Terrassentisch aus Robinie

shalafi

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Hallo zusammen,

ich möchte euch meinen heute eingezogenen Terrassentisch vorstellen

Bis zum Herbst hatten wir auf unserer Terasse eine ausgedienten Esstisch aus furnierter Platte. Dieser hat seinen Dienst immer super verrichtet und mir unter anderem auch als Werktisch für den Bau unseres jetzigen Esstisches gedient. Nach 2 Jahren draußen hatte er es aber überlebt, dass Furnier hat sich gelöst und der Tisch sah nicht mehr schön aus.
Ein neuer sollte her, der diesmal auch für draußen konzipiert ist. Vorgabe war 150 x 70 cm und zerlegbar sollte er werden.

Als Holz habe ich mich für Robinie entschieden. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen ist es für draußen geeignet, zum anderen war es für mich sehr gut verfügbar und außerdem habe ich noch nie mit Robinie gearbeitet und wollte es gern ausp0robieren.

Dann habe ich mich ans Werk gemacht und erstmal ein bisschen gemalt.

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Die Beine wollte ich 5° ausstellen und in A-Form ausführen, 3 Stege auf denen die Tischplatte aufliegt und 3 Längsverbindungen. Verbindungen am Tischgestell sollten Überblattungen werden. Wie ich die Tischplatte konkret machen wollte hatte ich da noch nicht.
Eingekauft habe ich dann 15 Bretter ca. 120 x 20 x 3 und 3 Bretter 200 x 40 x 4.

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Dann ging es los. Grob zusägen, aushobeln und erstmal die Gestellteile verleimen. Dies war nötig, da alle Teile des Gestells 50mm stark sein sollten.

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Verleimt habe ich mit D4 PUR Leim weil für draußen.

Weiter ging es mit der Platte. Diese habe ich erstmal zusammengelegt. Inzwischen hatte ich mich dafür entschieden die einzelnen Lamellen in einen Rahmen einzunuten.
Dazu habe ich mir einen beidseitig geführten Anschlag für die Einhandfräse gebaut. Die Lamellen habe im mit dem Falzkopf für die Metabo 1688 gefräst. Die Eckverbindungen der Platte sind eingezapft.

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Danach noch alle Teile anfasen und die Platte zusammenstecken.

Ich hatte mich hier verrechnet, weswegen ich an das breitere Mittelstück an jeder Seite noch etwas anleimen musste.

Zwischendurch hatte ich auch noch alles mit Holzspachtel ausgefüllt, damit alle Fehler im Holz (oder auch von mir produzierte Fehler ) gefüllt sind.
Schleifen bis K180 und dann 3 Lagen Leinölfirnis jeweils mit Zwischenschliff und fertig war die Platte.

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shalafi

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Nach der Platte ging es an das Gestell.
Zuerst grob auslegen und den 5° Winkel für die Beine mal optisch wirken lassen. Danach habe ich die Überblattungen angerissen, per Hand eingesägt und dann mit der Einhandfräse und Stemmeisen ausgearbeitet.
Den Zapfen der Beine habe ich um die Hälfe gekürzt, damit die Längsholme mehr Auflagefläche haben. Ich hatte erst überlegt, die Beine nur zur Hälfte einzulassen, dies aber aus optischen Gründen verworfen. So habe ich an den Stirnseiten eine geschlossen Fläche. Der Nachteil ist, dass das Hirnholz hier herausragt. Da aber die Tischplatte darüber ist, sollte das kein Problem sein.

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Die Beine habe ich dann wieder mit PUR-Leim verklebt und in die Überblattungen noch je eine Schraube gedreht.
Um die Platte mit dem Gestell zu verbinden, habe ich in die Platte M6-Einschraubmuffen gesetzt. An diese werden dann die Tischbeine geschraubt. Die Längsholme werden ebenfalls mit M6-Einschraubmuffen. Diese habe ich in das Hirnholz der Beine eingelassen.
So entstehen 6 Teile: die Tischplatte mit dem mittleren Querholm, die beiden Tischbeine und die 3 Längsholme. So lässt sich der Tisch bequem auseinandernehmen und transportieren.
Alle Bohrungen, die an den Einschraubmuffen befestigt werden, habe ich als Langlöcher ausgeführt um zum einen Ungenauigkeiten bei den Bohrungen auszugleichen und dem Holz auch ein gewisses Arbeiten zu ermöglichen.

