Holz schaben

rolldinger

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Hallo,

ich beschäftige mich zur Zeit damit, Gussführungen von Werkzeugmaschinen durch Flachschaben zu überarbeiten. Dabei kam ich auf die Idee, Holz auf diese Weise zu bearbeiten und musste feststellen, dass das richtig gut geht. Ich habe noch nie gehört, dass dies praktiziert würde, darum will ich es hier vorstellen.

Ein Flachschaber ist ein 20-40cm langes, 20-30 mm breites und ca. 5mm dickes Recheckprofil aus Werkzeugstahl mit einer möglichst harten Schneide an der einen Stirnseite und einem Griff an der anderen, hat also von den Abmessungen und der Form her Ähnlichkeit mit einer größeren Werkstattfeile oder auch einem langen Stechbeitel. Im Unterschied zum Stechbeitel beträgt der Keilwinkel der Schneide nicht 20....30°, sondern etwas über 90°. Außerdem ist Schneide üblicherweise bogenförmig, mit einem Radius von 30...100 mm

Mit dem Schaber kann man ähnlich arbeiten wie mit einer Ziehklinge, allerdings unterscheiden sich die möglichen Einsatzgebiete, und man macht die Späne beim Schieben, statt beim Ziehen. Man kommt mit dem Schaber an Stellen, die der Ziehklinge verborgen bleiben.
Z. B. lassen sich wunderbar Holzflöckchen von klemmenden Zinken abtragen, bei voller Kontrolle des Abtragsortes (Im Gegensatz zum Feilen von Flächen oder zum Schleifen). Beim Feilen und Schleifen wird eine Fläche gerne konvex, mit dem Stechbeitel ist schnell mal zu viel weg.
Der Schaber mag am liebsten hartes Holz. Auch Hirnholz ist kein Problem.

Aus einer alten Feile ist ein Flachschaber schnell hergestellt. Feilenzähne zum vorderen Ende hin an allen Flächen restlos abtragen, Radius anschleifen. Keilwinkel der Schneide ca. 95°. Am besten anschließend Feilenende glühen und in Wasser abschrecken für maximale Härte. Nicht anlassen. Beim Nachschleifen darauf achten, dass sich die Schneide möglichst wenig erwärmt, sonst ist die Härte schnell beim Teufel. Wenn sich Anlauffarben bilden, war 's bei weitem zu heiß. Im Prinzip zählt jedes Grad.

Das Nachschleifen am Schleifbock ist sehr unkompliziert, eine Sache von Sekunden!


Hat das außer mir schon mal jemand praktiziert?


Gruß
Bernd
 

Felix49 (RIP)

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Hallo Bernd,

ich kenne das Schaben von meiner Ausbildung ale Werkzeugmacher vor ca. 45 Jahren.
Von Holz kenne ich das nicht. Kannst Du bitte mal einige Fotos einstellen, Flächen, Späne, usw.?

Grüße
Felix
 

rolldinger

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Tami

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Na gut ---

--- bei Hartholz mag das Verfahren ja gehen --- nur frage ich mich, wozu es dienen
soll ?
- Gruß, Tami
 

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Eine Anwendung, bei der Schaben von Holz das vorteilhafteste Verfahren ist, muss erst noch gefunden werden. Ich wollte nur zeigen, dass es möglich ist, damit lokal feine Späne abzunehmen. Wer Lust hat, kann ja mal damit experimentieren. Ich werde es auf jeden Fall im Hinterkopf behalten und vielleicht hilft es mir irgendwann mal weiter.

Gruß
Bernd
 

elgarlopin

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Tja, möglich ist alles!
Man ja anstatt zu raspeln auch die eigenen Zähne einsetzen und knabbern - z.B. Süßholz. Hab' ich schon als Kind gemacht. Wie gesagt: Es geht durchaus, aber die Anwendungen sind doch nicht ganz so zahlreich...
:emoji_grin:
Franz
 

