Restauration alte Kommode

Mathis

ww-robinie
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Im Dorf in 'ner Stadt
Soso. Schon hunderte Male gemacht. Bist halt ein Wunderkind. Unter der der Lasur befindet sich noch eine Grundierung. Kleiner Tip: Fängt meistens mit Öl an und hört mit Farbe auf.
Naja, eigentlich kann ichs ja gar nicht, weil Wunderkinder sowas sicher gar nicht hinbekommen, und Ahnung vom Aufbau solch einer alten Oberfläche hab ich ja eh nicht.
Hoffentlich lässt sich der Themenstarter durch mein unqualifiziertes Gequassel und Faselei nicht verwirren und versucht gar das noch nachzumachen, sonder haut die Kommode ins schonende und umweltfreundliche Laugenbad und machts so wie die wahren Experten es empfohlen haben.
 

Bauwas

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Diesen schamlosen Sarkasmus von @Mathis finde ich ziemlich unfein.
Sicherlich hätte @flüsterholz auch noch eine eigene Herangehensweise, dieses Möbel ein bisschen aufzuhübschen. Ohne gleich mit der Ablaug-Keule rumzuwedeln.
Ich wäre da schon neugierig welche Retouschierfarben ersie empfohlen hätte.
Auch würde ich gerne mehr über diese Bierlasur lesen, z.B wie man auch auf größeren Flächen so eine Holzmaserung mit Bierfarbe nachahmen kann. Gibt es denn keine YT- Filme dazu? Oder Literatur?
Oder reicht es einfach mal beherzt zu probieren- also Pigmente in Bier lösen, und gefühlvoll künstlerisch mit dem Pinsel Holzmaserungsmäßig drauflos malen?
 

flüsterholz

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Naja, eigentlich kann ichs ja gar nicht, weil Wunderkinder sowas sicher gar nicht hinbekommen, und Ahnung vom Aufbau solch einer alten Oberfläche hab ich ja eh nicht.
Hoffentlich lässt sich der Themenstarter durch mein unqualifiziertes Gequassel und Faselei nicht verwirren und versucht gar das noch nachzumachen, sonder haut die Kommode ins schonende und umweltfreundliche Laugenbad und machts so wie die wahren Experten es empfohlen haben.
Hallo Mathis
Sorry, das hatte ich in deinem vorherigen Beitrag dann falsch verstanden. Ich hatte das so gelesen, dass Du die Fehlstellen auf der Oberseite der Kommode mit einer Acryllasur nachahmen wolltest. Das hätte ja doch etwas anders ausgesehen, als die Originaloberfläche. Retusche auf Politur geht natürlich. Wobei ich es bevorzuge, die Farbanpassungen vor der Politur durchzuführen. Sieht meiner persönlichen Meinung nach besser aus. Aber das wäre dann wahrscheinlich Geschmackssache.
Gruß Michael
 

flüsterholz

ww-robinie
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Diesen schamlosen Sarkasmus von @Mathis finde ich ziemlich unfein.
Sicherlich hätte @flüsterholz auch noch eine eigene Herangehensweise, dieses Möbel ein bisschen aufzuhübschen. Ohne gleich mit der Ablaug-Keule rumzuwedeln.
Ich wäre da schon neugierig welche Retouschierfarben ersie empfohlen hätte.
Auch würde ich gerne mehr über diese Bierlasur lesen, z.B wie man auch auf größeren Flächen so eine Holzmaserung mit Bierfarbe nachahmen kann. Gibt es denn keine YT- Filme dazu? Oder Literatur?
Oder reicht es einfach mal beherzt zu probieren- also Pigmente in Bier lösen, und gefühlvoll künstlerisch mit dem Pinsel Holzmaserungsmäßig drauflos malen?
EInen Beitrag dazu mache ich gerne. Wird dann aber etwas länger. Da ich heute und wahrscheinlich auch morgen noch mit dem Fahrrad unterwegs bin, dauert das noch ein wenig. Versuche es dann aber Sonntag oder Montag.
Gruß Michael
 

