorne völlig geschlossen sind. :emoji_innocent: Und du wirst auch darauf verzichten, die Platten sofort im Nachgang auf den Anhänger zu werfen, es ist Sonntag und die Nachbarn usw. ...
 

Komihaxu

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Ein paar Tage später. Du hast bereits beim Baustoffhandel angerufen und dich erkundigt, ob die richtige Größe Gipskartonplatten vorrätig ist. Selbstverständlich, Palettenweise. Reservieren? Nicht nötig, ist genug da. :emoji_slight_smile:

2 Tage später kommst du dazu, zum Baustoffhandel zu fahren. Der Azubi kommt mit dem Computer nicht klar :emoji_angry: und schreibt dir erst mal imprägnierte Feuchtraumplatten auf. Bemerkst du aber erst, als der Gabelstapler mit den grünen statt grauen Platten um die Ecke biegt. Da du keine "speziellen" Praktiken pflegst :emoji_smiling_imp:, hälst du den deutlichen Mehrpreis für dein Schlafzimmer für unnötig und bittest um Korrektur. Der Kassenazubi ist nun komplett überfordert und damit du noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder zuhause bist, verzichtest du sogar auf die Rückgabe des beim letzten Mal zuviel gekauften Eimer Putzgrundes. Ein älterer Mitarbeiter hilft und korrigiert die Rechnung.

Mit dem Lieferschein geht es zurück zum Staplerfahrer, der den Zettel liest und "Oh oh!" sagt. Gerade war ein LKW da und hat einen großen Posten abgeholt. Ich überlege zu fragen, warum das der Computer nicht vor dem Bezahlen weiß, aber nehme doch davon Abstand. Eine Palette wäre noch da, aber jemand wäre mit dem großen Gabelstapler rückwärts an die Palette gestoßen. :emoji_expressionless: Ob das was ausmacht, wenn die Platten eingedellt wären, gäbe auch Rabatt. :emoji_neutral_face: Ja, an der Längskante macht es was aus. Wieder zurück ins Büro, Rechnung stornieren. Es gibt noch einen anderen Händler, sind nur 25 km da hin. :emoji_rage:

Wieder zuhause planst du die Verlegung. Du stellst erst jetzt fest, dass die alten Platten mit Kreuzfugen verlegt waren. Du bist kein Trockenbauer, aber selbst du weißt, das man das nicht macht. :emoji_poop:
Also Unterkonstruktion korrigieren. Hier fällt dir zusätzlich auf, dass der vorige Trockenbaukünstler eine eher kreative Verteilung der Holzlatten-Unterkonstruktion vorgenommen hat. Maße von 22 bis 40cm zwischen den Latten, nur wenige 5cm unparallel, alles andere wäre langweilig.

Auch die Verwendung von Holzklötzchen, Pappe, Bierdeckeln und abgebrochenen Zollstöcken als Distanzklötzchen zum Ausgleichen der Höhenunterschiede lassen auf künstlerisch wertvolle Arbeit schließen. :emoji_thumbsup:Egal, du hast noch irgendwo ein Päckchen Justierschrauben rumliegen. Ach nee, die hast du mal deinem Kumpel gegeben. :emoji_angry: Wann macht der Baustoffhandel zu? Hmm, vor 15 Minuten. :emoji_rage:
Naja, Verglasungsklötze tun`s auch...
 