Tami

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Wobei, ---

--- je länger man über das Thema nachdenkt ---- Da erscheinen doch wohl einige
Anwendungsbereiche. Spontan denke ich im Moment an farbverkleisterte Balken, Riegel und Ständer in alten Fachwerkhäusern, die man mittels einer Heißluftpistole und eines ballig angeschliffenen Schabers durchaus effektiver von den Altanstrichen befreien könnte, als es mit einem dünnen Spachtel möglich wäre. - Zumal es sich bei den erwähnten Balken um mit dem Beil behauene - oder max. mit dem Schrupphobel
egalisierte Bauteile handelt. - Also, warum sollte man nicht ein paar Eggsberrimende
mit diesem neuartigen Werkzeug machen ?
- Versuch macht kluch !
- Gruß, Tami
 

edelres

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Werkzeugspuren

Hallo Bernd & Forumsfreunde,

wie du bewiesen hast, koennen von Buchenholz Spaene abgetrennt werden. Auf dem dritten Bild sind die Auslaufstellen der Kantes des Schabers deutlich zu sehen. Diese Riefen, werden bei einem Lack als Deckschicht sichtbar, je hoeher der Glanz der Politur umso mehr werden die Unebenheiten hervorgehoben. Vor einiger Zeit polierte ich einen Chefschreibtisch auf bei welchem die Platte um die Ledereinlage querfurniert war. Ich polierte auf Glanz und stellte mit Erschrecken fest, dass deutliche Kratzer vom Schleifpapier, damit quer zur Faser geschliffen deutlich hervorgehoben wurden. Bei der Herstellung, oder bei einer Aufarbeitung danach wurde das Furnier laengs der Moebelkante quer zum Faserverlauf geschliffen. Beim Mattieren des Lackes mit Bims, zeigten sich die Spuren nur wenn man, gegen den Lichteinfall, aus der Naehe schraeg zur Faser blickte.

Wenn ich nicht irre, laesst sich Grauguss und Lagerbronze Schaben, Baustahl nur schwer bis nicht.In der Theorie, sollten mit dem Schaben, moeglichst viele tragende Punkte jedoch keine glatte Flaeche erreicht werden, damit in den Zwischenraeumen von z. B. Lagern der Schmierfilm erhalten bleibt.

Bei Holz* kann das Schaben nicht funktionieren, da diesem die Homogenitaet fehlt. Die harten Jahresringe lassen sich abschaben, die weichen Zwischenraeume geben nach und werden verdichtet. Wird eine so behandelte Flaeche feucht, stellen sich die verdichteten Stellen wieder auf.

Holz will geschnitten werden, sagten frueher die Schreiner. Die glatteste von Hand herstellbare Oberflaeche auf Holz laesst sich mit dem Putzhobel erreichen. Das scharfe Hobeleisen schneidet die Fasern glatt durch, je enger die Mauloeffnung des Hobels umso feiner die abgeschnittenen Spaene.

Danke fuer die aussagekraeftigen Bilder und die Mitteilung deiner Versuche hier im Forum. Nur wenn man die eingefahrenen Srassen verlaesst, lassen sich neue Wege fnden, vieleich einen welche schneller zum Ziel fuehrt.

* die Drechsler verwenden Staehle mit einem Kantenwinkel aehnlich dem Flachschaber.

Mfg

Ottmar
 

rolldinger

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Ich sehe die Anwendungsmöglichkeiten des Schabers nicht bei der Erziehlung einer möglichst glatten, lackierfähigen Oberfläche, sondern beim fein dosierbaren, lokalen Materialabtrag. Wo immer das auch von Nutzen ist.

Im Metallbereich dient(e) die Schaberei nicht nur dazu, günstige Voraussetzungen für einen Schmierfilmaufbau zu schaffen, sondern es ist damit auch möglich, eingelaufene oder ungenau gearbeitete Führungen auf unter 1/100 mm genau nachzuarbeiten.

Da das ein sehr zeitaufwändiges und damit heutzutage nicht mehr wirtschaftliches Verfahren ist, ist die Schaberei weitgehend ausgestorben.

Gruß
Bernd
 

rolldinger

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Anwendung Schaber

Ich experimentiere immer noch mit der für mich neuen Errungenschaft "Flachschaber".

Heute hat sich mein Schaber bei der Entfernung von Farbnasen und verlorenen Pinselhaaren vor dem Endanstrich bewährt. Vorteil gegenüber Schleifen sehe ich bei folgenden Punkten:

- gezielterer und schnellerer Materialabtrag

- auch unvollständig durchgetrocknete Nasen können gut bearbeitet werden, ohne dass sich am Werkzeug was zusetzt

- kein Verbrauchsmaterial

- kein Staubanfall

Ich möchte damit nicht sagen, dass ich nie mehr Schleifpapier verwenden werde, um Lack anzuschleifen. Die gröbsten Oberflächenfehler lassen sich aber so schon vor dem Schleifen beseitigen.

