Meine Erfahrung mit Knochenleim und Essig bei großen Verleimungen

Vaultdoor

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Hallöchen in die Runde!

Nachdem ich meine neue Werkstatt nun endlich einsatzbereit bekommen habe (zumindest den Holzbereich, der Metallbereich wartet noch), konnte ich mich dem ersten Projekt in der neuen Heimat widmen; einer ausklappbaren Schlafcouch. Das Material ist Fichtenholz. Für die Zargen und Seitenteile möchte ich mir entsprechendes Leimholz herstellen, welches später noch "künstlerisch" bearbeitet werden soll.

Im Fokus dieses Themas soll nun die Leimholzherstellung mit Knochenleim stehen.

SANY0395.JPG

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Meinen Knochenleim stelle ich aus Leimplatten überwiegend her, ich habe aber auch Granulat, das ich nutzen kann.

SANY0394.JPG
SANY0394.JPG


Hierfür verwende ich eine Furnierpresse:

SANY0396.JPG
SANY0396.JPG


Das große Problem bei der Arbeit mit diesem und anderen Glutinleimen ist das Zeitfenster zum Verarbeiten. Abgesehen davon, dass man die Holzoberflächen anwärmen muss, bevor man den Leim aufträgt, liegt der sogenannte Gelierpunkt bei ca. 35-45 °C. Da der Leim seine Klebekraft verliert, nachdem er geliert ist, scheint es zunächst kaum möglich, eine große Verleimung als Einzelperson vornehmen zu können.

Im Internet (und damit auch hier im Forum) rät man zum Einsatz von Essigessenz (oder einfach nur Essig), um diesen Gelierpunkt zu senken. Je nach Volumenanteil lässt dieser sich auf 20°C und darunter bringen, sodass man recht entspannt arbeiten kann, bis der Leim dann abbindet und aushärtet.

Genau das habe ich getestet. Vier Elemente der Couch sind aus 2,10m langen Brettern auf diese Weise flächenverleimt worden und das Ergebnis ist zufriedenstellend. Die Bretter sind gleichmäßig und sauber verleimt und das in einer recht entspannten Arbeitshaltung.

Momentan kümmere ich mich um die Seitenteile der Couch, welche vier Füße erhält, die jeweils aus vier Brettern verleimt sind. Momentan sind sie noch in der Furnierpresse:

SANY0397.JPG
SANY0397.JPG


So richtig interessant wird diese Arbeitsweise natürlich erst bei großflächigen Furnierarbeiten, aber denen Blicke ich heute mit Mut entgegen, da ich ziemlich begeistert von dem ganzen Verlauf bin.

Viele Grüße und viel Spaß beim Nachmachen :emoji_slight_smile:

Maik
 

yoghurt

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Hallo,
zumindest auf meinem Mobiltelefon sehe ich keine Bilder.

Warum Knochenleim? Wenn ich Weißleim meiden wollte, verwendete ich Fischleim. Der ist offensichtlich weit einfacher zu verarbeiten als Knochenleim.
 

Vaultdoor

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Hallo zurück,

eigentlich habe ich die Bilder direkt hochgeladen. Warum die auf dem Handy nicht angezeigt werden, weiß ich nicht.

Warum Knochenleim und kein Fischleim? Da gibt es keinen spezifischen Grund bei mir. Ich habe halt Knochenleim günstig bekommen und ich bin dabei geblieben. Ich habe auch noch nicht gesehen, dass mit Fischleim so richtig großflächig verleimt wurde, eher Reparaturarbeiten und kleine Sachen.

Viele Grüße

Maik
 

Vaultdoor

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Ja, das ist gerade der Vorteil bei der Zugabe von Essig in den Leim, du schaffst all deine Prozesse bevor der Leim geliert.

Viele Grüße

Maik
 

Vohe

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Hallo Maik,

Du schreibst, Du gibst Essigessenz zu. In welchem Verhältnis? Ich gehe davon aus, dass Wasser trotzdem überwiegt.
Ich arbeite auch immer häufiger mit Glutinleim, verwende dann aber Haut- oder Hasenleim. Den Geruch von Knochenleim überstehe ich nicht :emoji_mask: oder stinkt der dann nicht mehr so, wenn Essig beigemischt ist.

Gruß
Volker
 

Vaultdoor

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Hallo Volker,

das Wasser überwiegt vom Volumenanteil her immer noch. Ich nehme es allerdings nicht so sehr genau und mach die Essenz nach Gefühl rein. Ich würde es mal so versuchen: Auf einen Liter angerührten Leim einfach 100 - 200 ml Essigessenz geben. Umgerechnet also 10 - 20% Volumenanteil. Man hat ihn ja dann sowieso wieder auf der Heizplatte stehen und so verdunstet der Essig mit der Zeit. Man merkt ja dann am Pinsel, ob der Leim fertig ist, was die Konsistenz angeht.

Zum Geruch: Ja, man muss ihn mögen... Wenigstens schädigt einen der Geruch nicht :emoji_grin: Und ja, wenn man den Essig dazu gibt, stinkt der Leim auch noch zusätzlich danach :emoji_slight_smile: Ich bin bestimmt auch nicht das Maß aller Dinge bezüglich des Geruchs, da ich auch gern Wild esse, das ja einen sehr charakteristischen Geruch hat, der für einige Leute unangenehm ist. Ich blühe da aber voll auf... Früher habe ich Insekten präpariert und die haben auch so einen besonderen (viele fanden ihn eklig) Geruch gehabt, der mich nicht gestört hat - dazu kam natürlich dann noch der Essig in 90% Konzentration zur Präparation - war schon etwas garstig :emoji_grin:

Ich würde behaupten, dass man sich aber auch dran gewöhnen kann.

Viele Grüße

Maik
 

Vaultdoor

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Guten Morgen!

Ich möchte euch noch die Resultate der Verleimungsvorhaben soweit präsentieren. Die oben eingezwingten Teile sind nun besäumt und man kann die Qualität der Leimfugen optisch untersuchen:

SANY0412.JPG SANY0413.JPG

Meine Schlussfolgerung ist also, dass man mittels Zugabe von Essig, wie oben angegeben, große Verleimungen mit Knochenleim in einem angemessenen Zeitfenster erfolgreich durchführen kann.

Viele Grüße

Maik
 
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