PUR Lacke fallen ein

atzepopatze

ww-pappel
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Tag zusammen,
bin gerade erst hier im Forum eingetroffen und sage daher erstmal "Tach zusammen".
Ich baue Solidbody Gitarren, lackiere diese mit PUR Acrylharzlack und poliere anschießend auf hochglanz.
Die Techniken hierzu habe ich verinnerlicht und beherrsche diese auch. Probleme bereiten mir nur die Lackeigenschaften selber.
Bisher habe ich den Clou Füll- und Hochglanzlack verwendet, und diesen bisher eigentlich auch als gut emfunden.
Bei den letzten beiden Instrumenten fiel der Lack jedoch immer wieder ein. Zuletzt hatte ich 3 Schichten im 30Minuten-Abstand lackiert, 5 Tage gewartet, dann erst plangeschliffen und 2x Überzug drüber lackiert.
Hat trotzdem nix gebracht, jetzt nach 2 Wochen werden die kleinen Krater wieder sichtbar.

Kann mir jemand einen Lack nennen, der dieses Einfallen definitiv ausschließt ?

Zur Zeit tendiere ich als Grundierung zum Hesse Campact Grund und beim Überzug zum passenden Hesse Brillantlack. Laut dem Hesse Techniker wird dieser Lack auch bei Schimmel (Flügel) verwendet.

Weiters habe ich gehört, das große Möbelfirmen wie Hülsta Polyesterlack als Aufbauschicht zwischen PUR Grundierung und normalen PUR Überzug verwenden, der würde garnicht einfallen.

Hat dazu vielleicht jemand Erfahrungen? Wer kann mir da helfen?
Die Lackierungen müssen absolut perfekt sein un der Aufbau möglich noch wirtschaftlich ausfallen :emoji_slight_smile:

Hier ein Foto eines fertigen Instruments:

Oerxplorer_09.jpg


Gruß und danke im vorraus, Atze
 

carsten

Moderator
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Hallo

schönes Teil gefällt mir gut.
Könnte zum einen ander Holzart liegen oder evtl auch an zu hoher Holzfeuchte ( reine Vermutung). Für viel wahrscheinlicher halte ich aber eine geänderte Lackmischung durch die VOC/ Decopaint verordnung.
Exotische Hölzer durch einen Polyesterlack abzusperren ist gang und gäbe.
Mit Hesse Lacken hab ich auch schon gearbeitet und keinerlei Probleme gehabt, ich würde einfach mal den Ratschlägen des Technikers folge leisten. Evtl. vorab Probestück an einem Rest machen.
 

500/1

ww-esche
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Hallo,
welche Holzarten sollen denn lackiert werden?
Gerade Hochglanzlacke sind bei Tropenhölzern problematisch, wenn es perfekt werden soll. Bei hochglanz fällt ja nun wirklich alles auf.
Die besten Ergebnisse dürften, wie schon gesagt, mit Polyester zu erzielen sein.
Polyester hat so gut wie keine flüchtigen Lösemittel, also ist die Gefahr des Einfallens ducrh Lösemittelausdünstung schonmal fast nicht vorhanden.
 

schorsch

ww-robinie
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Hallo,
soweit mir bekannt ist, sind Polyesterlacke brandgefährlich und dürfen nicht mit anderen Lacken in einem Lackierraum verarbeitet werden. Da würde ich mich mal ganz genau erkundigen.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Lack einfällt, zumindest nicht wenn er ausreichend lange (mindestens 3 Tage) bei 20°C 50% relativer Luftfeuchte sowie ausrecheinder Luftbewegung ausgehärtet.
Ich vermute die Ursache des Einfallens liegt in der Vorbehandlung, evtl. Füller, spachtel und dgl., den erwähnten Holzinhaltsstoffen oder einer Wechselwirckung aus beidem. Hier hilft nur eins: Probieren geht über studieren.
Gruß Georg
 

Rühl

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Wenn du nicht auf Polyesterlack ausweichen willst (was das beste wäre, da man sie auch giessen kann), hilft nur mehr Gänge mit längeren Ablüftzeiten zu machen.
Und zwischen "jedem Gang" einen Zwischenschliff.




