Do ist yourself – Don’t do it yourself! – ein Gedankenanstoß

yoghurt

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Hallo,
ich war heute im Bröhan-Museum in Berlin. Dort gibt es eine Sonderausstellung zum Thema „Do it yourself“. Die Ausstellung lohnt sich, es gibt einige kreative Ideen zu sehen. Am Ende der Ausstellung bin ich über ein Zitat gestolpert, das ich hier als Gedankenanstoß wiedergeben möchte (Auslassungen im Original der Museumstafel):



D.I.Y. ist gestohlen worden, und wir scheinen es nicht mal bemerkt zu haben. Mit dem ideal der Selbstermächtigung auf ihren fahnen fegt eine Seuche über unser land und hinterlässt von beschissener Heimwerkerei entstellte Wohngebiete, von schlecht gekochten Gourmetmahlzeiten zerstörte Familien und haufenweise kaum benutzte Werkzeuge, übrig gebliebene Verbrauchsmaterialien und unvollendete Projekte. Dieses eigenartige Elend erreicht uns unter den vertrauten Initialen D.I.Y., was „Do it yourself“ bedeutet. Die Idee war gut gemeint, aber ihre Wirklichkeit ist unheimlich.

Diejenigen firmen, die jetzt D.I.Y. anpreisen, haben den Geist unserer unter dem gleichen Namen bekannten Bewegung vereinnahmt, indem sie einen idealistischen, konsumkritischen Unabhängigkeit fördernden, vorausschauenden Ethos in eine weitere Gelegenheit zum Einkaufen verwandelten. (...) Sie schmeicheln uns indem sie uns glauben machen, wir könnten in der Tat alles genauso gut wie Fachleute. Dank ihrer Gaunerei fühlen wir uns besonders, begabt, geschickt und gut aussehend. (...)

Wir sind hungrige Monster geworden, die danach geifern, die Produktion zurückzuerobern, egal, was es uns kostet. Unsere Gesinnung wurde als Geschenk verpackt und an uns zurück verkauft. Unsere Revolution wurde geklaut.

Don’t do it yourself heißt unser neuer Schlachtruf. D.D.I.Y. bedeutet mit Freunden zusammenzuarbeiten, Professionelle anzuheuern, klug und gewissenhaft zu konsumieren und uns selbst zu versorgen, während wir mit anderen arbeiten. Wir tun, was wir am besten können, wovon wir wissen, wie es geht, und wir lassen uns von anderen helfen wofür wir nicht ausgestattet sind. (...) D.D.I.Y. zwingt uns in Menschen statt in Material zu investieren. Wir müssen verstehen, dass Expertenwissen existiert und dass es nicht über Nacht, aus der „Idiot’s Guide“ – oder „For Dummies“ Ratgebereihe, erlernt werden kann. (...)

D.D.I.Y. begünstigt Freiheit, Kreativität, Erdbewusstsein und die Bündelung von Fähigkeiten. Die Tage des Do it yourself sind vorbei. Im Angesicht der Übernahme unseres Aufstandes gegen die globalisierte Konsumkultur durch die Konzerne müssen wir unsere Ideologie einmal mehr abwandeln und die Ungerechtigkeit beheben, die im Namen unserer ehemaligen Revolution gegen die Menschlichkeit begangen worden sind. Don’t do it yourself bringt uns zusammen, und wir lassen die „Armee der Einzelnen“ hinter uns zurück, um uns auf eine von uns selbst gestaltete Welt zu zu bewegen.

Lisa Anne Auerbach, 2013
 

Time_to_wonder

ww-robinie
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Der romantische Ansatz in allen Ehren, aber da fällt mir der Spruch ein: "Weisst Du, wie lange ich arbeiten muss, damit ich mich mir selbst mal einen Tag leisten könnte?" Der Kurs dürfte irgendwo bei nem halben Monat für einen Tag liegen. Und diese Diskrepanz zeigt mir doch, dass bei uns die Lohnnebenkosten viele davon abhalten, einen Profi zu beauftragen und es selbst versuchen. Wobei... Ich könnte mir auch bei erschwinglicheren Bedingungen nicht vorstellen, dass bei mir jemand ne Küche aufbaut - scheint wohl auch irgendwie Spaß zu machen. Ich weiss es ja auch nicht...
 

