Unsicher bei Wahl des richtigen Schreiners

Brannd

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Hallo zusammen,

vielleicht könnt ihr mir bei der Frage helfen, ob es „gute“ und „weniger gute“ Schreiner gibt und woran ich die erkenne… In dem Zusammenhang habe ich drei Detailfragen 

Hintergrund der Frage: Ich überlege derzeit, mir einen Esstisch und ein Bücherregal/Bücherschrank vom Schreiner fertigen zu lassen. Qualität ist mir dabei sehr wichtig. Mit einem von einem Bekannten empfohlenen Schreiner habe ich gestern gesprochen; er wird mir demnächst ein Angebot machen. Nach dem Gespräch habe ich mir einmal den Tisch angesehen, den mein Bekannter von diesem Schreiner gekauft hat und mit dem er zufrieden ist. Nun bin ich aus dreierlei Gründen etwas verunsichert, ob dieser Schreiner „der richtige“ für mich ist und bin noch unschlüssig, wie ich mit der Situation umgehen sollte:

1. Ich liebäugele mit massiven Türen beim Bücherschrank (B: 60cm H: 140cm). Der Schreiner sagte mir allerdings, die würde er nur furniert fertigen, weil sich massive in jedem Fall stark verziehen würden. Ich denke mir, dass er seine Produkte kennen wird und habe keinen Grund, das anzuzweifeln: Aber ist es tatsächlich nicht möglich, massive Holzschranktüren in dieser Größe herzustellen, die sich nicht merklich verziehen?

2. Beim Tisch des Bekannten sind zwischen allen Brettern die „Fugen“(?) deutlich spürbar, wenn man mit den Fingern drüberstreicht. Dass dies bei Massivholztischen vorkommen kann, habe ich gelesen und leuchtet mir ein. Meine Frage ist, ob ich daraus dennoch Rückschlüsse auf Material- oder Verarbeitungsqualität ziehen kann?

3. Bei selbigem Tisch haben sich die Bretter mit der Zeit (1 Jahr?) etwas verfärbt. Soweit normal. Allerdings sind zwei der Bretter nun in einem deutlich anderen Farbton als der Rest (rot/braun vs. grünlichgrau). Auch hier die Frage: Lässt sich so etwas verhindern?

Ich hoffe nun, dass ihr mir etwas von meiner Unsicherheit nehmen könnt, damit ich weiß, wie ich weiter vorgehen soll. Natürlich kann und werde ich mit dem Schreiner einfach mal darüber sprechen (ich habe wie gesagt keinen Anlass ihm nicht zu vertrauen). Andererseits bin ich ja bereit, für Qualität zu zahlen, kann mir aber nicht leisten, das Geld hier „falsch“ anzulegen…

Könnt ihr mir Antworten zu den Fragen geben und Tipps, was ich tun sollte? Wenn es denn doch ein anderer Schreiner werden sollte, müsste ich ja auch bei diesem wissen können, „wie gut“ er arbeitet. Aber wie soll ich das beurteilen?

viele Grüße und besten Dank schonmal!
 

missi

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Aber ist es tatsächlich nicht möglich, massive Holzschranktüren in dieser Größe herzustellen, die sich nicht merklich verziehen?

Sicher ist das möglich, 60*140 ist auch nicht wirklich ne Fläche. Wird aber einiges mehr kosten als furnierte Spanplatte, da das Holz da schon gut ausgewählt werden sollte.

2. Beim Tisch des Bekannten sind zwischen allen Brettern die „Fugen“(?) deutlich spürbar, wenn man mit den Fingern drüberstreicht. Dass dies bei Massivholztischen vorkommen kann, habe ich gelesen und leuchtet mir ein. Meine Frage ist, ob ich daraus dennoch Rückschlüsse auf Material- oder Verarbeitungsqualität ziehen kann?

*KANN* man, muss man aber nicht. Du schreibst nicht, aus welchen Holz der Tisch ist, wie alt, welche Oberflächenbehandlung, wo er steht, wie dein Bekannter mit dem umgeht, etc. Die Spanne reicht also von "falsche Holzauswahl" bis hin zu "zu nasser Putzlappen". :emoji_slight_smile:


3. Bei selbigem Tisch haben sich die Bretter mit der Zeit (1 Jahr?) etwas verfärbt. Soweit normal. Allerdings sind zwei der Bretter nun in einem deutlich anderen Farbton als der Rest (rot/braun vs. grünlichgrau). Auch hier die Frage: Lässt sich so etwas verhindern?