Gruß
Bernd
 

GertG

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Hallo Bernd,
ich wüßte jetzt auch nicht, wozu ich Deine Entdeckung verwenden sollte.
Aber trotzdem finde ich gut, daß Du sowas ausprobierst.
Jeder Beruf kann von einem anderen an irgendeiner Stelle profitieren.

Ich hätte aber noch eine Frage zu dem hier:
Holz will geschnitten werden, sagten frueher die Schreiner. Die glatteste von Hand herstellbare Oberflaeche auf Holz laesst sich mit dem Putzhobel erreichen. Das scharfe Hobeleisen schneidet die Fasern glatt durch, je enger die Mauloeffnung des Hobels umso feiner die abgeschnittenen Spaene.

Gibt es eigentlich Handhobel, die ein schräg stehendes Messer haben und damit einen schälenden Schnitt ausführen?
Das sollte dann auch bei nicht 100%iger Rasierklingenschärfe zu einem hauchdünnen Span führen.

Bei Hobelmaschinen gibt/gab es wohl gewendelte Messer.
Sind die noch aktuell?


Gert
 

elgarlopin

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@Gert:
Ja, die gibt es für verschiedene Anwendungen, z.B. bei Plattbänken, Simshobeln u.a.

Franz
Nachtrag: Das Ergebnis heißt dann übrigens "ziehender" Schnitt.
 

hutch

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Das Schaben ist schon sehr alt.
Bogen wurden und werden so bearbeitet.
Ein gezielter Materialabtrag am Bauch des Bogens ist ohne Schaben kaum vorstellbar.
Zudem wird ein sehr feine Oberflächengüte erreicht.
Früher machten es unsere Vorfahren mit Feuerstein.
Ich benutze Federstahl.


hutch
 

Georg L.

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Bei Heidelberg
Im Prinzip ist das Ganze doch nichts anderes als die Bearbeitung mit einer Ziehklinge. Und damit kann ich so ziemlich alle Anwendunge die hier genannt sind durchführen (Lacknasen entfernen usw.).
Also eigentlich nichts Neues.
 

fritz-rs

am 7.9.2016 verstorben
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Hallo Bernd & Forumsfreunde,
Bei Holz* kann das Schaben nicht funktionieren, da diesem die Homogenitaet fehlt. Die harten Jahresringe lassen sich abschaben, die weichen Zwischenraeume geben nach und werden verdichtet. Wird eine so behandelte Flaeche feucht, stellen sich die verdichteten Stellen wieder auf.

Holz will geschnitten werden, sagten frueher die Schreiner. Die glatteste von Hand herstellbare Oberflaeche auf Holz laesst sich mit dem Putzhobel erreichen. Das scharfe Hobeleisen schneidet die Fasern glatt durch, je enger die Mauloeffnung des Hobels umso feiner die abgeschnittenen Spaene.
* die Drechsler verwenden Staehle mit einem Kantenwinkel aehnlich dem Flachschaber.
Mfg
Ottmar

Beim Drechseln ist es neben dem Schneiden mit Meißel, Röhre oder anderen, z.B. Ausdrehwerkzeugen, auch üblich, mit Schabern, ähnlich der beschriebenen Art, zu arbeiten um die Oberflächen vor dem Schleifen zu egalisieren.
Ein rechtwinkliger Einsatz, wie er in den Fotos im Ergebnis dargestellt wird, führt aber nie zu befriedigenden Ergebnissen.
Die Schaber müssen schleppend und schneidend, am besten schräg, gehalten werden.
Auch eine Ziehklinge setze ich ja möglichst nicht ganz rechtwinklig ein.
Flächen kann man mit solchen Schabern nicht perfekt herstellen, aber man kann eine gute, schleifbare Fläche vorbereiten.

