Abrunden von Kanten einer nicht rechtwinklige Verbindung

DasHolzwürmchen

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Hallo liebes Forum,

im Rahmen eines Lautsprecherbau-Projektes stehe ich grade in der Planungsphase. Es soll ein Gehäuse (MDF 25mm) entstehen, dessen Kanten abgerundet werden sollen. Das wäre im Prinzip auch ganz einfach, wenn alle Holzseiten im 90Grad-Winkel zu einander stehen würden, dann würde ich mit der OF + passenden Fräser drüber fahren und alles wäre gut.

Bei mir ist jedoch der "Deckel" (25x40cm) des Gehäuses kleiner als der Boden (40x60cm), also im Prinzip wird es ein Pyramidenstumpf (Höhe 130cm). Die Gehäuse werden auf Gehrung geschnitten. (Mit Tischkreissäge bereits ein Probegehäuse in kleineren Dimensionen probegefräst, klappt nach einigen Probeschnitten sehr gut mit den Winkel!).

Ich bin also in der Lage den Pyramidenstumpf (für mein Empfinden) ziemlich genau und passend fertigen zu können.

Jetzt stellt sich mir die Frage, wie ich an den 8 sichtbaren Kanten (die 4 Kanten des Deckels und die 4 "langen" Kanten der Seitenwände bis zum Boden) eine absolut gleichmäßige Rundung (Radius ca. ~1cm) herstellen kann. Wie beschrieben, haben die Flächen Deckel - Rückseitenwand bzw. Deckel-Seitenwände keinen Rechten Winkel (siehe gelbe Kanten, Bild aus sketchup: https://prnt.sc/o02e7u ), wodurch ich z.B. einen Anlaufring-Kugellager nicht nutzen kann.

Das Gehäuse soll vom Lackierer auf Hochglanz weiß lackiert werden, dadurch denke ich fallen Möglichkeiten wie einfach mit der Hand rund schleifen aus, da die Ungleichmäßigkeiten sonst wohl sichtbar sind.

An Maschinen für Holzbearbeitung vorhanden sind eine Tischkreissäge (Scheppach) und eine Oberfräse (OF 1010). Habe gesehen, es gibt auch von Festo auch Kantenfräser, aber mich noch nicht weiter damit beschäftigt, ob das für Winkel funktioniert, die nicht 90Grad haben.

Über Ideen oder Anregungen wie ich das am Besten lösen könnte wäre ich sehr dankbar,
LG Manfred
 

peter bussmeyer

ww-buche
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Wenn ich Dein Problem richtig verstehe, geht es doch darum, dass Du mit der Oberfräse und einem normalen Bündigfräser nur 90° fräsen kannst, bei Dir aber eben dieser Winkel nicht 90° ist.
Wie wäre es mit einer entsprechend geneigten, also keilförmigen Zusatzlaufplatte unter der Oberfräse? Dann hättest Du nur noch das Problem Deine Oberfräse genau im Eckbereich auch um 90° zu drehen, damit der Keilwinkel erhalten bleibt.
Ob´s klappt???
Gruß
peter
 

sonicbiker

ww-esche
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Dürfte für MDF weniger geeignet sein, siehe Post 1.

Lohnt es sich darüber nachzudenken, die Plattenkanten vor dem Zusammenbau zu fräsen und erst dann zusammenzusetzen? Da überall die Hälfte der Fräsung anzubringen bedarf sicher auch sehr hoher Präzision, und nacharbeiten wird man wohl auch müssen. Bin mir da überhaupt nicht sicher, ist nur mal so zum überlegen.
Meine Variante wäre eher, das Gehäuse nicht auf Gehrung zu konstruieren, einzeln lässen sich die Bretter Platten sicher sehr viel einfacher mit einem hübschen Kantenradius versehen...

Viele Grüße, Wolfram
 

schrauber-at-work

ww-robinie
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Moin,

ich würde einfach mal den Versuch /Der TE hat ja bereits passende Muster angefertigt) mit einem Radienfräser mit demontiertem Lager machen. Tiefe etwas minimaler (so dass keine Kante entsteht), dazu entweder Parallelanschlag oder wenn Vorhanden "Anlaufrolle" (Hab ich für meine kleine Katsu Kantenfräse) um in der 2. Achse einen "Tiefenanschlag" zu haben. Den Rest verschleifen (evtl. mit passend gefräster "Schleifklotz" für das Schleifpapier) und fertig.
Ich gehe mal davon aus das MDF wird im Anschluss eh noch lackiert o.ä. daher sollte ein ausreichend gutes Ergebnis zu erzielen sein.

Gruß SAW
 

Besserwisser

ww-robinie
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Mit einem Hobel geht das eigentlich auch ganz gut, würde ich mal ausprobieren.
Realtiv starke Messerszustellung und dann systematisch vorgehen, zB 4x in Winkelhalbierender, dann 2x je Seite noch mal dazu den halben Winkel. Rest Verschleifen.
ich habe so schon 5cm starke Esstischlpatten gerundet, weil das Fräsmesser zu lange Lieferzeit hatte. Ging fats genau so schnell wie fräsen, und es braucht ja nur optische Exaktheit.
 

