Holzfeuchte bei momentanen Klima

Hamburger Jung

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Liebe Kollegen,
ich stehe vor dem Problem, das mein Holz bei dem zur Zeit herrschenden Klima eine viel zu hohe HF aufweist.
Lt. Hygrometer schwankt die HF in unserem Innenlager zwischen 13 und 15% .
Die Messung der HF mit dem Holzfeuchtemessgerät bestätigt das mit einer HF von 14%.
Auch das Holz im Aussenlager hat ca. 14 % HF.
Da ich aber eine komplette Einrichtung im Auftrag habe, bin ich etwas Ratlos was ich nun machen soll.
Bei der Einrichtung wird alles aus Vollholz hergestellt und dazu auch noch ,wg. der Fladerung, aus Seitenbrettern.
Neue Ware kaufen wird auch nichts nutzen, da die ja nicht direkt aus der Kammer kommt. Selbst wenn die Ware frisch aus der Kammer kommt wird diese in den nächsten 3 Wochen Verarbeitungszeit erheblich feuchter ( wenn sich das Wetter nicht verändert ).
Hat hier jemand schon mal mit so einem Klima seine Erfahrungen gemacht?
Gibt es eine zündende Idee?
 

threedots

ww-robinie
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Hallo Hamburger Jung,

Du könntest jetzt mt einer Vollklimatisierung Deines Lagers und Deiner Werkstatt für eine deutliche Reduzierung der Luftfeuchte sorgen. Nach angemessener Verweilzeit würden sich auch die gelagerten Hölzer auf eine niedrigere Feuchte einstellen. Eine Verarbeitung zu Möbeln stellt dann kein größeres Problem dar.

Wenn die Möbel dann ausgeliefert werden und wieder den aktuellen klimatischen Belastungen ausgesetzt sind, wird wohl wieder die Holzfeuchte entsprechend steigen und die eingangsvon Dir geschilderten Probleme sind wieder da. Also vergessen wir al schnell wieder die Idee der Vollklimatisierung.

Du schreibst sehr diffus von einer kompletten Einrichtung. Könntest Du hier etwas konkreter werden? Und welche(s) Holz/Hölzer soll(en) hierfür eingesetzt werden?

Möglicherweise können ja konstruktive Maßahmen ergriffen werden, um die Auswirkungen der extremen Witterungsverhältnisse im Erträglichen Rahmen zu halten.
 

Holz-Christian

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Hallo Hamburger.

Ich hab konkret auch ein Problem mit der derzeitigen Witterung.
Im Januar hab ich einen Einbauschrank in Kernbuche vollmassiv gefertigt und geliefert..
Die Fronten hab ich in Rahmenbauweise mit Schlitz und Zapfen(!) ausgeführt.
Den eingenuteten Füllungen hab ich 5mm Luft gelassen.
Die relative Holzfeuchte betrug bei der Verarbeitung 8%. Das Möbel steht in einem Schlafzimmer.
Vorgestern erreichte mich der Anruf des Kunden.
Gestern hab ich mir das Schlamassel angesehen.
Die Rahmen wurden trotz Schlitz und Zapfenverbindung und 5 mm Luft um 2-4 mm auseinandergedrückt.
Die max. Füllungsbreite berträgt 440mm.
Die aktuelle Holzfeuchte hab ich noch nicht gemessen.
An solchen Tagen könnte man alles hinschmeissen.

Gruss Christian.
 

Sägenbremser

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Guten Abend Hamburger Jung

Das Gleichmass zwischen nach Hygrometer möglicher Holzfeuchte und der
gemessenen relativen Holzfeuchte macht mich etwas stutzig.

Hat dein Messgerät eine Temperaturkompesation, automatisch oder mit
Poti einstellbar? Werden die Messergebnisse mit Einschlagelektroden
ermittelt? Wie lange hat das Holz zuvor im Werkraum schon gelagert?
Hattest du vor der Wärmeperiode schon einmal einen Wert ermittelt?