flüsterholz

ww-robinie
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Diesen schamlosen Sarkasmus von @Mathis finde ich ziemlich unfein.
Sicherlich hätte @flüsterholz auch noch eine eigene Herangehensweise, dieses Möbel ein bisschen aufzuhübschen. Ohne gleich mit der Ablaug-Keule rumzuwedeln.
Ich wäre da schon neugierig welche Retouschierfarben ersie empfohlen hätte.
Auch würde ich gerne mehr über diese Bierlasur lesen, z.B wie man auch auf größeren Flächen so eine Holzmaserung mit Bierfarbe nachahmen kann. Gibt es denn keine YT- Filme dazu? Oder Literatur?
Oder reicht es einfach mal beherzt zu probieren- also Pigmente in Bier lösen, und gefühlvoll künstlerisch mit dem Pinsel Holzmaserungsmäßig drauflos malen?
Fahrradtour beendet, ich versuch mal etwas ausführlicher auf das Thema Dekorationsmalerei (hier Maserierung mit Bierlasur) und mögliche Restaurierung einzugehen. Werde das aber wahrscheinlich nicht in einem Beitrag schaffen. Also eher mit Fortsetzungen.
Vorneweg, alles was ich mir für Maserierung angeeignet habe, geschah größtenteils durch ausprobieren, teilweise durch Anregungen und Tips von Dozenten, Handwerkern und Arbeitskollegen. Dieser Beitrag wird in keinster Weise eine wissenschaftlich belegte Abhandlung sein oder erhebt den Anspruch, daß er der einzige richtige Weg ist. Sicherlich gibt es noch viele andere Möglichkeiten eine Maserierung auszuführen.

Zunächst mal, zum besseren Verständnis der folgenden Beiträge, der Aufbau einer Maserierung.
1. Als Grundschicht, die deckend ausgeführt wird, wurde meist eine bereits eingefärbte Ölfarbe, idealerweise noch auf einer Grundierung, verwendet. Aber auch eine Kaseingrundschicht wurde manchmal verwendet. Ist mir persönlich nur bei Marmorierungen begegnet.
2. Die eigentliche Maserierung wurde dann mit einer Wasserlasur (hier Bierlasur) ausgeführt.
3. Als letzte Schicht kommt dann noch, als Schutz, ein Firnis über die Lasur. Grund hierfür ist das schlechte Abriebverhalten von Bierlasur.

Fortsetzung folgt
 

flüsterholz

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Maserierung erhalten oder entfernen?
Meine ersten Erfahrungen mit Maserierungen bekam ich durch einen Semesterferienjob in einem Restaurierungsbetrieb. Leider auf die unschönste Art, das Entfernen. 3 Monate in einen Kellerraum verbannt durfte ich Oberflächen ablaugen, abbeizen, Schellack mit Spiritus entfernen und im schlimmsten Fall bleichen. Auch damals schon, Anfang der 80ger, mit Schutzausrüstung.
Gründe für das Ablaugen der Maserierung waren entweder der schlechte Erhaltungszustand oder in den meisten Fällen der Kundenwunsch. Gewünscht wurde damals meistens das Fichtenholz mit einer Öl-, Schellack-, Wachsoberfläche. Sicherlich, aus heutiger Sicht, nicht wünschenswert, aber der damals vorherrschende Geschmack.
Aber auch aus heutiger Sicht würde ich eine Maserierung aus Ölfarbe und Bierlasur in einem schlechten Zustand immer noch durch Ablaugen entfernen lassen. Merke zwar, dass das hier im Forum von eingen etwas verpönt wird, aber für mich persönlich der beste Weg. Das mag aber jeder so halten wie er mag. Ablaugen oder Abbeizen, beides funktioniert.
Den schlechten Ruf, den sich das Ablaugen in den 90er Jahren erworben hat, liegt meiner Meinung nach an den Ablaugbetrieben, die mit einer viel zu hohen Konzentration in den Laugebädern gearbeitet haben und nach dem Ablaugen Farbreste mit Druckluft entfernt haben. In Kombination führte das dann zu grauem Holz mit zerfaserter Oberfäche. Bei manchen Möbeln, die wir zurückbekamen, hätte ich sogar auf einen Hochdruckreiniger getippt.
Eine, meiner Meinung nach schonende Art des Ablaugens, zeigt Lothar Jansen-Greef in einem YouTube Video.
Nach dem Ablaugen mit einer 10% Natronlauge würde ich zum Neutralisieren das Möbel immer noch mit einer 20% Essigsäure bestreichen.
Auf keinen Fall würde ich das Abschleifen empfehlen. Die damals verwendeten Pigmente, allen voran das bereits erwähnte Bleiweiß, waren teilweise hoch toxisch.

