Schiebetisch Formatkreissäge – warum höher als den Gusstisch einstellen?

MeysterEder

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Hallo Woodworkers,

ich bin seit kurzem in Besitz einer kleinen neuen Formatkreissäge und habe eine Frage,
die ihr mir hoffentlich beantworten könnt.

Der Techniker, der die Maschine bei mir montiert und justiert hat, hat den Schiebetisch um ca 5 Zehntel höher eingestellt als den Gusstisch der Säge – mit der Begründung, dass dann das Werkstück nicht schleift. Schön und gut, aber in der Praxis zeigt sich, dass durch diesen Höhenunterschied Längsschnitte auf dem Gusstisch (am Parallelanschlag entlang) zwangsläufig schräge Kanten hinterlassen, sofern das Werkstück eben teilweise auch auf dem Schiebetisch aufliegt.

Wenn ich etwa eine 60x60 cm Platte in lauter 5 cm Streifen zerteilen möchte, komme ich irgendwann an den Punkt, wo ich das Werkstück nicht mehr auf dem Schiebetisch festhalten und am blatt vorbeifahren kann und es wie bei einer normalen Tischkreissäge rechts vom Blatt am Parallelanschlag entlang durchschieben muss. Dabei liegt dann ein Teil des Werkstücks auf dem höheren Schiebetisch auf und der Winkel ist versaut, die gesägte Leiste hat eine schräge Kante (nicht sehr schräg natürlich, aber auf keinen Fall mehr 90 Grad).

Wie stellt man sich das vor? Wie soll man rechts vom Blatt, bei arretiertem Schiebetisch mit dem Parallelanschlag, sauber arbeiten, wenn der „Arbeitstisch“ im Ganzen aus zwei unterschiedlich hohen Tischen besteht? Gibt es da eine Trick oder so?

Ich möchte den Schiebetisch eigentlich nachjustieren und absolut plan mit dem gusstisch haben.
Denke ich da falsch?

Über Hinweise oder erklärungen wäre ich sehr dankbar!
 

carsten

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Hallo

ja da denkst du falsch. Der Techniker hat das völlig korrekt eingestellt und begründet. Ist bei den großen Formatkreissägen der Profis auch so.
Und die bauen auf der Basis seit Jahrzehnten Möbel die alle gerade sind. Für Metaller die auf die 3 oder 4 Nachkommastelle genau arbeiten ist das eine Abweichung. Für den Werkstoff Holz ist diese Abweichung unerheblich.
 

Holz-Christian

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Servus, 5 Zehntel Überstand sind viel zu viel.
Zum Vergleich:
Das ist fast so viel wie die Dicke eines Furnierblattes (6 Zehntel)
Es passt wenn gerade ein Blatt 80 Gramm Papier dazwischen passt.

Gruß Christian
 

WinfriedM

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Ich würde den auch eher runter justieren. Getreu dem Motto "Soviel wie nötig, so wenig wie möglich."

0,5mm erscheinen mir auch etwas viel.
 

benben

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Kommt immer darauf an was an der Säge gemacht wird. Schneide ich, an der Maschine, nur Holz als grobe Vorarbeit zu, dann auch gerne mehr.... In deinem Fall reicht wohl wirklich da Papierblatt.

Gruss
Ben
 

predatorklein

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Moin

Kommt immer darauf an was an der Säge gemacht wird. Schneide ich, an der Maschine, nur Holz als grobe Vorarbeit zu, dann auch gerne mehr.... In deinem Fall reicht wohl wirklich da Papierblatt.

Das " Papierblatt " fällt bei mir unter die " Urban Legends " .

So wie der Yeti und Nessie :emoji_wink:

Ich hab schon einige FKS in den Händen gehabt .
Neu und alt , gepflegt und ungepflegt .

Selbst bei Neumaschinen war es kaum möglich , ÜBERALL am Schiebeschlitten die Papierblattstärke einzustellen .
Vor allem , wenn man an einer FKS mal den Schiebeschlitten verschoben hat und dann erneut gemessen hat :emoji_frowning2:

Getreu dem Motto "Soviel wie nötig, so wenig wie möglich."

Diese Ausage trifft es m. M. nach am besten .

