Holzfeuchteänderung%

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Hallo liebes Forum
Ich bin hobbywerkler u. vertiefe mich immer mehr in die Materie Holz. Dabei fällt immer wieder der Begriff "Holzfeuchteänderung in %". Meine Frage: Wieviel ist dieser Wert in der Praxis? Deutschland-nicht am Meer, durchschnittlich beheizte Wohnung.
Danke im vorraus
 

edelres

ww-robinie
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Feuchtigkeitsaenderungen.

Hallo Gast,

Holzfeuchte in der Holzverarbeitung, haengt vom Verwendungszweck ab. Z. B. Bauholz erlaubt eine Holzfeuchte von 15 ± 3 %, zu Holzarbeiten im Freien ca 12 % Holzfeuchtigkeit fuer Moebel in beheizten Raeumen bei Zentralheizung ca 8 % bei Ofenheizung bis zu 10%.

Diese Werte gelten fuer die Verarbeitung von Holz.

Bei Moebeln oder Holzgegenstaenden stellt sich ein Feuchtegleichgewicht zur Umgebung ein, dieses ist von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit abhaengig.

Hier in der SF-Bay area besteht ein Feuchtigkeitsgleichgewicht bei ca 10% Holzfeuchtigkeit, Temperaturen zwischen 12 - 18 °/C und einer Luftfeuchtigkeit von ca 60 % .

In den Museen wird ein Feuchtigkeitsgleichgewicht dadurch hergestellt, dass die Temperaturen auf 18°/C und die Luftfeuchtigkeit auf 70 % stabilisiert werden.

Ein Feuchtigkeitsgefaelle ensteht dadurch, bei trockener Luft und hohen Temperaturen gibt das Holz Feuchtigkeit ab, bei feuchter Luft und niedrigeren Temperaturen nimmt das Holz Feuchtigkeit auf. Die Feuchtigkeitsaenderungen bewirken ein Schwellen oder Schrumpfen des Holzes.

In der Praxis sieht das so aus, dass z. B. Moebel, welches von der Ostkueste der USA nach Kalifornien gebracht wird, hier nachtrocknet und es kommt dabei zu Spannungen im Holz welche zu Trockenrissen fuehren koennen.

Hier wurden Moebel aus dem Pazifikraum/Asien importiert, durch die Verarbeitung von feuchtem Holz vor Ort, nach hier in eine trockene Umgebung gebracht, zerstoerten sich die Moebel von selbst.


Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar

PS: Bitte die Werte nicht durch die Lupe betrachten, es ist 23 Uhr und ich rechnete die Werte im Kopf auf Celsius um.


 

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Holzfeuchte

Hallo
Vielen Dank für die ausführliche Antwort aber ich glaube ich habe mich falsch ausgedrückt. Ich möchte wissen wenn ich mir beim Holzhändler eine Holzplatte (Keilverzinkt oder durchgehende lammelen)besorge um wieviel sich die holzfeuchte (und damit der Schwund)ca im verlauf der Zeit ändert.Die Holzplatte würde zum Aklimatisiern in der Werkstatt zwischengelagert und danach im selben Gebäude als Möbelstück aufgestellt werden.Temperatur und Luftfeuchte im ganzen Haus ziemlich gleich.
LG
 

Mister G

ww-robinie
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Dass ist ein bisschen zu komplex, um hier eine allgemeine Antwort zu geben. Zu viele Faktoren finden Eingang in die Berechnung. Da müsstest Du schon die konkrete Holzart, die Richtung der Jahrringe und die Anfangsholzfeuchte vorgeben. Aber ich versuche ein Beispiel zu geben:

Gehen wir von einer 60 cm breiten Leimholzplatte aus Buche aus, die Stäbe haben durchweg liegende Jahrringe und die Holzfeuchte beträgt beim Händler 15%.

In der zentralbeheizten Wohnung würde das Holz auf etwa 6% heruntertrocknen.

Buche schwindet in Richtung der Jahrringe um 0,41% je 1% Holzfeuchteänderung (Tabellenwert).

Die Holzfeuchteänderung Deiner Leimholzplatte liegt bei 15% - 6% = 9%

Jetzt rechnest Du 0,41% x 9 = 3,69% Breitenschwund.

Auf Deine 600 mm breite Platte bezogen heißt das, dass sie nach dem Trocknen
600 mm / 100% x 3,69% = 22,14 mm schmaler wäre.