Fortsetzung folgt
 

flüsterholz

ww-robinie
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Die Grundschicht
Nach meinem Semesterferienjob und der Begeisterung für diese Malerei kam ich das nächste Mal durch eine Gastvorlesung, über Dekorationmalerei, mit Maserierung in Kontakt. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, dass jeder Strich einzeln mit dem Pinsel aufgetragen würde. Was für eine Geduldsarbeit.
Nach der Vorlesung dann die Erkenntnis, schnell (im Vergleich zu anderen Maltechniken) und günstig herzustellen.
Bier hatte ich, Ölfarben und Pinsel auch. Bretter vom Bau einiger hochwertiger Studentenmöbel mit edlen Spaxverbindungen waren auch übrig geblieben. Ein paar Pigmente mussten noch besorgt werden.
Und dann gings los. Etwas Ocker ins Weiß gemischt, bis der Farbton etwa stimmte, ein Prise Umbra dazu und das 1. Brett gestrichen. Warten bis es trocken war, das dauert bei Ölfarbe halt etwas länger.
Dann, ein paar Tage später probeweise Kasselerbraun Pigmente ins Bier gegeben, gut verrührt und mit einem Schwamm aufgetragen. Sah etwas seltsam aus. Die Pinselstriche vom Auftrg der Ölfarbe waren einfach zu sehr zu sehen.
Also gut, 2. Versuch. Die Ölfarbe etwas dünner eingestellt, gewartet und sah schon besser aus. Pinselstriche waren nicht zu sehen. Dafür die Maserung des Holzbrettes. 3.Versuch wurde auch nicht besser.
Den entscheidenden Tip bekam ich dann von einem Bekannten (Malermeister) meiner Eltern. Als Grundierung eine Vorstrichfarbe für Fensterölfarbe verwenden. 2 Anstriche, den ersten mit etwas Terpentin verdünnt. Danach die Ölfarbe. Eventuelle Pinselspuren noch mit weichem Pinselstrich vermalen.
Mit ein wenig Übung hat es dann funktioniert. Später im Beruf wurde die Grundierung dann mit Leimwasser und Ölgrund hergestellt.
Würde ich heute nochmal mit Maserierungen arbeiten, würde ich es erstmal mit Acrylfarben als Grundschicht versuchen. Trocknen schneller und verlaufen besser und passende Grundierungen gibt es auch.
Für das Anmischen des Farbtons, reicht es in den meisten Fällen, das Weis (Zinkweiß) mit Ocker und etwas Umbra oder Umbra gebrannt zu mischen. Immer von hell nach dunkel.
Bei Acrylfarben muß man nur daran denken, dass sie etwas dunkler werden beim Trocknen.

Fotsetzung folgt
 

flüsterholz

ww-robinie
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Die Maserierung
Dieser Abschnitt fiel mir dann doch etwas schwer. Ich unterteil ihn nochmal, das wird dann übersichtlicher.

