Wie bekomme ich Eiche unterschiedlich abgedunkelt?

Merlin

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Hallo!

Also kurz zur Vorgeschichte, ich habe mir eine Küche gebaut welche auch fast fertig ist. Fronten sind aus Multiplex mit einem sehr edlem gemessertem Ahorn-Furnier und dann 7 Schichten 2 Komponenten Hochglanz-Klarlack (wie es auch bei Autos benutzt wird).

Da die Fronten sehr hell sind suchte ich nach etwas passendem als Arbeitsplatte. Erst wollte ich schwarzes Granit nehmen, das passt aber dann nicht zum schwarzem Regranit Waschbecken. Also habe ich mich nun für Eiche Massiv entschieden, allerdings soll es sehr dunkel werden. Die Arbeitsplatte wird 4 cm dick.

Sooo. Die Platte will ich verleimen aus vielen kleinen Stäbchen. Diese Stäbchen sind alle fertig. Ich habe mir knapp 600 Holzleisten gefertigt, 60cm lang, 2cm breit und 4 cm hoch. Diese Stäbchen will ich nun zu den Arbeitsplatten verleimen.

Nun würde ich aber um das alles etwas interessanter aussehen zu lassen verschiedene Farbtöne haben. Also von Eiche Original über vielleicht 3 - 5 dunklere Töne, und diese 5 Farbtöne dann mischen und zu den Arbeitsplatten verleimen.

So, erst dachte ich an beizen, also die Stäbchen alle etwas andersfarbig beizen. Allerdings wird das nicht gehen. Denn wenn ich die Platte dann verleimt habe, dann muss diese natürlich komplett geschliffen werden in mehreren Durchgängen bis sie komplett glatt ist. Damit würde ich die Beize ja wieder runterschleifen.

Also habe ich es mit Räuchern versucht. Also eine Kiste gebaut, dort Salmiak (oder Ammoniak, werde nochmal auf die Packung schauen) rein und einige Stäbchen reingelegt. Ich dachte nun, je nachdem wie lange ich das Holz drin lasse wird es immer dunkler. Also nach 2,4,8,12,16,24 Stunden mal ein Stäbchen rausgenommen. Dummerweise sind alle Stäbchen gleich dunkel geräuchert :emoji_wink: nur halt je nach Zeit weiter ins Holz reingezogen.

Wie bekomme ich denn nun unterschiedliche Farbabstufungen hin? kann man zum Beispiel das Salmiak verdünnen? Oder dauert es dann nur länger und birngt trotzdem den gleichen Farbton? Ausserdem ist es nur 25%iges Salmiak. Lohnt es sich vielleicht aus der Apotheke höherprozentiges Salmiak zu nehmen? Oder wird es davon auch nicht dunkler?

Gibt es noch mehr Möglichkeiten die Eiche abzudunkeln? Es muss halt einige Millimeter ins Holz rein gehen damit man es dann nachher wenn die Platte verleimt ist abschleifen kann ohne die verschiedenenen Farbtöne zu verlieren.

Danke schon einmal!
 

edelres

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Raeuchern von Eichenholz

Hallo Merlin

Der Raeucherfarbton entsteht in dem die Amoniakdaempfe mit dem Gerbstoff im Holz reagieren(der Luftsauerstoff spielt wahrscheinlich auch eine Rolle dabei).. Je hoeher der Gerbstoffgehalt um so dunkler der Farbton, die Konzentration des Amoniaks (im Salmiakgeist) bestimmt die Zeit der Einwirkung . Bei hoeherer Amoniak Konzentration bildet sich der Farbton schneller aus. Nach einem bestimmten Zeitpunkt aendert sich die Farbe nichtmehr. Der Endfarbton hellt sich etwas auf wenn das Holz wieder der Luft ausgesetzt wird. Mit einem Auftrag von Pyrogallol loesung oder Gerbsaeure(Tannin) kann eine Farbaenderung/Farbausgleich erreicht werden. Die mit Raeuchern erzielten Farben sind mehr oder weniger ein Zufallsprodukt, da von vielen, nicht mit Werkstattmitteln messbaren, Bedingungen abhaengig. Was ich damit sagen will, ist dass der Farbton nicht vorausgeplant werden kann.. Die erzielten Farben sind rein und einigermassen Lichtbestaendig und sehr ansprechend. Der dunkelste Farbton den ich aud diesem Weg erzeugte war Schockobraun.

