Komplettumstieg auf Linux - Ein Erfahrungsbericht

heiko-rech

ww-robinie
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Hallo,
nachdem ich eigentlich immer irgendwie Linux benutzt habe, möchte ich nun komplett auf Linux umsteigen. Ich nutze mehrere Rechner, von denen bereits zwei unter Linux laufen:
- Laptop zu Hause (Internet, E-Mail, Videos und DVDs schauen, gelegentlich CAD, PHP/MySQL)
- Backup-Rechner im Büro (zieht größere Datensicherungen aus dem Netz wie z.B. Webserver und Datenbanksicherungen)
- Alter Laptop (Internet, E-Mail, etc.)

Jetzt soll aber auch die Workstation, an der ich jeden Tag arbeite, unter Linux ans Laufen kommen. Diesen Text hier schreibe ich bereits darauf. Parallel soll aber Windows drauf bleiben, man weiß ja nie.

Ich möchte hier einfach gelegentlich schreiben, wie es mit dem Umstieg weitergeht.

Was habe ich heute gemacht:
Erst mal alle Daten gesichert. Danach wurde Linux (Ubuntu) parallel zu Windows installiert. Das Ganze auf einer eigenen SDD, die ich zuvor eingebaut habe. Die Installation war eigentlich problemlos. Ich habe erst einmal eine Minimalinstallation gemacht. Anschließend wurde die Software, die ich wirklich auf dem Rechner brauche, installiert:
- Thunderbird - EMail
- Firefox - Browser
- LibeOffice Calc -Tabellenkalkulation
- Master PDF - Vollständiger Ersatz für Acrobat DC (nur billiger)
- BricsCAD - AutoCAD Clon
- GIMP - Bildbearbeitung
- Shotcut - Videoschnitt

Die Einrichtung der Programme war keine große Sache. Kalender und Adressbuch liegen auf unserem Server, die mussten genau wie die IMAP-Konten nur in Thunderbird angelegt werden. Hier muss ich nur wieder die Filterregeln für den Spam eingeben. Nach der Anmeldung in Firefox sind auch alle Lesezeichen und Einstellungen im Browser vorhanden.
Bei BricsCAD muss man ähnlich wie in AutoCAD ein Support-Verzeichnis einspielen, dann sind wieder alle Einstellungen da. CAD läuft also auch.
Der Treiber für die Grafikkarte war etwas kniffliger (NVIDIA RTX A4000), ist aber jetzt auch drin.
Das Videoschnittprogramm Shotcut ist in der von Ubuntu angebotenen Version etwas veraltet, da habe ich mir die aktuelle Version heruntergeladen. Läuft jetzt auch.
Der Drucker und der Scanner waren schnell eingerichtet.

Alles in allem hat die Grundeinrichtung sehr gut funktioniert. Unter Linux ist alles etwas schneller geworden. Die Programme starten schneller, das Schnittprogramm läuft flüssiger als unter Windows (11), das ganze System nervt weniger. Ich kann jetzt also anfangen Linux auch hier für meine Arbeit, also Zeichnen Videoschnitt, Kommunikation zu nutzen.

Worum ich mich noch kümmern muss, ist DATEV- Unternehmen Online. Da muss ich auf ein anderes Anmeldeverfahren wechseln, da der Dongle unter Linux nicht unterstützt wird.

Mit Sicherheit wird noch das eine oder andere kleine Hindernis auftauchen, aber fürs Erste sieht es gut aus. Dummerweise hat das Entschlüsseln der Windows-Festplatte nicht funktioniert. Ich kann also nur von Windows aus darauf zugreifen, obwohl Windows sagt, sie sei entschlüsselt. Die Schaltflächen zum Verschlüsseln werden seltsamerweise auch nicht mehr angezeigt. Aber auch das sollte sich irgendwie lösen lassen.

Im Vorfeld habe ich allerdings schon alle alternativen Programme zu den bisher benutzten Adobe-Produkten unter Windows getestet und mich nach und nach an die Bedienung gewöhnt. So fällt er Umstieg nicht schwer.