Danach ging es noch ans Finaliseren. Also Überstände absägen und beihobeln, an alle Teile eine Fase anbringen, schleifen bis K120 und mit Leinölfirnis einlassen (inklusive Zwischenschliff bis K240).

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Und dann konnte der Tisch auf dem Balkon einziehen Dieser hat auch einen Frühjahrsputz bekommen und der Tisch kam zu rechten Zeitpunkt.

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Alles in Allem bin ich zufrieden. Ich schätze, ich habe netto ungefähr 50h gebraucht um den Tisch zu bauen. Brutto deutlich länger, da mir zwischendurch so ziemlich alle benutzten Geräte kaputt gegangen sind. Der Vorschub vom Dickenhobel hat den Geist aufgegeben, Zwingen sind gebrochen, die Absaugung ging kaputt. Es war einfach der Wurm drin.

Ich weiß auch nicht, ob ich nochmal Robinie benutzen würde. Ich fand das Holz sehr zickig und trotz scharfer Messer sowohl im ADH als auch im Handhobel hatte ich viele Ausrisse, die mich zum Teil schon ärgern, gerade an den Sichtseiten. Auch mit der Fräse hatte ich recht viele Ausrisse.
Selbst beim Bohren habe ich mich schwer getan.

Liegt das an meinem Unvermögen oder ist Robinie ein schwer zu verarbeitendes Holz?

Was hätte ich sonst noch besser machen können? Ich bin für jedes Feedback dankbar, damit ich es beim nächsten Projekt beachten kann.
 

agnoeo

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Robinie wächst oft nicht sonderlich gerade, was zu ungünstigem Faserverlauf führt. Ich hab unser Terrassengeländer von Hand abgeschrägt und überblattet, das war keine so nette Arbeit.
Hoffentlich verzieht sich der Tisch bei dir nicht allzu sehr; unsere Terrassen Dielen sind alle 40cm oder so fest und trotzdem stellenweise deutlich verzogen.

Gruß, David
 

SchweißerSchnitzer

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Danke für's Zeigen! Sieht schick aus.
Warum hast du Bein, Querholm und Längsholm alle an einem Punkt treffen lassen? Wegen Design? Das schwächt imho die Stelle etwas bzw. macht Kompromisse nötig (Einschraubmuffen in Hirnholz, halbe Zapfenlänge am Bein). Bin aber auch kein Tisch-Experte.
 

shalafi

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sieht für mich schön aus. wie ist die Platte festgemacht?
Danke. Die Platze ist an den Querholmen mit Einschraubmuffen befestigt.
Robinie wächst oft nicht sonderlich gerade, was zu ungünstigem Faserverlauf führt. Ich hab unser Terrassengeländer von Hand abgeschrägt und überblattet, das war keine so nette Arbeit.
Hoffentlich verzieht sich der Tisch bei dir nicht allzu sehr; unsere Terrassen Dielen sind alle 40cm oder so fest und trotzdem stellenweise deutlich verzogen.

Gruß, David
Davor habe ich auch ein bisschen Angst. Mal schauen. Wie ich im Nachhinein recherchiert habe war das Holz ein bisschen zu trocken für den Außenbereich (10%). Ich werde berichten wenn sich was wirft.
Danke für's Zeigen! Sieht schick aus.
Warum hast du Bein, Querholm und Längsholm alle an einem Punkt treffen lassen? Wegen Design? Das schwächt imho die Stelle etwas bzw. macht Kompromisse nötig (Einschraubmuffen in Hirnholz, halbe Zapfenlänge am Bein). Bin aber auch kein Tisch-Experte.
Das war am Ende tatsächlich eine Designentscheidung. Ich hatte in CAD mehrere Abstände probiert und dann auch nochmal in Echt gelegt. Sowohl weiter außen als auch weiter innen wollten mir nicht recht gefallen. Die volle Materialstärke wäre natürlich super gewesen, aber zum Glück (oder leider) bin ich aus dem Alter raus in dem man zuhause auf den Tischen tanzt.
 

uli2003

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Liegt das an meinem Unvermögen oder ist Robinie ein schwer zu verarbeitendes Holz?
Eher zweites. Robinie ist für den Möbelbau ein ungeeignetes Holz. Findet man nicht ohne Grund in diesem Bereich so gut wie nie.
Sieht ganz nett aus der Tisch. Ich hätte jedoch die Längsholme durchlaufen lassen und nicht unterbrochen. Ebenso stört mich die große Fase unten am Mittelsteg, der könnte insgesamt dezenter ausfallen.

Aber sonst - :emoji_thumbsup:
 
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