Pius hat recht wenn er es als chaos Prinzip beschreibt.

Von meinen langjaehrigen Erfahrungen kann ich folgendes berichten. Alle Beizen die auf Holz aufgetragen werden faerben nur die Oberflache. Die Beizen dringen kaum mehr als einen Millimeter ins Holz ein. Jede Art von Schleifen wird sichtbar und veraendert unkontrollierbar den Farbeindruck. Ich schleife nie eine gebeizte Flaeche, sollte die Oberflaeche durch das Beizen aufgerauht sein schleife ich diese mit der Grundierung.

Mit einem Freund, einem Drechsler, habe ich Versuche unternommen Holz zu Faerben so dass es beim Drechseln gleichfarbig bleibt. 1. Versuch Holz in Anilinbeize gekocht in einem Dampftopf mit 1 at Ueberdruck bis zu 6 Stunden. 2. Versuch Holz in Beize gelegt und das Gefaess evacuiert mittels Vacuumpumpe, mehrere Stunden (leider die Zeit nicht notiert). Die Versuche ergaben dass es uns auf diesem Weg nicht gelang das Holz tief zu faerben. Im Querschnitt konnte man sehen wie tief die Faerbung reichte nicht mehr als ca 3 mm nach innen gehend immer heller auf keinen Fall gleichmaessig.

Im Technischen Lexikon "Luger" ca 1890/Jahrhundertwende ist ein Verfahren beschrieben um fuer die schwarzen Klaviertasten einen Ebenholz Ersatz herzustellen. Dabei wurde Nigrosin (schwarze Anilinbeize) mit Hochdruck von der Hirnholzseite eingepresst. Es ist nicht angegeben wie lange die so behandelten Holzstuecke waren bei Klaviertasten ja eh nur ca 15 cm.

Lass dich nicht entmutigen verleime Deine Leisten schleife alles richtig vor und beize dann die Platte. Es wird sich durch die einzelnen Leisten ein interessantes, unterschiedliches Gesamtbild ergeben. Falls es dich interessiert poste ich hier im Forum, wie ich Eichenholz beize, von mittelbraun bis schwarz(Mooreiche) bei klarem Maserungsbild.

Viel Erfolg

mfg

Ottmar
 

Merlin

ww-kirsche
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hm... erst einmal danke für deine Antwort.

Das Problem ist, wenn ich die Platte nun zuerst verleime und DANN als komplette Platte beize, dann habe ich ja wieder eine mehr oder weniger einfarbige Platte, also nicht mehrere Farbtöne durcheinander gemischt... Eigentlich wollte ich ja mehrere Farbtöne in verschiedenen Helligkeiten haben pro Stäbchen...

Vielleicht sollte ich das mal testen bei einigen Stäbchen Tannin aufzutragen. Aber wenn man es einfach aufträgt, dann wird es ja auch nur die Oberfläche sein denke ich? Also auch wenn es beim Räuchern dann dunkler wird, dann wird wohl nur die Oberfläche dunkler sein wo das Tannin aufgetragen ist? Sprich: Nach dem Schleifen ist der Farbton wohl wieder der gleiche wie bei den nicht mit Tannin behandelten Stäbchen?

hm... naja mal sehen... vielleicht geht es auch einfach nicht was ich vor habe... Dann muss ich doch nachträglich einfarbig beizen. Schade drum, aber dann kann man wohl nichts machen.

Also interessiert mich wohl deine Anleitung wie du Eichenholz beizt :emoji_slight_smile: Hast du eventuell ein paar Fotos einer fertig bearbeiteten gebeizten Eichenholz-Platte? Das man in etwa sehen kann was das dann am Ende für einen Farbton ergibt?

So, im Anhang nochmal eine Tischplatte die ich mir mal gemacht habe. Damit man genau versteht was ich meine mit den Stäbchen. Genau nach dem Prinzip der Tischplatte werden auch meine Küchen-Arbeitsplatten gefertigt. Nur wollte ich diesmal halt unterschiedliche Farbtöne mischen... Aber ein schöner dunkler gebeizter Farbton wird dann wohl auch gehen. Wie ist das denn wenn man nachträglich dann mal was ausbessern muss? Schlecht bei einer gebeizten Fläche oder?

