Selbstentzündlichkeit

Standöl

ww-ulme
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Hallo,

ich bin eigentlich ein Fan von klassischem Hartöl und damit einigermaßen vertraut. Nun wird man aber immer öfter bedrängt mit Produkten, welche nicht selbstentzündlich sein sollen. Warum das bei einem Naturöl so sein soll, konnte mir bisher niemand erklären. Kann mir hier jemand "chemisch" auf die Sprünge helfen.

Besten Dank.:emoji_slight_smile::emoji_slight_smile:
 

magmog

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Guude,

viele Öle binden durch Oxydation ab, in gewissem Sinne das gleiche das auch beim Verbrennen stattfindet. Also handelt es sich um einen wärmeerzeugenden Prozess.
 

pedder

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Hallo,

ich bin eigentlich ein Fan von klassischem Hartöl und damit einigermaßen vertraut. Nun wird man aber immer öfter bedrängt mit Produkten, welche nicht selbstentzündlich sein sollen. Warum das bei einem Naturöl so sein soll, konnte mir bisher niemand erklären. Kann mir hier jemand "chemisch" auf die Sprünge helfen.

Besten Dank.:emoji_slight_smile::emoji_slight_smile:

meinst Du die als Holzölverkauften Emulsionen (Öl-Wassergemsiche)?
 

Standöl

ww-ulme
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Nein, die als Naturöle, lösemittelbasiert", angepriesenen, welche nicht selbstentzündlich sein sollen, konkret z.B. die der Firma Complex.
 

Sägenbremser

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Ist wirklich ein sehr heisses Thema

Anfang der 70er fingen einige wirklich gute Tischler
in den Staaten an Öle ( zu der Zeit meisten Tungöl)
mit den üblichen Urethanen zu mischen. Für den zu
der Zeit üblichen händischen Oberflächenaufbau eine
recht zügige Deckflächenbehandlung. Ein echter Meister
in der etwas bedenklichen Arbeitform war Sam Malouf.

Seine Werkstatt ist aber dabei auch einmal abgefackelt
und er hatte Mühe seine freien Lebensräume zu schützen.

Natürlich kannst du ein Polyadditionsprodukt in eine Kette
von "natürlichen" Stammprodukten integrieren, nur macht
das bei der heutigen Anwendung von "Naturprodukten" eher
wenig Sinn. Selbst in der industriellen Verwendung werden
jetzt meistens Produkte verwendet, die ihre oxidative Härtung
eher durch eine bewußt eingeleitete Polykondensation haben.
Dazu gehört wohl auch dein angeführtes Produkt. Ansonsten
kenne ich das Produkt nicht und bitte Fehler zu entschuldigen.

Gruss Harald
 

Standöl

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Vielleicht habe ich ja mißverständlich gefragt: Warum bieten Hersteller Naturöle an und machen die Aussage: Nicht selbstentzündlich? Wäre ja toll bei einem oxidativ trocknenden Öl. Aber wie soll das funktionieren?
Vielleicht durch Zusätze, welche mit Naturöl nichts zu tun haben?
Bin gespannt ob da jemand mehr dazu sagen kann.
Danke.:emoji_slight_smile:
 

-sigma-

ww-pappel
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Macht den Eindruck, dass die meisten hier schneller mit den Fingern als mit den Augen sind :emoji_slight_smile:

Grad mal nach den Produkten geschaut, die du anführst... ins Auge springt, dass der Hersteller tatsächlich auf der Webseite aufführt, dass das Produkt kein Risiko der Selbstentzündung aufweist.

My Guess:
COMPLEX - Hartöl ist auf der Basis von Pflanzenölen, Balsamharzen, natürlichen Kräuterfirnissen und ätherischen Ölen (Tiroler Alpenkräuter) aufgebaut.
[...]
COMPLEX - Hartöl dringt in die obersten Schichten des Holzes ein und kristallisiert bei der Trocknung.

Vielleicht hat es was damit zu tun? Kristallisation durch Oxidation kann zwar stattfinden... vielleicht geht der Hersteller nen anderen Weg zur Trocknung?
 

Georg L.

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Das Öl selbst ist nicht selbstentzündlich, das kannst du rumstehen lassen bis zum St. Nimmerleinstag. Das wird irgendwann fest und gut ist. Was aber zur Selbstentzündung neigt, sind mit Öl getränkte Lappen, vor allem wenn sie zusammengeknüllt irgendwo rumliegen. Und dass es Ölprodukte gibt, auf denen kein dahingehender Warnhinweis draufsteht, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Wenn es nämlich draufsteht und es passiert nichts ist alles in Butter. Und wenn doch was passiert, heist es einfach Warnhinweise nicht beachtet. Ganz blöde wird es nur, wenn nichts dergleichen draufsteht und es passiert etwas.
 

Georg L.

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Interessant ist aber, das beim High Solid Produkt dieser Hinweis fehlt. Anscheinend ist dieses Öl soweit verdünnt (laut Produktblatt übrigens mit einem Erdölprodukt), dass die zurückbleibenden Ölmengen nicht für eine Selbstentzündung ausreichen.
 

WinfriedM

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Dann haben die es trotz zügiger Trocknung der Produkte irgendwie hinbekommen. Ist doch mal eine interessante Innovation. Gerade im Heimwerkerbereich ist so eine Eigenschaft wichtig, weil viele die Warnhinweise auf den Dosen nicht lesen. Auch wenn Selbstenzündung relativ selten vorkommt, hat es doch fatale Auswirkungen. Insofern ein guter Schritt hin zu sicheren Produkten.
 