Gruß
 

uli2003

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Seltenst habe ich Materialien, die absolut plan sind. Nun müsste man ja beim Auflegen darauf achten, wie herum man die Platte auflegt, damit sie auf dem Tisch nicht 5 cm weiter schon aufliegt, oder sogar im Sägeblattbereich hohl liegt. :emoji_slight_smile:

Manche Menschen haben einfach zuviel Zeit.
 

carsten

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Hallo

hab das gerade mal verucht zu zeichnen und den Winkel des vermeintlich schief liegenden Werkstückes zu messen.
Das CAD sagt : beide Linien sind parallel. Also nicht messbar.
Ausgangslage 60 mm neben Sägeblatt und 0.5 mm Höhenunterschied.
 

carsten

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Hallo

hab meinen "Fehler" gefunden hatte die Nachkommastellen bei Winkelbemaßung ausgestellt.
Kaum schaltet man die ein gibt es auch einen Zahlenwert. 0,47° hatte eigentlich weniger erwartet
 

mabermue

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Hallo,

hab das eben auch mal gezeichnet.

Mein CAD sagt 0,52° Winkel; das ist nicht viel, aber sicher auch nicht parallel.

arctan (0,5 durch 60).jpg

Man kann das ja auch ausrechnen: Arctan (0,5 / 60).

Und dann sieht man, dass es auch auf die verwendeten Mathematikbibliotheken der Programme ankommt (Wer mal Numerik gehört hat, weiß das (Gleich mal Entschuldigung für den vermeintlichen Oberlehrermodus, ist nicht beabsichtigt))

Excel z.Bsp. bringt als Winkel 0,48° heraus.

Gruß Martin


Edit: Oh, der "Fehler" ist schon erkannt worden ...
 

carsten

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Hallo

wie geschrieben hatte ich weniger erwartet. Die Zeichnung/ Rechnung gilt aber nur bei absolut ebenen und steifen Materialien. Und wenn die nur wenig breiter sind als die 60 mm die, zum Schluss rauskommen sollen. Alles was breiter ist und auf den Sägewagentisch gedrückt wird fällt da schon wieder raus. SIehe auch den Beitrag #9 von ulli. Bin jetzt seit über 20 Jahren Berufsholzwurm und hab an etlichen Kreissägen, gearbeitet. Mich hat der angesprochene Höhenversatz nie interessiert. Alle Schränke und andere "Objekte" haben diesbezüglich immer gepasst.
Also viel Wind um nix.
 

VolkerDK

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Graasten
Bei einer Formatsaege laeuft der Schlitten doch direkt am Blatt vorbei. Wenn also das Blatt 90 Grad zum Schlitten laeuft, ist der Schnitt 90 Grad.
Auch wenn der Tisch -das ist jetzt ueberspitzt gesagt- 45 Grad nach unten geneigt waere, waere der Schnitt immernoch gerade.

Denn das Schnittgut liegt auf dem Schlitten, und daher ist fuer einen winkligen Schnitt nur die Ausrichtung Schlitten-Saegeblatt entscheidend.

Wenn ich die Saege nun so benutzen will, dass ich zwischen Parallelanschlag und Saegeblatt durchschieben, dann wuerde es ja stoeren, wenn das Schnittgut vom Schlitten hochgedrueckt wird (der dann ja festgestellt ist).

Wenn man sich mal eine 0,5mm Fuehlerlehre anguckt, und dann eine 0,3...oder 0,6....
Das ist ja eher entscheidend bei Zahnflankenspiel oder Lagerspiel, nicht bei dem abgesaegtem Ende einer Tischplatte.
 

ranx

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Moin,
ein Bogen Schreibpapier 80/90 Gramm hat ziemlich genau 1/10tel mm dicke.
Nur um diesen Punkt mal klar zu stellen...
LG Uwe
 

MeysterEder

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Vielen Dank für das viele Feedback.

Habe meinen Schiebetisch nun mithilfe eines präzisen Stahlineals und Distanzband runtergesetzt, so dass ca ein halbes bis ein Zehntel Abstand zum Gusstisch besteht. Die ursprünglichen 0,5 mm waren einfach zu viel und auch wenn hier einige sagen, dass das bei Holz keine Rolle spielt - meine Leisten hatten definitiv schräge Schnittkanten, die man mit bloßem Augen sehen konnte und die auch beim Verleimen etc. gestört haben.