Fällt auf die stärker verfärbten Stellen mehr Licht zufällig?


Könnt ihr mir Antworten zu den Fragen geben und Tipps, was ich tun sollte? Wenn es denn doch ein anderer Schreiner werden sollte, müsste ich ja auch bei diesem wissen können, „wie gut“ er arbeitet. Aber wie soll ich das beurteilen?

Lass dir, wenn möglich ein paar Stücke zeigen, die schon ein paar Jahre älter sind.
Holzverbindungen sind ein guter Ansatzpunkt, die sollten sauber aussehen, Platten sollten nicht "wellig" sein, wenn man drüberstreicht, Leimreste will man auch nicht sehen, usw.
Ich schau mir bei Möbeln beispielsweise immer als erstes die Schubladen an, wenn die nicht ordentlich verarbeitet sind, dann sinkt das ganze Teil dramatisch im Ansehen.
Wenn er "gut arbeitet", findet er ne Lösung für deine Schranktüren aus Vollholz. :emoji_wink:
 

WinfriedM

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Es gibt mittlerweile viele Tischler, die nur noch selten etwas in Vollholz machen. Von daher dann auch nicht die Erfahrung haben und z.B. auf industriell gefertigtes Leimholz zurückgreifen, anstatt selber gut ausgewähltes Holz zusammenzustellen und zu verleimen. Um richtig mit Vollholz umzugehen, braucht es schon richtig viel Wissen und Erfahrung. Wenn ich was bräuchte, würde ich mir einen Tischler suchen, der schon über viele Jahre vorwiegend Vollholz-Möbel herstellt.

Ich denke schon, dass es möglich ist, Holz so auszuwählen, dass es sich durch UV etwa ähnlich farblich verändert. Nicht aber, wenn man industriell gefertigte Platten verwendet. Auch Türen aus Vollholz sind möglich, wenn man sie konstruktiv gegen Verzug sichert und das richtige Holz auswählt (z.B. stehende Jahresringe).

Heute ist alles auf Effizienz getrimmt, nicht ohne Grund. Von daher wirst du für hochwertige Tischlerarbeiten auch gut Geld hinlegen müssen.
 

Brannd

ww-pappel
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Besten Dank für die prompte Hilfe!

Der Tisch ist etwa 2 Jahre alt, Nussbaum geölt. Er steht im Erdgeschoss und nicht direkt der Sonne ausgesetzt. Wie er gepflegt wird, weiss ich nicht, aber ich bin sicher, er wird wenig genutzt und seltenst feucht gewischt.

Die Verfärbungen betrafen jeweils die volle Länge eines Bretts. Unterschiedliche Sonneneinstrahlung scheidet als mögliche Ursache aus.

Das Sinnvollste wird wohl sein, ich spreche den Schreiner einfach mal drauf an. So richtig wohl ist mir allerdings nicht (Bauchgefühl).
 

uli2003

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Der Tisch scheint wohl doch handgefertigt zu sein. Bei industriell verleimten Platten treten fühlbare Unterschiede recht selten auf, bei handgefertigten schon öfters - allein durch den Leim.
Hat man Zeit genug um die Leimfuge vollständig austrocknen zu lassen, dann zu schleifen, wässern und die Oberfläche zu behandeln, passiert dies viel seltener.
Nur - wer wartet heute schon noch gerne? Unsere angelernte Mitnahmementalität macht uns in der Sicht das Leben schwer.

Zur Verfärbung: Ich weiß nicht wie man es ohne Glaskugel hinbekommt Hölzer auszuwählen, welche sich absolut gleichmäßig bei UV-Einwirkung verfärben. Nimmt man alles von einem Stamm, mag es klappen - ja nach Tischgröße kann dies aber sehr schwierig werden.