1. Herstellung
Eigentlich ganz einfach. Pigmente in abgestandenes Bier. Welches Bier? Was ihr da habt. Irgendjemand hat mir mal erzählt, daß dunkles Starkbier am besten wäre. Ich habe es nie ausprobiert. Wieviel Pigmente? Das wird nur nach oben begrenzt. Irgendwann kann das Bier keine Pigmente mehr binden. Dann lässt aber auch die Haftung der Lasur nach. Vorsichtshalber kann man der Lasur ein Löffelchen Seifenlauge beigeben, für die, die es nicht ganz so authentisch brauchen, ein Spritzer Spülmittel tuts auch.

2. Pigmente
Viele braucht man nicht. Am ehesten, meiner Erfahrung nach:
Schwarz, Kassler Braun, Umbra, Umbra gebrannt, evtl Umbra grünlich,
Siena, Siena gebrannt, Ocker (eher ein helles). Für Mahagoni habe ich mal ein Englisch Rot benutzt und für helleres Holz etwas Gelb, ich glaube es war chromgelb.

3. Werkzeuge
-Maserboy (habe ich noch nie mit gearbeitet, hört sich aber interessant an)
-Pinsel (Lasur-, Retusche-, Schablonen-, Borsten-, usw)
-Schwämme, entweder Natur oder Kunstschwämme mit unterschiedlich großen Löchern
-unterschiedliche Stoffe, eher gröbere
-Kämme
-Pappe, Papier
-Schere
und ganz wichtig Modler und Vertreiber
Meine ersten Versuche machte ich nur mit Pinseln und Kämmen. Bei breiteren Pinseln ein paar Zacken unregelmäßig eingeschnitten, bei den Kämmen die ein oder andere Zacke ausgebrochen. Dann mit Stoffen (mit einzeln herausgezogenen Fäden), Schwämmen, Bürsten und zugeschnittener Pappe experimentiert. Möglichkeiten gibt es viele. Aber es sah immer noch nicht so wirklich richtig aus.
Gut wurde es erst mit Modlern und Vertreibern. Die farblichen Übergänge werden damit erst richtig gut.

4. Der Auftrag
Das zu beschreiben, finde ich doch sehr schwierig. Habe dann mal YouTube bemüht. "Bierlasur" eingegeben, etwas ernüchternd. "Wood grain" war dann schon sehr viel besser. Richtig gut wurde es bei den Skandinaviern mit "ådring" Schaut unbedingt mal beim Kanal "kobolt" rein.
Trotzdem noch ein paar grundsätzliche Dinge. Die Lasur tragt ihr vollflächig auf die Unterschicht auf. Entweder mit einem Schwamm oder einem breiten Pinsel. Mit dem Pinsel kreuzweise von unten nach oben. Kann das mögliche Verlaufen der Lasur verhindern. Ansonsten möglichst in der Horizontalen arbeiten. Und ja, ich meine das Brett :emoji_wink: .
Verarbeitungszeit habt ihr etwa 15min. Und das ist das Tolle an Bierlasur. Wenns nicht gefällt, einfach abwischen und nächster Versuch. Nach dem Auftrag, dann die Maserierung gestalten. Das funktioniert hauptsächlich durch entfernen, verschieben und aufmalen. Siehe YouTube. Eine 2. Lasurschicht könnt ihr dann am nächsten Tag auftragen. Trocken nach ca. 2 Stunden, durchgetrocknet würde ich so 10Stunden vermuten. Bei mehrschichtigem Auftrag, meiner Erfahrung nach, immer zuerst die hellere Lasur.

Fortsetzung folgt
 

Bauwas

ww-robinie
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Vielen Dank für deine ausführliche Beschreibung, sie ist sehr anschaulich.
Ich habe auch schon „Bierlasur“ und „Maserierung“ bei YouTube gesucht, und die Ergebnisse dazu waren recht bescheiden.
Die englischsprachigen und schwedischen werde ich mir dann bei Gelegenheit mal anschauen.
Wenn man nun in mehreren Schichten arbeiten will, werden dann nicht die getrockneten unteren Schichten wieder durch einen neuen Auftrag auch angelöst?
Bin gespannt auf deine Fortsetzung….:emoji_slight_smile:
LG
 

joh.t.

