Welchen Lack für antike Möbel?

Boris

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Wer von euch hat eigene Erfahrung mit Schellack? Und welche Fragen zur Technik sollte ich dem Restaurator stellen, um die Qualität zu beurteilen? Grundierung, Anzahl der Schichten?
 

welaloba

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Ich würde erst mal den Restaurator wechseln. Anderer Leute Erfahrung mit Schellack bringt dir eher wenig. Meine ich.
Es gibt sicher andere Wege, als alles abbeizen und neu polieren. Wahrscheinlich musst aber du zuerst mal feststellen, wo die Reise hingehen soll. Ich hätte einen 2K Lack einfach nicht vorgeschlagen, und würde ihn bei diesem Projekt nicht anwenden, auch wenn der Kunde drum bittet. Das kann eine Methode sein, junge Tischplatten etwas widerstandsfähiger zu beschichten, aber doch nicht auf einem Empirebett.
schöne Grüße sendet Werner
 

TinaRestauro

ww-eiche
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Hallo,
ein guter Restaurator restauriert auch den Oberflächenüberzug. Ich behaupte mal, dass sich die vorhandene Oberfläche regenerieren lässt, ohne da etwas abzuwaschen oder gar abzuschleifen. Alles andere wäre eine Zerstörung des Bettes.
Leider ist der Beruf des Restaurators nicht geschützt, daher sind viele schwarze Schafe dabei. Vielleicht suchst du hier mal:
https://www.restauratoren.de/restauratoren-berufsregister/
 

Boris

ww-birke
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Hallo,
ein guter Restaurator restauriert auch den Oberflächenüberzug. Ich behaupte mal, dass sich die vorhandene Oberfläche regenerieren lässt, ohne da etwas abzuwaschen oder gar abzuschleifen.
https://www.restauratoren.de/restauratoren-berufsregister/
Das wäre natürlich ideal. Ich hatte oben geschrieben, dass ich den Schellack mit Lackpolitur wieder auf Hochglanz bekommen habe. Das Problem sind gelbe Verfärbungen, die wie Kratzer oder kleine Punkte aussehen und in der Oberfläche oder sogar den Poren stecken. Man sieht es auf Bild 3. Und bei den fast schwarzen Stellen bin ich mir auch nicht sicher, ob das die Maserung ist. Ohne den Schellack zu entfernen, wird man das nicht feststellen können.
 

Boris

ww-birke
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Der Aufwand ist da eigentlich weniger das Problem. Man muss es halt können, bzw erstmal lernen.
Manchen macht das Spaß und sie haben gleich den Bogen raus, und andere verzweifeln daran.
Wie erkenne ich, ob es der Restaurator kann? Vielleicht glänzt es direkt nach der Restauration, fällt aber in 3 Jahren ein?
 

Friederich

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Wie erkenne ich, ob es der Restaurator kann?
Gute Frage.
Ein "Indiz" wäre vielleicht, welchen Zeitrahmen er angibt. Wenn er die reinen Polierarbeiten innerhalb von 2 zusammenhängenden Tagen durchziehen will, ist das ein eher schlechtes Zeichen. Die Politur sollte nämlich zwischendrin möglichst lange Trockenpausen haben, damit die Poren einsacken können, bevor man die nächste Schicht aufbringt.
Einsackende Poren sind ein gängiges Problem bei z.B. Nussbaum mit seinen eher lgroßen Poren. Wie das bei Mahagoni aussieht, habe ich gerade nicht vor Augen. Ich meine, da ist das weit weniger problematisch.

Und sprich ihn mal auf die ungleichmäßige Lichtpatina an. Bietet er dann an: Da geh ich mal gründlich mit dem Schwingschleifer drüber und es sieht wieder aus wie neu, dann kanst du ihn sowieso gleich abhaken.

Das Gute ist aber, dass man auch durch schlechte Polierarbeit keinen wirklichen Schaden anrichten kann. Das wär dann immer noch eine gute Grundlage für eine bessere, die man einfach darüber aufträgt.

Hauptsache es wird nicht geschliffen, und auch keine Beize zur "Verschönerung" draufgepinselt.
 

Hondo6566

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Hallo Friedrich, glaubst du dass die Poren einsacken können trotz Porenfüllung mit Bimsmehl, was ja sicherlich damals gemacht wurde?
Für alle die sich selbst mal probieren möchten an einer Schellack-Politur empfehle ich die Video-Reihe von Tischlermeister Lothar Jansen-Greef:

Gruß Andreas
 

Friederich

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trotz Porenfüllung mit Bimsmehl
Das ist garnicht so einfach. Das Bimsmehrl erhöht den Festkörpergehalt nur etwas. Bringt man zuviel Bimsmehl geballt in die Poren, dann trocknet nach einiger Zeit der Schelllack zwischen den Bims-Körnern. Dann ist da Luft, welche die Poren weiß erscheinen lässt.
 

Boris

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Gute Frage.
Und sprich ihn mal auf die ungleichmäßige Lichtpatina an. Bietet er dann an: Da geh ich mal gründlich mit dem Schwingschleifer drüber und es sieht wieder aus wie neu, dann kanst du ihn sowieso gleich abhaken.
Das wird er wohl so machen, wie es der Kunde will.
Ist beim Schellack die Frage nach Anzahl der Schichten und Chemieeinsatz sinnvoll?
 