Gut, wer das Portemonnaie sehr weit aufmacht, bekommt sicher einen 1a Nussbaumstamm der entsprechenden Dimension, nur wird kaum einer den Preis dafür zahlen, auch nicht wenn er qualitätsbewusst ist.

Massivholztüren in genannter Größe sidn sicher möglich, wenn du a.) den Preis für die dafür notwendige Selektion zahlen möchtest, und b.) Sicherungen gegen Verzug (z.B. Gratleisten) nicht störend sind. Wobei ich eine hintergeschraubte Leiste nicht unbedingt schöner finde wie eine furnierte Tür, aber das ist Ansichtssache.
Echte Gratleisten habe ich bei neuen Möbeln lange nicht mehr gesehen.

Ergo: Manche Dinge haben ihren Preis, ist man bereit diesen zu zahlen kann viel möglich gemacht werden. Aus Erfahrung kann ich aber sagen, dass dieser stets zu hoch ist.

Grüße
Uli
 

welaloba

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Dünne Türfüllungen

Hallo, ich kenne von alten Möbeln die Variante Türen 8auch größere) mit sehr ordentlichen Rahmen und sehr ordentlich ausgesuchten Hölzern für recht dünne Füllungen, ich gehe da von 10 - 12 mm Stärke aus. Da verzieht sich kaum was, wenn die Hölzer auch noch fachgerecht verarbeitet werden. Was auch zu überlegen wäre:emoji_frowning2:ich weiß ja nicht ob es gefällt) Rahmen mit mittlerem Steg und 2 Füllungen pro Tür.
Gruß Werner
 

Shriner

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Hallo, ich kenne von alten Möbeln die Variante Türen 8auch größere) mit sehr ordentlichen Rahmen und sehr ordentlich ausgesuchten Hölzern für recht dünne Füllungen, ich gehe da von 10 - 12 mm Stärke aus. Da verzieht sich kaum was, wenn die Hölzer auch noch fachgerecht verarbeitet werden. Was auch zu überlegen wäre:emoji_frowning2:ich weiß ja nicht ob es gefällt) Rahmen mit mittlerem Steg und 2 Füllungen pro Tür.
Gruß Werner

OK.

Wenigstens eine sinnvolle Antwort.
Sei hiermit bedankt.

Grundsätzlich sind glatte Türen aus Vollholz, schon gar in 600mm Breite, Murxerei.
(Punkt)
Da spielt es auch überhaupt keine Rolle, ob man das Holz selbst aussucht und verleimt, oder fertige Leimholzplatten verarbeitet.

So eine beschriebene Brettertür mit 600mm Breite, beispielsweise, "arbeitet" übers Jahr (Sommer / Winter) im günstigsten Fall 4,5mm.
Und es ist selbst bei sorgfältigster Holzauswahl reine Glückssache, wenn diese dann plan bleibt.
Gratleisten verhindern insbesondere nicht bei Türen den Verzug der verleimten Platten, sondern halten diese in der Richtung der Leisten gerade (das ist ein wichtiger Unterschied).

Wie @welaloba dankenswerterweise erwähnte, hatten sich unsere Vorfahren sehr viel Mühe gegeben, um Rahmenkonstruktionen zu entwickeln, die dimensionsstabil sind und mit denen sich Massivholz -zwar aufwendig- aber problemlos auch in zentralbeheizten Räumen verwirklichen lassen.

Was allerdings @Uli2003 korrekt als Fehlerursache beschreibt (das sieht man wirklich leider allzu häufig), ist die Tatsache, daß meine Kollegen Massivholz viel zu zügig bearbeiten.

Mein Tipp:
Geh´zu dem Schreiner, der Dir die furnierte Version anbietet.
Laß´ Dir als Basis eine Tischlerplatte anbieten mit überfurnierten Massivholzumleimern.

Es handelt sich um einen weitverbreiteten Irrtum, daß furnierte Flächen minderwertiger seien als Massivholz.
Das ist falsch.

Sie ist, wenn man jetzt nicht gerade fertig furnierte Spanplatte verwendet, nichtmal wesentlich billiger als Rahmenfronten mit Füllungen (selbst wenn man die Rahmenecken mit Schlitz und Zapfen verbindet).

