Verzogenes Holz geradebiegen?

b.b.

ww-pappel
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Hallo an Alle

Ich besitze ein antikes, altes Barometer, welches ich gerne restaurieren würde.

Der Korpus ist aus Holz und ca. 1m lang.
Leider hat sich dieses Teil durch unsachgemäße Lagerung etwas verzogen. Das Holz ist etwa 8mm durchgebogen.

Meine Frage wäre nun, welche Möglichkeiten gibt es, um so ein Holzteil wieder geradezubekommen.

Zum Thema Holzbiegen habe ich hier im Forum bereits einiges gefunden. Doch da gehts meistens um das "Verbiegen" von Holz. Das "Begradigen" erscheint mir schwieriger, da eine Rückfederung, bzw. ein zu starkes Biegen das Ergebnis zunichte machen könnte.

Weiteres Problem ist die alte Lackierung, welche ein Dämpfen erschweren könnte.

Ist hier im Forum zufällig jemand unterwegs, der so etwas schon einmal gemacht hat?


G
bb
 

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WinfriedM

ww-robinie
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Wenn es mittig nach unten durchgebogen ist, dann kannst du mal für ein paar Tage auf die Oberseite einen Lappen drauflegen, den du feucht hälst. Und dann beobachten, ob sich was tut.
 

b.b.

ww-pappel
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Leider ist das Holz in zwei Achsen verbogen.
Der Lack färbt sich beim Befeuchten milchig weiß.
Ich denke, den Lack werde ich ohnehin abschleifen müssen.
 

uli2003

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Holz 'geradebiegen' ist m.E. nicht möglich.
Nass machen ist sicherlich eine temporäre Möglichkeit, aber beim trocknen stellt es sich zurück.

Wenn eine dauerhafte Veränderung durch Biegen erfolgen soll, ist das ein Prozess der Jahre dauert.

Zu diesem oben gezeigten Stück sage ich - da lässt sich nichts machen.

Grüße
Uli
 

WinfriedM

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Holz verhält sich da nicht ganz linear. Wenn man also ein Stück Holz mit einer gewissen Holzfeuchte hat, was genau gerade gehobelt ist und man dann eine Seite anfeuchtet, dann verbiegt es sich. Wenn man es dann wieder trocknet, stellt es sich nicht wieder 100% zurück. Das wäre schön. Es bleibt aber leider irgendwie verzogen. Es geht also nicht um linear reversible Prozesse.

Von daher wird einseitige Befeuchtung etwas bewirken, auch wenn es wieder trocknet. Aber dieser Prozess ist nicht sehr gezielt, also einen Verzug in 2 Richtungen raus zu bekommen, wird dir nicht gelingen.
 

uli2003

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Meine Erfahrung und die entsprechende DIN sprechen von einer recht zuverlässigen Linearität.
Die Zeit ist sicherlich ein nicht zu vernachlässigender Faktor :emoji_slight_smile:

Grüße
Uli
 

b.b.

ww-pappel
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Also ich ging eigentlich von einem ähnlichen Verfahren aus, wie bereits in anderen Threads beschrieben. Nur will ich das Holz nicht verbiegen, sondern geradebiegen.
(+- 2-3mm wäre noch tolerierbar)

Wenn es nicht möglich wäre Holz dauerhaft zu biegen, gäbe es ja keine Thonet Stühle.

Wenn es sonst keine andere Möglichkeit gibt, schwebt mir vor, das Holz zu entlacken und dann zu dämpfen, dann in einer Spannvorrichtung zu trocknen.
Hier müsste man um einen zusätzlichen Faktor x in entgegengesetzte Richtung biegen um eine Rückfederung auszugleichen.

Das sollte theoretisch doch möglich sein?

Die Frage ist, wie sieht das gute Teil hinterher aus? (Flecken...) Mit welcher Rückfederung kann man rechnen? Gibts hierzu Tabellen, Richtwerte, Erfahrungen?


MfG
bb
 

WinfriedM

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Theoretisch vorstellbar, aber viel Forschungsarbeit, um da zu einem gewünschten Ergebnis zu kommen.
 

