Bitte um eure Einschätzung der Preislage für diese Möbel:

marcusgeimer

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Liebe Schreiner,

ich brauche eure Hilfe um meine Preise hier in Brasilien festzulegen.

Als, in Deutschland ausgebildeter Schreiner, kann ich eine Qualität anbieten, die der brasilianische Markt nicht anbietet. Gleichzeitig gibt es Käuferschichten die bereit sind für sehr hohe Qualität zu zahlen. Insofern möchte ich gerne meine Preisgestaltung an dem anlehnen was dieselbe Arbeit in Deutschland wert ist.

Da ich noch sehr ineffizient produziere kämen bei einem Stundensatz von 40-50€ doch ziemlich unglaubliche Summen raus. Die ich so nicht vertreten kann.

Könnt ihr mir eure Einschätzungen geben, was ihr für die folgenden Möbel veranschlagen würdet?

1. Schreibtisch (1mx50cmx75cm) aus MDF und Fichte; 2k mattweiß lackiert. mit tip-on Blum Movento Vollauszug. Schubkastenfront aus Spezialmaterial, dass ich aus verschiedenen Holzresten mit Epoxi gieße. Filzbelag in Schubkasten und unter Füßen

2. Sideboard (1,8mx40cmx80cm) aus MDF 2k mattweiß lackiert (professionelle Vorbereitung - keine Leimfugenschatten mit der Zeit)
Klappenfront aus gebürstetem, extrem ausgewaschenem Hartholz, gewachst. Filzschutz unterm Sockel.

3. Sidebard aus MDF und Altholz (1,65x55cmx51cm) Rahmen geölt, Schubkastenkorpus nach professioneller Vorbereitung als ganzes mit lackiert. Vollauszüge und Rollen unter Boden.

Da ich Perfektionist ist alles ziemlich stabil und auch der Schreibtisch steht ordentlich.


Bitte postet mir eure Einschätzung !

Vielen Dank für eure Hilfe !

Gruß

Marcus
 

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Holzrad09

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Hallo Marcus
Sind denn 40 - 50 Eu übliche Stundenverrechnungssätze im brasilianischen Tischlergewerk ?
Kann man ineffiziente Produktion auf den Kunden umlegen ?
mfg
 

marcusgeimer

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Hi Holzrad09,

danke für Klärungsfragen.

Der Markt hier ist sehr unübersichtlich. Die meisten "Schreiner" hier haben keine Ausbildung, schlechte Maschinen und produzieren ziemlich katastrophal. Sie verdienen Hungerlöhne und ihr Kundenstamm ist die riesige Unterschicht Brasiliens.
Ich kann und will das was ich produziere nicht damit vergleichen.

Mein Ansatz ist der: Meine Lebenskosten hier sind eher höher als in Deutschland (vernünftiger Kindergarten 600-1000€). Ich produziere "deutsche Qualität". Und mein potentieller Kundenstamm (Mittel- und Oberschicht) haben die gleiche, oder sogar höhere Kaufkraft als der durchschnittliche Schreinerkunde in Deutschland. Insofern kann ich das ruhigen Gewissens vertreten mich an deutschen Preisen zu orientieren.

Da ich noch nicht so eingerichtet bin, dass ich mit "deutscher Effizienz" produziere möchte ich das ins Verhältnis setzen und meinen Stundensatz meiner aktuellen Effizienz anpassen. Also wenn ich für ein Möbel 2 Wochen brauche, dass man in Deutschland in einer produziert, produziere ich nur mit 50% Effizienz und verlange deshalb auch nur 50% des deutschen Stundensatzes.

Aus diesem Grund ist es für mich wichtig herauszufinden wie die Preislage für meine Möbel in Deutschland ist. Um einschätzen zu können wie viel Aufwand man dafür unter guten Werkstattbedingungen rechnen muss.
 

ölfisch

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Hallo,
eigendlich wird der Studenverrechungssatz ja andersrum kalkuliert/ermittelt.
Sprich was "brauchst" Du zum Leben + Steuern + "Nebenkosten" Kosten + usw. geteilt durch deine in Rechnung stellbaren Stunden.