Komihaxu

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"Man kennt sich, und man hilft sich" - so lautet die Devise bei uns.
Ich bau dir einen Holzzaun und du fliest mir mein Bad.

Leider gibts bei der jungen Generation kaum Handwerker, wirklich gute noch viel weniger.
 

ChrisOL

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Hallo Yoghurt,

das ist ein interessanter, provozierender Ansatz von Frau Auerbach.

- Beschissene Heimwerkerei ... kaum benutzte Werkzeuge ...
- klug und gewissenhaft zu konsumieren

Das werden ganz viele wohl nachvollziehen können. Wobei sie in einem Punkt ganz sicher recht hat, Expertenwissen kann nicht über Nacht oder sonst wie mal eben nebenbei aufgenommen werden. Als Beispiel fallen mir hier zusammengespaxte Dinge aus Palettenholz ein, um nicht Möbel sagen zu müssen.

Es gibt zur Zeit aber durchaus eine Mode wieder viele Dinge selbst zu machen, da es den Menschen wieder das gute Gefühl gibt etwas mit eigenen Händen geschaffen zu haben. Vielen Berufen geht das heute total ab. Dabei schwingt natürlich auch viel Sehnsucht mit.

Zu unserem Thema Holzarbeiten finde ich für mich den alten Begriff Dilettant sehr passend. Der erste Passus aus dem Wikipedia Eintrag umschreibt es sehr treffend
https://de.wikipedia.org/wiki/Dilettant
"Ein Dilettant (italienisch dilettare aus lateinisch delectare „sich erfreuen“, „ergötzen“) ist ein Liebhaber einer Kunst oder Wissenschaft, der sich ohne schulmäßige Ausbildung und nicht berufsmäßig damit beschäftigt.[1] Als Amateur oder Laie übt er eine Sache um ihrer selbst willen aus, also aus Interesse, Vergnügen oder Leidenschaft und unterscheidet sich somit von einem Fachmann. Dabei kann er vollendete Kenntnisse und Fertigkeiten erlangt haben; solange er die Tätigkeit nicht beruflich bzw. für seinen Lebensunterhalt ausübt oder eine anerkannte einschlägige Ausbildung absolviert hat, gilt er als Dilettant."

Je länger man hier dabei ist, desto mehr Wissen, Erfahrung und vorallem Übung kann man sich in Eigenregie aneignen. Daher sollte man das DIY für einige besser mit Dilletant-it-yourself übersetzten :emoji_slight_smile:

Grüße
Christoph
 

civil engineer

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...und du fliest mir mein Bad.

...da lege ich selbst Hand an, da ich bisherher noch keinen Fliesenleger kennen gelernt habe, dem bekannt war, dass zwei Abschlußleisten auf Gehrung geschnitten werden können. Von einem Punkt, an dem drei Abschlußleisten zusammen treffen, will ich gar nicht anfangen. Ein Hoch auf den Fugenmörtel, der solche Anschlüsse schließt.

Dafür pro Arbeitsstunde 45 Euro zzgl. MwSt auf den Tisch zu legen tut weh, mir zumindest. Durchaus verständlich, dass andere das auch so sehen und selbst Hand anlegen.
 

Sägenbremser

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Unabhängig von den wirklich vorhandenen
Kenntnissen würde ich nach eigener negativer
Erfahrung den netten Ausdruck Dilettanten/in
heute nicht mehr anwenden. Habe das in jungen
Jahren einmal für das Klavierspiel einer Dame der
Gesellschaft in einer Beurteilung auf der Kulturseite
der örtlichen Zeitschrift verwendet und danach nicht
mehr wirklich weitere Artikel verfassen gedurft:emoji_grin:

Was unserem Sprachgebrauch bei einer kenntnisreichen
Anwendung opportun erscheinen mag, deckt sich halt
nicht immer mit der eher umgangssprachlichen Verwendung.

Nein, Dilletantentum ist heute einfach nur noch negativ
besetzt und sollte in der Form auch nicht mehr als eine
behutsamer Beurteilungweise verwendet werden.