Grundsätzlich legt die gewünschte Optik die Konstruktion fest.
Oder -umgekehrt- nimmt das gewünschte Ausgangsmaterial über die erforderliche Konstruktion Einfluß auf die Gestaltung.
 

vollholz

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Hi,
das ist doch ein bekanntes Problem-ein Kunde möchte ein hochwertiges Möbel und hat die Vorstellung, massiv sei eben dies, furniert nicht oder nicht so ganz. Darauf reagiert man als Anbieter nicht mit Angstmache, um eine ungeliebte oder aufwändige Fertigungstechnik zu umgehen, sondern mit echter Beratung.
Es gibt Furniere mit 0,6mm und solche mit 2 oder 3mm, ein himmelweiter Unterschied. Es gibt 3Schichtplatten, Rahmenfronten in massiv oder teilmassiv, Fonten mit rückseitigen Gratleisten, es gibt alles mögliche.
Schlechte Beratung ist vor allem ein schlechter Anfang. Als Kunde würde ich da gar nicht erst weitermachen.
Grüße,
Jens
 

garfilius

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...Der Tisch ist etwa 2 Jahre alt, Nussbaum geölt. Er steht im Erdgeschoss und nicht direkt der Sonne ausgesetzt. Wie er gepflegt wird, weiss ich nicht, aber ich bin sicher, er wird wenig genutzt und seltenst feucht gewischt....

Mein Wohnzimmertisch hat auch eine massive Nussbaumplatte, vom Tischler aus Bohlen gesägt, händisch zusammen gefügt und geleimt, danach von mir mehrere Male mit Leinölfirnis nass geschliffen - bis jetzt sind die Übergänge zwischen den "Brettern" nur anhand der Maserung sichtbar. Beim Darüberstreichen fühlt man keine Kante.
 

Shriner

ww-eiche
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Es gibt Furniere mit 0,6mm und solche mit 2 oder 3mm, ein himmelweiter Unterschied.

Richtig.

Tatsächlich zeichnen sich qualitativ hochwertige Furnierarbeiten durch dünnere Furniere aus.

Die Preisersparnis (dünne vs. dicke Furniere) ist wirklich marginal.
Wesentlich ist der Umstand, daß mit steigender Furnierdicke die hygroskopischen Eigenschaften des Holzes zunehmen wie auch die Kräfte, die mit Schwund und Ausdehnung wirksam werden, was nicht selten zu Rißbildungen führt.

Wer von Euch hat noch keine 3-S-Platte mit Oberflächenrissen gesehen?

Je dünner das Furnier ist, desto hochwertigere Oberflächen lassen sich darauf aufbringen, schlicht weil der Untergrund ruhiger bleibt.

Daß dennoch immer wieder gerne dickere Furniere angepriesen werden, ist dem Umstand zu verdanken, daß moderne Schleiftechnik, die zur Oberflächenbearbeitung solcher Furniere nötig ist, sehr teuer ist.
Die kann man leider nicht mehr mit dem Excenter ausschleifen und auch nur schwer mit einer Langbandschleifmaschine.

Daß wir uns hier nicht falsch verstehen:
Starkfurniere ( >1mm) haben durchaus ihre Berechtigung.
ZB. im Treppenbau (Podeste), wo eine hohe Beanspruchung zu erwarten ist und die Anforderungen an die Oberflächengüte gringer sind als im Möbelbau.

Im hochwertigen Möbelbau mit entsprechenden Anforderungen an die Optik, haben solche "rustikalen" Materialien nichts verloren.
 

WinfriedM

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Es handelt sich um einen weitverbreiteten Irrtum, daß furnierte Flächen minderwertiger seien als Massivholz.
Das ist falsch.


Für mich ist das kein Irrtum, sondern ein durchaus nachvollziehbares Bedürfnis, Möbel aus Vollholz haben zu wollen. Etwas, was durch und durch aus einem Material ist, hat schon was und ist Inbegriff für Natürlichkeit.

Daneben ist es auch etwas Subjektives. Der Wert bemisst sich immer im Blick des Betrachters.
 

Shriner

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Für mich ist das kein Irrtum, sondern ein durchaus nachvollziehbares Bedürfnis, Möbel aus Vollholz haben zu wollen. Etwas, was durch und durch aus einem Material ist, hat schon was und ist Inbegriff für Natürlichkeit.