Zum Abschluss noch ein paar Worte dazu, warum ich auf Linux gewechselt bin und was ich mir davon verspreche:
Zum einen möchte ich mich nicht mehr weiter der Lizenz- und Update-Politik von Microsoft, Adobe und anderen Softwareriesen unterwerfen müssen. Wo es geht, nutze ich Open-Source-Software. CAD und PDF Bearbeitung sind jedoch Ausnahmen. Vieles an Windows und vor allem an Windows 11 hat mich in den letzten Monaten einfach nur noch genervt. Die Software ist überladen und wird gefühlt immer langsamer. Dass man am Ende noch Geld sparen kann, ist ein angenehmer Nebeneffekt.

Jetzt werde ich einfach mal anfangen meine tägliche PC-Arbeit unter Linux zu erledigen und wenn ihr Interesse daran habt auch gerne weiter über positives und negatives berichten.

Gruß
Heiko
 

Wikipediot

ww-robinie
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Dass die auch bei Updates ungefragt den Bootloader anfassen, ist mir allerdings auch neu.

Na Windows hat ja jetzt entsprechende Funktionen um sicheres Booten zu ermöglichen unter dem Vertrauen eines HW-Chips.

Ich kann nichts konkretes dazu sagen, glaube aber ich hatte bei Windows 7 auch schonmal den Bootloader weg.
Dass bei Bootloader-Eingriffen Windows fragen sollte, ist mir aber neu. Das wird einfach überschrieben.
 

heiko-rech

ww-robinie
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Hallo,
nun bin ich wieder einen Schritt weiter:
Nach dem Wechsel des Anmeldeverfahrens von DATEV SmartCard / DATEV mIDentity (USB Donge mit SIM) auf DATEV SmartLogin (Handy App) kann ich Datev Unternehmen online nun auch unter Linux problemlos benutzen. Warum DATEV dafür keinen Support anbietet ist mir allerdings ein Rätsel. Die Software läuft komplett im Browser. Aber egal, es läuft ja.

Was leider nicht funktioniert, ist die Installation von MaxCUT (Zuschnittoptimierung) mit Wine. Ich habe mich nach einer anderen Software umgeschaut und mal diese hier installiert:
http://nesting-technologies.com/simple-cutting-software-x-en.html
Das Programm funktioniert zwar, ist aber wirklich nur rudimentär. Da kann ich dann auch einen Onlinedienst benutzen.
Zum Glück brauche ich so etwas nur sehr selten und könnte auch ganz darauf verzichten.

Seit DATEV nun auch funktioniert, sehe ich im Moment keinen Grund mehr Windows zu benutzen.

Ich habe jetzt auch "Joplin" über den eigenen Server auf mehreren Rechnern laufen. Das ist ein Programm, ähnlich wie Microsoft OneNote oder Google Keep. Die Daten liegen zwar online, aber nicht bei irgendeinem Anbieter, sondern auf unserem Miet-Server bei Hetzner. Ich hatte das auch mal in einer gemischten Umgebung versucht, allerdings wurde unter Windows nicht synchronisiert. In der reinen Linux-Umgebung ist das jetzt aber kein Problem mehr.

Derzeit läuft noch ein E-Mail-Konto über Google Workspace und zwei Domains liegen noch bei Strato. Bis Ende des Jahres soll auch das alles umgezogen sein. Dann laufen alle Mails über unseren Server und jedes Familienmitglied hat da auch einen Netzspeicher. Das einzige, wobei ich dann noch auf einen der Internetriesen angewiesen sein werde, ist mein Youtube-Kanal. Das wird sich aber in absehbarer Zeit nicht ändern lassen.

Gruß
Heiko
 
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Lico

ww-robinie
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Kann ich dir nicht sagen, habe einfach über apt installiert. Ich hatte da auch keine Lust herumzubasteln. Wenn es auf Anhieb gelaufen wäre, wäre es schön gewesen. Es war mir aber nicht wichtig genug, mich weiterhin damit zu beschäftigen.
Gruß
Heiko
Nach meiner Erfahrung läuft da außer Solitair, Minesweeper und dergl. nichts ohne basteln.

