Abitur: Bgj. Ja Nein?

Johnbow

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Guten Tag,

ich bräuchte einen guten Rat.
Zurzeit besuche ich die Abschlussklasse am Gymnasium und habe vor Schreiner zu lernen.
Nun bietet sich ja die Möglichkeit an, das Berufsgrundschuljahr nicht zu machen, wenn man Abitur hat.
Meine Frage ist ob das nun sinnvoll ist es trotzdem zu absolvieren oder direkt in einen Betrieb und mit der Lehre in einem Betrieb anfangen und somit ein Jahr sparen?

Kann jemand aus Erfahrung sprechen?


Vielen Dank im Vorraus
 

yoghurt

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Hallo Johnbow,
Ich spreche aus Erfahrung, habe Appretur und Gesellenpief.

wenn Du was lernen willst - dann mach das BGJ. Ich war nach dem BGJ den rein betrieblichen Lehrlingen in manchen (insbesondere handwerklichen) Bereichen immer wieder voraus. Außerdem: Was am Abitur soll für die Schreinerei nützlich sein - außer der Auffassungsgabe?

Anders ist es, wenn Du eh nur einen Gesellenbrief brauchst um danach eine Ausbildung zu machen für die der Tischlergeselle Voraussetzung ist. Dann fasse Dich kurz.... und bilde Dir nicht ein, Du wärest Geselle.

Gruß

Heiko
 

Hans-Friedrich

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Wenn ich mich echt erinnere, dann sollte es doch auch möglich sein, das 2. Lehrjahr wegen dem Abi wegzulassen. Also BGJ und danach ein Jahr im Betrieb.
Das BGJ würde ich auch nicht weglassen, da dort, wie Heiko schon schrieb, viel im handwerklichen Bereich gezeigt wird, was im Betrieb gar nicht möglich ist.
 

Fraggle

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Und selbst wenn es Dich im Nachhinein doch noch an die Hochschule treibt: Mach das BGJ! Diese Form der Fachpraxis ist pures Gold wert und durch kaum etwas zu ersetzen. (Evtl. hätte man sich auch ein Fachgymnasium mit entprechendem Leistungskurs und Fachpraxisunterricht suchen können, aber das nur am Rande...)

Gruß
Dirk
 

Mitglied 42582

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Das BGJ bringt dir Abschlussmässig nicht wirklich etwas, da du mit Abitur sowieso um ein Jahr verkürzen kannst. Hauptschullabschluss und Mittlere Reife hast du auch schon.
Wenn es angeboten wird, würde ich an deiner Stelle den Betriebsassistenten machen, dann kannst du zwar nicht verkürzen, aber hast Teil 3 der Meisterprüfung während deiner Ausbildung absolviert.
Das ist allerdings nur meine persönliche Meinung. Ich hatte während der Ausbildung keinerlei Probleme mit Schule oder Handwerklichem. Allerdings habe ich auch bewusst die Ausbildung gemacht und nicht, wie viele meiner Klassenkameraden aus der Verlegenheit heraus nichts anderes gefunden zu haben.
 

Johnbow

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Hallo,
danke erstmal für die schnellen Antworten.

Zu dir yoghurt:

Außerdem: Was am Abitur soll für die Schreinerei nützlich sein - außer der Auffassungsgabe?

die sachen die man im BGJ theoretisch macht, sei es Mathematik, etc. hat man bereits im Gymnasium schon gemacht. das einzige was fehlt, sind die praktischen Dinge, wie zb zinken etc.
mir wurde heute von einem Meister gesagt, das man diese Sachen im betrieb später nicht wirklich braucht (nur in der Gesellenprüfung evtl.) und mit ein bisschen handwerklicher Begabung sind die auch schneller gelernt. dafür braucht man nicht ein Jahr in der Berufsschule sitzen. Wäre natürlich auch von Vorteil wenn dazu jemand etwas sagen könnte.

nächster satz:
Anders ist es, wenn Du eh nur einen Gesellenbrief brauchst um danach eine Ausbildung zu machen für die der Tischlergeselle Voraussetzung ist. Dann fasse Dich kurz.... und bilde Dir nicht ein, Du wärest Geselle.