Und noch eine Frage an die Profis: Was nehme ich am besten für die Oberfläche wenn die Platte fertig ist? Einfach Hartwachs oder Hartöl oder so etwas? Oder kann man auch DD Lack 28 oder so für die Arbeitsplatte benutzen? Soll ja angeblich sogar recht Kratzfest etc sein?
 

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Fisch

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hallo, Merlin

In einem schweizer Lehrbuch zur Oberflächengestaltung von 1966 wird beim Thema "Räuchern von Eichenholz" berichtet, daß oft unterschiedliche Farbtöne entstehen, weil zuvor Leimdurchschläge mit Oxalsäure oder Sauerkleesalz behandelt worden sind. Also: Vielleicht solltest du einige deiner Stäbe mit einem dieser Stoffe behandeln - es handelt sich um eine Bleichung - um damit eine Änderung des Gerbstoffgehaltes zu erreichen . Dann räuchern. Müßte unterschiedliche Farbtöne ergeben.

Könnte man vielleicht auch nach dem Verleimen/Schleifen anwenden. Den in dem Buch wird als Mittel gegen "fleckiges Räuchern" empfolhlen, die ganze Fläche mit Oxalsäure zu behandeln und nicht nur die Leimflecken.
Eindringtiefe müßte man durch Versuche herausfinden.

Allerdings: Dort wird auch berichtet, daß "geräucherte Gegenstände blassen stark nach."

Gruß aus Freiburg
Christian
 

edelres

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Eiche beizen

Hallo merlin,

Ich habe ofters Ergaenzungen an alten Eichenholzgegenstaenden durchzufuehren. Je nach dem Zeitpunkt der Entstehung der Moebel kann die Farbskala von hellbraun bis Schwarz (Mooreiche) reichen.

Fuer die Erzielung der dunkleren Farbtoene verwende ich eine 2 Komponenten Methode.

Als erstes trage ich eine Loesung von 10 Gramm Pyrogallol in 50 ml Wasser auf das Holz auf. Diese Loesung lasse ich ca 30-60 Minuten einwirken.

Als zweite Loesung verwende ich Natronlauge (Natriumhydroxid; NaOH). Ich halte Loesungen von 1% - 5% 10% vorraetig. Ich trage nun die Natronlauge mit der 1%igen beginnend mittels "Foambrush" auf Musterstuecke, oder bei Moebeln an wenig sichtbaren Stellen auf, lasse die Lauge einge Zeit einwirken (der Farbton bildet sich so nach und nach) und wasche dann sorgfaeltig mit Wasser ab. Nach dem Trocknen sehe ich dann wie der Farbton ausfaellt. Bei Moreiche (fast schwarzer Farbton) verwende ich eine Loesung von 20 Gramm Pyrogallol in 50 ml (in heissem destillierten Wasser geloest. ) und eine 10%ige Natronlauge. Durch mehrmaliges Wiederholen habe ich bis jetzt noch jeden Farbton erreicht.

Eine hoehere Konzentration, als 10%, der Natronlauge bringt kaum messbare Farbunterschiede, das Auswaschen dauert laenger!

Wichtig!!! Waehrend der Anwendung von Aetznatronlauge, Pyrogallol, unbedingt Schutzbrille und Gummihandschuhe tragen. Stark aetzende Stoffe.

Auf keinen Fall die so gebeizten Flaechen schleifen!!!

Ich habe gute Erfahrungen mit Tungoel gemacht. Es ist auf die Dauer gesehen pflegeleicht und laesst sich durch einen neuen Oelauftrag wieder Auffrischen. Von Wachs halte ich nicht viel in Bezug auf Arbeitsplatten(Wasserflecken) kaum Schutz der Oberflaeche. Mit modernen Lacken habe ich keine eigenen Erfahrungen.

Tannin faerbt schwaecher als Pyrogallol. Ich habe vor langer Zeit mal mit Tannin experimentiert und dies dann zu Gunsten von Pyrogallol aufgegeben. Die genauen Umstaende habe ich vergessen (Alterserscheinung)

Falls Du die Arbeit nicht scheust und Misserfolge als Erfahrungen akzeptierst, wuerde ich folgendes probieren. Mehrere Pyrogalloloesungen, z. B. 5% - 10% 20% herstellen und dann damit unterschiedliche Musterstuecke fertigen. Genau dokumentieren mit was und wie jedes Muster behandelt worden ist. Nach den dabei erzielten Ergebissen kannst du dann eine Strategie entwickel wie du dann die Endbehandlung der Platte ausfuehren kannst. Evtl einzelne Leisten gezielt behandeln.