Gruß Fritz
 

Honigpilz

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Hallo Rolldinger, ich scheine staendig auf der Suche nach Werkzeugen zu sein, die es nicht zu geben scheint.. das googeln kann ich mir dabei eigentlich auch ersparen, stolper ich doch immer wieder auf das woodworker forum - vielen dank euch allen an dieser Stelle schonmal :emoji_slight_smile:

Nun aber zum Thema:
ich mag deine Idee und werde mir schon bald eine Feile Umbauen. Auch wenn es anscheinend seit Jahren keine wirklich gute Anwendungsmoeglichkeiten gab? Was mich an diesem Thema sehr wundert ist, dass viele von diesem Werkzeug erwarten, eine zum Finish bereite Oberflaeche an einer hinterher sichtbaren Stelle zu liefern.
Was mir selbst an dieser Idee gefaellt (du hattest es eigentlich schon alles erwaehnt)

das schiebende Arbeiten.. die Feile kommt in alle Ecken, auch an schwer zu erreichbare Stellen. Das schaffen nicht viele Werkzeuge mit geschobenen Klingen.
das Ziehklingenprinzip.. die Klinge vorne traegt einen Span ab sehr unbeeindruckt von Faserrichtung oder -verlauf.. oder Holzart. Wieder interessant fuer schwer zugaengliche Stellen.. zum Beispiel bei zusammengebauten Moebeln.. seiens Leimreste oder verzogene Laufleisten oder eine aufgerauhte oder -gesplitterte Oberflaeche. Man koennte mit vielen Schneidern ins Holz schneiden, um es anschliessend nach oben auszureissen :emoji_thinking:

ich frage mich alledings, ob man diese mir praktisch erscheinende Schiebeklinge nicht noch verfeinern kann fuer eine wirklich gute Oberflaeche:
naemlich einen richtigen Grat anziehen
ich habe keine Vorstellung, welche Haerte der Feilenstahl jetzt haben koennte.. ist er jetzt etwa noch haerter als zuvor? (da sollte er schon zu hart sein, oder?)
kann man die Feile 25 Minuten bei 220 Grad Backen und.. gut iss? :emoji_slight_smile: (nein, von Stahlhaertung weiss ich nix)

Die Verrundung vorne an der Feile wuerde ich weglassen und die Kante gerade halten, dafuer aber die Unterkanten anrunden. Ich nehme an, die Verrundung soll zusammen mit dem Anstellwinkel dafuer sorgen, dass man in der Mitte des Eisens schneidet und auch beim leichten seitlichen Kippeln keine sichtbaren Seitenraender schneidet. Ich glaube, dadurch schneidet dann letzendlich ein echter gezogener Grat an nur jeweils zwei Punkten Optimal statt auf der ganzen Linie.. deswegen lieber verrundete ecken.

Nun 90 Grad Kantenwinkel sind bei duennen, weichen Ziehklingen ausreichend, um mit einem Ziehstahl einen grat anzuziehen, der Winkel mit dem die Klinge schliesslich ueber das Holz gezogen wird und die Kraftrichtung mit der man zieht entsprechen ungefaehr schonmal der Schieberichtung einer leicht nach oben angewinkelten Feile.. aufgrund des langen Stiels sollte sich der kleine Grat eigentlich sehr Winkelsicher fuehren lassen und ohne grossen weiteren Druck seine Arbeit verrichten. Auch das Flattern sollte besser sein, als bei der ziehklinge.. bei zwanzig Zentimetern Klingendicke.

Nun waer da noch eine Frage ueber die sich prima spekulieren laesst.. aber vielleicht auch einfach ausprobiert werden muss: Wenn man die Vorderkante der Feile noch anschraegt (oder -fast)... zum einen sollte es da Anziehen eines Grates erleitern, wohl auch die Form.. .. Andererseits sicherlich auch den Anstellwinkel der Schabfeile zum Werkstueck. Mit steilerem Winkel drueckt man mehr auf das brett und weniger nach vorne beim Schieben... das ist jedoch nicht wuenschenswert, oder?

Nunja.. ich glaube mit etwas Tuning jedenfalls koennte das ein interessantes Werkzeug fuer feine Arbeiten sein, danke fuers Teilen :emoji_slight_smile:

aber nun wartich erstmal auf Haerte-/Grat-Empfehlungen, bevor ich eine alte Baumarktfeile in den Ofen schmeiss und.. zieh besser auch in Betracht, dass ich was uebersehn hab und die Baumarktfeile dadurch letzendlich gerettet wird und in Frieden verrosten kann :emoji_slight_smile:

Viele Gruesse,
Fabian
 

rolldinger

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Hallo Fabian,

um an einer Feile einen Grat anzuarbeiten, muss man die Härte erheblich reduzieren. Normaler Feilenstahl ist so spröde, dass das nicht klappen wird. Möglich, dass das im Backofen funktionieren würde. Kannst es ja ausprobieren. Ich halte es allerdings gar nicht für erforderlich, mein normaler Schaber reicht mir und ist mit viel weniger Aufwand scharf zu halten (ist in fünf Sekunden am Schleifbock beidseitig nachgeschliffen)