Gruss Harald
 

ChrisOL

ww-robinie
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Hallo Harald,

einverstanden, der Begriff ist aktuell sicher nur negativ behaftet und nicht zur Verwendung geeignet. Auch nicht um öffentlich ein Klavierspiel zu beschreiben :emoji_grin: :eek:

Die Definition eines Dilettanten wie sie auf Wikipedia zu finden fasst meine Art von Holzwerken ganz gut zusammen. Nur fällt mir leider kein schöner passender Begriff dafür ein. Hobbytischler empfinde ich unpassend, da Tischler ein Lehrberuf mit entsprechender Ausbildung ist.

Grüße
Christoph
 

dew-tool

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Hallo

Ich für meinen Teil lasse mir von nichts und niemandem mein Hobby Madig reden. Ich kenne viele Hobbyfußballer die auch mit dem entsprechenden Equipment für sehr viel Geld ihren Hobby nachgehen sollen die dann auch mit dem Fußballspielen aufhören weil sie keine Profis sind? Ich denke das auch im Hobbysport sehr viel gute Sportler dabei sind die bestimmt besser sind als die sogenannten Profis.
Ich denke das selbe trifft auch auf unserem Hobby zu.

Gruß Jürgen
 

Keilzink

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Hallo Harald,

einverstanden, der Begriff ist aktuell sicher nur negativ behaftet und nicht zur Verwendung geeignet. Auch nicht um öffentlich ein Klavierspiel zu beschreiben :emoji_grin: :eek:

Die Definition eines Dilettanten wie sie auf Wikipedia zu finden fasst meine Art von Holzwerken ganz gut zusammen. Nur fällt mir leider kein schöner passender Begriff dafür ein. Hobbytischler empfinde ich unpassend, da Tischler ein Lehrberuf mit entsprechender Ausbildung ist.

Grüße
Christoph


Nenn dich einfach Amateur - das kommt vom lateinischen amator. Und das bedeutet: Liebhaber.

Andreas
 

holz_opa

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Nenn dich einfach Amateur - das kommt vom lateinischen amator. Und das bedeutet: Liebhaber.

Andreas
Ja, es sind die Liebhaber, Enthusiasten, Autodidakten und wie man sie noch nennen mag, die mit viel Ausdauer, Fleiß und Akribie manchmal Dinge fertigen, die mich schon zum Staunen bringen.
Da bin ich mir nicht immer sicher ob ein gelernter "Handwerker" so etwas zustande bringen würde.
Beispiel:
Ein Architekt baut mal so nebenher "aus Liebhaberei" Kästchen für Visitenkarten.

Beste Grüße vom holz_opa aus dem Goldenen Mainz.
------------------------------
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pedder

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Ich finde die Kritik geht einerseits nicht weit genug. Die Überausrüstung mit billigen und schnell defekten Gegenständen betrifft alle Lebensbereiche und nicht nur DIY. So schnell ist irgendein Spielzeug, Kleidungstück, Sportgerät oder Werkzeug angeschafft, das nichts taugt, nur weil es alles so billig ist und wir auf Teufel kommt raus Resourcen verbrauchen. Aber selbst wenn es was taugt, wird es oft nicht gebraucht.....

Auf der anderen Seite: Gerade das Renovieren und Reparieren und davon handelt ganz viel DIY, ist doch supernachhaltig.
 

Sägenbremser

ww-robinie
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Hallo Jürgen

deckt sich wirklich mit meiner eigenen Einstellung
zum Hobbyfussballspielen. Nur sind wir natürlich in
keiner Weise in der Lage alleine schon die physische
Anforderung eines Profispielers jemals zu erfüllen.

Denke auch du weißt das es einfach nicht möglich ist
8-12 Stunden den Lebensunterhalt mit Handwerk zu
verdienen um danach noch einmal eine Höchstleistung
auf dem Rasen vollbringen zu können. Schon der reale
Trainigsaufwand würde diese Leistung einfach in Frage
und Abwiegelung stellen müssen. Auch wir können die
Traumpässe schlagen, zuweilen auch einen glücklichen
Schuss am Torhüter vorbei ins Netz bringen, aber die
Gegenspieler haben dabei auch eine lange Woche hinter
sich bringen müssen, sind schon etwas strapaziert und
es wartet kein Muskelkneter danach auf meine Knochen.