Liebe Grüsse, Harald
 

Hamburger Jung

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Vielen Dank für die Antworten,
Wir haben bei uns im Holzlager das ganz normale Standard Hygrometer mit den zwei Zeigern die sich kreuzen.
Das Holzfeuchtemessgerät ist eines von Gann mit Einschlag Elektroden. Von beiden kann ich keine genaue Bezeichnungen geben, da ich nicht in der Werkstatt bin.
Das Holz liegt auch schon mindestens ein halbes Jahr und hatte bei Lieferung zwischen 9 und 10% ( das weiß ich da, bei Lieferung immer gemessen wird und ein Maker gemacht wird ).
Die Holzart wird Kiefer in Astfreier Qualität weiß lasierend lackiert. Teilweise in Volltönen lackiert und durchgeschliffen.
Es wird ein Kleiderschrank, eine Wickelkomode, ein Babybett, ein Hochbett in Schiffsform, ein Beistellschrank u.s.w. eben eine gesamte Kinderzimmereinrichtung.
Da das meiste in Rahmenbauweise ist machen mir die Füllungen, sowie die Seitenteile des Babybettes sorgen. Das Babybett hat austauschbare Seitenteile die aber beide eine Breite von Mindestens 250mm haben. Insbesondere die Seitenteile mit den Wangen dürfen sich nicht verziehen.
Anbei mal 2 Bilder des Babybettes
 

schorsch

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Hallo,
da muss ich jetzt bei mir direkt mal nachmessen.
Bezüglich der Rahmentüren war ich jetzt schon ein wenig überrascht, dass die Füllungen so weit gequollen sind. Sieben Millimeter oder 1,6% Breitenquellung ist ja nicht ohne. Auf der anderen Seite würde dies mit der Theorie schon übereinstimmen.
Das differntielle Schwundmaß wird bei Buche mit liegenden Jahrringlagen mit 0,45% je % Holzfeuchteänderung angegeben. Also müsste die Holzfeuchte der Rahmentüren jetzt bei etwa 12% liegen und das könnte durchaus möglich sein.
Gruß Georg
 

Sägenbremser

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Hallo nochmal Hamburger

kann mir eine Feuchtezunahme bei gelagertem Holz in dem relativ kurzem
Zeitraum der momentanen Wärmeperiode kaum vorstellen. Tippe daher noch
auf eine Messungenauigkeit/Temperaturkompentationsfehler.

In meinen 4 Dekaden Tischlerhandwerk habe ich ja auch einige extreme
Witterungsbedingungen erleben müssen und niemals gab es bei Massivholz
solche Feuchteaufnahmen durch Witterungseinflüsse. Bei Sperrholz habe ich
aber schon mal Dimensionänderungen im fast mm Bereich feststellen gekonnt.
Die Menge an Wasser die es braucht um ein gedarrtes Probestück im Backofen
wirklich zur Gewichtsänderung bewegen zu können, ist erstaunlich gross.

Deine vorgesehenen Wangen mit den aufgeleimten, profilierten Kopfstücken
sind bestimmt der einzige problematische Teil bei der klassischen Konstruktion.
Denke aber die werden bei einem Kinderbett höhenverstellbar sein und somit
ist der Fixierungsabstand etwas frei wählbar von dir. So unverrückbar sind die
meisten Einhängebeschläge ja auch nicht und werden dem Holz etwas "Luft"
in der Bewegung lassen.

Liebe Grüsse, Harald
 

Holz-Christian

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Hallo zusammen.

Ich hab heute die Holzfeuchte der Rahmentüren gemessen.
Sie beträgte aktuell zwischen 13,6 und 13,8%.
Dazu muss gesagt werden, das die Kunden aufgrund der Witterung seit Wochen die Balkontüre offen haben.
Ich muss halt jetzt versuchen zu retten, was zu retten ist.
Zum Glück ist alles geölt.

Gruss Christian.
 

Hamburger Jung

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Hallo Harald,
ich denke schon, das die Feuchtezunahme sein kann, da das Wetter ja nun schon eine Weile so ist.
Ich bin jetzt seit ca. 2,5 Wochen aus dem Urlaub zurück. Als ich aus dem Urlaub kam, war das Wetter schon so tropisch.
Wir hatten 3 Wochen Betriebsferien und lt. Aussage von Freunden war hier in der Zeit auch schon sehr warmes Wetter. Ich denke schon, das sich 33 er Ware in der Zeit konditioniert.
Es ist zur Zeit so feucht hier, das ich heute festgestellt habe, das der Sägeblattflansch sowie die Zwischenringe der Fräse Flugrost ansetzen.::mad:
Ich kann mich nicht erinnern, das ich in meinen 30 Tischlerjahren so etwas schon erlebt habe.
Meine Sorge ist vor allem das sich die Seiten verziehen, auch wenn ich die Verleimung als "Waschbretteffekt" ausführe.
 

Sägenbremser

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Guten Abend Hamburger

ist wohl doch möglich, daß sich schwache Seitenware so sättigt. Habe eben an
einer 11/2 Zoll Fichtenbohle mal das alte Gann reingehauen, hat auch 13-14%
in Brettmitte angezeigt bei 30 Grad Holztemperatur. Man lernt nie aus.