Ich sehe die Funktion eines Feilenschabers allerdings nicht darin, größere Flächen optisch schön herzurichten (ist auch kaum möglich), sondern eher, überschaubare Flächen, die sehr eben sein sollen, zu bearbeiten, wie z.B. eine Hobelsohle. Beim Abrichten der Sohle auf Schmirgelpapier wird die Fläche immer etwas ballig, weil in der Nähe der Kanten mehr abgetragen wird wie in der Mitte. Ich gehe da vor wie beim Metallschaben: eine Fläche, von der man weiß, dass sie sehr eben ist, etwa eine dicke Glasplatte oder ein Stück von einer Fenstersimsplatte oder geschliffene Fliese, wird ganz dünn mit Touchierfarbe eingefärbt. Dann drücke ich die Hobelsole drauf und bewege diese etwas hin und her. Dadurch werden nun die hohen Stellen eingefärbt, die sich nun gezielt mit dem Schaber abtragen lassen. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis es auf der Hobelsohle keine größeren Bereiche mehr gibt, nicht aufliegen, also keine Farbe annehmen. Die Restfarbe entferne ich am Ende mit Lösungsmittel.
Vielleicht ist diese Vorgehensweise unnötig genau, möglicherweise ist das Arbeitsergebnis mit einem auf Schmirgelpapier abgezogenen Hobel identisch. Ich arbeite viel im Metallbereich, wo es manchmal auf Hundertstel Millimeter und weniger ankommt, da war diese Vorgehensweise früher gang und gäbe (ist heute kaum mehr zu bezahlen, daher nicht mehr sehr verbreitet). Als Hobbyist braucht man keine Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen anzustellen, und ich empfinde das Schaben als eine angenehme, fast meditative Tätigkeit.

Als anderes Einsatzgebiet könnte ich mir vorstellen, Zinken mit einem Schaber nachzuarbeiten. Der Vorteil gegenüber dem Stechbeitel: man nimmt nicht so leicht zu viel ab. Neulich habe ich einen Tischlerwinkel mit dem Schaber auf eine höhere Genauigkeit nachgearbeitet.

Warum Flachschaber üblicherweise mit einem Kantenwinkel von über 90° geschliffen werden hat folgenden Grund: die Ratterneigung wird reduziert, weil sich der Schaber selbst aus dem Material herausheben will. Man muss also immer ein bisschen drücken, damit er Material wegnimmt. Das krasse Gegenteil wäre ein Stechbeitel, der, wenn er einmal gegriffen hat, sich in das Material hinein frisst. Ein Ziehschaber ist in dieser Hinsicht unkritischer, deshalb wird die Ziehklinge ja gezogen und nicht geschoben. Beim "Drückschaber" kann man Rattermarken auch dadurch reduzieren, dass man bei jedem Durchgang die Bearbeitungsrichtung verändert, was im Metallbereich zu dem typischen schachbrettartigen Schabmuster führt.


Gruß
Bernd
 

Honigpilz

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die geschobene Ziehschabe

hi Bernd :emoji_slight_smile:
danke fuer deine Ausfuehrungen, dadurch habe ich doch mal wieder einiges auf dem Weg dazugewonnen.
- gerade eine Stunde vorher hatte ich mich mit dem Ebnen der Hobelsohle beschaeftigt und die Sandpapiermethode machte mir theoretischen Kummer.. genau die Kraefteverteilung auf die Kanten deren geometrisch bedingte starke "Rundungsaffinitaet" hat die Sohle schliesslich konvex gemacht.. und ich kenne meine Praezisionsschleifversuche und das Bild das sich schliesslich ergibt.. hat sich erschreckend deutlich der Theorie angenaehert Oo aber auch eine art von Prazision :emoji_grin:
klar werdich den Schaber hierfuer ausprobieren und danke :emoji_slight_smile: ich hatte nicht geahnt, mit welche einfachen mitteln bei der metallbearbeitung Praezision erzeugt werden kann.
- dann das Prinzip des "drueckenden Schabens" erlaeutert nochmal die Funktionsweise und warum fuer welchen Zweck.. halt der feine Abtrag auf kleinen, friemeligen Flachen.. der gezielte feine abtrag an ganz betimmten stellen. Das nacharbeiten nach Arbeiten des Holzes.. oder nach seinen eigenen.
- die sache mit dem Metall Oo.. und der Haerte.. und naja haettejaseinkoennen ^^ aber so werdich einfach mal dein tool nachbasteln, ich habe den eindruck, ich konnte es in der vergangenheit schon einige male gebrauchen als universelles dabeischabsel... fuer wenns gerade keine Lehrbuchbearbeitungsmoeglichkeit fuer eine Stelle gibt oder es heisst "werkzeug holen fahren oder eben schaben"