DasHolzwürmchen

ww-pappel
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Hallo erstmal und vielen dank für die vielen Anregungen! Hab den Eingangspost versehentlich als Gast gepostet

Hallo Wolfram, die Idee das Gehäuse auf Gehrung zu schneiden rührt daher, dass bei aktuellen Lautsprechern nach langer Zeit die Stumpf verleimten Stoßkanten wieder leicht zu sehen sind, obwohl diese vorher entsprechend "zugespachtelt" wurden. Am Anfang sah alles gut aus, aber nach einem halben Jahr sind dann so langsam die ersten Spuren wieder durchgekommen. Das wollte ich diesmal vermeiden - v.a. weil die Gehäuse ja lackiert werden sollen.. (und ich nicht weiß ob das ein Lackierer dann entsprechend und dauerhaft gut lösen kann, sodass die Kanten nach einiger Zeit nicht wieder durchkommen).

Die Idee von Peter dürfte schwierig umzusetzen sein, da der Winkel z.B. der Ebenen Deckel-Seitenteile und Deckel-Rückwand und Seitenwand-Rückwand unterschiedlich ist, und ich somit viele versch. Keile bräuchte. (so zumindest grad die Überlegung in meinem Kopf)

Hallo SAW, deine Idee das Kugellager auszubauen schreckt mich etwas ab, wobei ich mir vom Prinzip her so am Meisten vorstellen könnte, das Beste Ergebnis produzieren zu können (beziehungsweise ein gleichartiges Ergebnis)

Hallo Besserwisser, einen Hobel zu verwenden ist auch einen Versuch wert. Deine Vorgehensweise leuchtet mir ein - so kann man relativ gut einen Kreis annähern. Bedenken habe ich hier nur, das ich
1) verschiedene Radien an verschiedenen Kanten erzeuge und man den Unterschied sieht (da händisch)
2) auf den langen Kanten der Seitenwände (130+cm) eventuell bedingt durch die Länge einen ungleichmäßigen Radius abzutragen ("mal mehr und mal weniger je nachdem wie stark ich wackle")

Oder gibt es hierfür auch eine Art Anschlag so dass ich immer "gleich" drüberfahren kann?


Ich weiß nicht, ob ich vermeintlich "zu hohe" Ansprüche habe oder ob eventuell eine eurer Vorschläge schon ein absolut ausreichendes Ergebnis erzielen wird. Ich habe bisher nur einige wenige male Kanten abgerundet/abgefast, und da ging es mit der OF und das absolut passgenau.

Vielleicht verabschiede ich mich auch von der Idee, so einen relativ großen Radius haben zu wollen. Mit einem kleineren Radius (2-3-4mm?) nur um die Kanten optisch zu brechen wird es wohl einfacher...

Vielleicht lass ich da auch einen Fachmann ran, der es evtl. durch Erfahrung "gut genug" mit einem Hobel oder sonstigen hinbekommt.

Gibt es bei den Hobeln große Unterschiede bzw. gibt es einen Hobel, den Ihr für mein Vorhaben empfehlen könnt? (Wird wahrscheinlich nicht allzu häufig genutzt, aber schadet auch nicht einen im Repertoire zu haben :emoji_grin:). Diese Variante würde ich auf jeden Fall mal ausprobieren.

Ich möchte mich noch einmal recht herzlich für alle eure Vorschläge und Ideen bedanken!

Vg Manfred
 

Kaltregen

ww-ulme
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Hallo,

mit einem normalen Rundungsfräser kann ich mir das nicht vorstellen. Wenn man das Kugellager abmontiert fräst man ja nur einen Teil der Rundung, da der Fräser eine 90° Rundung hat. Wenn es ganz genau werden soll würde ich es grob vorarbeiten (z.B. wie vorgeschlagen mit einem Hobel) und mir dann einen Schleifklotz anfertigen, um den Rest ganz genau hin zu schleifen. Der könnte im Schnitt in etwa so aussehen:

Schleifklotz.png
Dafür bräuchte man aber einen Hohlkehlfräser mit entsprechendem Radius, mit dem man die Rundung ausfräst. Dann mit der Kreissäge zwei Schnitte machen, so dass die Rundung um Schleifpapierdicke nach innen versetzt bleibt und einen Streifen grobes Schleifpapier einkleben. Den schrägen Schnitt in dem entsprechenden Winkel machen. So hat man zwei Anschläge, damit man nicht zu viel schleifen kann und einen exakten Radius. Der Feinschliff verändert die Rundung dann ja nicht wirklich.

Es ist nur die Frage, ob es einem den Aufwand wert ist.