Daneben ist es auch etwas Subjektives. Der Wert bemisst sich immer im Blick des Betrachters.

Die Qualität hat nichts mit persönlichen Ansichten zu tun.

Wer allerdings Massivholz haben will (diese Vorlieben seien Jedem eingeräumt - ich fertige für meine Kunden beides), muß halt die richtigen Konstruktionen wählen.

Einfach bloß Bretter zusammenzuleimen ist keine Schreinerarbeit, sondern wirklich bloß billig.
Da kann man die Bretter drehen und wenden wie man mag.
 

Mister G

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... ein Kunde möchte ein hochwertiges Möbel und hat die Vorstellung, massiv sei eben dies, furniert nicht oder nicht so ganz.

Das liegt gewiss auch daran, dass Möbelhäuser für mit Dekoroberflächen beschichteten Möbeln den irreführenden Begriff "Kunststofffurnier" erfunden haben.
 

hutch

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Im hochwertigen Möbelbau mit entsprechenden Anforderungen an die Optik, haben solche "rustikalen" Materialien nichts verloren.

Du bestimmtst also welche Materialen im hochwertigen Möbelbau zu verwenden sind und wie sich hochwertiger Möbelbau definiert? Und gleich noch sprichst du Tischlern ,die Möbel mit diesen Materialen verwenden, die Fähigkeit ab hochwerteige Möbel zu bauen?
 

heiko-rech

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Hallo,
Die Qualität hat nichts mit persönlichen Ansichten zu tun.
Das sehe ich aber vollkommen anders. Einfaches Beispiel: Ein Apfel mit Dellen und einer kleinen Faulstelle ist qualitativ für jemanden der kurz vor dem Verhungern ist vollkommen in Ordnung. Das Nobelhotel wird jedoch einen solchen Apfel nicht in die Obstschale der teuren Suite legen. Die Qualität ist mehr vom persönlichen Empfinden abhängig als von sonst etwas. Aber ich glaube du wolltest eigentlich was anderes aussagen: Ich denke es geht dir darum, dass der Kunde nicht unbedingt entscheiden kann, was die qualitativ beste Lösung, oder der beste Werkstoff für das von ihm gewünschte Möbel ist. Wenn du das so gemeint hast, gebe ich dir wiederum recht.

Zu den Massivholzmöbeln:
Das Problem ist denke ich, dass Kunden heute keine Konstruktionen mehr Mögen, wie sie im klassischen Massivmöbelbau üblich sind. Zum Beispiel gelten Rahmen- Füllungs- Konstruktionen oft als altmodisch im Bezug auf die Optik. Also gehen die Kunden mit dem Bedürfnis zum Schreiner, er möge ihnen doch Massivholzmöbel bauen, die aussehen wie aus Platten gefertigt. also Modern. Wer als Schreiner versucht dies umzusetzen bewegt sich, auch bei bester Holzauswahl immer im Grrenzbereich des Machbaren. Da ist es nur legitim, wenn dann der Schreiner es ablehnt solche Möbel aus Massivhoz zu bauen.

Nicht umsonst wurden die Plattenwerkstoffe entwickelt. Es war nunmal die Notwendigkeit da, einen Werkstoff zu finden, der die ansprüche des Kunden an Design und Langlebigkeit erfüllt.

Heute haben aber viele die Ansicht, dass Möbel aus Holzwerkstoffen minderwertig sind. Das hat damit zu tun, dass diese Aussage leider auf einen großen Teil der Möbel zutrifft, die man für kleines Geld überall kaufen kann.

Die Lösung, Leimholz zu verwenden, das zwar aus durchgehenden Lamellen gefertigt ist, aber diese dann nur 4cm, breit sind, halte ich persönlich für Unsinn. Dies hat nichts mehr mit einer natürlichen Holzoptik zu tun. Dann doch lieber eine Furnierte Fläche, die zumindest wie gewachsenes Holz aussieht.

@Brand:
Vielleicht solltest du dir nochmal überlegen, was dir wirklich am wichtigsten ist. Ob du unbedingt Massivholz möchtest, dann musst du hier und da eben Kompromisse eingehen, Oder ob dir das Design am wichtigsten ist, dann lass dich vom Schreiner hinsichtlich der am besten geeigneten Werkstoffe nochmal beraten.