Das wäre der sinnvolle Weg. Wahrscheinlich kann dir hier niemand sagen was Du an Steuern zahlst, was dort Versicherungen kosten oder wie hoch mieten sind.

Besten Gruß M.

Zusätzlich sollte man natürlich einbeziehen wie speziell dein Produkt (in São Paulo) ist/was der Markt dafür bereit ist zu zahlen.


PS: was sind das für "witzige" Klappenbänder. (Montage mit Kreuzplatte an der Seitenwand)???
 

Holzrad09

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Irgendwie verstehe Ich Deine Frage nicht, und muss mich meinem Vorredner anschließen, der Endkundenpreis besteht doch immer aus einem gut kalkulierten Stundensatz, dem Materialaufwand zzgl. % Verschnitt ( dafür gibt es Tabellen ), sowie anfallender Steuern, wobei man immer noch abwägen sollte, ob man den Kunden abschreckt und Ihn nur einmal hat, oder ggfs die Hosen noch etwas herunter lässt :emoji_slight_smile:
Klar musst Du Deine Kosten decken, und Dich mit "europäischer Qualität" hervorheben, um unsere mitlesenden Tischlerkollegen im deutschen Sprachraum ( Österreich, Schweiz sowie Südtirol) nicht zu verunsichern, da diese ebenfalls sehr gute arbeiten ausführen :emoji_wink:
 

marcusgeimer

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... :emoji_slight_smile: sehr schön die Korrektur "europäische Qualität" - Danke
Habe mich schon zu sehr an die Denkweise der Brasilianer angepasst und hier ist der Begriff "Deutsche Qualität" einfach der Ausdruck für außergalaktisch gut :emoji_slight_smile:

Mein Orientierungsbedürfnis liegt auch einfach daran, dass ich noch nicht sehr viel Erfahrung habe (bin erst seit 2012 Geselle) und mich auch viel frage an welchen Stellen ich schneller werden muss.
 

marcusgeimer

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... was würdet ihr den grob für Preise nennen, wenn euch ein Kunde die Bilder zeigt und Pauschalpreise will.

Wie viel Stunden würdet ihr kalkulieren bei welchem Satz?
 

uli2003

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'türlich gibt es die Klappenbänder hier. Schon öfters verbaut.

Ich denke Marcus möchte eine grobe Kalkulation der Möbel, und keine Einschätzung seiner finanziellen Gegebenheiten.

Meine Einschätzung:
1. 900-1100
2. 1100-1300
3. 1700-1900

netto.

Grüße
Uli
 

marcusgeimer

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... die Fragen nach der Situation helfen auch. Aber richtig, was ich vor allem gerne wissen möchte ist eure Einschätzung der Preise für diese Möbel wie Uli sie gemacht hat.

Danke
 

magmog

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Guude,

Ich stimme Uli zu, in einkommensstarken Gebieten bzw bei einkommensstarken Kunden noch 10 bis 25% Aufschlag.

Was Du für die Teile erlöst hast würde mich jetzt noch interessieren.

Sehr schöne Arbeiten!
 

marcusgeimer

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... Danke Justus.

Meine Kunden waren bisher hauptsächlich Freundesfreunde, Künstler, mit Stil-Sicherheit aber ohne Kohle :emoji_slight_smile: Bezahlen konnten die ca. ein Drittel von dem was Uli eingeschätzt hat :emoji_open_mouth:
Bisher ging es mir aber vor allem darum die Wege zu entwickeln hier zu produzieren.

Nächster Schritt ist jetzt an die kaufkräftigen Kundenschichten zu kommen.
 

Mitglied 59145

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Hallo,

finde die genannten Preise auch realistisch! Bin beim "schätzen" sehr ähnlich gelandet, hab mich aber nicht getraut:emoji_wink:.

Im Moment merke ich das es richtig Zeit spart wenn mehrere Möbel paralell gebaut werden und Arbeitsschritte gebündelt werden können. Ist natürlich logisch , fällt mir aber gerade extrem deutlich auf....