Gruß Ulf
 

atzepopatze

ww-pappel
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Hi all,

also das mit der sehr leichten Entflammbarkeit habe ich mittlerweile auch gehört. Da man den Lack nur gesondert benutzen darf, fällt der für mich leider aus.

Der Clou Techniker war heute da, auf das Problem angesprochen, versuchte der sein Produkt natürlich erst mal zu verteidigen. Nachdem wir mit 3 Mann auf ihn eingequasselt hatten, kam dann die Erklärung, das es 2 Verschiedene Arten von PUR Lacken gibt. Zum einen sind das die alten DD-Lacke, die fallen nicht ein, vergilben aber mit der Zeit. Das andere sind die neuen PUR-Lacke, die 10:1 gemischt werden. Die sind viel brillanter, sind aber immer mit dem Risiko behaftet, das sie nachfallen.
Meine bisherige Erfahrung sieht so aus, das das auch nach 2 Wochen noch der Fall sein kann (soeben erlebt und anständig geärgert), daher ist auch die "5 Tage warten vor dem Plan schleifen" Version durchgefallen.

Die zu hohe Holzfeuchte fällt definitiv aus. Die Inhaltsstoffe bei Mahagoni Sorten, sowie die fiese Blasenbildung durch die kniffeligen Kapillar-Struktur habe ich im Griff.

Ich werd' die Sache auf Hesse Compact + Brillantlack als Überzug nach den Vorgaben des Hesse Technikers probieren, mal sehen was dabei rauskommt.

Thanx für die Hilfe und Gruß, Atze
 

500/1

ww-esche
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Hallo,
mach dir nicht zuviele Hoffnungen, wir hatten bereits ähnliche Probleme die nur durch Verwendung von Polyester in den Griff zu bekommen waren.
 

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Hallo aus Rosenheim

na bei dem Einsatzzweck giebt es wohl keine Alternative
zum [UP] Ungesättigte Polyesterharze

sind 2-K Lacke mit hohem FKG [Festkörpergehalt] für
geschlossenporige Lackierungen. Was denkt ihr mit
was in der Zulieferwelt der Autobauer lackiert wird.
Solche Oberflächen sollen diese Instrumente doch auch haben.

Jedoch haben die UV-Lacke diese mit Photoinitiatoren Aushärten.

Das mit dem Vergilben ist wohl ne Entschuldigung---- DD ist PUR

UP ist zwar teurer aber im vergleich zum FKG wesentlich besser
und bei Instrumenten - Hochglanz muß ja auch eine dicke Schicht
aufs Holz. Das Kriegst du mit nem PUR nicht hin da die Zeit zwischen
den Aufträgen beachtet werden muß.

FKG ist das einzige was von der Nassschichtdicke übrig bleibt.

ca PUR 35% FKG UP ca. 90% Spritzfertig

Gruß aus RO
 

atzepopatze

ww-pappel
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Hallo nach Rosenheim,

ok, das hab' ich verstanden. Der hohe Festkörperanteil ist wohl auch der Grund, warum Polyester kaum verflüchtigende Stoffe beinhaltet ? Ist ja nicht mehr viel Platz da :emoji_grin:

Aus wirtschaftlicher Sicht ist das sicher der Oberknaller, bevor ich mir aber weiter den Kopf zerbreche, wie sieht's aus mit der Brillanz und vergilben? Wie sähe ein Lackaufbau aus ? Kann man tatsächlich den Polyester als zwischenschicht mit PUR kombinieren?

Wer bietet das Zeug überhaupt an und kann man sich irgendwo in die Materie rein lesen?

Thanx und Gruß, Atze
 

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hallo

das vergilben dürfte kein thema sein oder
kennt jemand ein Auto wo die Wurzelholz-
armaturen vergilbt sind.

habe auch keine Praktische erfahrung aber
im Skript von der FH Rosenheim steht.