Kleiner, freundlicher Hinweis - ein paar Satzzeichen im
Beitrag macht das Lesen schon etwas leichter, dazu sind
diese kleinen Strichlein auch einmal erfunden worden.

Liebe Grüsse, Harald
 

Spontan

ww-ahorn
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Es ist schon zweimal angeklungen, dass "DIY" in erster Linie die Folge unseres idiotischen Steuer- und Abgabensystems geworden ist. Deutschland ist nicht, wie Herr Kohl einmal bemerkte, ein Volk von Freizeitaktivisten sondern ein Volk von Baumarktrennern und Verschlimmbesserern (Ausnahmen bestätigen die Regel) geworden. Und das, weil sie keine Lust oder nicht die Möglichkeit haben, fünf Stunden zu arbeiten um eine Stunde des Handwerkers zu bezahlen.
Schade.

Allerdings finde ich, dass die, u.a. in diesem Forum gepflegte Form von "DIY" so rein gar nichts mit der Baumarktszene zu tun hat. Basteln aus Passion. Freude am Handwerk, spielen mit den Materialien. Die Frage, was das (China/Osteuropa-) Vogelhäuschen im Baumarkt kostet, ist doch vollkommen nebensächlich, wenn der Bastelanfänger seins stolz in den Garten hängt.
Ganz zu schweigen von den herrlichen Arbeiten, die ich auf diesen Seiten gesehen habe - buchstäblich unbezahlbar! Wer hier nach "Geld" (Wirtschaftlichkeit) fragt, hat den Sinn des Ganzen doch vollkommen missverstanden!

Ich interpretiere die Kritik im Text oben allerdings so, dass genau diese Unterscheidung getroffen werden muss.

Gruß, Andreas
 

uli2003

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Es ist schon zweimal angeklungen, dass "DIY" in erster Linie die Folge unseres idiotischen Steuer- und Abgabensystems geworden ist.

Na ob das so idiotisch ist weiß ich nicht, das Geld wird doch meistenteils sinnvoll verwendet. Aber das gehört hier nicht hin.

Dennoch birgt die Aussage etwas Wahrheit, ich würde da aber differenzieren:
Die Art DIYler, die vermeintlich teure Reparaturen erst einmal versuchen selbst zu erledigen, und dabei oft alles verschlimmbessern, und jene, die mit viel Leidenschaft und angeeignetem Wissen tolle Projekte erschaffen.

Um da auf das Anfangszitat zurückzukommen: Erstere der beiden Arten bedient doch der Fachmann, wenn auch später, dafür aber umfangreicher. Die Zweiten sind doch eh unerreichbar.. :emoji_slight_smile:

Grüße
Uli
 

teluke

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DIY und Hobby sind doch zwei grundlegend unterschiedliche Dinge.

DIY macht jemand weil er den Handwerker nicht bezahlen kann/will. Da kann man die Kritik nachvollziehen, auch ich halte wenig davon.

Hobby ist doch was ganz anderes.
Ein Hobby betreibt man weil es Spaß macht. Das kann Fußball sein und kann Schreinern sein.
Im Prinzip versucht der Hobbyist das was er tut mindestens ebensogut zu machen wie ein Profi. Dass dies nicht so einfach gelingt liegt in der Natur der Sache. Es geht hier um die Anstrengung das so zu tun.
Ein Hobbyist kann durchaus, in einem (seinem) Teilbereich gleich gut oder besser als ein Profi sein.
Selten allerdings in der gesamten Bandbreite des Berufs.

Im Nachbarforum ist da jemand der macht Intarsien. Ich denke da könnten sich die meisten Profis eine Scheibe davon abschneiden. Der macht halt wohl auch viel öfter und mehr solche Intarsien.
Das ist ein Hobby, in diesem Teilbereich absolut meisterwürdig. Mit DIY hat da nicht das geringste zu tun.

Geht der Hobbyist der, z.B. gerne Möbel baut, hin und baut z.B. seine Haustür selbst dann geht das in den DIY-Bereich und sicher kommt auch meist DIY dabei heraus.
Er kann eben nicht, wie er das beim Möbel getan hat, mit kleinen Sachen anfangen und sich steigern.
Da geht es gleich ans Eingemachte. Der Profi hat das über Jahre gelernt.
Würde der Hobbyschreiner hingehen und fünf (oder mehr) Türen zum wegwerfen bauen könnte er das irgendwann dann ebensogut wie er Profi. Da aber keiner so viele Haustüren brauchen kann wird das wohl auch keiner zu seinem Hobby machen wollen.
 