Nach der Gesellenprüfung möchte ich erstmal berufliche Erfahrung sammeln und dann meinen Meister machen. Ein Studium ist natürlich auch nicht auszuschließen nach einiger Zeit Geselle.

Wichtig für mich wäre, ob ich wenn ich das BGJ wegfallen lasse es mir schwer fällt das zweite und dritte Lehrjahr zu absolvieren. Sei es betrieblich oder in der Berufsschule. Ein Beitrag war ja schon das es goldwert ist. kann dazu noch jemand etwas sagen?

danke schonmal
 

WUGFlo

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Hallo Johnbow,

erst einmal zu mir. Ich hab eine Schreinerlehre gemacht, anschließend bin ich auf die BOS gegangen und jetzt studiere ich Bauingenieurwesen.

Jetzt zum Thema BGJ:
Meiner Meinung nach ist das BGJ der Grundstein für deine Lehre!
Da dir einfach im diesen Jahr die Grundlagen des handwerklichen Geschicks beigebracht werden. Am Anfang z.B. werdet ihr nur mit der Hand Hobeln und mir ist auch bewusst das man zu 99% im Job später keine Rauhbank oder einen Nuthobel mehr braucht. Aber meiner Meinung nach bekommst du so ein gutes Gefühl für den Beruf.

Als ich im 2. Lehrjahr war haben wir auch einen "neuen" Mitschüler vom Gym. bekommen. Also nichts für ungut, aber der konnte nicht mal einen Hobel richtig halten geschweige denn Buche von Ahorn unterscheiden. Nach einem Monat flog er aus seinem Betrieb raus und kam dann in den väterlichen Betrieb unter. Sagen wirs mal so, in den nächsten 2 Jahren hatte er des öfteren Urlaub. Und was war das Ende vom Lied, er brauchte für sein Gesellenstück 8!!! Wochen. Dabei war es ein einfaches Hängeschränkchen mit einem Schubladen! Jetzt studiert er BWL.

Zum Thema "die sachen die man im BGJ theoretisch macht, sei es Mathematik, etc. hat man bereits im Gymnasium schon gemacht":
Du kannst zwar eine Kurvendiskussion und Trigometrische Funktionen berechnen, aber das was du dann im BGJ lernen wirst hast du noch nicht gehabt. Wie z.B. Materialverbrauch, Werkstoffkosten, Holzfeuchte, Abstandsmaße, Schnittgeschwindigkeiten, Vorschubgeschwindigkeiten und und und ...
Sicherlich, es wird dir nicht schwer fallen es zu lernen, aber dennoch ist das BGJ sehr empfehlenswert.

Gruß
 

yoghurt

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Hallo Johnbow,
dass die praktischen Inhalte des BGJ Sinn machen steht außer Zweifel.
Wenn Du Das BIBB googelst und Dich durchklickst, kannst Du Dir den Rahmenlehrplan für Tischler herunterladen. Dann weißt Du recht genau, was im ersten Lehrjahr dran ist (Lernfeld 1-4). Ich habe meine Ausbildung vor der Einführung dieses Rahmenlehrplanes gemacht - aber ich habe zwei Berufschulklassen im ersten Lehrjahr unterrichtet. Auch die Abiturienten waren nicht umsonst anwesend.

Mathematik:
Ich halte es für übertrieben von "Fachmathematik" zu reden. Da wird gerechnet und beim Pythagoras ist allemal Schluss. Ich habe aber auch Abiturienten gesehen, die doch so ihre Problemchen hatten.... Ich kenne Dich nicht - da musst Du selbst wissen was Du kannst.

Sinn und Zweck der Ausbildung:
Ich habe bewusst die vollen drei Jahre gelernt - obwohl ich natürlich hätte verkürzen können. Das BGJ (und an dessen Ende der Maschinenschein) brachten mich in die angenehme Lage, ein schon halbwegs qualifizierter Mitarbeiter zu sein, als ich im Lehrbetrieb ankam.
Es kommt sehr darauf an, wo Du lernen wirst. In meiner Lehr-Schreinerei haben wir bald jeden Tag etwas anderes gemacht. Das mag in anderen Betrieben anders sein. Als ich ausgelernt hatte, bin ich in einer andere Gegend und eine andere Betriebsgröße gegangen und habe gemerkt, was ich eben alles nicht weiß...
Also wenn Du in Handwerk etwas werden willst, dann unterschätze nicht, was es alles zu wissen und zu können gibt.