Je mehr zu tun ist umso produktiver wird man bei mindestens gleicher Qualität, natürlich nur bei guter Organisation. Dann funktioniert das aber wirklich!

Das hat sicherlich irgendwo auch ne Grenze, bei mir geht da aber noch ein bisschen was...

P.S. Mir gefallen die Sachen auch...

Gruss
Ben
 

marcusgeimer

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... hier noch mal zwei weitere Möbel. Euer Feedback hilf mir sehr, Danke:

4. Sideboard 1.8m x 50cm x 50cm, mdf mattweiß als ganzes lackiert, auch die 8 Schubkästen. Vollauszüge Movento Blum (ca 60€ Stück). 4 Schubkastendoppel mit gebürstetem oberflächenverwittertem Hartholz. Auf der Rückseite der Doppel mdf lackiert.

5. Sideboard 1,8m x 75cm x 42cm, Rahmen Fichte, Vor dem Lackieren einmal rundum mit breiter Kante beklebt um abzeichnen der Leimfugen zu verhindern. 4 Movento Blum Auszüge für die Schubkästen. In die Schubkastendoppel sind werke im Wert von 200€/Sück eingelassen Oberfläche mit Epoxi versiegelt. Beine aus Altholz geölt.
 

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Henri Seiferth

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Hallo Markus,

Mit der Kalkulation von Möbeln kenne ich mich nicht so gut aus. Soweit aber:


Die auf den ersten Blick sehr hoch wirkenden Stundensätze von zB. 40-50 Euro setzen sich aus mehreren Faktoren zusammen.


Als erstes ermittelst du die Einnahmen, die du brauchst, um dich und deine Familie durchzubringen, zB. 2400 Euro (Davon werden noch Steuern abgezogen). Die teilst du durch 163 Std und kommst zB. auf 15 Eur/Std.

Darauf rechnest du die Lohnnebenkosten (Versicherungen etc.) und den Gemeinkostenzuschlag (Kosten pro Jahr für Werkstatt, Werkzeugneukauf, Auto, Gebühren etc., geteilt durch die jährlichen Arbeitsstunden). Sagen wir, das Ergebnis sind 25 Euro.

Jetzt ziehst du von den Jährlichen ca. 1800 Std die Verteilzeiten ab (Büroarbeit, Werkzeug schleifen.. nicht, das was du "ineffiziente Zeit" nennst) und teilst die 1800 Std durch diesen Wert. Das Ergibt die effektive Arbeitszeit, für die du bezahlt wirst.
Am Anfang macht man noch viel neben der eigenlichen Arbeitszeit, aber auf Dauer möchte man nicht 50-60 Std arbeiten.

Auf das Ergebnis rechnest du noch 10-20% Risiko/Gewinn, und hast dann den Stundensatz, mit dem du auf Dauer mindestens rechnen soltest.. zB. 40 Euro.
Das kann aber stark variieren, je nachdem wie teuer deine Werkstatt ist, und was sonst an Kosten anfällt.


Du kannst auch die Rückwärtskalkulation anwenden. Hier schätzt du den Preis ab, den du für ein Möbelstück bekommen könntest, abzüglich Material, und teilst das durch den Stundensatz. Hier erhältst du die maximale Zeit, die dafür auf Dauer benötigt werden darf.
Oder du teilst den Preis- Material durch die Arbeitszeit, dann kommst du auf deinen erzielten Stundenlohn.

Du kannst auch etwas in die Zukunft rechnen, und abschätzen, wie lange du mit besserer Ausrüstung und mehr Routine für ein Möbelstück brauchst.
Wenn es deine Standard-Modelle sind, kannst du zB. bei einem Auftrag gleich ein zweites mitbauen und in deinen Ausstellungsraum stellen. Und du mußt weniger nachdenken, bzw es passieren weniger Fehler.
Bei Einzelstücken solltest du dagegen die Planungszeit voll einrechnen.

Ich würde die Zeit etwa zwischen der jetzigen und der zukünftigen ansetzen.. am Anfang bekommt man noch nicht jede Std bezahlt.
Anschliessend noch etwas Gewinn darauf setzen. Da wie du sagst die Käuferschicht eher wohlhabend ist, sollte das möglich sein.Wenn etwas zu billig ist denken die Käufer oft, es ist auch nicht mehr wert.