Mich985

ww-ulme
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Ich finde man muss DIY immer von zwei Seiten sehen.

Die einen können es und wissen wo man den Fachmann dazu hohlt,
die anderen sind die selbsternannten "Heimwerkerkönige" die meinen alles besser zu wissen.

Und von der zweiten Spezies habe ich schon die "lustigsten" Sachen erlebt, gerade wenn es um Strom und Wasser geht.

Frei nach dem Motto: "Volles Selbstbewusstsein bei absoluter Ahnungslosigkeit"

In dem sinne ein schönes Wochenende

der micha
 

ministry

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Gera
IMHO (meiner bescheidenen Meinung nach) sind a)DIY und b)PROS und dazu noch c)AMBITIONIERTE HOBBYISTEN zu unterscheiden

bei a)
do it (so heisst übrigens auch eine baumarktkette in der schweiz)
mach halt, mal sehen was rauskommt. vielleicht findet man mit viel gesuchtem weg das ziel und muss sich neue wege suchen

der weg ist das ziel.

zu b)
ich denke, da ist das ziel das bestimmende für den weg. ergebnis zählt. das bestimmt ja auch den ertrag.

zu c)
das mag jetzt hart klingen, aber ist nicht so gemeint.
c.1.)zu großem teil erscheint es mir als menschen, die den falschen beruf gewählt haben, darin nicht wirklich glücklich wurden aber darin genug geld verdienten um sich für unsummen von geld werkzeuge hinzustellen, die sie niemals annähernd ausnutzen werden um ergebnisse zu erzielen, die abgesehen von aussehen auch nicht kosteneffizient ist. dazu gehört für mich die bm-buche-leimholz und die paletten-fraktion
c.2)
da draussen sind künstler, die sich - dilletantisch - amaterurisch- ernsthaft mit der materie auseinandersetzen. der eine ist künstler für vorrichtungen die er kaum nutzt.der nächste ist künstler für ideen, tipps, literaturtipps, praktische tipps und vieles mehr ... der pool (das tauchbecken - für die anglizistmenhasser) ist wunderwoll groß


und ganz ehrlich, wenn ich mir b) nicht leisten kann, hofffe ich einen c.2 zu kennen .... (mich selbst setzt ich mich übrigens auf einem langen weg von a zu c.2 an .... sehr langer weg)
 

ranx

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moin,

wie sieht das eigentlich in der Beziehung aus?
Wenn der Partner nicht glücklich ist sollte man da einen Profi ran lassen ?

gute N8
 

Mitglied 59145

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Wenn man das Gefühl hat das es alleine vor die Wand fährt sollte man das in Betracht ziehen!:emoji_wink:
Auch wenn man immer wieder vor denselben hausgemachten Problemen steht, auch bei Suizidgedanken etc..

Es gibt da durchaus Möglichkeiten, aber erzähl doch mal:emoji_wink:....

Gruss
Ben
 

Holz-Fritze

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Dieses Amateurhafte Geschreibsel dieser Frau Auerbach enthält für mich viel zu viele pauschale Behauptungen.
Ich mag es gar nicht, wenn solche selbst ernannte Philosophen alle Menschen über einen Kamm scheren und meinen, dass nur sie die Wahrheit erkannt haben.
 

yoghurt

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Hallo,
ich gebe zu, dass ich diesen Text durchaus als Provokation eingestellt habe. Ich finde Frau Auerbachs Gedanken sehr interessant, wobei mir aus diesem Thema sehr deutlich wird, dass man den Text sehr unterschiedlich verstehen kann. Vor allen Dingen möchte ich betonen, dass ich niemanden angreifen oder die Lust und Freude am selbermachen nehmen wollte - sonst wäre ich ja hier auch nicht Moderator!