Aber das ist alles nur meine Meinung aufgrund meiner Erfahrung.

Gruß

Heiko

PS: Wenn verkürzen - dann lieber am Ende der Ausbildung, wenn Du schon weisst wo hinten und vorne ist.
 

Fraggle

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Man kann es natürlich nur schwerlich allgemeingültig und trotzdem detailiert sagen, wie es in den Berufsschulen, bzw. Handwerksbetrieben tatsächlich abläuft.

Das Problem mit dem Gymnasium: Du kannst eigentlich überhaupt nix!
Du kannst vielleicht f(x)=x^2 ableiten, was ein Realschüler nicht kann, aber das nützt Dir weder im Beruf noch im Studium irgendwas. (Selbst wenn zu z.B. Physik studierst, kannst Du den Physik-Leistungskurs eigentlich in die Tonne kloppen.)

Das Problem mit den Betrieben: Die müssen Geld verdienen!
Man kann Glück haben und einen engagierten und pädagogisch begabten Meister erwischen, der nebenbei Zeit für Ausbildung hat. Aber im wesentlichen wird Dir im Betrieb beigebracht, was Du brauchst, damit der Laden läuft. (Das hat Dir der besagt Meister ja schon gesagt.) Den Rest kann man sich schon irgendwie aneignen. (Wie er auch gesagt hat.) Aber je nach Begabung und Umfeld ist es schon ein Unterschied, ob man was irgendwie hingebastelt bekommt, oder ob man's wirklich begriffen hat. (Auch unter den Meistern und Studierten gibt's es noch genug, die es irgendwie hinbasteln und glauben das wäre perfekt, nur weil bisher noch nix explodiert ist.)
Wenn Du Pech hast, erwischt Du eine Betrieb in dem Du 3 Jahre lang Kunststoffenster einbaust und Spanplatten rechtwinkeling zusägst.

Der Vorteil des BGJ: Hier ist Zeit und Geld vorhanden und das einzige Ziel ist, daß Du was lernst und zwar von der Pieke auf. Und eben vor allen die Dinge, für die im Betrieb meist kein Platz mehr ist.

Nun kommt es darauf an, was man will:
Brauchst Du einfach eine Quelle zum Geldverdienen und bist zufrieden, später das Hirn um 7:00 in den Spind zu hängen und um 16:00 wieder rauszuholen? Dann geh den Weg des geringsten Widerstandes.
Schlägt aber Dein Herz für den Beruf, willst Du auch links und rechts schauen und die Dinge verstehen? Dann nimm die Quellen der Weisheit mit, solange sie dir gratis angeboten werden.

Und das gilt ganz besonders bei einem späteren Studium:
Das ist leider oft das genaue Gegenteil der Ausbildung im Betrieb. Während Du Dich dort eher auf das Wesentliche konzentrierst, ballert man Dich im Studium vom ersten Tag mit den kompliziertesten Details zu, ohne zu erzählen was das soll und wofür das gut ist. An dieser Stelle fliegen die ganzen Abiturienten üblicherweise erstmal ziemlich kräftig auf die Nase. Wer schon eine Ausbildung gemacht hat, hat einen enormen Vorteil, aber eben mit Einschränkungen (s.o.)
Das BGJ ist meiner Meinung nach genau der Kitt der die verblieben Lücke füllt.

Und, hey... Es ist nur ein Jahr! Die Wehrpflicht wurde gerade abgeschafft, Du hast die Zeit. Nimm das mit, ein zweites Mal gibt's die Chance nicht.

Gruß
Dirk
 

Johnbow

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Hallo Johnbow,

erst einmal zu mir. Ich hab eine Schreinerlehre gemacht, anschließend bin ich auf die BOS gegangen und jetzt studiere ich Bauingenieurwesen.