Gruß

Heiko
 

vollholz

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Hi,
hutch, ich denke, das können wir uns sparen.
Die Großkotzigkeit ist ja nicht zu überlesen. Kein link zum eigenen Tun, kein Foto in der Galerie, nichts. Nur rotznasiges Auftreten.
Schönen Gruß,
Jens
 

Shriner

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Du bestimmtst also welche Materialen im hochwertigen Möbelbau zu verwenden sind und wie sich hochwertiger Möbelbau definiert? Und gleich noch sprichst du Tischlern ,die Möbel mit diesen Materialen verwenden, die Fähigkeit ab hochwerteige Möbel zu bauen?

Das war nicht meine zentrale Aussage.
Wenn ich auch immer noch formulieren würde, daß dickere Furniere eben kein Argument für Qualität sind.
Meine Fresse, seien wir doch mal ehrlich: Starkfurniere werden dort verwendet, wo nicht die erforderliche Schleiftechnik zur Verfügung steht, oder wo der Schreiner Angst vor dem Durchschleifen hat.
Das kenne ich von nicht Wenigen meiner Kollegen.
Und ich entsinne mich noch gut eines Mitschülers in der Meisterschule vor etwas mehr als 20 Jahren, der sich nichtmal traute, das Starkfurnier seines Meisterstückes ordentlich auszuschleifen.
Genauso würde ich, um wieder zum Threadthema zurückzukehren, formulieren, daß das Darstellen von Brettüren als "Massivholzqualität" ein Billig-Angebot ist.
Bretter verleimen und Löcher für Topfbänder und Griffe anzubringen bedeutet einen wesentlich geringeren Aufwand als Plattenzuschnitt, Bekantung, Furnier zusammenzusetzen, Kalibrieren und Furnieren.
Und bei Verzug hat man immer noch das schöne Argument, daß Holz ein Naturprodukt sei und stetig arbeitet.

Es wird ständig so dargestellt, als müssten wir einem Trend hinterherlaufen, ohne die Herkunft dieser Moden zu hinterfragen.
Ich mag mich nicht dem Diktat der Zeitungsbeilagen unterordnen.
Und ich habe auch keine Lust, mich diesem ewig verlogenen "Qualitäts"verständnis von Massivholz unterzuordnen.

Ich meine hingegen, daß gerade wir Schreiner in der Verantwortung stehen, Möbel zu bauen, die in den Anforderungen der Kunden differenzieren, sprich:
Die richtige Wahl der Mittel zu finden, die den täglichen Beanspruchungen und den optischen Erwartungen der Kunden gerecht werden.
Das erfordert manche Klimmzüge in der Beratung, und Darstellungen wie hier leider zuhauf verbreitet sind da leider wenig hilfreich.
Aber ja: lieber lehne ich einen solchen Auftrag (Brettüren) ab, als hinterher mit Erklärungsversuchen á lá "Massivholz arbeitet eben" blöd dazustehen.

Wir arbeiten sehr viel mit Massivholz, aber dann eben mit Rahmen und Füllungen (und selbstverständlich geschlitzten Rahmenecken).
 

Eurippon

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Das war nicht meine zentrale Aussage.
Wenn ich auch immer noch formulieren würde, daß dickere Furniere eben kein Argument für Qualität sind.
Meine Fresse, seien wir doch mal ehrlich: Starkfurniere werden dort verwendet, wo nicht die erforderliche Schleiftechnik zur Verfügung steht, oder wo der Schreiner Angst vor dem Durchschleifen hat.
Das kenne ich von nicht Wenigen meiner Kollegen.
Und ich entsinne mich noch gut eines Mitschülers in der Meisterschule vor etwas mehr als 20 Jahren, der sich nichtmal traute, das Starkfurnier seines Meisterstückes ordentlich auszuschleifen.