Ulli
 

Wikipediot

ww-robinie
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Kann ich dir nicht sagen, habe einfach über apt installiert. Ich hatte da auch keine Lust herumzubasteln. Wenn es auf Anhieb gelaufen wäre, wäre es schön gewesen. Es war mir aber nicht wichtig genug, mich weiterhin damit zu beschäftigen.
Gruß
Heiko

Ah, liegt daran:
"KB2468871v2 does not apply, or is blocked by another condition on your
computer."

That's probably intentional from Microsoft.

https://github.com/mohamedemam223/winetricks/issues/274#issuecomment-170570133

Mit "wine --version" gucken, ob schon 7.0 drauf ist, wenn nicht, nachinstallieren.
Dann mal vor der Installation des Programmes mit "winetricks dotnet40" .Net Framework nachinstallieren.

Für den Fall, dass du dich irgendwann umentscheidest.
 

herumtreiber

ww-buche
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Einfach eine Windows VM bei Bedarf starten. Das ist wirklich trivial und extrem einfach umzusetzen. Würde ich den gefrickel mit Wine jederzeit vorziehen.

Joplin verwende ich auch. Ist sehr zu empfehlen.

Eigener Mail Server ist mutig oder macht das alles Hetzner für dich? Wer eine Mail Adresse braucht die schon Kalender und Addressverwaltung mitbringt und dem Datenschutz wichtig ist dem empfehle ich www.posteo.de
Kostet einen Euro pro Monat und damit haben sie ein transparentes Geschäftsmodell und müssen keine Daten verkaufen.
 

fahe

ww-robinie
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...ich dachte, Du machst hauptberuflich IT. Oder ist das auch nur "Spaßbasteln"? :emoji_sunglasses:

Heiko dürfte entweder einen dezidierten Server, vulgo: Blech, bei Hetzner stehen haben, dann muss er von vmWare noch nie auch nur gehört haben.

Wahrscheinlicher ist, dass Heiko einen gemanagten Server bei Hetzner gemietet hat, der dann sicherlich virtualisiert ist. Und zwar in Verantwortung von Hetzner... ohne dass Heiko das auch nur wissen, geschweige denn interessieren müsste.

Nur ist schwer vorstellbar, dass eine Bude wie Hetzner die Infrastruktur, die deren einzige Grundlage der Geschäftstätigkeit darstellt, derart sträflich vernachlässigt: Die jetzt offenbar ausgenutzte Sicherheitslücke wurde vor rund einem Jahr beseitigt... also, wenn man sich halbwegs ums Patchmanagement kümmert.

Bei Hetzner setze ich das voraus. Und, wenn nicht, würde das die Infrastruktur von Hetzner betreffen, nicht Heiko direkt. Selbst wir wären "groß" genug, einen Snapshot auf einer anderen Farm x+null hochziehen zu können. Hetzner allemal.

Die jetzige Warnung der italienischen Ursprungsvariante habe ich mangels Sprachfähigkeiten mal durch Deepl geschickt.

Liest sich für mich so: Ihr Schnarchnasen, nach rund einem Jahr könntet Ihr Euch endlich mal um Eure Infrastruktur kümmern... :emoji_wink:
 

Astlochfräser

ww-esche
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ich dachte Nagold wäre Raum Putgard
Die Alb zieht sich von Schaffhausen (CH) über BW bis zum Nördlinger Ries (Bayern). Stuttgart liegt nördlich davon, dazwischen liegen Albvorland, Schönbuch und die Fildern. Da wäre es naheliegender Köln mit Düsseldorf gleichzusetzen, die liegen nämlich wesentlich näher beieinander :emoji_slight_smile:
 