Jetzt zum Thema BGJ:
Meiner Meinung nach ist das BGJ der Grundstein für deine Lehre!
Da dir einfach im diesen Jahr die Grundlagen des handwerklichen Geschicks beigebracht werden. Am Anfang z.B. werdet ihr nur mit der Hand Hobeln und mir ist auch bewusst das man zu 99% im Job später keine Rauhbank oder einen Nuthobel mehr braucht. Aber meiner Meinung nach bekommst du so ein gutes Gefühl für den Beruf.

Als ich im 2. Lehrjahr war haben wir auch einen "neuen" Mitschüler vom Gym. bekommen. Also nichts für ungut, aber der konnte nicht mal einen Hobel richtig halten geschweige denn Buche von Ahorn unterscheiden. Nach einem Monat flog er aus seinem Betrieb raus und kam dann in den väterlichen Betrieb unter. Sagen wirs mal so, in den nächsten 2 Jahren hatte er des öfteren Urlaub. Und was war das Ende vom Lied, er brauchte für sein Gesellenstück 8!!! Wochen. Dabei war es ein einfaches Hängeschränkchen mit einem Schubladen! Jetzt studiert er BWL.

Zum Thema "die sachen die man im BGJ theoretisch macht, sei es Mathematik, etc. hat man bereits im Gymnasium schon gemacht":
Du kannst zwar eine Kurvendiskussion und Trigometrische Funktionen berechnen, aber das was du dann im BGJ lernen wirst hast du noch nicht gehabt. Wie z.B. Materialverbrauch, Werkstoffkosten, Holzfeuchte, Abstandsmaße, Schnittgeschwindigkeiten, Vorschubgeschwindigkeiten und und und ...
Sicherlich, es wird dir nicht schwer fallen es zu lernen, aber dennoch ist das BGJ sehr empfehlenswert.

Gruß

Hallo WUGFlo,

danke für deine antwort. Wieso hast du dich denn nicht in der Richtung Holz weitergebildet? Einfach andere Interessen oder wieso?

Gruß
 

yoghurt

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Als Ergänzung zu WUGFlo:
Jawoll! Aber als in Berlin anfangen durfte Kastendoppelfenster zu reparieren (ein Fähigkeit, die mein Studium mitfinanzierte und mir dann auch mal den Hals gerettet hat!), da habe ich mit den Handwerkzeugen angefangen.... Einlasshobel, Doppelhobel, Simshobel, Feinsäge.... (okay aber ohne Raubank)

Gruß

Heiko
 

Johnbow

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Hallo,

danke für eure Antworten. Hat mir jetzt schon einen besseren Durchblick gegeben. Ich denke ich werde sehr wahrscheinlich das BGJ machen. Den Beruf von Grund auf zu lernen ist mir wichtig, da ich wie oben genannt auch einen gesamten Überblick bekommen möchte.

Wie kann ich denn das Lehrjahr im nachhinein verkürzen? Habe darüber noch nichts gehört/gelesen?

Noch eine Frage am Rande:
Wie ist das denn mit dem BGJ gibt es da eine finanzielle Unterstützung oder verdient man da etwas? Müsste jeden Tag insgesamt 60 km fahren.
 

WUGFlo

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Hallo WUGFlo,

danke für deine antwort. Wieso hast du dich denn nicht in der Richtung Holz weitergebildet? Einfach andere Interessen oder wieso?

Gruß

Erst wollt ich auch Holzbau in Rosenheim studieren, aber dann schien mir der Arbeitsmarkt zu wage. Somit hab ich mich für was allgemeineres entschieden. Zumal ich mich ja immer noch auf Holzbau spezialisieren kann.

Zum Thema Verkürzung:
Wenn dein Notendurchschnitt im 2. Lehrjahr passt kannst du das dritte Lehrjahr und die Hälfte verkürzen.
 

WUGFlo

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Als Ergänzung zu WUGFlo:
Jawoll! Aber als in Berlin anfangen durfte Kastendoppelfenster zu reparieren (ein Fähigkeit, die mein Studium mitfinanzierte und mir dann auch mal den Hals gerettet hat!), da habe ich mit den Handwerkzeugen angefangen.... Einlasshobel, Doppelhobel, Simshobel, Feinsäge.... (okay aber ohne Raubank)

Gruß

Heiko

Ich hab ja geschieben "zu 99%". Somit hab ich dich ja schon eingeplant:emoji_grin:
 

obelisk

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Was spricht gegen das Abitur?

