Musikinstrumente

Hernik

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Moin moin,
ich baue Saiteninstrumente, Ukulele, Mandoline, usw
kann mir Jemand sagen, wie sich die Oberflächenbehandlung auf den Klang auswirkt? Ich habe verschiedene Materialien probiert:
Parkettlack, PUR-Lack, Acryllack. Diese Lacke sind elastisch. Alles, was elastisch ist, hindert das Holz zu Schwingen. Deshalb wird ja auch Knochenleim genommen, weil er hart ist. Probiert habe ich auch "Le Tonkinois", eine Leinöl - Tungöl Mischung.
Das Holz sieht nach dem dritte Auftrag aus, als würde eine Glasscheibe drauf liegen.
Teaköl,usw. sind eher ungeeignet.
Jetzt ist leider das beste Holz für Mandolinen, die Fichte.
Kann man Fichte ölen? Leinöl? Ich muss die Fichtendecke ja auch vor Beschädigungen schützen. Ich könnte mit vorstellen, dass Wasserbeize und anschließend NC-Lack eine Alternative sind.
Hat Jemand eine Idee?
 

TomfromMuc

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Hallo Henrik,

womit Du Gitarren ölen / lackieren sollst, kann ich Dir auch nicht sagen. Dafür gibt es sicherlich spezielle Gitarrenbauforen im Netz.

Was den Schutz vor Beschädigung angeht, steht das aber sicher nicht an oberster Stelle. Ich habe mehrere Gitarren. Die meiner Meinung nach beste ist eine Lakewood M 14 CP und ich kann Dir versichern, die Oberfläche ist so was von empfindlich.... Das war den Gitarrenbauern alles andere als wichtig. Die hat eine offenporige ganz dünne matte Lackierung, die man gar nicht sehen kann. Dafür ist der Klang so was von geil ... :emoji_grin:

Viel Erfolg beim Bau, LG Tom
 

Pannekowski

ww-esche
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Moin Hernik,

Meine Eigenbau-Mandoline werde ich mit Leinölfirnis vorbehandeln und mit Schellack polieren, einfach weil es reversibel ist und mir Spaß macht.

Früher haben manche Geigenbauer ihre Instrumente vor dem Lackieren wohl sogar noch mit einer dünnen Schicht Heißleim überzogen.

Wäre mir der Gedanke von Reversibilität nicht so wichtig, würde ich als Laie wohl eher zum Epoxi-Coating neigen, Graham McDonald hat in seinem Buch über den Bau von Irish Bouzoukis da ein Kapitel drüber geschrieben.

Ansonsten ist Gearbuilder.de ein tolles Forum, in dem ich mich bei Problemen gerne ausheule. :emoji_grin:

Gruß

Leif
 

WinfriedM

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Mit diesen vorzüglichen Geigenlacken hab ich schon gearbeitet, vielleicht wäre das was:
Hammerl GmbH & Co. KG - Erzeugung feinster Geigenlacke

Dein Letonkinois ist übrigens ein recht weicher Lack und PUR-Lack ist nicht grundsätzlich weich, der kann auch sehr hart eingestellt sein. Kann man auch über das Härterverhältnis verändern. So richtig harte Lacke sind Autolacke. Oder das erwähnte Epoxi. Allerdings können dir harte Lacke auf Holz reißen.

Ölen von Fichte ist kein Problem, ob das klanglich gut ist, weiß ich nicht. Wenn du es glänzend haben willst, dann schau dir mal die youtube Videos zu "Truoil" an.
 

Hernik

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Ich fange morgen an, eine Fichten-Mandoline zu verleimen.
Ich glaube ich nehme das "Le Tonkinois" Tungoil, trage aber nur eine oder 2 Schichten auf.
Das Teilmuß ja nicht schwimmen können.
 

WinfriedM

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Für eine wirklich schöne Oberfläche wirst du viele Schichten brauchen. Absolutes Minimum denke ich mal so 4-5 Schichten. Und immer schön dünn arbeiten und gut Trockenzeiten einplanen.
 

Holz-Fritze

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Also DD Parkettlacke sind recht hart eingestellt diese haben einen hohen Füllstoffanteil. Aber bei einem weichen Holz wie Fichte hätte ich damit meine Bedenken.

PS eine elastische Beschichtung hindert nicht das Holz am Schwingen sondern es dämpft die Schwingung. Analog zum elektrischen Schwingkreis ist dies der ohmsche Widerstand in Spule, Kondensator und den Leitungen der die Schwingung dämpft.
 

kbluemel

ww-kiefer
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Für meine selbstgebauten Gitarren nehme ich ganz klassisch Schellack, welcher mit dem Ballen aufgetragen wird. Die Schicht ist verglichen mit normalen Lacken extrem dünn und hochglänzend. Das Material ist nätürlich empfindlicher, aber das hat mich bisher nicht gestört.
Gruß Klaus
 

Hernik

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Hallo Holz-Fritze,
Schwingungen "dämpfen" bedeutet aber doch Klangverlust oder Lautstärkeverlust, gelle?
Beides kann ich nicht gebrauchen. "DD2 kann ich mir als Alternative auch nicht vorstellen. Danke und Gruß
 

Hernik

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Hallo Klaus,
was für Stradivaris Geigen gut war, kann für meine Klampfen nicht verkehrt sein.
Ich schau mal, wo es kleine Mengen zum ausprobieren gibt.
Gruß
Jochen
 

wehkabäh

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Schwingungen "dämpfen" bedeutet aber doch Klangverlust oder Lautstärkeverlust, gelle?
Ich denke, dass es verschiedene, teilweise auf den ersten Blick kontraproduktiv erscheinende Maßnahmen gibt, die (erst) im Zusammenspiel einen vollen, runden Klang erzeugen.
Da mag der Lack (oder Oberflächenbehandlung) eine Rolle spielen, aber welche genau und welche Wechselwirkungen sich ergeben, wird man nur durch viel Erfahrung wissen können.