Die auf diesem Weg erzeugten Farbtoene sind klar und ansprechend. die Lichtbestaendigkeit ist zufriedenstellend.

Meine Anerkennung fuer deine Arbeit und meinen Respekt fuer die Beharrlichkeit dein Ziel zu erreichen.

Wer nichts wagt der nichts gewinnt!!!

mfg

Ottmar

PS: Ich habe in D so ca 60 Kopien von "Rhoentischen" (masiv Eiche, Platte ca 10 cm stark) angefertigt und geraeuchert. Leider habe ich keine Bilder von meinen Arbeiten in D (kann sie seit meiner Auswanderung nicht finden).
 

holzz

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Hallo!
Jeder, der schon mal einen nassen Eisenhammer auf roher Eiche abgelegt hat, weiss, dass Eiche mit Eisen schwarz reagiert.
Aufgrund dieser Erfahrung hab ich mal mit Eisenspänen und Wasser eine Lösung angesetzt, mit der ich Eiche dunkel bis schwarz färben konnte.
Das Farbbild war jedoch auf grossen Flächen eher unbefriedigend, aber auf so kleinen Leistchen?
Ich würde von Einpinseln bis Tränken alles mal probieren (Trocknung beachten).
Das Rostwasser färbt das Holz bis in Eindringtiefe, deshalb vermute ich, das man es nach dem Verleimen auch schleifen kann, ohne den Farbton zu zerstören.
Nach dem Schleifen mit Druckluft ausblasen, hoffentlich färbt der Schleifstaub nicht die ganze Fläche gleichmäßig.
Grüße, Holzz
 

Glismann

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Eine Lösung?

Habe ich auch nicht, aber vielleicht sollte man sich vor der verarbeitung von
?m³ Eiche Gedanken machen wie das Problem zu lösen ist.
 

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Flecken auf Ahorn Schreibtisch

Ich wollte fragen wie man auf Ahornholz öl und Sekundenkleberflecken entfernt.
 

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Clou Räucherbeize

Von Clou gibt es eine Rächerbeize, die ziemlich einfach anzuwenden ist.
 

derdad

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Glismann schrieb:
Habe ich auch nicht, aber vielleicht sollte man sich vor der verarbeitung von
?m³ Eiche Gedanken machen wie das Problem zu lösen ist.

Hi Glisman!
Es stimmt was du sagst, speziell bei Auftragsarbeiten. Denn da ist man an Plan und Angebot gebunden.
Aber viele Ideen entstehen erst während der Arbeit. Wenn ich etwas für mich selber mache habe ich eine Idee was es werden soll, und (nicht immer) auch einen Entwurf. Doch gerade die Details entstehen meist während der Arbeit. Da ist zB ein Ast der mir gefällt und den ich einbauen möchte. Da entseht durch Zufall eine Farbkombination die ich mehr zum Ausdruck bringen möchte. ...................... Gerade dadurch wird ein Möbel lebendig.
Ausserdem werden bei einer Küchenplatte nicht m3 von Holz verarbeitet.

gerhard
 

elgarlopin

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Eiche dunkel beizen/räuchern

Also, Merlin, wenn ich mir deine Arbeitsplatte bzw. die "Riemchen" ansehe, so sind die ja auch schon unterschiedlich gemasert und gefärbt. Dann solltest du auch nach dem Aushobeln und anschliessendem Beizen oder räuchern auch wieder diese Unterschiede haben, halt nur dunkler.
Du kannst auch unterschiedliche Töne durch räuchern (unbedingt im Abdeckplanenzelt) erzielen, indem du die Einwirkzeiten variierst. D.
h. alles hinein, dann portionsweise rausnehmen, die letzten sind die dunkelsten.
Viel Erfolg
Franz:emoji_slight_smile:
 

M_B

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ich glaube, nach knapp 4 Jahren dürfte die Platte fertig sein...:emoji_wink:
 

elgarlopin

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Eiche dunkel beizen/räuchern

Danke für den Hinweis, Mathias, aber:

auch ältere threads werden auf der Suche nach (evt. neuen) Tips noch gelesen.
OK?:mad:
 
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