Danach eine grundsolide Ausbildung...BGJ ist stellenweise das Auffanglager für alle, die keine Lehrstelle bekommen haben.

Aber aus mir spricht der Lehrer...
 

Johnbow

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Was spricht gegen das Abitur?

Danach eine grundsolide Ausbildung...BGJ ist stellenweise das Auffanglager für alle, die keine Lehrstelle bekommen haben.

Aber aus mir spricht der Lehrer...

Wieso gegen das Abitur?

Es geht doch darum das wenn man das Abitur hat, die Ausbildung verkürzen kann? Eben das BGJ weglassen kann.
 

yoghurt

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@obelisk:
Langsam mit den bundeslandespezifischen Bezeichnungen wie z.B. BGJ. Bei mir damals in BaWü war die Zugangsvoraussetzung für das BGJ ein Lehrvertrag.... Die Auffangmaßnahmen für "Problemjugendliche" heißen mancherorts ähnlich.
 

Fraggle

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Mal 'ne doofe Frage am Rande:

Gibt es eigentlich auch Fachgymnasien, die die Spezialisierung auf Holz anbieten?
(Mir ist nur Bauwesen, Metall und Elektro bekannt.)

Für den Fragesteller ist es vielleicht etwas spät, aber sonst ist das doch eigentlich die optimale Kombination: Abitur mit eingebautem BGJ incl. Fachpraxis.

Gruß
Dirk
 

buniq

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BGJ ist stellenweise das Auffanglager für alle, die keine Lehrstelle bekommen haben
das was du meinst...ist das BVJ...

das bvj ist für diejenigen da...die nix mehr abbekommen haben...oder sich nicht bemüht haben...

das bgj...ist in vielen berufen bestandteil...um überhaupt einen lehrvertrag zu bekommen...
ob das bgj dann anerkannt wird...hängt vom beruf ab...und zum schluss vom betrieb...

ich stelle z.b. keine lehrlinge mehr ein...die kein bgj gemacht haben...
es liegt mir dann frei...ob ich das bgj anerkenne...und der lehrling gleich ins 2te lehrjahr rutscht...oder nicht...
 

magmog

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guude,

die zu stellenden fragen sind:
will man klassiches tischlerhandwerk lernen, mit zinken, rauhbankschwingen, schlitzsäge schieben: dann BGJ
will man lernen was in der praxis gebraucht wird, und wenn es der betrieb ermöglicht, in angemessenem umfang die klassischen techniken zu erlernen, ist es gerade bei verkürzter lehrzeit m.e. der bessere weg.
letztlich ist alles eine frage des persönlichen einsatzes.

gut holz! justus.

PS.: häufig sind die ausbilder im BGJ frustierte, vom verschulten lehrjob verschlissene meister, die ihren vergangenen verdiensten nachweinen. von wenigen ausnahmen abgesehen ist im BGJ häufig nicht der der wirklichkeit entsprechende zug dahinter. für leisungswillige schaffer zu 70% verschwendete zeit.
 

Mitglied 42582

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Soweit ich weiss, zumindest ist es in NRW so, haben die Lehrlinge einen 3-4 Wöchigen Kurs in dem Hobeln, Sägen und klassische Verbindungen vermittelt werden. Dazu kommen noch 3 Maschinenkurse plus 2 Oberflächenkurse. Ich hatte immer Spass daran mit Handwerkzeugen klassische Verbindungen herzustellen, aber das ist nicht jedermanns Sache.
Mittlerweile mache ich alles eher maschinell, warum eine Bohle von Hand abrichten, dafür gibt es Maschinen?
Aber wie ja schon mehrfach erwähnt wurde, ist es eine Entscheidung, die jeder selber fällen muss. Ich habe meine Lehre ohne BGJ geschafft, problemfrei. Aber ich betrachte meinen Beruf auch, als ein auf 8 Stunden am Tag ausgedehntes Hobby, deswegen sollte ich nicht von mir auf andere schliessen.