Pannekowski

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Natürlich kann man Holz dauerhaft biegen, da geht es nicht primär um Feuchtigkeit, sondern um Hitze, die das in den Zellen eingelagerte Lignin (?) weich macht. Ich habe im TV sogar mal gesehen, wie ein marokkanischer Oud(arabische Laute)-Bauer seine Holzteile lediglich überm Feuer gebogen hat.

Ein ca. 3 mm starkes Stück Buche habe ich auch über einer elektrischen Herdplatte gebogen.

Bei deinen Dimensionen @TO wirst du um Wasserdampf als Transportmittel für Hitze ins Holz wohl kaum herum kommen. Bei Tage Frid z.B. ist beschrieben, wie man eine einfache kleine Dampfkammer baut. Ob sich das lohnt und wie hoch das Springback ist... keine Ahnung. Außerdem müsstest du dann den Lack entfernen, damit der Dampf seinen Weg ins Holz findet.

Gruß
Leif
 

uli2003

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Wenn es nicht möglich wäre Holz dauerhaft zu biegen, gäbe es ja keine Thonet Stühle.

Ja und Nein. Holz zu biegen, ohne dass es bricht, um es dann zu fixieren, ist die eine Sache.

Holz zu biegen, um es in einer bestimmten Form ohne Fixierung zu halten, eine andere.
Bei Stühlen gibt es in der Regel eine Fixierung. Nach Jahren bleibt das Holz dann auch fast exakt so stehen, wenn man die Verbindungen löst.

Das dauert halt, wird bei jedem Stück Holz anders sein, und ist kaum planbar.

Was mich jetzt nicht davon abhält, bei mir in der Resteecke stehende Muster einmal einseitig zu befeuchten und dann wieder zu trocknen. Mal sehen was passiert :emoji_slight_smile:

Grüße
Uli
 

Physioflieger

ww-birke
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So wie ich das sehe, ist das ja nur die Halterung des Barometers oder?

Ist es denn so schlimm, eine neue Halterung zu bauen und das alte Barometer dort einzubauen?
Oder habe ich mich gerade als Antikfrevel geoutet...

Der Aufwand ist wahrscheinlich der kleinere.
 

edelres

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Verzogenes Holz

Hallo b.b. & Forumsfreunde,

Verzogenes Holz gerade zu richten, ist eine haeufig auftretende Aufgabe. Z. B. viele Moebel welche zwischen 1870 - 1920 gefertigt wurden waren nur einseitig furniert, ebenso bei aus Vollholz gefertigten Moebeln zwischen 1920 - 1940(*).

Als Beispiel ein Kuechenschrank von ca 1920, dieser kam in einem vollkommenen verwahrlosten Zustand in meine Werkstatt. Fuer den jetzigen Besitzer war es ein Erbstueck von seinen Eltern, welche die Rezzesion der dreissiger Jahre ueberlebten.

Bild 1 zeigt vorher nachher
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Bild 2 zeigt eine gerissene Fuellung
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Bild 3 zeigt ein Brett der Fuellung und seine Verwerfung
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Bild 4 zeigt Die Deckplatte des Unterschrankes und die gerissene Fuellung
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Ich kann leider nicht naeher darauf eingehen wie ich diese Herausforderung geloest habe, mir fehlt die Zeit um mich mit Besserwissern/Wichtigtuern hier im Forum auseinander zu setzen und moechte diesen keine Buehne geben um ihren Unsinn zu verbreiten.

@ b.b. die vorgeschlagenen Loesungen sind ein Versuch die Symptome zu kurieren und beseitigen die Ursache nicht.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar

(*) der Kuechschranbk kostete anfangs 1930 ca 5.00 - 8.00 US$.
 

b.b.

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@uli2003
Mir steht leider nur ein Versuch zur Verfügung.
Bin mir nicht mal sicher um welches Holz es sich dabei handelt.

@Physioflieger
Wäre sicher am einfachsten. Jedoch ist das Barometer hinterher neu und nicht mehr antik.
Dieser Korpus IST das Barometer. Auf Das Holz wird lediglich eine Glasröhre + Behälter und Skala montiert.

