helle Wasserflecken auf Eiche

Claus HH

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Hallo in die Runde!
Ich hab Stunden damit verbracht, alte Beiträge zu lesen, vor Allem die von Ottmar.
Trotzdem bin ich noch zu keiner schlüssigen Antwort gekommen.
Mein Problem: ich habe für kleines Geld ein paar alte Eßzimmerstühle aus Eiche gekauft, die perfekt zu meinem Gründerzeit-Schränkchen passen. Sie sind stabil, wackeln nicht und sonst ganz in Ordnung. Leider haben sie einige Zeit im Keller gestanden und Wasserflecken bekommen. Also helle Flecken, von kurzer Einwirkung.
Die Stühle sind ca 100 Jahre alt und ziemlich gedunkelt. Wie auch mein Schränkchen. Ich möchte sie nicht abschleifen und auch nicht mit Chlorbleiche oder Zahnpasta behandeln, wie es vonh fast allen einschlägigen Zeitschriften und Internet- Plattformen beschrieben wird.

Ottmar schlug vor, solche Stellen mit Neutralseife zu waschen, gut auszuspülen und mit Pyrogallol zu behandeln.
Hört sich für mich vernünftig an, aber ich wüsste jetzt gern, wie ich das Pyrogallol anwenden sollte und wie die Oberfläche der Stühle abschließend behandelt werden sollte.
Ölen? Falls ja, mit welchem Öl? Leicht anfeuernd? Neutral? (auf keinen fall weiß pigmentiert!)
Wachsen?
Lackieren? (eher nicht...und wenn nur mit Ballenmattierung, das hätt ich zumindest ein paar mal gemacht und etwas Erfahrung)

Jedenfalls wäre ich über ein paar Hinweise und Tipps dankbar. Am Liebsten Erfahrungen von jemandem, der sie selbst gemacht hat und nicht nur vom Hören-Sagen.

Pyrogallol ist mir als gelerntem Gerber durchaus bekannt. Ich halte das Zeug aber für nicht ganz unproblematisch, deshalb meine Frage.

Danke schon mal vorab und schöne Grüße aus Hamburg
Claus
 
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Claus HH

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Sehr gerne. Der hier hat am meisten abbekommen, die anderen sind deutlich weniger betroffen.
Ich würde sie halt gern in einem angemessenen Zustand haben.
Wäre reinigen und "nachräuchern" mit Salmiakgeist auch eine Möglichkeit?

IMG_1327.JPG

IMG_1328.JPG IMG_1329.JPG
 

Claus HH

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Moin Justus,
ich hab gerade mal an einer Stuhlbein- Innenseite vorsichtig probiert. Es ist tatsächlich eine Nitro- Lackierung.
Ich probiere den Grauentferner mal aus, das könnte klappen.
Nimmt man das Zeug von Clou, oder gibt es was aus dem Profi- Bedarf?
 

welaloba

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Wenn Nitrolack drauf ist, wurden die Stühle wohl schon mal "restauriert".
Die Laufspuren sehen nach Lösemittel aus, in der Tat wäre Grauweg der erste Versuch. Und eigentlich habe ich das Zeug noch nie verwendet.
Ich nehme an der Stelle eher einen Sprühnebel von Dowanol (zu erwerben bei Kremer Pigmente oder Deffner und Johann), das darf nicht laufen, also das Möbel entsprechend positionieren, und alles gut eintrocknen lassen. Schleifen ist meistens nicht zielführend, wenn alles nicht hilft, würde ich mit mit pssendem Lösemittel den krepierten Lack abwaschen und neu lackieren, evtl vorher beizen. Ist ber wahrscheinlich nicht nötig.
 

Claus HH

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Danke für deinen Rat. Kann gut sein, daß die schonmal "restauriert" wurden. Die Stühle sind gut 100 Jahre alt.
Ich habe am schlimmsten Stuhl innen am Stuhlbein an einer Stelle, die man eigentlich nicht schlimmer zurichten kann, sehr naß mit Nitroverdünnung gewischt. Dabei hatte ich den Eindruck, die Verdünnung würde etwas höher viskos. Nachdem ich ziemlich gewischt hatte und es ganz getrocknet war, konnte man erkennen, daß die Tropfenspur nacktes Holz und auf dem Rest der Fläche angelöste Lackschicht war.
Weil´s eh kaputt war, hab ich die Fläche mit der Ziehklinge ganz zart abgezogen. Wirklich vorsichtig.
Der Lack ist hauchdünn und sehr porös und hart. Wie ich das von altem Nitrolack kenne.