Komihaxu

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Das mit den Gipskartonplatten hast du schonmal gemacht. Hast du nicht gut in Erinnerung, darum ziehst du dir erst mal ein paar Youtube-Videos rein. :emoji_innocent:
Es gibt beim Gipskarton spachteln 4 Qualitätsstufen? :emoji_astonished: Das ist dir neu. Du überlegst, wo zwischen Q1 und Q4 du deine bisherigen Versuche einordnen würdest. Q0 scheint nicht definiert zu sein. :emoji_innocent:

Egal, diesmal machst du es besser. :emoji_relieved: Diese (selbstklebenden) Glasfaser-Bewehrungsstreifen, hätte es die früher auch schon gegeben? Und es gibt zwei Sorten Uniflott? Interessant!
Die ganze nächste Woche verbringst du morgens vor der Arbeit mit Spachteln und abends mit schleifen. :emoji_cold_sweat:Diesmal wird man nicht mehr sehen können, wo die eine Platte aufhört und die nächste anfängt! :emoji_smiling_imp:
Q3 ist das Ziel, auf Youtube sieht das so einfach aus! Als die vierte Schicht aufgetragen ist, hast du das Gefühl, dass du die Kelle nun immerhin richtig halten kannst, der meiste Spachtel bleibt jetzt an der Decke bzw. kommt erstmal dort an. Dass es den Uniflott fertig angemischt im Eimer gibt, fandest du bis dato völlig unötig. Jetzt findest du das gut. Du bist sehr zufrieden, das ist locker Qualitätsstufe 4!

Am Wochenende soll endlich die Farbe an die Wand. Geht nicht, weil Besuch kommt.
Tage später fällt das Licht in flachem Winkel durchs Fenster. Du hast von einem Autolackierer schon mal gehört, dass man Streiflicht verwendet, um Dellen und Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Hast du dir nie richtig vorstellen können. Jetzt weißt du, was er meinte. Gut, dass du letztes Wochenende nicht streichen konntest, so ist es möglich, noch ein (hoffentlich!) letztes Mal über eingesackte Schraubenköpfe und doch noch entstandene leichte Risse zu spachteln.

Wenige Monate nachdem du die Wandfarbe gekauft hast, kann sie zum Einsatz kommen. Du hast dich gegen Pinsel und Rolle entschieden, weil du das noch nie leiden konntest. :emoji_persevere:
Ausserdem hast du noch immer das Airless-Spritzgerät in einer dunklen Kellerecke stehen. Deine Frau hatte dir aufgetragen, das Ding sofort wieder zu weiterzuverkaufen, nachdem die Garagen fertig waren. Hast du scheinbar vergessen. :emoji_innocent:

Du rührst die Farbe auf, steckst den Ansaugrüssel vom Spritzgerät in die Farbe und wartest, bis sich Druck aufbaut. Nach 2 Minuten fängst du an zu überlegen, ob das damals auch so lang gedauert hat. :emoji_thinking: Nach 30 Minuten probieren mit Farbe und reinem Wasser verschließt du erst mal wieder die Eimer, damit die Farbe nicht antrocknet.

Beim Hersteller des Spritzgerätes findest du eine Anleitung, die eine Explosionszeichnung enthält. Nebenbei erfährst du, was du vor mehrjähriger Einlagerung des Gerätes nach Benutzung hättest tun sollen. :emoji_poop: Naja, das Gerät hast du gebraucht gekauft und die Anleitung fehlte...

Kaum eine Stunde zerlegen und reinigen später baut das Ding Druck mit dem Wassereimer auf, also zurück in die Farbe. :emoji_thumbsup: Du hast beim Lesen der Anleitung auch erfahren, dass die Düse, die du hast, für diese Farbe eigentlich nicht wirklich geeignet ist. Du meinst dich zu erinnern, dass du vor 2 Jahren die gleiche verwendet hattest. Oder war da noch eine andere dabei, die du mittlerweile verloren hast? :emoji_thinking:
Sehr skeptisch betätigst du den Auslöser und machst eine Probespritzung auf einem großen Pappkarton. Läuft! :emoji_heart_eyes: Keine 15 Minuten später ist der Raum mit einer weißen Schicht Farbe belegt (du auch) :emoji_mask: und du bist gerade so im Fluss, dass du die ganze Wohnung spritzen möchtest. Deine Frau möchte die Holzmöbel aber nicht zu weiß umdekoriert haben und du hast keine Lust, die ganzen Wohnzimmermöbel auszuräumen. Also Maschine putzen und Feierabend.

