Stechbeitel von MHG schleifen

ok.58

ww-eiche
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Hallo,

ich habe es nach Jahren endlich geschafft mir mal einen Satz neue Stechbeitel zu kaufen. Hier im Forum hab ich gute Kritiken zu den MGH Teilen gefunden. Ich weiß es gibt bessere Marken, aber für mich als Gelegenheitsnutzer und Hobbyhandwerker klang das alles ganz gut. Deshalb hatte ich mich für diese hier entschieden.
Laut Beschreibung "Feingeschliffen und sofort einsetzbar". Dem war aber leider nicht so. Die Teile sind dermaßen Stumpf, daß sogar meine abgewetzten und stumpfen Discounter-Beitel noch besser geschnitten haben. Ich dachte erst es liegt an dem Schutzlack-Überzug. (stand auch in der Beschreibung, hab ich aber zu spät gelesen) Als ich den dann entfernt hatte, waren die aber immer noch nicht zu gebrauchen. Gut, dachte ich, jetzt kommste nicht drumrum dir endlich mal eine Schleifhilfe zu bauen, und die Sache selber in die Hand zu nehmen.
Damit ich nicht gleich die "guten" MHG-Beitel versaue, hab ich erstmal mit einem alten Stechbeitel von meinem Vater getestet. Das hat auch soweit ganz gut funktioniert. Nur war die Schneide nie im Winkel. Nach einigen Modifikationen an der Schleifhilfe hab ich es es dann hinbekommen. Jetzt hab ich alle Discounter-Beitel geschliffen und kann damit sogar die Haare am Unterarm rasieren. Ich war begeistert!! :emoji_clap:
Das Selbe hab ich dann mit den MHG Dingern versucht. Die Schleifhilfe mit dem selben Anschlag auf 25° gestellt, dann von 240'er über 600 und 1000 bis hin zu 2500'er Nass geschliffen bzw. poliert. Gleiches dann auch mit der Spiegelseite. Zwichendurch mit Bleistiftstrichen getestet ob gleichmäßig geschliffen wird, und den entstandenen Grad immer auf 'nem alten Ledergürtel entfernt. Eine Mikrofase habe ich (noch) nicht angeschliffen.
Ich kriege aber die MHG-Beitel ums Verrecken nicht so scharf wie die Billigdinger vom Discounter. Die gehen zwar auch ganz gut, aber ich muss da merklich mehr Kraft aufwenden als bei den Discounter-Beiteln, und Haare kann ich damit auch nicht abrasieren. Dabei hab ich nichts anders gemacht. Ich hab keine Ahnung, wieso ich die nicht so richtig scharf bekomme. :emoji_thinking:
Kann das manchmal daran liegen, daß die MHG-Beitel härteres Material haben und man deshalb etwas intensiver oder wesentlich länger schleifen muß? Steht zwar auf beiden "Chrom-Vanadium" drauf, das muss aber heutzutage nichts zu sagen haben. Gibt es evtl. jemand der gleiche Erfahrungen gemacht hat?
Ich wäre dankbar für hilfreiche Informationen.
 

Friederich

ww-robinie
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Kann das manchmal daran liegen, daß die MHG-Beitel härteres Material haben und man deshalb etwas intensiver oder wesentlich länger schleifen muß? S
Na logisch kannst du davon ausgehen. Wär schon bedenklich, wenn die sich genauso schnell schleifen lassen würden wie "Billigdinger".
steht "Chrom-Vanadium" drauf, das muss aber heutzutage nichts zu sagen haben.
Nicht nur heutzutage. Die Härte hängt ganz wesentlich von der Wärmebehandlung ab.
 

enovs

ww-birnbaum
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Ich habe gestern zum ersten mal eines meiner MHG Eisen geschärft, es war generell mein erster Schärfversuch überhaupt und ich kann dir sagen: das Eisen war danach rasiermesserscharf und ich hab mir nen Loch in den Bauch gefreut! :emoji_wink:

Mein Material:
Shapton Wassersteine 1000 und 8000, großer Naniwa Abrichtstein, Schleifführung

Meine Vorgehensweise (nach Heiko Rech):
- Steine abrichten
- Spiegelseite planen, erst auf 1000, dann 8000
- Hauptfase von 25 Grad anschleifen bis herstellerseitige Mikrofase verschwunden ist.
- Grad vorsichtig auf 8000er durch abwinkeln entfernen
- 8000er abziehen
- Mikrofase von 30 Grad auf 8000er mit wenigen Zügen und sanftem Druck anziehen
- Spiegelseite auf 8000er mit wenigen Zügen und sanftem Druck abziehen

Danach konnte ich mir damit den Unterarm rasieren!

Grüße,
Sven
 

michaelhild

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Sven seine Reihenfolge ist richtig.
Spiegelseite muss immer zuerst bearbeitet werden (eh nur einmal), bevor es an die Schneide geht.

Wirklich gebrauchsfertige Schneiden gibt es bei Stemm- und Hobeleisen nicht. Warum auch immer.
 

Gitarrenbauer

ww-ahorn
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hab bis jetzt auch nur gutes von den MHG Stemmeisen gehört, und wollt mir eigentlich auch welche holen ... gibts da eventuell auch qualitätsunterschiede? ... wollte meine eigentlich bei F....W........ holen
... dass ein hartes eisen länger braucht zum schärfen sollte klar sein, dafür bleibts dann auch länger scharf :emoji_wink:
 

michaelhild

ww-robinie
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Doch, gibt es: Lie-Nielsen und Veritas.

Nöö.
Ich hab von denen noch keine Schneide erlebt, die out auf the Box rasierfähig, also wirklich gebrauchsfertig scharf war.
Allerdings ist der Nachbearbeitungsaufwand bei diesen hochpreisigen Werkzeugen gering. Die Spiegelseiten sind so gut wie perfekt, die Eisen sind winklig. Abziehen oder Mikrofase dran und fertig.
 

Gonzaga

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Ich hab die MHG Eisen mit Esche Heft und Seitenfase bis zur Spiegelseite.
Geliefert werden die auch nicht gebrauchsfertig.

Wenn man die aber - wie von enovs bereits beschrieben - schärft, werden die Rasiermesserscharf.


Allerdings werden die mit Buche Heft aus einem anderen Stahl gefertigt.

MHG schreibt auf ihrer Website, dass die mit Buche Heft aus "Chrom-Vanadium-Werkzeugstahl" gefertigt sind.

Die mit Esche Heft hingegen aus "hochwertigem CV-Stahl".

Inwiefern der Stahl eine Auswirkung auf die Schärfe hat kann ich nicht beurteilen

Beide Stahlsorten sind aber mit einer Härte von 61 HRC angegeben.
 

pedder

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Ich hab von denen noch keine Schneide erlebt, die out auf the Box rasierfähig, also wirklich gebrauchsfertig scharf war.

Es ist ein Irrtum, dass Stechbeitel rasieren können müssen.
Das können Sie schon nach dem ersten Schlag nicht mehr
und da schärft man sie ja auch nicht nach.

Und auch hobeln kann man mit den Eisen aus der Packung.
Nicht perfekt, nicht den hauchdünnen Span vielleicht, aber da geht viel.

Das Rasieren ist nur ein guter Test, wenn man wissen will,
ob man weit genug ist beim Schärfen.
Aber es ist keine Grundvoraussetzung.


TO: Scharf bekommt man jeden Stahl (und auch weiches Blech).

Es sind immer nur die Fragen,
- wie schnell das geht und
- wie lang die Schärfe hält.
 

michaelhild

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Du hast da vielleicht eine andere Erwartungshaltung an eine frisch geschärfte Schneide wie ich.