Jetzt bin ich eigentlich zufrieden. Um jetzt noch Abweichungen festzustellen, muss man sich schon auf esoterische Ebenen begeben.

Habe übrigens ein Video eines amerikanischen Kollegen gefunden, der auch auf dieses Thema zu sprechen kommt. Wen's interessiert (bei Minute 3:33):

Liebe Grüße
 

Gammelfrog

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Kommt auch auf die Handhabung der Maschine an.
Meines Erachtens sollte das nur bei kleinen Werkstücken zum Tragen kommen, da größere Werkstücke eben nur auf dem Schiebeschlitten satt aufliegen. Wenn man jetzt das (große) Werkstück noch auf dem Schiebeschlitten führt, "schwebt" es eben die letzten 40-50mm zum Sägeblatt ein halbes Zehntel in der Luft - und der schnitt wird 90°
 

fledi

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Mal ein Beispiel aus der Praxis, bei dem es tatsächlich relevante wurde: ich kam letztens in die Verlegenheit, Fingerzinken in Sägeblattbreite und ca. 60mm Tiefe mit der üblichen "ich-steck-den-letzten-Zinken auf eine-Leiste-und-schneid-den-nächsten-Methode“ zu fertigen. Keine Chance, weil mit zunehmender Zinkenanzahl das Werkstück immer weniger auf dem Schiebetisch aufliegt und immer weiter Richtung Maschinentisch kippt. Das gibt richtig schön schiefe Zinken.
Es ist einfach nicht wahr, wenn man behauptet, Zehntel spielen beim Holz keine Rolle, das arbeitet ja sowieso. Es kommt immer auf die Anwendung an. Frag mal jemanden, der Intarsien baut. Auch bei etlichen Verbindungen sind ein paar Zehntel der Unterschied zwischen "passt" und "machst du besser nochmal". Von daher finde ich das Anliegen schon gerechtfertigt.
 
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Holz-Christian

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Servus, beim Holz auftrennen, wo anschließend eh noch gehobelt wird ist das egal.
Wenn man allerdings das vorhat:.....
Wenn ich etwa eine 60x60 cm Platte in lauter 5 cm Streifen zerteilen möchte,

......ist so ein weit überstehender Schlitten schlecht weil jeder Streifen die letzten 2-3 cm kippt, mit dem hoffentlich benutzten Schiebestock wird er ja auf den Tisch gedrückt.
Bei beschichteten Material platzt zudem mit Sicherheit die Ecke der Beschichtung weg.

Das hat nichts mit zu viel Zeit haben zu tun sondern wohl eher mit anderen Qualitätsansprüchen.:emoji_wink:

Gruß Christian
 

benben

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Mal ein Beispiel aus der Praxis, bei dem es tatsächlich relevante wurde: ich kam letztens in die Verlegenheit, Fingerzinken in Sägeblattbreite und ca. 60mm Tiefe mit der üblichen "ich-steck-den-letzten-Zinken auf eine-Leiste-und-schneid-den-nächsten-Methode“ zu fertigen. Keine Chance, weil mit zunehmender Zinkenanzahl das Werkstück immer weniger auf dem Schiebetisch aufliegt und immer weiter Richtung Maschinentisch kippt. Das gibt richtig schön schiefe Zinken.
Es ist einfach nicht wahr, wenn man behauptet, Zehntel spielen beim Holz keine Rolle, das arbeitet ja sowieso. Es kommt immer auf die Anwendung an. Frag mal jemanden, der Intarsien baut. Auch bei etlichen Verbindungen sind ein paar Zehntel der Unterschied zwischen "passt" und "machst du besser nochmal". Von daher finde ich das Anliegen schon gerechtfertigt.

Ich habe da immer eine Fahrzeugbauplatte drunter. Funktioniert dann gut. Aber wir haben da, gewollt, einen ganz ordentlichen Versatz.
Wobei man das eigentlich auch wieder ändern könnte, haben ja seit einiger Zeit eine andere Maschine zum besäumen.

Gruss
Ben
 
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