@edelres
Bin offen für gute Vorschläge.
 

uli2003

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Mach doch mal ein scharfes Foto vom hellen Bereich des Holzes in der Mitte. Vielleicht kann man erkennen um was es sich handelt.

Mein Versuch mit Wasser geht übrigens gerade in die zweite Runde. Eine 1 m lange Leiste aus d=23/23 mm habe ich einseitig 10 Min lang gewässert. Nach etwa 3 Std. bei Raumtemperatur war sie gefühlt wieder trocken, ein Verzug hat sich überhaupt nicht eingestellt. Sie blieb schnurgerade.

2 Versuch mit 23/10 mm. Hier bewegt sich etwas, bei einem Meter Länge etwa 4-5 Zehntel Millimeter Durchbiegung. Mal sehen was nach Trocknung passiert.

Grüße
Uli
 

Besserwisser

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Wenn man es dann wieder trocknet, stellt es sich nicht wieder 100% zurück. Das wäre schön. Es bleibt aber leider irgendwie verzogen. Es geht also nicht um linear reversible Prozesse.

Man nennt das Hysterese.

Zum Ding selbst: Ich halte es mit vertretbarem AUfwand nicht machbar. Ob es überhaupt machbar ist, ist eh fraglich.
 

uli2003

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Eine Hysterese ist nicht anderes als eine Verzögerung. Und siehe da: Meine gewässerte Leiste ist - zwar verspätet - wieder schnurgerade. Das Maximum lag übrigens bei etwa 3 mm Durchbiegung.

Grüße
Uli
 

WinfriedM

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Nee, Hysterese ist keine Verzögerung, sondern ein grundsätzlich anderer Hin- und Rückweg, was dauerhaft so bleibt.

Wenn Holz sich so verhalten würde, dass es bei einer bestimmten Holzfeuchte immer wieder in den Ursprungszustand zurückgehen würde, dann hätte man nie verzogene Sachen. Alles würde wieder in den Ursprungszustand zurückgehen, sobald man ein paar Tage seine 60% Luftfeuchte hätte.

Dein Versuch beweist scheinbar das Gegenteil, aber die Hysterese ist manchmal auch Null. Holz ist unberechenbar :emoji_wink:
 

dascello

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@ Ottmar: Das Thema ist mir jetzt mal egal. Schön, nach langer Zeit mal wieder von Dir zu hören. Geht es Dir gut?

michael
 

dascello

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Guckt mal in youtube "colonial violin and harpsichord making". Eine produktion von 1976, die uns heute die lachtränen in die augen treibt. Aber es zeigt, wie man holz biegt, wie man mit einer gestellsäge furnier sägt und vieles mehr.

Lg

Michael
 

uli2003

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Die Hysterese sagt nichts über den Endzustand aus Winfried. Die 'Wege' sind andere.
Vermutlich hat noch niemand probiert was passiert, wenn man ein krummes Stück Holz in exakt den Feuchtigkeitsgehalt, sowie ins ursprüngliche Klima bringt - das müsste man dazu erst einmal wissen und können.

Aber lassen wir das, ich weiß nicht wen Ottmar meinte, aber ich möchte hier keine Bühne nutzen, und andere nicht langweilen :emoji_slight_smile:


Grüße
Uli
 

yoghurt

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Hallo,
Warum versuchst Du nicht einfach das Holz (zunächst in einer Achse) in die Gegenrichtung zu überspannen? Ich würde das trocken versuchen und mal eine Woche gespannt lassen - vielleicht verbessert sich etwas, zumindest geht nichts kaputt.
 

b.b.

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@uli2003

Danke für die Mühe
Anbei Bilder vom Holz


@yoghurt

Ich hatte das Holz jetzt ca 1/2 Jahr eingespannt gehabt. Jedoch ohne Erfolg.
Nach dem Ausspannen kehrte das Holz sofort in die alte Lage zurück :emoji_frowning2:
 

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b.b.

ww-pappel
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Nur zur Info

Kann mir jemand eine ungefähre Einschätzung geben, was es kosten würde, so ein Teil nachfertigen zu lassen?
Womit müsste ich da ca. rechnen?


MfG
 
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