Aber halten wir doch einmal fest:
Pro:

-Im BGJ kann man handwerklich wichtige Grundlagen schaffen.
-Das BGJ ist in manchen Landesteilen Grundvorraussetzung, um eine Lehrstelle zu erhalten.
-Das BGJ verhilft, unter Umständen, zur Verkürzung der Lehrzeit, wobei 3 Jahre 3 Jahre bleiben!!!
-Das Abitur bringt keine direkten Vorteile für eine Ausbildung, ausser für die Berufsschule, da das Vorwissen das man hat einem schon einen gewissen Vorteil bringt. (z.B. Mathe, da haben sich einige Leute aus meiner Klasse schon mit sehr einfachen Rechnungen sehr schwer getan)

Contra:
(Zitat: magmog)

häufig sind die ausbilder im BGJ frustierte, vom verschulten lehrjob verschlissene meister, die ihren vergangenen verdiensten nachweinen. von wenigen ausnahmen abgesehen ist im BGJ häufig nicht der der wirklichkeit entsprechende zug dahinter. für leisungswillige schaffer zu 70% verschwendete zeit.

Im Endeffekt bleibt es dabei, das du dich bei der für dich zuständigen Handwerkskammer Informieren musst, was für dich sinnvoll ist. Bzw. du erst einmal überlegen musst was für ein Lerntyp du bist. Kannst du auch gut mal selber was machen, oder lässt du dir lieber alles zeigen? Wenn es was zu lernen gibt, fegst du lieber, oder hörst du zu und fragst nach Alternativen, die deiner Meinung nach möglich wären?
 

Johnbow

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Hallo,

-Das BGJ ist in manchen Landesteilen Grundvorraussetzung, um eine Lehrstelle zu erhalten.

Trifft hier nicht zu. Kann die Lehrstelle auch ohne beginnen.

-Das BGJ verhilft, unter Umständen, zur Verkürzung der Lehrzeit, wobei 3 Jahre 3 Jahre bleiben!!!

Wieso bleiben 3 Jahre 3 Jahre? Welche Umstände genau?

Contra:
(Zitat: magmog)

häufig sind die ausbilder im BGJ frustierte, vom verschulten lehrjob verschlissene meister, die ihren vergangenen verdiensten nachweinen. von wenigen ausnahmen abgesehen ist im BGJ häufig nicht der der wirklichkeit entsprechende zug dahinter. für leisungswillige schaffer zu 70% verschwendete zeit.


Denke wäre es für mich auch. Bin von zuhause aus leistungswillig. Schon von klein auf handwerklich aktiv.

Im Endeffekt bleibt es dabei, das du dich bei der für dich zuständigen Handwerkskammer Informieren musst, was für dich sinnvoll ist. Bzw. du erst einmal überlegen musst was für ein Lerntyp du bist. Kannst du auch gut mal selber was machen, oder lässt du dir lieber alles zeigen? Wenn es was zu lernen gibt, fegst du lieber, oder hörst du zu und fragst nach Alternativen, die deiner Meinung nach möglich wären?

Werde mich erkundigen. Kann durchaus Dinge selbst in die Hand nehmen und wenn es was zu lernen gibt gehör ich zu der Sparte die zuhört und nach alternativen fragt.

danke für deine Antwort

Gruß
 

Mitglied 42582

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-Das BGJ verhilft, unter Umständen, zur Verkürzung der Lehrzeit, wobei 3 Jahre 3 Jahre bleiben!!!

Wieso bleiben 3 Jahre 3 Jahre? Welche Umstände genau?

Mit Abitur kannst du, wenn dein Notendurchschnitt stimmt, auf 2 Jahre verkürzen. Wenn du das BGJ machst hast du im Prinzip bereits ein Jahr Ausbildung hinter dir, deswegen musst du dann 3 Jahre machen.
Zwei Jahre sind natürlich nur realistisch, wenn du richtig, richtig gut bist! Aber in zwei ein halb ist die Lehre zu schaffen.
Wie schon gesagt in der Schule solltest du eigentlich keine Probleme bekommen, handwerklich ist das eine andere Sache. Es gibt halt immer die Überflieger, die Nachzügler und den gesunden Durchschnitt. Zu welcher Gruppe du gehörst, wird sich herausstellen, wenn du in der Lehre bist.
 