In der Praxis wird das so nicht passieren, da Leimholzplatten sicher nicht mit einer so hohen Holzfeuchte gefertigt werden. Außerdem haben die Lamellen meist stehende und liegende Jahrringe gemischt (zumindest bei preiswerteren Qualitäten). Radial schwindet Buche aber nur um 0,20% je 1% Holzfeuchteänderung.

Bei breiten Vollholz-Seitenbrettern die recht feucht eingeschnitten werden ist ein so großer Schwund aber durchaus realistisch.
 

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Vielen Dank für die Antwort.Schön langsam versteh ich daß ganze ein bischen.Für den Laien kaum zu glauben daß der Schwund so viel ausmacht.
Verhalten sich eigentlich Keilverzinkte Platten "besser"?
mfg
 

Mister G

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Verhalten sich eigentlich Keilverzinkte Platten "besser"?
mfg

Nein. Die Keilzinkung besagt ja nur, dass kurze Lamellenstücke in Längsrichtung verleimt werden um auch die allerletzten Reste mit verarbeiten zu können, die man sonst allenfalls noch verbrennen oder in Form von Spänen oder Fasern verarbeiten könnte. Daher sind solche Platten immer von geringerer Qualität (und wesentlich bescheidenerer Optik) als durchgehende Lamellen. Dafür sind sie entsprechend billiger. Ob sie "preiswert" (im eigentlichen Sinne) sind, muss jeder für sich entscheiden.
 

Bremer

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Theoretisch jedoch: Wenn ein Holzstück mit ungünstiger Maserung/Lage nur kurz ist, da daneben -keilverzinkt- gleich eins in anderer Ausrichtung liegt, dann dürfte das doch den Verzug der ganzen Platte positiv beeinflussen, oder mittelt sich das wieder raus?
 

Mister G

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Die Faserrichtung sollte auch bei keilgezinkten Platten für alle Klötze immer die gleiche sein. Das ist das allermindeste, was man von einer industriell gefertigten Platte erwarten können muss - alles andere wäre gänzlich inakzeptabel.

Wechseln sich in einer Leimholzplatte (gleichgültig ob mit durchgehenden Lamellen oder Keilgezinkt) stehende und liegende Jahrringe ab, so kann man bei starken Feuchtigkeitsschwankungen die Dickenunterschiede sofort in der Oberfläche erkennen. Da hilft auch keine angeleimte "Nachbarlamelle". Und im schlimmsten Fall wird auch eine Leimholzplatte krumm.

Eine wirklich gute verleimte Holzfläche besteht daher idealerweise aus Lamellen mit durchgehend stehenden Jahrringen - oder nur aus sehr schmalen Lamellen mit liegenden Jahrringen. Dabei wird nicht (wie oft zu lesen ist) die rechte und linke Seite abwechselnd nach oben gelegt (weil sich die Werfungen dann ausgleichen sollen), sondern die rechte Seite gehört im allgemeinen nach oben ("gute Seite"). Frei stehende Vollholzflächen gibt es im klassischen Vollholz-Möbelbau nicht, das Werfen wird konstruktiv (z.B. durch Gratleisten oder Rahmenkonstruktionen) unterbunden.

Weil die Industrie bis heute so etwas kaum anzubieten vermag (schon gar nicht in der Vielfalt an Holzarten und in den jeweils benötigten Abmessungen), verleimt der Tischler für hochwertige Vollholzmöbel also sein Holz nach dem auftrennen selbst zu entsprechenden Flächen. Das Arbeiten des Holzes kann er damit aber auch nicht verhindern. Er kann nur dafür sorgen, dass alle Lamellen gleichmäßig arbeiten, dass die gesamte Möbelkonstruktion dieses Arbeiten schadenfrei übersteht, und dass die Flächen konstruktiv daran gehindert werden sich zu werfen.
 

M_B

ww-kirsche
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Die Faserrichtung sollte auch bei keilgezinkten Platten für alle Klötze immer die gleiche sein. Das ist das allermindeste, was man von einer industriell gefertigten Platte erwarten können muss - alles andere wäre gänzlich inakzeptabel.

Der war gut :emoji_grin:
ne Platte mit Querholzstäbchen drinne hab ich noch nicht gesehen, die würd ich mir einrahmen... :emoji_stuck_out_tongue:
 

yoghurt

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Dabei wird nicht (wie oft zu lesen ist) die rechte und linke Seite abwechselnd nach oben gelegt (weil sich die Werfungen dann ausgleichen sollen), sondern die rechte Seite gehört im allgemeinen nach oben ("gute Seite"). Frei stehende Vollholzflächen gibt es im klassischen Vollholz-Möbelbau nicht, das Werfen wird konstruktiv (z.B. durch Gratleisten oder Rahmenkonstruktionen) unterbunden.