Zu deinem absoluten Erstaunen ist nichts schiefgegangen und du kannst dich wenige Tage später daran machen, eine zweite Farbschicht aufzutragen. Nein, die Frau will die Möbel in umliegenden Räumen noch immer keiner farblichen Veränderung unterziehen. Schade, wo es doch gerade so gut läuft... :emoji_smirk:
 

FredT

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Nunja, Türen mit der Heißluftpistole haben wir zuhause, unter väterlicher Anleitung, in Frühlings- oder Herbstzeiten auf dem Balkon gemacht. Handhobel mechanischer oder maschineller Art waren da keine Option. Und ja, den Winter haben wir erfolgreich ausgetrickst, oder war es besser die Hausfrau? "Zu kalt" war jedenfalls ein alles schlagendes Argument. Andere Arbeiten haben wir dem Vermieter aufgelegt. Eigene Häuser hatten nur "die Schönen" und "die Reichen". Meine Eltern waren, auch zum Glück, nur Angestellte...

Grüße Fred
 

Komihaxu

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Ich wage mich kaum zu fragen, aber hätte man Türblätter auch kaufen können, die in die alten Zargen (auf die alten Bänder) passen?

Falls ja: was kostet sowas ganz grob, wenn jede Tür eine andere Breite hat und es eine halbwegs anständige Qualität sein soll?
 

Hülse

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Naja, sieht nicht nach ner Normtür aus, eine TGL Tür von Astra könnte eventuell passen
 

joh.t.

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Hab am Wochenende für ne Bekannte der in der Mietwohnung ne Tür fehlte, bei kleinanzeigen eine zum verschenken abgeholt , war aus Limba 86 mit Glas, mit Aufschraubbändern an das Futter gespaxt. Pass tund der Farbtonunterschied zum Eichefutter ist marginal.

Bekannte war glücklich.
 

Komihaxu

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Ich muss euch leider enttäuschen. Das Aufarbeiten der ersten 2 Türzargen war zwar keine schöne, dafür langwierige Arbeit (Schleifen geht nicht, war bekannt), aber es sind keine nennenswerten Katastrophen passiert. :emoji_yum:
Der Hobel hat noch nicht einmal einen Nagelkopf erwischt, damit hätte ich ja sicher gerechnet. :emoji_relieved:

In die Enden der Fälze kommst du auch mit dem Simshobel nicht rein, deshalb habe ich mir einen Eckensimshobel (Veritas "Bullnose") bestellt für zukünftige Projekte. Die restlichen Türen in dem Stockwerk werde ich noch machen, weitere Türen im Haus werden aber einfach komplett rausgerissen und neu gemacht, der Zeitaufwand ist zu hoch und sie werden trotzdem nicht wie neu.

Türe.jpg

Einen kleinen Fail hatte ich heute noch beim Anbringen der Kleiderhaken. Diese "schönen" Stücke sind noch aus geerbten Altbeständen. Sie sehen gleich aus, also nimmt man sich einen, macht einen geraden Strich auf ein Kreppband, mittelt alles schön aus, sticht die Löcher für die Schrauben vor, bohrt und schraubt schließlich fest. Du räumst dein Werkzeug weg und wirfst noch mal von weitem einen Blick auf dein Werk und stellst fest, das die Dinger komplett schief stehen. Erst überlegst du, ob du falsch angezeichnet/gekörnt hast und dann stellst du fest, dass die Haken zwar auf den ersten Blick identisch aussehen, die Löcher aber an unterschiedlichen Stellen sitzen :emoji_rage:
Ließ sich aber noch korrigieren und sieht auf dem Foto schlimmer aus, als es ist:
haken.jpg
Ja, die Torx-Schrauben passen nicht dazu, war aber nix anderes da. :emoji_thinking:
 
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