Friederich

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Das wird er wohl so machen, wie es der Kunde will.
Ein guter Restaurator weiß von sich aus was richtig ist.
Er geht nicht mit dem Schwingschleifer an eine echte Antiquität. Selbst wenn man ihm eine Pistole an den Kopf hält.

Ist beim Schellack die Frage nach Anzahl der Schichten und Chemieeinsatz sinnvoll?
Kannst du machen. Und wenn er dann was von "Sieben Schichten" oder einer speziellen Spezialmischng als Lösungsmittel erzählt, weißt du dass er ein Schwätzer ist.

Was ganz Anderes: Eine bloße Reinigung der Oberfläche mit anscließendem Wachsauftrag wäre ganz einfach selber zu machen. Der Vorher-Nachher-Effekt ist verblüffend. Schöner Mattglanz.
Und restauratorisch gesehen hast du damit nichts kaputtgemacht. Im Gegensatz zum Schleifen und Kunstlackaufspritzen.
Es soll ja alt und authentisch aussehen. Nur eben "gepflegt"
 
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Von Löwen

ww-fichte
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Schellack. Ohne Diskussion.

Eine Wachsharzpolitur ist doch wahrscheinlicher, wenn es zwischen 1805-1825 wäre.
Diese Schellackpolitur ist ja nicht original: der Finish des Bettes wurde veilleicht ja 3 oder 5 Mal erneut. Ich wurde die Gelegenheit nutzen um zu untersuchen ob es noch Stellen am Bett gibt (unter die Beschläge, Innen-, Unterseite, kleine Ecken) mit Spuren eines älteren Finish, und wenn nicht, den Schellackfinish emulgieren um die Kratzen und Flecken zu sättigen aber nicht damit alle Politur zu entfernen. Damit bekommt man eine gleichmässige Untergrund für den Wachs. Noch ein Vorteil des Waches ist das man es einfach selber pflegen kann. Aber was man auch macht: nichts abschleifen, nicht abbeizen, kein 2K-Lacke.
 

Boris

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Das Bett ist fertig. Mit der Oberfläche bin ich aber nicht zufrieden: Das Holz ist zu dunkel und zu rötlich geworden und die Oberfläche ist an vielen Stellen nicht glatt. Meine anderen, mit Schellack polierten Möbel sind völlig glatt. Ich habe mit Zweihorn HAS nachpoliert, ohne erkennbaren Unterschied. Ich will das Bett nicht wieder auseinanderbauen und verladen, weil das viel Aufwand ist. Kann ich die Oberfläche mit Schleifleinen in Körnung 6000 oder höher glatt bekommen?
 

welaloba

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Das klingt jetzt so, als habe der Bearbeiter allen Lack abgebeizt und das Bett neu beschichtet, womit auch immer. Abgebeiztes Mahagoni ist natürlich dunkelrot. Alte Schellackflächen verblassen, werden hier und da auch mal trübe, so kommen helle Flecke zustande. Ausserdem ist im Lauf der Jahrzehnte jede Art von Feuchtigkeit im Spiel. Handtücher, Urin, oder was sonst noch alles.
Nicht glatte Oberfläche wäre bei jedem meiner Kunden ein fetter Reklamationsgrund.
wo sind die Bilder vom fertigen Bett? Was sagt dein Auftragnehmer?
Und ob du mit Schleifleinen was aurichtest, ist aus der Ferne nicht zu sagen. Ich würde abraten.
Bis bald, Werner
 

Boris

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Hier ist ein Detail des Kopfteils zu sehen. Den alten Schellack hat er entfernt.
 

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Friederich

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Vielleicht rel dunklen Schellack verwendet?
Farbtöne gibts von "Lemon" bis "Rubin". Geschmakssache.
Perfekt glatt müsste er aber auf jeden Fall sein. Bis auf ganz schmale Bereiche an Innenkanten, wo man beim Polieren schlecht hinkommt.
Die gezeigte Rundung mit der rauen Oberfläche kann man an sich einwandfrei polieren.
Vielleicht wurde mit dem Pinsel gearbeitet? Das wär dann keine "Politur".
 

welaloba

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Für mich sieht das aus wie Spritzpistole und Schellack. (Nur meine Meinung) wenn du da schleifst, wovon ich weiterhin abrate, musst du jedenfalls nachpolieren.
Gruß Werner
 

Boris

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Ich habe noch mal gefühlt. Es ist an den meisten Stellen glatt und der Finger spiegelt sich, aber nicht perfekt glatt. Ein paar Ecken sind weniger glatt. Da, wo ich gestern mit Polierpaste poliert habe, ist es völlig glatt. Das Mahagoni hat stellenweise ziemlich große Poren.

Kann man Schellack mit der Spritzpistole auftragen? Pinselstriche sehe ich nicht. Vielleicht waren die Schichten zu dick.
 

welaloba

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Ich trage Schellack (wachsfrei 150 Gramm Harz auf 850 ml Alkohol) schon mal mit einer SATA Minijet mit 1,1 Düse und relativ wenig Druck ca. 2,0 bar oder weniger auf. Bei ganz dünnem Auftrag kann mans so lassen. Weiterpolieren oder wachsen.
Gruß Werner
 

dascello

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Ich schlief sogar mal in einem seiner Betten.
In echt!
Im Präfekturpalast in Mailand.

Irgendwie gruselig.

Dein Bett gefällt mir sehr, so wie es da steht.
Es verschweigt sein Alter nicht, und das ist gut.


Gruß


Michael
 
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