Es ist doch so, je schärfer eine Schneide ist, umso länger kann ich damit arbeiten, bis sie nachgeschärft werden muss. Ist sie von vorne rein nicht richtig scharf ist die Nutzungsdauer bis zum notwendigen Schärfen kürzer.
 

enovs

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Es ist ein Irrtum, dass Stechbeitel rasieren können müssen.
Das können Sie schon nach dem ersten Schlag nicht mehr
und da schärft man sie ja auch nicht nach.

Und auch hobeln kann man mit den Eisen aus der Packung.
Nicht perfekt, nicht den hauchdünnen Span vielleicht, aber da geht viel.

Das Rasieren ist nur ein guter Test, wenn man wissen will,
ob man weit genug ist beim Schärfen.
Aber es ist keine Grundvoraussetzung.


TO: Scharf bekommt man jeden Stahl (und auch weiches Blech).

Es sind immer nur die Fragen,
- wie schnell das geht und
- wie lang die Schärfe hält.

Ich stimme zu, rasieren müssen Stemmeisen nicht können. Jedoch ist "gebrauchsfertig" relativ zum konkreten Anwendungsfall zu betrachten.
Ich stemme beispielsweise gerade Zapfenlächer in sehr weichem Fichtenholz aus. Im Auslieferungszustand habe ich mit den MHG-Eisen quer zur Faser nur riesige Ausrisse produziert, komplett unbrauchbar. Nun, nach dem Schärfen bis zur Rasurtauglichkeit sind die Ausrisse Geschichte.
Aber ja, solange man es nicht mit extrem weichem Holz zutun hat ist Rasiermesserschärfe sicherlich nicht notwendig, aber - wie Michael schreibt - auch nicht schädlich und letztenendes (wenn auch nur geringfügig) förderlich für die Standzeit
 

pedder

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Du hast da vielleicht eine andere Erwartungshaltung an eine frisch geschärfte Schneide als ich.

Nein, wir (Ergänzung: also Du und ich) definieren "gebrauchsfertig" anders. (Ein "frisch geschärftes" Eisen rasiert auch bei mir.
Aber ich schärfe bei weitem nicht jedes Mal, wenn ich meine Eisen in die Hand nehme. ICh schärfe erst dann, wenn es nicht mehr schneidet, wie ich will.)

Also mit meinen Veritas Stechbeitels aus der Packung kann man wunder bar Zinken und Zapfen in Hartholz stemmen. Das nenne ich gebrauchsfertig. Das Problem war, dass man die Seiten erst etwas spumpfer machen musste, weil man sich sonst schnitt. (Ich wusste das nicht und schnitt mich an den Seitenfasen. )

je schärfer eine Schneide ist, umso länger kann ich damit arbeiten, bis sie nachgeschärft werden muss. Ist sie von vorne rein nicht richtig scharf ist die Nutzungsdauer bis zum notwendigen Schärfen kürzer.

Wenn dem so wäre, warum schärfst Du dann nicht bis 30.000 oder höher?
Das wäre dann ja noch schärfer. Und würde nach Deiner Meinung noch länger halten als ein auf 8.000 geschärftes Eisen. Weil nach dem ersten Schlag die Superschärfe weg ist.

In einem Thread über MHG Beitel ist das eigentlich alles offtopic. Daher lese ich Deine Antwort gern noch, aber werde meinen Standpunkt nicht noch weiter ausführen.
 
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Lico

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Es ist doch so, je schärfer eine Schneide ist, umso länger kann ich damit arbeiten, bis sie nachgeschärft werden muss.
Das Gegenteil ist leider der Fall. Je schärfer (spitzer) die Schneide, desto geringer die Standzeit. Jede Schneide ist immer ein Kompromiss zwischen Schärfe und Standzeit.

Lico
 
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enovs

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Ich glaube hier werden zwei Dinge durcheinandergebracht.
Was Michael und ich meinen mit Standzeit ist die Zeit in der das Eisen benutzbar bleibt bis es das nächste mal nachgeschärft werden muss.
Du meinst mit Standzeit wohl eher die Benutzungsdauer während derer das Eisen seine initiale Schärfe bewahrt.
 

