Möbelbau Holz unbehandelt lassen oder ganz fein schleifen und leicht ölen?

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Hallo zusammen,

ich würde gerne mal eure Meinung dazu hören was passiert wenn man als Alternative zu lackieren oder klassischen Ölen (Meist steht ja beim Ölen in der Anleitung nicht über 120 er Körnung schleifen damit das Holz noch Öl aufnehmen kann) folgendes macht:

Option 1: Massivholzmöbel - Oberfläche wird schrittweise bis zu Körnung 400 geschliffen und dann so belassen. (oder gar auf 800er?) Die Poren müssten relativ zu sein, das Holz aber Licht (UV) Emfindlich und entsprechend anfällig für verfärben? Bei hellen Holz wohl ins Gelbe? Bei Dunklem? Ein Faktor dürfte auch sein das man wasserringe von abgestellten Gläsern dauerhaft sehen würde da es mehr einzieht?

Option 2: Massivholzmöbel gar nicht Ölen - alle Effekte von oben nur noch stärker?

Was wurde eigentlich im 18 / 19 Jahrhundert gemacht? Wurden die Möbel damals schon mit Leinöl etc geölt?

Ich frage mich dies weil zum Beispiel der Ital. Möbelhersteller Riva1920 laut Webpage teilweise Eiche massiv Fronten bei ihren Möbeln einmal als Option "unbehandelt" und als Option "geölt" angibt. Meint ihr die hauen ihre Luxusmöbel wirklich komplett blank auf den Markt? Das müsste ja Reklamationen ohne Ende geben?

Ein Gedanke noch: Im Saunabau verwendet man ja auch komplett unbehandelt und trotz starken Luftfeuchtigkeitswechsel "leidet" das Holz wohl nicht zu stark ( nur hat man in der Sauna wohl den OV Effekt nicht)
 

dascello

ww-robinie
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Gar nicht behandeln: Wird schnell schmantig wo man anfasst.
18/19. Jhdt: Schellack bei feinen Sachen, Wachs bei eher porigen Hölzern. Leinölfirnis gab es auch schon.
 

Gelöscht stwe

Gäste
Ich frage mich dies weil zum Beispiel der Ital. Möbelhersteller Riva1920 laut Webpage teilweise Eiche massiv Fronten bei ihren Möbeln einmal als Option "unbehandelt" und als Option "geölt" angibt. Meint ihr die hauen ihre Luxusmöbel wirklich komplett blank auf den Markt? Das müsste ja Reklamationen ohne Ende geben?

Vielleicht verkaufen die das auch unbehandelt, sodass der Kunde am Ende das Finish seiner Wahl auftragen kann?
 

Friederich

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Meist steht ja beim Ölen in der Anleitung nicht über 120 er Körnung schleifen damit das Holz noch Öl aufnehmen kann
Hab ich so noch garnicht gelesen. Ich hätte keine Bedenken, beliebig fein zu schleifen.
Neben Naturharz und Wachs war früher auch Ölfarbe gängig.
Und als Edelholzimitat "Bierfarbe".
 

WinfriedM

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Die Poren müssten relativ zu sein, das Holz aber Licht (UV) Emfindlich und entsprechend anfällig für verfärben?

Was für Poren sollen sich da denn verschließen? Erscheint mir eine irrige Annahme, die man immer mal wieder liest. Du kannst beim Ölen auch problemlos beliebig fein schleifen, das Holz nimmt weiterhin sehr gut Öl auf. Lediglich bei farbigen Ölen braucht es gröberen Schliff, damit die Pigmente sich in der Oberfläche verankern können.

Unbehandeltes Holz funktioniert grundsätzlich und verfärben tut es sich durch UV genauso, ob mit oder ohne Öl oder Klarlack. Es sei denn, Lack oder Öl hat UV-Blocker.

Viele Leute haben zahlreiche Ikea Sachen völlig unbehandelt rumstehen, was über Jahrzehnte überhaupt kein Problem ist.

ABER: Alles, was du oft anfasst, wird schmuddelig. Und wo die Oberfläche mit Wasser in Kontakt kommt, gibt es schnell Flecken. Die Oberfläche lässt sich auch schlecht mit feuchtem Lappen reinigen.

Je feiner du schleifst, um so schneller fallen übrigens Flecken durch Nässe auf. Weil sich dort die Fasern aufstellen.
 

Dusi

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Ich schleife Hartholz immer bis 320 oder 400 Papier und das gibt einen merklichen Unterschied. Bei Weichhölzern funktioniert das aber nicht, weil die Jahresringe unterschiedlich hart sind und man dann insbesondere die weicheren Anteile wegschleift. Man spürt das, es fühlt sich dann ein bisschen "wellig" an. Eiche aber z. B. wird super samtig.

Ölen geht natürlich problemlos, allerdings sollte man darauf achten, dass man den Schleifstaub vorher gut abnimmt. Also am besten die Flächen Absaugen oder "Honigtücher" benutzen.

Man kann übrigens Flächen auch wässern und dann nochmal leicht schleifen, dann stellen sich die Fasern nicht mehr auf beim Kontakt mit Wasser oder zumindest nicht mehr viele.
 

Schwarzfahrer

ww-ahorn
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Alles was feiner als 280er Körnung ist, ist eigendlich Zeit- und Schleifpapier-Verschwendung, sehr viel wichtiger ist das Wässern!
400er brauchst du vielleicht als Zwischenschliff bei Hochglanzlack, und 800er Körnung brauchst du überhaupt nicht.
 

WoodyAlan

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Da muss ich z.T. wiedersprechen! Für normale Möbel braucht man eigentlich nicht mehr als k 280.
soll etwas auf richtig Hochglanz lackiert und dann poliert werden ist bei k 800 lang nicht Schluss :emoji_wink:, mehrere Lackschichten vorausgesetzt...unter K 1500/2000 würd ich nicht (mehr) anfangen zu polieren! Wichtig dabei: alle Korngrössen dazwischen penibel einhalten. Die Unterschiede im Ergebnis sind erheblich.

Im „normalen“ Mobelbau aber wie schon erwähnt irrelevant.
 

fledi

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Dann schleift du aber mit allem k>280 eigentlich den Lack und nicht mehr das Holz, oder?
 

Friederich

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Man merkt doch beim Schleifen sofort ob eine höhere Körnung noch was bringt.
 

WinfriedM

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Es gibt ein paar wenige, sehr dichte Hölzer/Furniere, da macht Korn 600-800 noch Sinn. Bei Buche Hirnholz sieht man auch noch Schleifspuren bei Korn 240, da muss ich bis Korn 320 hoch.
 

Georg L.

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Ich schleife normalerweise bis 180er, selten bis 240er und öle dann. Nachdem das Öl dann ausgehärtet ist, gehe ich noch einmal leicht mit 1000er Schleifleinen darüber und wische die Oberfläche nach dem entstauben mit einem ölgetränkten Lappen ab. Die Oberfläche fühlt sich dann an wie der vielzitierte Affenpopo.
 
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