Mitglied 42582

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ich stelle z.b. keine lehrlinge mehr ein...die kein bgj gemacht haben...
es liegt mir dann frei...ob ich das bgj anerkenne...und der lehrling gleich ins 2te lehrjahr rutscht...oder nicht...

Entschuldige die Frage, aber warum stellst du niemanden ohne BGJ ein?
Eigentlich ist es Aufgabe des Betriebes den Auszubildenden auf den nötigen Stand zu bringen. Mir ist klar, das das je nach Betriebsstruktur nicht möglich ist, aber dennoch sollte es eigentlich so sein.
 

buniq

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Entschuldige die Frage, aber warum stellst du niemanden ohne BGJ ein?
Eigentlich ist es Aufgabe des Betriebes den Auszubildenden auf den nötigen Stand zu bringen. Mir ist klar, das das je nach Betriebsstruktur nicht möglich ist, aber dennoch sollte es eigentlich so sein.
die frage brauchst du nicht zu entschuldigen...
dafür sind fragen ja da...

ich bilde jetzt seit 13 jahren lehrlinge aus...und die erfahrung bringt es nun mal mit...das die heutige jugend nicht die einstellung zum arbeitsleben hat...wie es eigentlich sein sollte...
sie bewerben sich mit 15/16 jahren...und wissen überhaupt nicht...worauf sie sich einlassen...
viele haben noch das denken...das eine ausbildung ein zuckerschlecken ist...und mit schule vergleichbar ist...(komm ich heut nicht...komme ich morgen nicht...und übermorgen vieleicht)
also kommen sie auch mit dieser einstellung in den betrieb...
und das funktioniert auf dauer nicht...und macht das betriebsklima zu nichte...

man kann und darf nicht alle über einen kamm scheren...nur zeigt die praxis da deutlich eine andere tendenz...

auf den baustellen herrscht enormer zeitdruck...um die termine zu halten...
jeder geselle freut sich darüber...einen lehrling mit zu bekommen...der angagiert ist...und eine helfende hand ist...und nicht als erstes sein i-phone auf der baustelle aus der tasche zu kramen...um zu schauen...was auf facebook geschrieben worden ist...
wir sind ein kleiner betrieb mit 8 mann...und da kann jeder lehrling...wenn er denn auch will und bereit ist...extrem viel lernen...
nur wollen viele nicht...

viele lehrlinge kommen mit dem rauhen baustellen umgangston nicht zurecht...(privat sind es dann aber die helden...in der gruppe)...
oder bohren std-lang in der nase rum (i-phone sei dank)...

ich habe es mir abgewöhnt...lehrlinge mit samthandschuhen anzufassen...
von einem 16/17 jährigen kann ich erwarten...das er sich gewissen arbeitsabläufe...die sich am tag mehrere hundert mal wiederholen...merken kann...und einem gesellen oder mir bei der tätigkeit unterstützen kann (werkzeug/material anreichen)...

nur leider sieht die praxis da anders aus..
manchmal hab ich echt den verdacht...das die ihren kopf morgens zu hause lassen...
nicht jeder hat jeden tag lust zum arbeiten gehen (ich auch nicht)...
das heisst aber nicht...das ich mir keine mühe geben kann...meiner tätigkeit nach zu gehen...

bei jugendlichen die das bgj absolviert haben...sieht die geschichte etwas anders aus...
die werden mit all täglichen arbeiten konfrontiert...
die wissen zum größten teils...worauf sie sich einlassen...und handeln demendsprechend auch...
auch da gibt es schwarze schafe...
aber der prozentsatz liegt dort weitaus niedriger...als bei jugendlichen...die sofort nach der schule ins berufsleben einsteigen wollen...
und aus diesem grund...stelle ich nur noch lehrlinge ein...die ein bgj absolviert haben...oder hole mir jugentliche von der vhs...für ein langzeit praktikum (11 monate)...

das ist meine persönliche einstellung zu der geschichte...
 
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