Lico

ww-robinie
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Ich glaube hier werden zwei Dinge durcheinandergebracht.
Was Michael und ich meinen mit Standzeit ist die Zeit in der das Eisen benutzbar bleibt bis es das nächste mal nachgeschärft werden muss.
Du meinst mit Standzeit wohl eher die Benutzungsdauer während derer das Eisen seine initiale Schärfe bewahrt.
Wie lange ein Eisen seine initiale Schärfe behält, hat mich offen gesagt nie interessiert. Wenn mir die Arbeit zu mühsam wird, zieh ich es wieder ab. Wenn das nicht mehr reicht schleif ich es, zieh es ab und arbeite weiter. Ich mach da auch nicht so ein Gewese drum, wie in dem hier häufiger mal verlinkten und wirklich lesenswerten pdf. Bei mir bekommen die wenn nötig einfach am Schleifbock eine neue Fase angeschliffen. Eisen sind Verschleißteile. Irgendwann ist eins zu kurz, dann gibt's ein neues. Muss man nicht unbedingt nachmachen. Das mit dem Schleifbock erfordert auch Übung, sonst hat man blaue Schneiden. Aber rasieren kann ich mich damit auch, wenn ich fertig bin.
Bei japanischen Hobelwettbewerben käm ich vrrmutlich nicht ins Achtelfinale, aber für meine Zwecke hat das bis jetzt immer gereicht.

Lico
 

michaelhild

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Nein, wir definieren um "gebrauchsfertig" anders.

..., aber werde meinen Standpunkt nicht noch weiter ausführen.

Gegen den Pluralis Majestatis komme ich natürlich nicht an, aber danke für Dein entgegenkommen. :emoji_wink:


Je schärfer (spitzer) die Schneide, desto geringer die Standzeit.

Das der Keilwinkel die Schnitthaltigkeit beeinflusst ist natürlich logisch. Hat aber jetzt primär nichts mit einer Scharf geschliffenen Schneide zu tun. Es wird ja mit einem konstanten Winkel geschliffen und da halt mehr oder weniger scharf.
 

Holzrad09

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Es ist doch so, je schärfer eine Schneide ist, umso länger kann ich damit arbeiten, bis sie nachgeschärft werden muss. Ist sie von vorne rein nicht richtig scharf ist die Nutzungsdauer bis zum notwendigen Schärfen kürzer.
Das ist so nicht richtig !
Es gibt einen Standweg : Überschärfe - Arbeitsschärfe - stumpf. Die Strecke von überscharf zu arbeitsscharf ist dabei die kürzeste, die Arbeitsschärfe die längste.
https://books.google.de/books?id=7J...age&q=überscharf arbeitsscharf stumpf&f=false
 

pedder

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Das ist so nicht richtig !
Es gibt einen Standweg : Überschärfe - Arbeitsschärfe - stumpf. Die Strecke von überscharf zu arbeitsscharf ist dabei die kürzeste, die Arbeitsschärfe die längste.
https://books.google.de/books?id=7J...age&q=überscharf arbeitsscharf stumpf&f=false

Anhand dieser (für mich neuen) Begriffe möchte ich doch noch mal kurz erläutern:
Für mich ist "gebrauchsfertig" = Arbeitsschärfe. Für @michaelhild ist "gebrauchsfertig" = Überschärfe.

Definitionen halt.
 

Friederich

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Wenn dem so wäre, warum schärfst Du dann nicht bis 30.000 oder höher?
M.W. hat jeder Stahl eine seine maximal erreichbare Schärfe, abhängig von der Feinskörnigkeit seiner Struktur. Bei den meisten Stählen wird wohl gannicht mehr rauszuholen sein als vielleicht mit 6-8000er Körnung.
Abgesehen davon dass man dann nichts davon hätte, wenn eine ganz extreme Schärfe schon nach dem allerersten Schnitt wieder dahin ist.
 
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