Gruß Michael
 

Kaltregen

ww-ulme
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Ich könnte mir theoretisch auch vorstellen, dass man den Schleifklotz mit selbstklebendem Klettband an einem Schwingschleifer (falls vorhanden) befestigen könnte, damit es schneller geht. Dann müsste man beschichtetes Multiplex oder so nehmen. Ob das praktisch geht ist aber nochmal eine andere Sache.
 

schrauber-at-work

ww-robinie
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Mahlzeit,

klar mit einem normalen Abrundfräser werden die Übergänge stehen bleiben, dafür wird alles gleichmäßig.

Hohlkehlfräser mit entsprechendem Radius, mit dem man die Rundung ausfräst

Wozu ein Hohlkehlfräser?
Einfacher ist es in den Klotz als erstes ein Loch mit Ø=2*R bohrt und den Rest anschließend wegsägt (ob man die Schleifpapierdicke hier wirklich beachten muss? Denke eher nein).

Ob das praktisch geht ist aber nochmal eine andere Sache.

Eher nicht. Der Schwingschleifer "schwingt" ja im Kreis. Das wäre Kontrproduktiv, macht sicher ein Höllenspektakel und beschädigt dabei evtl. sogar die Flächen.
Das Zauberwort wäre: "Linearschleifer", für die gibt es sogar passende Schleifschuhe für Radien :emoji_grin:

https://www.festool.de/zubehoer/491197---ssh-stf-ls130-r10kv

Falls es keinen passenden gibt:

https://www.festool.de/zubehoer/490780---ssh-stf-ls130-kit

Ob es ein Paar Boxen wert ist ~500€ zu investieren muss jeder für sich selbst beantworten. Schönes Spielzeug ist es sicher :emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:
 

Helmut60

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Wie wäre es denn ganz simpel mit Schleifpapier und einem Schleifklotz der die passenden Winkel hat als Schablone. Grob frei Hand oder Maschine orschleifen, und den Rest per Schleifklotzschablone.

:emoji_slight_smile:. Helmut
 

Komihaxu

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Hallo Wolfram, die Idee das Gehäuse auf Gehrung zu schneiden rührt daher, dass bei aktuellen Lautsprechern nach langer Zeit die Stumpf verleimten Stoßkanten wieder leicht zu sehen sind, obwohl diese vorher entsprechend "zugespachtelt" wurden. Am Anfang sah alles gut aus, aber nach einem halben Jahr sind dann so langsam die ersten Spuren wieder durchgekommen.
Wo es möglich ist und dir designtechnisch gefällt, kann man an solchen Stoßkanten auch bewusst Schattenfugen einfräsen. Sollte es reißen, dann sieht man es praktisch nicht bzw. die Stufe sieht durch die Schattenfuge "gewollt" aus.

http://de.lmgtfy.com/?t=i&q=schattenfuge+lautsprecher

Mach z.T. sogar die Profis:
https://www.lite-magazin.de/wp-content/uploads/2018/10/181029.Dali_.6_01.jpg
 

Friederich

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Mit einem ganz normalen Abrundfräser incl. Anlaufring von beiden Seiten fräsen. Die beiden Übergänge zur Fläche sind dann perfekt.
Lediglich in der Mitte, also über der Gehrungsfuge gehen die beiden Kreisbogen nicht ganz glatt ineinander über.
Sollte sich relativ einfach mit dem Schleifklotz egalisieren lassen. Oder man belässt diesen fast unmerklichen "Spitzbogen" so.
 

raziausdud

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Hallo zusammen,

da ich das noch nicht gemacht habe, habe ich mal versucht, Friedrichs Vorschlag zeichnerisch nachzuvollziehen.

Dabei bin ich darauf gekommen, dass wenn man den Fräser etwas höher als in der Skizze einstellt, bekommt man in der Mitte eine Rundung und bei den beiden Übergängen zur Oberfläche je einen leichten Knick. Das wäre dann die meiner Meinung nach die symmetrischste und in einem Arbeitsgang ohne Nachbearbeitung zu erzielende Rundung mit einem Abrundfräser mit Anlauflager. Ich habe es etwas größer als blaue Linie skizziert.

Fräsen2.jpg


Rainer
 

Friederich

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Dabei bin ich darauf gekommen, dass wenn man den Fräser etwas höher als in der Skizze einstellt, bekommt man in der Mitte eine Rundung und bei den beiden Übergängen zur Oberfläche je einen leichten Knick.
Ja genau, diese beiden Möglichkeiten gibt es, mit dem gewöhnlichen Abrundfräser einer runden Fase möglichst nahe zu kommen.
Ums ganz perfekt zu machen, bräuchte man einen individuellen Abrundfräser nicht mit Viertelkreis (90°) sondern mit einem genau der jeweiligen Pyramide angepassten Kreisausschnitt, also mit weniger als 90° ...

Ich hab meine Variante deswegen gewählt, weil sie vielleicht etwas einfacher ist. Man braucht nicht die Fräser-Höhe einustellen.
 
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