Hallo Mister G,
über diese Theorie gehen die Meinungen aber weit auseinander. Ich denke da auch immer mal wieder drüber und führe Diskussionen mit meinen Kollegen. Kannst Du mir eine Quelle als Beleg für Deinen Standpunkt nennen?

Gruß

Heiko
 

Mister G

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Der war gut :emoji_grin:
ne Platte mit Querholzstäbchen drinne hab ich noch nicht gesehen, die würd ich mir einrahmen... :emoji_stuck_out_tongue:

Querholzstäbchen nicht, aber eine Buchen-Klötzchenplatte, bei der die Faserrichtung einzelner Schnipsel um schätzungsweise 20 Grad aus der Plattenachse läuft ist mir durchaus schon untergekommen.
 

Mister G

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über diese Theorie gehen die Meinungen aber weit auseinander. Ich denke da auch immer mal wieder drüber und führe Diskussionen mit meinen Kollegen. Kannst Du mir eine Quelle als Beleg für Deinen Standpunkt nennen?

Ich hab das in meiner Ausbildung so gelernt und es ist meiner Ansicht nach auch logisch. Arbeitet eine wechselseitig verleimte Platte, so bekommst Du ein schönes Waschbrett. Und ob das dann im großen und ganzen gerade bleibt ist vor allem vom Zufall und dem gleichmäßigen Arbeiten der einzelnen Lamellen abhängig. Wirklich am Werfen hindern kann man eine Fläche so nicht.

Außerdem erscheinen linke und rechte Seite eines Brettes in Farbe und Glanz möglicherweise unterschiedlich - erst recht, wenn gebeizt wird: dann sind sogar deutliche Farbunterschiede zu sehen. Das Problem hat man z.T. ja sogar beim beizen gestürzter Furnierflächen.

Als Quelle kann ich Dir auf die Schnelle nur den guten alten Fritz Spannagel bieten. Der erwähnt auch die "in Fachkreisen geteilte Meinung" und schlägt die wechselseitige Verleimung in seinem "Der Möbelbau" tatsächlich selbst vor (S. 51) - aber nur "da ja so verleimte Flächen nur als Mittelllagen dienen, die furniert bzw. gesperrt und furniert werden." Für reine Vollholzflächen nennt auch er die bekannte Regel: "es ist Splint an Splint und Kern an Kern geleimt. Die obere Fläche zeigt stets die rechten und die untere stets die linken Seiten der Brettstreifen". Weitere Quellen müsste ich erst raussuchen - wenn Du darauf bestehst. :emoji_wink:
 

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Woowwww!
Und ich dachte mir immer bei den Keigezinkten Platten sperren sich die Holzstücke gegenseitig.
Aber ich glaube da war ich nicht der einzige.
THANX
 

graf-phoenix

ww-pappel
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Hallo, ich habe hier eine Frage, die nicht exakt zum obigen Thema passt. Mich beschäftigt die Frage, warum man (angeblich) Vollholz in Freilufttrockunung nicht unter 15% Holzfeuchte heruntertrochnen kann. Könnt ihr mir helfen?
 

cube.m

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Das liegt an der Luftfeuchte, das Holz kann nicht weiter runter trocknen weil die umgebungsluft immer weiter Feuchte zuführt, weil holz halt wasser abgibt -- schwindet und wasser aufnimmt --quillt, die Holzfeuchte gleicht sich also an die Umgebungsluft an.
 

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Holzfeuchteänderung

Danke cube, leuchtet mir ein. Da in Deutschland die Luftfeuchtigkeit zwischen 45 und 70%, also immer über 15% liegt,sind die 15% Holzfeuchte wahrscheinlich als materialspezifische Kapazitätsgrenze zu sehen?

Gruß
Graf Phoenix

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Wahrscheinlich hat Alles mit Allem zu tun?
 

WinfriedM

ww-robinie
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Nein, es stellt sich ein Gleichgewicht zwischen Holzfeuchte und Luftfeuchte ein. Beide Feuchtewerte beziehen sich auf was völlig anderes, weshalb man die überhaupt nicht irgendwie gleichsetzen kann. Auch wenn beide Angaben in % sind.

Hier ein aufklärender Link:
www.holzfeuchte.de

Besonders das Diagramm gibt Aufschluss.
 
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