Da muss ich aber mal widersprechen. Wieso sollte Starkfurnier kein Argument für Qualität sein? Für mich ist die Restaurierbarkeit eines Möbels ein erhebliches Qualitätsmerkmal. Wie oft fragen hier die Neulinge nach Ausbesserungsmöglichkeiten für Flecken auf Tischplatten? Genau, sehr oft. Wie oft rät man ihnen vorsichtig zu schleifen oder ggf. ist der Käse gegessen da es sich nur um 0,5mm Furnier handelt? Genau, ebenfalls häufig.

Selbst im Treppenbau wäre die Schleiftechnik vorhanden, die haben ja mittlerweile auch fast alle Breitbandmaschinen, also technisch nicht unbedingt die Herausforderung. Der Grund ist aber ein anderer: Haltbarkeit. Treppenstufen und Wangen müssen die Möglichkeit bieten abgeschliffen werden zu können, vom Abnutzungsfaktor ganz zu schweigen. Zudem hat z.B. Sägefurnier auch ein anderes Erscheinungsbild als dünne gemesserte Ware wenn man mal die Selbstherstellung in Betracht zieht.

Starkfurniere sind aber auch minimum doppelt so teuer wie Dünnfurniere, und das ist der Grund - Preisersparnis. Die Verarbeitung ist auch aufwändiger, gerade was das Kantenleimen angeht, wieder ein Kostenfaktor. Es bieten sich aber auch andere gestalterische und fertigungstechnische Möglichkeiten die mit dem Pedant nicht zu realisieren wären.

Ergo ist die Problematik eine wirtschaftliche, denn die Qualitätsfrage dürfte unstrittig sein.
 

hutch

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Das seh ich genauso, danke Michael.

Aber um noch mal das eigentliche Thema anzusprechen ist es für mich so, dass jeder Tischler seinen eigenen "stil" hat, der sich meistens in seinen Kunstwerken wiederspiegelt.
Wenn dich die Möbel ansprechen die er baut und die Qualität seiner Arbeiten überzeugt, er Dir Referenzen zeigen kann dann würd ich Ihn nehmen.
Bist du unentschlossen würd ich Ihm wenigstens die Chance geben Dich zu überzeugen.
Manchmal erübrigt sich dann schon alles andere.

Hutch
 

Brannd

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Hallo zusammen,

noch einmal herzlichen Dank für die interessanten Beiträge! Massivholz muss es ganz sicher nicht sein, aber Spanplatte mag ich (ob rational oder nicht) einfach nicht. Die Alternativen, die hier genannt wurden, finde ich durchaus spannend.

In den Weiten des Internet bin ich u.a. auf "3-Schicht-Laubholzplatten" (z.B. von Alfa massiv) gestoßen. So etwas in der Art wäre mir sympathisch, wenn es denn auch dauerhaft die Form hielte? Mein Schreiner sagte mir allerdings, dass auch bei Stabsperrholz Unebenheiten in der Oberfläche entstehen könnten und man dort nur bei Spanplatte auf Nummer sicher gehen könne...
 

Shriner

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Hallo zusammen,

noch einmal herzlichen Dank für die interessanten Beiträge! Massivholz muss es ganz sicher nicht sein, aber Spanplatte mag ich (ob rational oder nicht) einfach nicht. Die Alternativen, die hier genannt wurden, finde ich durchaus spannend.

In den Weiten des Internet bin ich u.a. auf "3-Schicht-Laubholzplatten" (z.B. von Alfa massiv) gestoßen. So etwas in der Art wäre mir sympathisch, wenn es denn auch dauerhaft die Form hielte? Mein Schreiner sagte mir allerdings, dass auch bei Stabsperrholz Unebenheiten in der Oberfläche entstehen könnten und man dort nur bei Spanplatte auf Nummer sicher gehen könne...


Es gibt Tischlerplatte mit MDF-Deck (meine bevorzugte Platte).
Die ca. 3mm starke Sperrschicht reduziert diese "Wellen" wirklich auf ein Minimum, und selbst bei Hölzern wie Birnbaum fallen diese nur in extremem Streiflicht auf.

Um solche Erscheinungen vollständig zu vermeiden, kann man aber auch Stäbchenplatte verwenden, die leider wiederum mit dem Risiko behaftet ist, nicht immer ganz plan zu bleiben.
 