ww-robinie
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bei den Zwergen
Haben wir mal während der Meisterschule im Kursus ausprobiert. Mit so einem Maserboy ähnlichen Teil.
Mit Übung kommt da schon was Anständiges bei raus.
 

flüsterholz

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Wenn man nun in mehreren Schichten arbeiten will, werden dann nicht die getrockneten unteren Schichten wieder durch einen neuen Auftrag auch angelöst?
Ob Bierlasur komplett wasserfest auftrocknet, ich vermute ja. Allerdings färbt sie etwas ab. Das hat aber, denke ich, eher mit der Bindung zu tun. Deswegen auch noch das Firnis. Einige letzte dunkle Details kann man auch so aufbringen, dass man den Pinsel nur ins Bier taucht und dann etwas Pigmente aufnimmt. Für den Anfang würde ich mal für eine Lasur 20g Pigmente in 0,1l Bier auflösen und dann, nach Bedarf erhöhen. Du siehst nach der 2. Schicht auf jeden Fall noch die darunterliegende Maserierung. Mehr als 2 Schichten brauchst du aber auch in aller Regel nicht. Mal abgesehen von sehr speziellen Techniken, wie Intarsien imitieren. Bei den Videos auf "Kobolt" wird das aber verständlich. Wobei ich nicht weiß, was für eine Wasserlasur der Dekorationsmaler dort benutzt. MIt schwedischen Bieren kenn ich mich ja nicht so aus, aber nach Bier sieht das nicht so wirklich aus. Die Techniken sind aber die Gleichen.
Gruß Michael
 

Eiche18

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Super interessant! Ob ich das dann so angehen werde weiß ich leider noch nicht. Wird wohl dann mit üben eher was für den Winter... :emoji_wink: Vielen Dank auf j den Fall für dir Beschreibung!
 

flüsterholz

ww-robinie
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Der Firnis
Den ersten Firnis, den ich benutzte war einfach nur ein klarer Kunstharzlack. Nichts ausprobiert, einfach drauf und Glück gehabt.
Im Restaurationsbetrieb haben wir dann einen Dammarfirnis benutzt, der wohl auch im 19.Jhd üblich war.
Weiß leider nicht, ob man den fertig kaufen kann. Wer ihn selber anfertigen möchte, hier eine Anleitung:
3 Teile Balsamterpentinöl
1Teil Dammarharz
Also z.B. 300g Balsamterpentinöl und 100g Dammarharz.
Das Balsamterpentinöl in ein Glas geben und das Dammarharz in einem baumwollenen Teestrumpf/beutel eingehängt. Das Harz nicht zerkleinern und möglichst große, helle Harzklumpen verwenden. Das ist die beste Qualität. Also keine Granulate oder so nehmen. Über Nacht hat sich das Harz dann normalerweise aufgelöst. Danach muß es noch gefiltert werden. Hierzu die Lösung durch zwei ineinandergesteckte Kaffeefilter laufen lassen. Auf keinen Fall einen Filterträger, Trichter aus Kunststoff nehmen, der wird durch das Balsamterpentinöl angelöst. Glas wäre ideal.
Danach ist die Lösung noch etwas trüb, das ist aber ok so.
Das wäre dann die Grundlösung, die ich für unterschiedliche Zwecke nutze. Für den Firnis dann nochmal der Lösung Balsamterpentinöl zugeben. 2Raumteile Lösung, 1Raumteil Balsamterpentin. Wer es etwas matter mag kann noch weiter verdünnen.
Wer schon Erfahrungen mit Balsamterpentinöl als Malmittel für Ölfarben hat, kann in dieser Lösung auch Pigmente auflösen und damit die weiße Ölfarbe einfärben. Das Dammarharz wirkt dann als Trocknungsbeschleuniger..
Alternativ finde ich Mastix noch gut. Eine Lösung wird genau so hergestellt, dauert nur länger.
Ob Harze in Alkohol, z.B. Schellack, auf der Bierlasur funktionieren, weiß ich nicht. In der Ölmalerei werden sie nicht genommen, da sie spröder sind und schneller reißen. Ich würde es nicht riskieren, höchstens mal an einem Probestück und dann ein paar Jahre abwarten.