Die 65mm Bohle aus der gleichen Ware hat bei 30mm Tiefe nur 9% angezeigt.
Habe mal einen Messfühler reingesteckt, das Holz hat auch nur 24 Grad im Kern.

Wir benützen im Blumengeschäft meiner Frau zusätzlich zur Klimaanlage noch
Lufttrockner. Jedes Gerät zieht am Tag 2 mal 10 Liter Wasser aus der Luft.
Wenn du einen belüftbaren Raum hast, könnte solch ein Gerät dir jetzt auch
etwas helfen. Die kosten nicht die Welt, evtl. bei einem Bautrocknerbetrieb eins
mieten. Aber etwas Zeit geht dabei schon noch drauf.

Ich hoffe die Kunden können noch etwas warten, obwohl bei Babybett gibt es
meistens keinen Zeitaufschub.

Liebe Grüsse, Harald
 

Hamburger Jung

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Hallo Harald,
mit einem Nachschlag bei der Zeit kann ich leider nicht rechnen, da es Kunden aus dem nicht Europäischem Ausland sind. Die Verständigung geht nur über eine Assistentin der Kundin und diese Assistentin spricht auch nur schlecht Englisch. Weiterhin geht der Kontakt nur über Mail und es dauert Tage bis man eine Antwort (besser gesagt Rückfrage ) bekommt.

Aber zum Thema : Unsere dickere Ware hat auch eine geringere Feuchte im Inneren.

nun noch was Positives : Der Vorteil bei diesem Wetter ist auf jeden Fall das das Lackieren mit Hydrolack so gut wie noch nie funktioniert.
 

Sägenbremser

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Beneide dich um deinen "sonnigen" Humor:emoji_slight_smile:
Mir ist heute schon beim Ölen dieser völlig abhanden gekommen.
Nee, lackieren, das muss ich jetzt nicht haben. Nein, wirklich nicht!

Liebe Grüsse, Harald
 

Hamburger Jung

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Nun habe ich vorgestern Nachmitteg angefangen und wollte Euch zumindest mal den Fortschritt zeigen.
Die Füllungen habe ich nun aufgrund der Witterung sehr Stramm eingepasst und vorher lackiert.
 

michaelhild

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Das Bett ist wunderschön.

Bei mir steht ein Regal komplett aus Buche direkt neben einem Fenster. Dieses ist eigentlich die ganzen letzten Wochen rund um die Uhr offen, tagsüber ist nur der Rollo geschlossen. Die Böden (Breite ca 420mm) sitzen aktuell stramm in den Falzen, lassen sich aber noch ohne sonderlicher Gewalt bewegen. Im Winter mit aktiver Zentralheizung habe die Böden ca. 1-2mm Luft.
So extrem wie bei Christian ist es nicht.
Holzfeuchte weiß ich nicht. Ich habe da kein Messgerät zu.
 

WinfriedM

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Besonders feucht ist es bei uns im Westen Deutschlands derzeit nicht. Aber extreme Feuchteschwankungen zwischen 38% und 60%, teilweise an einem Tag. Da staunt man echt. Im Moment sinds mal wieder 60%. Das geht nun schon etwa 14 Tage so hoch und runter. Geregnet hat es hier so gut wie nicht.

Meine 60cm tiefe Schreibtischplatte aus Esche ist trotzdem etwa 1,5mm breiter als das Einbaumaß vor etwa 4 Monaten.

Wir hatten mal vor ein paar Jahren einen Sommer, da war es 3 Wochen hintereinander über 80% Feuchte bei uns. Da passten zahlreiche Hilfsvorrichtungen aus Holz nicht mehr.
 

Hamburger Jung

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Da ich nun den Auftrag beendet habe und alles ausgeliefert wurde, wollte ich mich noch einmal für die Beteiligung an diesem Thema bedanken.
Anbei ein paar Fotos damit Ihr wisst was draus geworden ist.
 

Snekker

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@Hamburger Jung Dein Problem habe ich jeden Winter! Meine Lösung dafür heißt heizen und Türen und Fenster Geschlossen halten. Das du jetzt nicht heizen kannst ist mir klar. Aber du kannst Türen und Fenster geschlossen halten und einen Luftentfeuchter arbeiten lassen. Damit solltest du das Innenklima deiner Werkstatt so weit in den Griff bekommen das du die Holzfeuchte auf ein akzeptables maß reduzieren kannst. Dein Material solltest du allerdings auch in der Werkstatt lagern und nicht in einem Schuppen.
 
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