Anschließend hab ich das mit Ballenmattierung (4:1 verdünnt) bearbeitet mit drei Zwischentrocknungen. Im Neonlicht der Werkstatt sieht das brauchbar aus, eventuell eine Spur zu gelb (kann an der Tageslichtlampe liegen). Wenn man einen guten Stuhl daneben stellt, ist es schon ziemlich ähnlich. Halt eine Spur zu sauber, weil die Patina weg ist.
Das werd ich mir mal morgen bei Tageslicht genau anschauen.

Dowanol= Xylol-Ersatz? Kann ich mir vorstellen. Mit einer Mischung aus Xylol und Toluol haben wir in den 80er Jahren in der Gerberei Nitrolacke von Ledern abgezogen, um sie neu zurichten zu können.
Ich werde morgen Grauentferner an dem schlimmen Stuhl probieren und eine Flache Dowanol bestellen. Was besser klappt, wird am Ende genommen.
 

Claus HH

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Danke Werner. Damit kann ich was anfangen.

Nach drei erfolglosen Behandlungen mit Clou Grauentferner (überhaupt keine Veränderung), hab ich den Grauentferner naß mit einem Lasurpinsel in die Flächen eingearbeitet. Dabei ist es deutlich besser geworden. Von gut ist es noch ein ganzes Stück entfernt.

IMG_1327.JPG IMG_1331.JPG

links vorher, rechts danach.

Ich mache jetzt einen Versuch mit Dowanol sobald ich das Mittel habe. Eventuell schleife ich die breite Mittelstrebe der Lehne zart über und arbeite mit dem verschmutzten Lasurpinsel den Patina- Schmutz wieder in diese Fläche ein. Damit wäre die Farbe einigermaßen erhalten und die anderen Stellen find ich garnicht so schlecht. Ist vielleicht Pfusch, aber falls es klappt, ist das in Ordnung.
 

Holzsinn

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Da es sich ja um Massivholz und nicht um Furnier handelt und die Flecken weit über normale Abbnutzung hinausgehen, würde ich ohne Bedenken schleifen. Die Patina ist durch diese Laufspuren eh dahin. Wichtig ist dabei, zusammenhängende Fläche gleich zu behandeln, will heißen, das Mittelbrett der Lehne nicht nur im Bereich der Flecken, sondern ganz zu schleifen. Ich würde mal mit einem 180iger Papier anfangen. Gröber werden kann man immer noch...

Melanie
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Claus HH

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Die Patina ist durch diese Laufspuren eh dahin. Wichtig ist dabei, zusammenhängende Fläche gleich zu behandeln, will heißen, das Mittelbrett der Lehne nicht nur im Bereich der Flecken, sondern ganz zu schleifen. Ich würde mal mit einem 180iger Papier anfangen. Gröber werden kann man immer noch...
Danke Melanie. Die ganze zusammenhängende Fläche zu bearbeiten ist mir klar.

Ich werde das genau so machen und abschließend versuchen, beim Anlösen des Altlackes auf den anderen Stuhlteilen die gesamte Erscheinung des Stuhls anzugleichen.
Das hat beim Rahmen der Lehne und auf den Seitenflächen der Beine gut funktioniert. So wird es recht homogen und sieht nicht komplett neu aus.
Was würdest Du als abschließende Schutzschicht auftragen?
 

Claus HH

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Melanie,
Vielen Dank für die Tipps und den Hinweis zu den Videos!
Ausgezeichnet. Damit bekomme ich das hin. Ich habe alle Antworten gefunden, nach denen ich gesucht hatte.