Fortsetzung folgt
 

flüsterholz

ww-robinie
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So, das wird jetzt der letzte Beitrag zum Thema. Zunächst als Ergänzung noch etwas zur Grundschicht. Der Untergrund sollte natürlich möglichst plan, aber nicht zu glatt sein. Beste Erfahrungen bei Ölgrundierung habe ich bezüglich Haftung mit 100er Schleifpapier gemacht. Als Altenative für den Anfang, könnte ich mir gut Acrylfarbe auf MDF vorstellen.

Zur Restaurierung
Bei meiner Einschätzung werde ich bleiben. Die Entfernung der alten Oberfläche und dann Neuaufbau, halte ich weiterhin für den besten Weg.
Alternativ könnte ich mir folgendes vorstellen:
Den Korpus abkleben und nur die Oberfläche die Oberseite entfernen und neu aufbauen. Ob das optisch ansprechend wird, da habe ich aber meine Zweifel.
Ein möglicher Weg, wenn man sich gegen einen Neuaufbau der Oberfläche entscheidet, wäre folgender:
1.Zunächst müsste die Oberfläche gereinigt werden. Hier müsste auch geklärt werden, welche Materialien tatsächlich bei der Oberfläche eingesetzt wurden. Bei der Grundschicht wäre z.B. noch Kasein möglich, bei der Maserierung z.B. Öllasur und beim Firnis z.B. Kollophonium als benutztes Harz. Auch braucht jede Verschmutzung ihr eigenes Mittel.
Darauf detailliert einzugehen wäre nochmal ein eigenes Thema.
2. Zur Vorbereitung der Grundschicht müssten zunächst Ausbrüche im Holz gespachtelt werden. Früher wurde das mit Ölspachtel gemacht, der aber inzwischen, aufgrund des enthaltenden Bleiweißes, in dieser Form nicht mehr erhältlich ist. Würde es heute eher mit einem Kunstharzspachtel probieren. Danach mit 100er Schleifpapier das Holz möglichst plan schleifen.
3. Zusammen mit der Grundierung, müsste die eingefärbte Ölfarbe, möglichst auf das gleiche Höhenniveau wie die originale Grundschicht gebracht werden. Dazu wird man mehrere Schichten benötigen. Auch nicht so einfach.
Und das bitte nicht mit Acrylfarbe probieren. Der Grund, das Acrylfarbe auch auf alter Ölfarbe nicht hält, ist das unterschiedliche Dehnungsverhalten dieser beiden Farben, insbesondere bei Schwankungen der Luftfeuchtigkeit.
Das führt über kurz oder lang zu Spannungen und dann zu Rissen und Ablösungen. Bei einzelnen Pinselstrichen mag das noch gut gehen, aber bei den großen Berührungsflächen auf der Oberseite der Kommode, sehe ich da schwarz.
Aber auch der Auftrag neuer Ölfarbe auf alter Ölfarbe bringt Probleme bezüglich der Haftung. Hilfreich kann dabei ein Zwischenfirnis sein. Hierzu den Dammarfirnis noch weiter verdünnen und hauchdünn auftragen.
4. Danach die Maserierung. Bei einzelnen kleinen Fehlstellen und Abstoßungen mit einem Retuschierpinsel die Maserung aufmalen und mit dem Modler vertreiben.
Bei größeren Fehlstellen gibt es dann je nach Situation unterschiedliche Lösungen. Die Techniken der Maserierung sollte man dazu beherrschen.
5. Den Firnis dann, wie oben beschrieben, mit einem Pinsel auftragen.
Für welchen Weg man sich auch immer entscheidet, viel Spaß und Erfolg.

Gruß Michael
 
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