nunnn rueckendes schaben... nu kenne ich de unterschied zu meinen gratvorstellungen, lass die Feile hier mal so stehen als nettes tool und poste obendrein noch: die "geschobene Ziehschabe" (Schabfeile0.2a) (das ist nu der offizielle Name, falls es noch keinen gibt)
Ein Stueck Saegenblech wird ausgesaegt. Gleich nach dem Saegen habe ich an der ungeschliffenen Kante (90 Grad, 45 mm breite) das drueckende Spanen an einer osb-Platte ausprobiert und war hier schon erstaunt, was fuer ein feines Holzgewoelle entstand.. es gab vor allem auch absolut kein haken oder rattern und ausriss. das ist vielleicht auch das besondere am schaben, das 'schlecht was verderben koennen' beim annaehern.
- Nun, ich nehme deswegen auch an, dass fuer Holz und diesem Kantenwinkel sich keine sonderlichen Ansprueche an die Eisen stellen und sich ein Schaber aus allem moeglichen eben herstellen laesst.
- die gerade Kante arbeitete sehr gut.. natuerlich haben die ungeschliffenen Kanten Riefen gezogen, aber die ganze Kante kratzte gut und gleichmaessig.

aber nun weiter:
also nun habe ich die kante geschliffen, auf einen winkel von ca. 85 Grad und nun also an die 'falsche' Seite (blechstirnseite) einen Grat gezogen, winkel.. ehm.. 5 Grad? 5- 10. Ab hier wirds leider immer ungenauer, meine Schleifausruestung ist gerade nur provisorisch, die Winkel geschaetzt und der Ziehstahl ein irgendeine runde Stelle eines Schraubendrehers. Nichtsdestotrotz.. exaktere Ergebnisse kommen nach etwas mehr ausprobieren.
das blech habe ich nun in einem zuerst flachen winkel ueber glattes holz geschoben und solange angehoben, bis sich der grat an einem bestimmten winkel ins holz hakte (was bei der herkoemmlichen schabfeile nicht passieren soll, hier aber erwuenscht ist). bis zu diesem winkel glitt die kante hakellos ueber das holz.
Der Anstellwinkel war in diesem falle ungefaehr 45 - 50 Grad.
Geschoben wird sich dieser Grat nun ins Holz eingraben wollen und das soltle im Gegensatz zur normalen ziehklinge die einzig fuer die geometrie unguenstige kraft zu sein.. legt man die klinge auf einen keil, wird der grat jedoch kraftvoll und ruhig davon abgehalten, die hakel- und spanbrechkraeften gehen in Richtung Klinge. Bereits nach blossem "Zusammenhalten" von einem provisorischen Winkel und Klinge war ich erstaunt, wie ruhig alles lief.. gute Schabspaene habe ich noch nicht gemacht.
Ich werd mal weiterschauen, ob man den Grat fuer einen festen winkel anziehen kann (dann koennte man evtl. geschobene Ziehschaben als eisen bei herkoemmlichen Hobeln einsetzen und haette einen ueberaus kostenguenstigen, vielleicht exzellenten ziehschab(ziehklingen)hobel).. der experiementelle winkel kam schon fast auf einen schoenen 45 grad bevel down wert.. und wiederholgenauigkeit beim grat anziehen? ich denke, theoretisch nicht undenkbar, man kennt immerhin sehr genau steigung ganzganz vorne an der spitze (=anziehwinkel)

viele gruesse und ich bleib dran :emoji_wink:
 

Honigpilz

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Ich denke, das ist die Antwort von Benchcrafted auf diesen Thread und meine Toolsuche... - aber..
es ist anscheinend bloss ein Bloeckchenaus hartem Stahl mit geschliffenen 90 Grad Kanten? Oo fuer.. knapp 40 euro. der Feile sehr aehnlich und ohne Grat, zum drueckenden schaben und ehm.. 90grad-schneiden

BenchCrafted.com - Skraper
 
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