heiko-rech

ww-robinie
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Hallo,
es wird mal wieder Zeit für ein kurzes Update.
Seit dem letzten Posting liefen die Rechner eigentlich problemlos. Allerdings gibt es da doch ein paar Sachen, die mich an den Ubuntu- Installationen nicht so ganz überzeugt haben:
  • Es lassen sich manche Programme nur über Snap installieren, darunter auch Firefox. Dadurch finde ich die Aktualisierungen nicht so komfortabel, als wenn alles über einen Paketmanager gemacht wird. Außerdem nervt Firefox dann ständig mit seinen Updates und sehr oft können Updates über Snap nicht installiert werden, weil Fehler auftauchen. Alles an einer Stelle zu haben finde ich persönlich besser.
  • Für die Nvidia Grafikkarten habe ich es nicht geschafft, die Treiber zu installieren. Das ist natürlich bei einer Workstation mit einer teuren Grafikkarte Mist.
  • Der Browser (Firefox) ist nicht gut ins System integriert. Anfangs habe ich es lediglich nicht geschafft, Links in Libre-Office-Tabellen mit dem Browser zu öffnen. Inzwischen kann ich auch keine Links mehr aus Thunderbird heraus öffnen. Warum, keine Ahnung.
  • Die Windows Partitionen, die immer noch auf den Rechnern schlummern sind nicht gut ins System integreirt und zu viele Datenpartitionen finde ich für die tägliche Arbeit auch nicht praktisch.
  • An einigen Stellen scheint mir Ubuntu einfach nicht so richtig durchdacht zu sein. Das sind Kleinigkeiten, die aber doch irgendwann stören.
Mit Sicherheit kann man alle diese kleinen Probleme lösen, wenn man sich näher mit jedem von ihnen Beschäftigt.

Ich habe nun aber einen anderen Weg gewählt. Da ich die letzten Reste von Windows auch noch von unseren Rechnern runter haben wollte, habe ich begonnen, die Rechner neu zu installieren. Im Vorfeld habe ich mir noch SUSE, Fedora und Linux Mint in der Ubuntu und der LMDE-Version angeschaut und als Live-System ausprobiert.
Am besten hat mir dann Mint LMDE gefallen. Die Hardware wurde hier am besten erkannt und das System hat mir auch gut gefallen. Dass ich bei der Programminstallation entscheiden kann, ob ich eine Systeminstallation oder Flathub will, sehe ich auch als Pluspunkt an. Ich bin bei keinem Programm auf die absolut neueste Version angewiesen, daher habe ich bei der Neuinstallation keine Flathub-Pakete installiert. Irgendwie erscheint mir das sinnvoller. Snap widerspricht nach meinem Empfinden dem Grundgedanken von Linux irgendwie. Aber ich bin ja nur Laie, daher kann ich mich da natürlich auch irren.
Der Distributionswechsel war im Prinzip recht simpel. Daten sichern, Rechner neu installieren, dabei alles plattmachen, Daten wieder einspielen und ein paar Einstellungen neu machen. Alles in allem pro Rechner ca. 2 Stunden Arbeit.
Meinen Rechner im Büro habe ich noch nicht neu installiert, das kommt in den nächsten Tagen. Da ist die Datensicherung etwas umfangreicher und ich möchte nicht neu installieren, während noch ein Videoprojekt nicht abgeschlossen ist. Wenn das aber gemacht ist, wird auch die Workstation im Büro auf Mint umgestellt. Ich hoffe, dass auch dort dann die Nvidia-Karte erkannt wird und bestmöglich genutzt werden kann.

Der Desktop von Linus Mint gefällt mir viel besser. Er scheint mir durchdachter als der von Ubuntu zu sein. Unter Ubuntu habe ich Gnome und XFCE ausprobiert. Die waren in Ordnung, aber auch hier sind es wieder Kleinigkeiten, die mir bei Mint einfach besser gefallen. UNd klar, auch das kann man alles konfigurieren, aber wenn es direkt schon besser für einen passt, ist das doch auch schön.

Wenn man sich so uschaut liest man ja immer wieder, dass Ubuntu einfacher zu installieren sei, als andere Distributionen. Mint war aber auch in der LMDE Version recht simpel. Nur mit Secure Boot tun sich scheinbar beide recht schwer. Ohne das im BIOS abzuschalten, starteten zwei der Rechner nach der Installation nicht. Ich muss aber auch gestehen, dass ich mich nicht näher mit den neueren BIOS-Varianten beschäftigt habe, das sollte ich dringend noch nachholen.

Alles in allem bin ich immer noch froh, die Windows-Welt hinter mir gelassen zu haben. Selbst mit den Kinderkrankheiten, die ich mit Ubuntu hatte, bin ich produktiver, als unter Windows. Mit Mint sollte es jetzt sogar noch ein wenig besser werden.

Gruß
Heiko
 
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