Claus
 

Claus HH

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Auf jeden Fall! Ich ärgere mich manchmal über Freds mit guten Hilfestellungen, wo sich die fragestellende Person nie wieder meldet und niemand weiß, ob und wie das geklappt hat. Ich werde berichten. Falls ich Zeit finde neben meiner Arbeit, auch noch vor Weihnachten.
 

Claus HH

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So. Der Lack ist ab.
IMG_1334.JPG


Beim Anlöseversuch mit Alkohol stellte sich heraus, daß es tatsächlich Schellack ist.
Der schlimmste Stuhl, den ich zum Probestück erkoren habe, ist abgewaschen und die Lackreste mit dem Stechbeitel und einem kleinen Dichtungsschaber komplett entfernt. Nach einem Schliff mit 180er Papier und gut entstaubt (saugen und ausblasen) hat er inzwischen eine Schellack Grundierung ohne Bimsmehl bekommen.
IMG_1335.JPG

Die beschädigte Stelle an der Lehne (wie mit einem Küchenmesser reingehackt) störte mich nun doch stark und ich hab sie mit Schellack aufgefüllt (da hab ich noch kein Foto von). Und nochmal geschliffen und grundiert.
Heute Abend kann ich die entgültige Schicht Schellack auftragen.
Dann noch das Polster neu und der Erste ist fertig. Aber das Polster schaff ich erst nach Weihnachten.

Mir gefällt die neue, hellere Optik viel besser als vorher. Inzwischen hab ich auch richtig Lust, die anderen fünf Stühle so zu bearbeiten. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen, ich muß ja auch mal Geld verdienen.
Danke nochmal an die Personen, die mich auch die richtige Spur gebracht (Werner) und mit den richtigen Arbeitsanweisungen versorgt haben (Melanie). Die Hilfsbereitschaft hier in diesem Forum ist toll!
 

Claus HH

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Danke!
Ich repariere und restauriere beruflich alte Motorräder. Da ist viel Kleinkram, den man am Ende nicht sieht. Das muß aber ganz genau sein, sonst funktioniert es am Ende nicht richtig oder sieht nicht gut aus. Wenn man da keine Geduld hat, braucht man garnicht erst anzufangen...
Die Holzarbeiten sind für mich ein Ausgleich zum Werkstattalltag. Zen, quasi.
Da kann ich ein paar Stunden verbringen, ganz für mich alleine. Ohne daß mir die Zeit im Nacken sitzt, die ein Kunde bezahlen soll.


Claus
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Friederich

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...die Lackreste mit dem Stechbeitel und einem kleinen Dichtungsschaber komplett entfernt.
Ist es nicht gelungen, die auch noch mit Alkohol abzuwaschen? Wäre dann aus restauratorischer Sicht ganz optimal.
Dass man nach dem Einpinseln mit Alkohol eine Folie drüberlegen kann, damit er länger einwirken kann, wurde bestimmt schon erwähnt?
 

Claus HH

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Ist es nicht gelungen, die auch noch mit Alkohol abzuwaschen? Wäre dann aus restauratorischer Sicht ganz optimal.
Dass man nach dem Einpinseln mit Alkohol eine Folie drüberlegen kann, damit er länger einwirken kann, wurde bestimmt schon erwähnt?
Ich hab alles mit Ethylalkohol und einem Stück Schleifvlies abgewaschen, soweit es ging. Nach dem Abwaschen waren stellenweise noch Flecken zu sehen, wo der Wasserschaden sehr stark ausgeprägt war . Nach dem Abziehen mit dem Stechbeitel bzw der kleinen Klinge sind diese Bereiche dann in Ordnung gewesen, sahen aber anders aus als die Umgebung. Beim Kratzen kam auch noch einiges an Lack und Schmutz mit herunter, das vorher wie abgewaschen aussah. Deshalb hab ich mich dazu entschlossen, alle Flächen gleich zu behandeln und eben alles einmal abzukratzen.
Eventuell hätte es eine Abdeckung mit Folie auf dem nassen Alkohol auch getan, wie Du schreibst. Diese Arbeitsweise war mir bekannt, ich bin aber während des Arbeitens nicht mehr drauf gekommen. Aber es sind ja noch fünf Stühle da. Ich werde das beim Nächsten mit Folie machen. Kratzen kann ich später immer noch.
 
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