Shriner

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Da muss ich aber mal widersprechen. Wieso sollte Starkfurnier kein Argument für Qualität sein? Für mich ist die Restaurierbarkeit eines Möbels ein erhebliches Qualitätsmerkmal. Wie oft fragen hier die Neulinge nach Ausbesserungsmöglichkeiten für Flecken auf Tischplatten? Genau, sehr oft. Wie oft rät man ihnen vorsichtig zu schleifen oder ggf. ist der Käse gegessen da es sich nur um 0,5mm Furnier handelt? Genau, ebenfalls häufig.

Selbst im Treppenbau wäre die Schleiftechnik vorhanden, die haben ja mittlerweile auch fast alle Breitbandmaschinen, also technisch nicht unbedingt die Herausforderung. Der Grund ist aber ein anderer: Haltbarkeit. Treppenstufen und Wangen müssen die Möglichkeit bieten abgeschliffen werden zu können, vom Abnutzungsfaktor ganz zu schweigen. Zudem hat z.B. Sägefurnier auch ein anderes Erscheinungsbild als dünne gemesserte Ware wenn man mal die Selbstherstellung in Betracht zieht.

Starkfurniere sind aber auch minimum doppelt so teuer wie Dünnfurniere, und das ist der Grund - Preisersparnis. Die Verarbeitung ist auch aufwändiger, gerade was das Kantenleimen angeht, wieder ein Kostenfaktor. Es bieten sich aber auch andere gestalterische und fertigungstechnische Möglichkeiten die mit dem Pedant nicht zu realisieren wären.

Ergo ist die Problematik eine wirtschaftliche, denn die Qualitätsfrage dürfte unstrittig sein.

Die Antwort dafür hatte ich weiter oben bereits gegeben.

Mit der Dicke des Furniers erhöhen sich die hygroskopischen Kräfte des Holzes, was sich in (sichtbaren) Oberflächenunebenheiten auswirkt.
Das kann sich sogar in Rißbildungen äußern.

Der Kostenfaktor des Materials ist in der handwerklichen Fertigung zu vernachlässigen.
Falls Du einen Betrieb hast, rechne Dir den Unterschied mal aus.
Das ist kein Argument.

Die "Restaurierbarkeit" ziehe ich bei solchen Flächen in Betracht, die tatsächlich einer regelmäßigen und schwereren Belastung ausgesetzt sind, zB. Ess- oder Küchentische.
Da biete ich allerdings erst gar keine furnierten Flächen an.
 

Eurippon

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Mit der Dicke des Furniers erhöhen sich die hygroskopischen Kräfte des Holzes, was sich in (sichtbaren) Oberflächenunebenheiten auswirkt.
Das kann sich sogar in Rißbildungen äußern.

Nach Deiner Aussage haben also alle früheren Tischler der vergangenen Epochen (z.B. Biedermeier, Empire, Louis seize, Rokoko) durch Verwendung von Starkfurnier (Sägefurnier) nur Murks gemacht?
Die DIN und das Regelwerk welches die Verwendung von Starkfurnier (imho 4mm) auf Treppenstufen vorschreibt (bei gestemmten Wangentreppen mit Setzstufen möglich) ist also Unsinn?

Eine Dreischichtverleimung korrekt nach Spannagel ausgeführt, bei der die Mittellage die addierte Stärke der Aussenlagen hat, ist also auch fachlicher Nonsens (ich rede nicht von dem industrialisierten Unsinn alle Lagen gleichdick zu machen)?

Dreischichtparkett (eigentlich alles mit bis zu 3,5mm Nutzschicht) seit Jahrzehnten bewährt, ist Blödsinn?

Die Gefahr von Rissbildung bei Starkfurnier (richtige Verarbeitung mal vorausgesetzt) ist die gleiche wie bei Massivholz.
Ich gehe mal davon aus dass Du schon weisst ab welcher Furnierstärke man die Kanten auch beleimen muss?:emoji_wink:

Wenn die Kanten auch beleimt wurden fällt mir nichts ein was nachteilig sein könnte. Bei meinen angeführten Beispielen würde man keine Risse im Ergebnis dulden, und da wurden bei Bedarf Hochglanzoberflächen gemacht (Antiquitäten mit Schellackoberfläche).
 
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