Ich habe Frau Auerbach zuvor gegoogelt und bin dabei darauf gestoßen, dass sie offenbar eine "Veteranin der amerikanischen DIY-Bewegung" ist. Ziele der Bewegung waren wohl sich Dinge zu eigen zu machen indem man sie nicht einfach kauft sondern selbst herstellt und gekauftes repariert anstatt es einfach wegzuwerfen. Diese Art von Konsumkritik und diese Haltung zu den Dingen mit denen wir uns umgeben findet sich ja im Geist dieses Forums oftmals wieder.

Was sie kritisiert (ich gebe hier nur mein Verständnis des Textes wieder!) ist doch eher, dass es der Werkzeugindustrie und den Baumärkten gelungen ist sich an diese Bewegung anzuhängen und den Heimwerker mir einem Überangebot an Equipment auszustatten. Das für mich prominenteste heimische Beispiel ist die große Kampagne mit der es Fein und Bauhaus vor Jahren gelungen ist den Multimaster in bald jeden Privathaushalt zu bringen. Mich würde interessieren in wie vielen Haushalten dieses für mich wertvolle Werkzeug unbenutzt vor sich hinstaubt.

Andererseits kritisiert sie auch eine bestimmte Art "Machbarkeitswahn" (ohne jemandem zu nahe zu treten, hier ein Beispiel: https://www.woodworker.de/forum/durchgangstuer-t99308.html). Durch die Werkzeughersteller und Baumärkte wird doch bald jedem suggeriert er könne alles alleine bewerkstelligen - dass das nicht so ist wissen hier im Forum so einige! Und welche Resultate dann zu bewundern sind....

Sehr positiv empfinde ich den Appell zur Zusammenarbeit! Es ist doch - auch im Sinne der Konsumkritik - sehr positiv, wenn wir zusammenarbeiten. Nicht jeder kann alles können und jedes Werkzeug besitzen. Da ist es doch gut wenn wir uns treffen, mit Menschen zu tun haben, uns austauschen und gegenseitig weiterhelfen. Wie wir das übrigens hier im Forum - wenn auch überwiegend virtuell - machen! Ohne Namen zu nennen, es gibt einige Foristen, die ich gerne näher an meinem Wohnort wüsste. Es gäbe im persönlichen Kontakt so viel auszutauschen! (Da, wo es zu persönlichen Kontakten kam, war das eigentlich immer positiv!)
 

tract

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Am Ende der Ausstellung bin ich über ein Zitat gestolpert, das ich hier als Gedankenanstoß wiedergeben möchte

na ja - ist ne' Amerikanerin die seltsame Kleidung strickt
Knit ? Lisa Anne Auerbach
und seltsame Wege legt
Beloit Path ? Lisa Anne Auerbach
aus dieser Perspektive macht es schon Sinn, sich an Leute zu wenden, die sich mit sowas auskennen :emoji_wink:

dass sie offenbar eine "Veteranin der amerikanischen DIY-Bewegung"

kann schon deshalb nicht sein, da erst 1967 geboren.
D.h. als sie gerade Mitte 20 gewesen ist, kam dort z.B. die Sitcom 'Home Improvement' (Hör mal, wer da hämmert) im TV
Das Magazin 'Fine Woodworking' erschien, als sie acht Jahre alt gewesen ist.

Gerade in den USA gibt es DIY viel länger.
Bsp. ohne Ende Anzeigen in 'Popular Mechanics' von 1951
https://books.google.de/books?id=ntkDAAAAMBAJ&printsec=frontcover&hl=de&rview=1#v=onepage&q&f=false
Seite 51:
Build one of these 'popular mechanics homes yourself' ... save thousends of dollars
oder Seite 217
https://books.google.de/books?id=nt...ew=1&pg=PA217&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false
... nächste Seiten Anzeige Bandschleifer, Seite 228 Eigenbau-Röhrenverstärker
Ab Seite 240 Anzeige Shopsmith-Maschine, ist so ein kleines Universalding (Säge, usw.)