Andere Maßnahmen?
zB ist hier im Rezept angegeben, dass der Deckel innen dünn mit Hasenleim bestrichen und mit feinem Bleikristallglas-Mehl bestreut, einen schönen Klang macht.

Den Geigen guetten, und starckhen Resonantz machen
Nim Venedigisches glaß, zerstoß dißes in ain merscher khlain,
alsdann nimb das Tach, oder oberen Poden der geigen,
yberstreich den Poden inwendig mit ainem sitsamen Leimb nit zu dickh ,
besprenge darmit den Poden alsbalt, auf das der Leimb starkh halten khinde, Brauche auch hierin khain yberfluß,
damit der Resonantz nit gar zu Rauch, od frech werde,
Leimbe als dan diß Tach auf : und mach die Geigen wider umb zue.


(Originalrezeptur aus:
Instrumentalischer Bettlermantl, um 1640)
 

Holz-Fritze

ww-robinie
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Hallo Holz-Fritze,
Schwingungen "dämpfen" bedeutet aber doch Klangverlust oder Lautstärkeverlust, gelle?
Beides kann ich nicht gebrauchen. "DD2 kann ich mir als Alternative auch nicht vorstellen. Danke und Gruß

Nicht unbedingt stell dir eine Gitarre vor die nahezu ungedämpft schwingt und damit in Resonanz mit der Saite gerät. Das kann grausam klingen, eine gezielte Dämpfung ist schon wichtig, aber auch nicht zuviel. Das ist ja eben die Kunst am Bau von solchen Musikinstrumenten.

Auch Lautstärke hat nicht unbedingt etwas mit der Schwingung des Holz zu tun. Immerhin ist da auch ein Luftvolumen im Spiel welches Schwingt. Das ganze ist eine komplexe Mischung aus vielen Komponenten die zusammenarbeiten.

Nach meinem Wissen war z.B. nach neuesten Untersuchungen bei den Stradivadi Geigen nicht der Lack die Hauptkomponente für den guten Klang, sondern eine raffinierte Konstruktion mit Decken welche unterschiedlich dick waren. Es gibt eine Firma die hat das mit neueste Messmethoden herausgefunden und baut Geigen die dem Original ebenbürtig sind (sind aber auch fast unbezahlbar)
 

camelot

ww-nussbaum
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Holzschutz solltest du auf jedem Fall machen, vor allem am Hals, wo das Instrument regelmäßig Körperschweiß von den Händen ausgesetzt ist. Ansonsten sieht das sehr schnell sehr schmuddelig aus.
Öle haben nur eine sehr schwache Schutzwirkung reichen aber für den Korpus aus. Am Hals kann man für den zusätzliche Schutz dann noch Wachs auftragen.
Schellack ist super, wiederstandfähig gegen Schweiß, lässt sich auch gut reparieren und war ja vor dem Nitrozelluloselack sowas wie ein Standard für Gitarren.
Ansonsten ist halt Nitrolack typisch im Instrumentenbau.
 

Hernik

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@Wehkabäh
Titebond Hide Glue habe ich da.
Glasmehl kann man kaufen, 100g ca. 10 €
Interessant, ich werde das mal googeln.
Danke
 

Hernik

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Moin,
den beschriebenen Effekt kenne ich. Ich habe eine Ukulele aus amerik. Nußbaum.
Ich habe das Teil etwas größer und etwas dicker gebaut als üblich. Ich wollte mal sehen, was passiert, wenn ich das Volumen vergrößere. Wenn ich auf dem Teil schnell schlage, ist alles ok. Beim langsamen Zupfen ist es, als ob noch ein Ton nachklingt, während der Nächste schon angeschlagen ist. Das hört sich schon übel an.....ist unter "Erfahrung sammeln " gebucht.
Gruß
 

Pannekowski

ww-esche
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Bei einer Ukulele muss man sich m.M.n. sowieso nicht so sehr den Kopf um harte Lacke usw. zwecks schneller Ansprache zerbrechen, da die Decke i.d.R. aus dem gleichen Hartholz wie der Korpus ist und gegenüber einer Fichten- /Zederdecke sowieso viel zu träge dafür; Aminuss finde ich persönlich dafür eh ziemlich mumpfig. Dann vielleicht eher mit den Balken experimentieren und hier ein bisschen abhobeln.
 

fahrradspeiche

ww-nussbaum
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Hallo,

Hab mir mal unter Anleitung eines Geigenbauers ein Cello gebaut.
Das wurde dann mit keine Ahnung wie vielen Lagen Schellack lackiert und anschließend poliert.
Den Schellack kann man auch ganz gut einfärben oder farblich abstimmen.
Alle Holzteile wurden vorher noch einmal mit Wasserglas behandelt.
Um die Oberfläche noch widerstandsfähiger zu machen, kann man danach noch einen Öllack
auftragen, an den Namen oder Hertseller erinner Ich mich aber leider nicht mehr.

Gruß,
Speiche
 
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