Abbauverfahren [UP]

isoliergrund PUR od. CN ca. 80g/m²
UP Lack bis ca. 600 g/m²
Lackschicht ebnen durch Abgestufte Körnung 220-500
Hochglanz durch Mattschleifen und Schwabeln bis 1500


die üblich verdachtigen Lackhersteller dürften UP im Programm
haben oder im Grosshandel

Gruß aus ro
 

500/1

ww-esche
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Hallo,
der hohe Feststoffgehalt von UP ist darauf zurückzuführen, dass die Lösemittel nahezu vollständig zum Lackaufbau beitragen, soll heißen der Lack ist das Lösemittel. Polyester vergilbt nicht und ist zur Zeit eigentlich der Lack für hochwertige Gitarren.
 

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hallo aus RO

ja das ist fast richtig das Lösemittel ist Bestandteil des Bindemittel
das durch chemische Reaktion mitvernetzt wird.

es ist ein REAKTIVES LÖSEMITTEL [Styrol bei UP Lacken]

Jedoch ist der FKG gehalt reine Polyesterharze
und der ist um das vielfache höher als bei PUR.
Das LSM ist der restliche Bestandteil des Lackes.

LSM ist zur Benetzung nötig und steuert Verlauf- & Glanzeigenschaften

Gruß aus RO
 

atzepopatze

ww-pappel
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Moin moin,
ja jetzt kommt langsam licht ins dunkel. Heute war ein Vertreter im Hause, der unseren Lackiermann in Polyester eingewiesen hat. Mal schauen, ob's nicht doch noch was wird.

Kann man auf den Polyester noch einen PUR Hochglanzlack aufbringen? Ich denke an UV Schutz, Glanzgrad und leichteres auspolieren. Wäre doch schade, wenn Wenge oder Bocote nach einem Jahr nur noch langweilig braun aus der Wäsche gucken würden
Ich poliere nach 1600er Schliff (nass) an einer 30cm Baumwollscheibe mit Menzerna Polierwachs, das sind Wachs- Barren. Oder ist das Blödsinn und der Polyester lässt sich prima polieren?

Thanx und Gruß, Atze
 

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PUR Brillantlack

hallo, wie einer meiner vorgänger schon richtig sagte, hat Polyesterlack einen höheren fetskörpergehalt. dies ist auch beim brilliantlack so. der hat gegenüber dem normalen PUR einen höheren FKG. somit könntest du praktisch etwas dünner, oder weniger schichten auftragen. das eigentliche problem ist aber glaube ich, daß du zu viele lackgänge in zu kurzer zeit durchführst. die unteren schichten können einfach nicht korrekt durchhärten, da die oberen schichten, welche natürlich schneller durchhärten, die unteren schichten absperren. selbst wenn du 2 wochen wartest, kann der lack immer noch einfallen.
hier mein Tipp:
entweder schicht für schicht mit zwischenschliff nach 1 tag und beheizter trockung
oder du lässt das stück wirklich 2-3 wochen beheizt ruhen.

vielleicht machst du die letzten 2 schichten etwas niedrigviskoser, dann kannst du dünner lacken, und die fläche wird dazu noch glatter.

hatte das problem auch schonmal bei hochglanz schwarz: der ultimative albtraum. habs aber hinbekommen - nach endloser ablüftung.

denke aber das eigentliche problem sind die vielen schichten in zu kurzer zeit.
gruß pascal
 

Fisch

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hallo,

ich habe von einem Zweihorm-techniker eine Vorführung gehabt über einen neuen PUR-Lack, der mit UV-Licht als Starter aushärtet. Der gesamte Lackaufbau dauert etwa 3 Stunden (!!) mit mehreren Schichten. Hochglänzend.
Abzutesten wäre das Langzeitverhalten. Hab ich natürlich keine Ahnung, da ich nicht mit den Sachen arbeite.

Diese Technik war bisher der Industrie vorbehalten. Vor allem weil die notwendigen UV-Quellen wegen Personenschutz abgeschirmt sein mußten. Jetzt sind offenbar Lichtröhren entwickelt, die auch für Handwerker benutzbar sind. Preis etwa 500 €.

Gruß aus Freiburg

Christian
 
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