---

ich weiß ja nicht, wie die anderen User hier aufgewachsen sind.
Mein Vater hat Anfang der 70er das Haus mit hoher Eigenleistung gebaut. D.h. sämtliche Rohrleitungen geschweißt/gelötet, gemauert, vertäfelt, gefliest (meine Mutter meinte, sie hätte damals richtig Muskeln gehabt, hat sie doch fast alle Löcher für die Steckdosen per Hand ausgestemmt).
Von meinen Kumpel in der Nachbarschaft haben die Eltern genau so in Eigenleistung geackert und so wird man geprägt: was selber machbar ist, macht man auch.
In der Schule ging es weiter: Fach 'Werken': Holzschalen aus Eiche per Hand gefertigt, Salatbesteck, Kinderspielzeug, weiterhin aus Speckstein eine 'Skulptur' herausgearbeitet und auch noch was getöpfert; im zus. Kurs 'Technik' eine Lichtorgel zusammengelötet (sowie den dafür notwendigen Kasten aus Sperrholz gefertigt)
Keiner meiner Kumpel, mich eingeschlossen, hat seine ersten HiFi-Boxen nicht selber gebaut; keiner hat sein Mofa/Leichtkraftrad zum Händler gebracht, wenn es nicht lief.
Jeder kaufte sich zum ersten Auto 'Jetzt helfe ich mir selbst'. Werkstatt? ... von wegen: Werkzeugkasten mit dem ersten eigenen 'Billigwerkzeug' und ab zum Schrottplatz Teile ausbauen, wenn am Wagen etwas defekt war.

Der Unterschied zu früher und heute:
man kommt viel leichter an Informationen (Internet) und die Produktpalette (Werkzeug, Maschinen, Material) ist viel, viel, viel größer als früher.
Alleine um an Informationen zu kommen, was es überhaupt gab, war aufwendig und mit Kosten verbunden: erst Fachzeitschrift kaufen, dann Angebote durchforsten, Katalog per Post (i.d.R. mit hinzugefügten Briefmarken) anfordern und nicht selten zwei Wochen warten.
Auch eBay macht die Sache deutlich leichter - das Angebot gebrauchter Dinge ist dadurch riesig geworden (was bin ich damals wegen einer kleinen Maschinenbügelsäge herumgegurkt).
Durch die größeren Möglichkeiten kann man sich viel besser etwas individuell zusammenstellen - und muß auch nicht glauben, was ein Verkäufer versucht aufzuschwatzen (weil er nur die eine Variante hat)


.
 

Sägenbremser

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Ja das ist eine gute Zusammenfassung @tract

diese selbst ernannten Heimwerkerkönige/innen gehen
einem schon gehörig auf den Keks. Dieses abrufbare und
auch machbare Potential gab es in den 60-70er noch in
jeder Siedlung/Neubaugebiet. Um sein Kleinkraftrad einer
ordentlichen Zuwendung angedeihen zu lassen, gab es zu
der Zeit immer einen alten Mann der von der Materie eine
ganze Menge mehr Ahnung und vor allem Erfahrung hatte
als es eine Fachwerkstatt nur ansatzweise vorweisen konnte.

Habe hier eine ganze Horde junger Männer die schon einen
einfachen Kettenwechsel an ihren Hochleistungsmaschinen
für pures Hexenwerk halten:emoji_grin: Das gefährlichste dabei ist
aber auch da, es wird ihnen ein kostspieliges Werkzeug im
"Fachhandel" aufs Auge gedrückt, keiner der Verkäufer hat
jemals damit gearbeitet und da wird das Ergebnis schon so
aussehen wie es den einwirkenden Kräften da kaum noch
angemessen seien könnte. Ich rede hier von einer simplen
Antriebskette, kein Lageraustausch, keine Einstellarbeiten.

Die nette Bücherreihe "Jetzt helfe ich mir selbst" war nicht
wirklich fachgerecht, aber wer wirklich ein Werkstatthandbuch
für seine Karre hatte, war einfach der Garagenhofkönig. Nur
ausser Lesen mußte das auch real umgesetzt werden und da
schieden sich auch schon zu dieser Zeit einfach die Macher von
den gut belesenen, heute wohl eher gegoogelten Interessenten.

Denke auch das wirklich ein grosser Teil der dort seine wie auch
immer profilierte Information aufsaugen möchte, eher im rein
virtuellen Bereich der Holzbearbeitung nachgehen möchte. Ist
aber auch ein wirklich gehbarer Weg und hat den unbestreitbaren
Vorzug - das Verletzungsrisiko ist dabei schon fast marginal:emoji_grin:

Gruss Harald
 
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