Wenn du nach einiger Zeit voll ausgelastet sein solltest, kannst du die Preise auch um 10-20% nach oben korrigieren. Falls du Probleme hast, die Möbel abzusetzen, kannst du einige reduziert anbieten (ich weiß aber nicht, wie das in Südamerika üblich ist). Du solltest aber insgesamt nicht zu stark in den Preisen schwanken. Besonders wenn man zu preiswert anfängt, ist es schwierig, später mehr zu nehmen.

Ich hoffe, das konnte dir weiter helfen.
 

Sägenbremser

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Köln
Hallo Marcus

die Form in der Henri das kurz erläutert hat ist für den
jetzigen Stand sicherlich nachvollziehbar und gehbar.

Der wesentliche Schritt für deine Kostensituation ist aber
die Ermittlung der wirklichen Kosten der Produktion.

Hast du den bisher ein simples Stundenbuch geführt, das
hilft schon mal etwas weiter. Von einem BAB ist das zwar
noch sehr weit entfernt, aber es bringt Sicherheit.

Was für Preise in deinem Markt zu erzielen wären, könne
wir natürlich nicht abschätzen, hier geht es vordergründig
erst einmal um die Wettbewerbssituation, die es nach deiner
Aussage in Brasilien für diesen Markt ja nicht gibt, was ich mir
nicht wirklich vorstellen kann. In der Realität wird es nach der
Vernetzung/Erfahrungsaustausch mit Kollegen schon zu einem
realistischem Preisgefüge kommen. Bist du da wirklich in der
örtlichen Handwerkerschaft schon integriert/angenommen worden?

Was ich damit sagen möchte, du kannst dort die tollsten Sachen für
wenn auch immer bauen, Realität kehrt erst ein wenn deine Kunden
aus dem gewerblichen Bereich auch bereit sind deine geforderten
Preise bezahlen wollen/können. Damit meine ich Arztpraxen, Behörden
und öffentliche Abnehmer. Nur mit privaten Abnehmern wird es eine
sehr strapaziöse, wechselhafte Auslastung deines Betriebes werden. Das
ist das Sahnehäubchen, aber nicht die Grundauslastung für deinen Betrieb.

Gruss, Harald
 

Kanadier

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Hallo Markus,
Dein Ziel sollte sein für die Oberschicht oder gehobene Mittelschicht zu produzieren.
In Brasilien wird die Konkurrenz von guten Betrieben nicht sehr hoch sein. Wenn du mal in diesen Kreisen einen Namen hast kannst du dann anfangen gutes Geld zu verdienen. Mit stundensatz und Materialkosten plus kleinem Zuschlag kannst du als Unternehmen nicht wachsen. Wir berechnen zuerst unseren Kosten Preis der besteht aus den Materialkosten und unseren Arbeitskosten .Die Material Kosten sind mit den Preisen berechnet die unsere Lieferanten als Grundpreise angeben. Wir bekommen als gute Kunden oder weil wir größere mengen kaufen aber immer bessere Preise so dass wir damit in den Materialkosten einen kleinen Gewinn hereingerechnet haben. Die arbeitskosten werden aus der kalkulierten Zeit mal unserem stundensatz berechnet. Den stundensatz kannst du auf verschiedene Weise berechnen, manche Tischlerinnungen bieten einen Stundenberechner zum Kauf an. Auf alle Fälle sollte der stundensatz alle deine Kosten abdecken, inklusive Bürokosten, unproduktive Stunden,Lohnkosten, usw. Damit hast du dann den kosten Preis für deine Möbel. Darauf schlägst du dann den Profit den du machen willst drauf je nach Marktsituation zwischen 20-50% . Dieser gewinn ist was dich zu einem unternehmen macht und dich Wachsen lässt.Investiere einen großen Teil deines Gewinns am Anfang in wichtige Maschinen und software damit du schneller und gute Qualität produzieren kannst.
Viel Erfolg:emoji_slight_smile:
 
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