Joiner_Koblenz

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Hallo Winfried
das wäre wirklich eine Prima Sache.

Das schlimmste sind ja die Lappen, wenn die dann auf den Boden zu Schleifstaub und Sägespänen geworfen werden!
Die gehören in einen entsprechenden Behälter mit Deckel, aber das ist selbst bei einem meiner Lieferanten passiert und der Laden hat sich in Rauch aufgelöst :emoji_frowning2:

Nach dem Brand hat es lange gedauert, bis ich von deren Öl auch nur einen 1/2 Liter zum ausbessern bekommen habe. :emoji_frowning2:
Die Flaschen mit dem Öl, waren danach mit einem Roten Warnzettel versehen :emoji_grin:

Gruß Ralf
 

pedder

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Nun wird man aber immer öfter bedrängt mit Produkten, welche nicht selbstentzündlich sein sollen. Warum das bei einem Naturöl so sein soll, konnte mir bisher niemand erklären. Kann mir hier jemand "chemisch" auf die Sprünge helfen.

Von wem wirst Du eigentlich noch "bedrängt"?
 

Holz-Fritze

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Das Legno Öl von Adler Lacke soll auch nicht selbstetzündlich sein.
Standöl

Wenn ich mir das Gutachten von denen anschaue, kommen mir erhebliche Zweifel an der Aussagekraft.

Zum Beispiel wurden die Baumwolllappen zusammengeknüllt in einen Wärmeschrank bei 40°C beprobt. Denselben Test kann man mit Sicherheit mit vielen anderen Ölen machen ohne dass es zu gravierenden Temperaturehöhung kommt.

Aussagekrätig ist das nicht. Ich habe solche Test auch schon durchgeführt, Lappen mit Öl getränkt und in meinen Grill auf der Terasse trocken lassen. Mir ist es bislang noch mit keinem Öl gelungen eine Entzündung herbeizuführen, aus der Literatur sind aber solche Entzündungen bekannt.
 

Stiller

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Ich selber habe in jugendlicher Ahnungslosigkeit (!) einst fast meine Bude abgefackelt mit Öl-Lappen:

Von den Fensterrahmen die alte Farbe abgebrannt, dann mit Leinölfirnis behandelt. Dabei Becher mit Öl umgefallen und aufgewischt. Lappen in Eimer mit Farb-Resten von abgebrannten Fenstern. Der Lappen lag am nächsten Morgen schwarz und verkrumpelt auf den Resten + Loch geschmokelt in PVC-Eimerwand. :eek:

Leute, ich hatte definitiv einen Schutzengel! :emoji_slight_smile:
Hoffe mal dass ich das geschenkte Leben so nutze wie ich sollte.
 

hzs123456

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Ich würde mir niemals behaupten trauen, dass ein Öl nicht selbstentzündlich ist. Es hat in 1. Linie mit zusammengeknüllten öligen Lappen zu tun.
Ob dabei ein Baumwolltuch leichter brennt als ein Fasergemisch ist auch offen.

Ich kann euch aus Erfahrung sagen, dass es bei Farben gar kein Öl braucht.

Stellt euch eine saubere LEERE Farbdose vor ... darin liegt ein metallischer Splint von einem Dosenring ... ein kleiner Holzsplitter von einer Palette ... und ein Plastikverschluss von einem 5-lt-Gebinde ... also ein typischer "Abfallbehälter"
im Regal daneben LIEGT ein Plastikgebinde, aus dem offensichtlich einige Resttropfen einer typischen KH-Verdünnung ablaufen und in den "Abfallbehälter" tropfen.

Jetzt denkt jeder ... ist ja nichts Schlimmes

Würde ich auch denken, wenn ich nicht nächsten Morgen die Tür zum Lösungsmittelraum geöffnet hätte:

Kein Licht - ALLE Elektrodrähte durchgeschmolzen
Kein Brand !!!!!! Den dann wären 6000 Liter Verdünnung explodiert.

Es gab eine dermaßen arge Rauchentwicklung, dass sich das Feuer offensichtlich wieder selbst gelöscht hat. Aber wenn man noch nie einen wirklich schwarzen verrußten Raum gesehen hat, weiß man erst was schwarz ist ... nicht einmal der Schein der Taschenlampe konnte irgend etwas reflektieren ... verdammt - so muss die Hölle aussehen, wenn das Feuer aus ist.

Mir läuft gerade wieder die Gänsehaut runter ... und der Geruch !!!
 

WinfriedM

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@Heinz: Du hast deine Lesebrille nicht erwähnt, die neben der Verdünnung lag und dann die Sonne, die direkt da hindurch schien... :emoji_wink:

Spaß beiseite: Bist du der Ursache denn auf die Spur gekommen?

Zum Öl: Da würde ich mich aber auch nicht drauf verlassen, wenn nach irgendeinem Prüfverfahren die Nichtentzündlichkeit nachgewiesen wurde. Die Praxis hält sich nicht an Laborbedingungen. Das erscheint mir auch fahrlässig, wenn Leute jetzt anfangen, ihre Lappen nicht mehr sorgfältig zu entsorgen.
 
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